Der Trick ist, Runden mit anderen Spielleitern zusammen zu spielen Ist natürlich ein Pseudo-Trick, so ein bisschen Douglas Adams Trick, zu fliegen: Auf dem Boden fallen, aber daneben
Schwierig vor allem, weil das ja schon viele Dinge vorweg nimmt, von denen einige gegeben sein müssen, anderer erarbeitet werden wollen.
Aber der Reihe nach.
Zunächst ist die Frage:
Wo will ich spielen: Am echten oder virtuellen Spieltisch? sehr zentral, den abhängig, wo man wohnt und wie die Demografie dort zum eigenen Alter passt, ist der Anteil von Mit-Hobbyist·innen sehr variabel.
Dann zum Geschmack:
Was will ich spielen? Da muss ich, wenn ich sehr selbstkritisch rangehe einräumen, dass ich derzeit vermutlich keine SL finde, die mehr als 60-70% Übereinstimmung in Spielstil
und Inhalten zu mir hat. Und dabei würde ich mich als ziemlich offen in Hinsicht auf Genres, Systeme und Settings bezeichnen. Einziges Problem: Auf die "Großen" (DSA, Shadowrun, Cthulhu, DnD5) hab ich einfach so
gar keine Lust - es sei denn, mit anderem System! Das schränkt die Auswahl schon merklich ein! Abgesehen davon bin ich aber für Setting- und Regel-Experimente zu haben, brauch aber keine autoritären "Meister-Spielleiter" mehr.
Wichtig: Man muss erstmal für sich herausfinden, was man will, was man nicht will und vor allem und nicht zuletzt: Welche Kompromisse bin ich bereit, einzugehen?
Der schwerste und aufwändigste Punkt von allen:
Netzwerken, neudeutsch
Networking! So ausgelutscht und überbeansprucht beide Begriffe im beruflichen Umfeld mittlerweile sind - im Hobby kommt man ohne einfach nicht weiter. Wer sich keinen Pool an Leuten aufbaut, mit denen man losen Kontakt pflegt (und sei es nur mal was wie "Ey hast du von demundem Kickstarter mitbekommen? Das wär doch was für dich?") und sich auf die eine, 30jährige Stammrunde verlässt, der steht schnell verlassen da, wenn die aufgrund von Jobwechsel, familiäre Veränderung oder einfach Prioritätenverschiebung bei mehr als 1 Mitspielende die Runde auf Dauereis gelegt wird.
Je weniger dicht die Gegend hobbymäßig besiedelt und ist je wichtiger einem Offline-Spieltisch ist, desto unweigerlicher wird dieser Punkt - leider, für die Introvertierteren unter uns
Ich habe gute Erfahrung damit gemacht, passende Leute aus dem Rollen- und Brettspielverein zu "rekrutieren" in dem ich ein paar Oneshots angeboten habe und darüber Kontakte aufgebaut.
Tatsächlich kann es auch hilfreich sein, mal als "Gastspieler" bei alteingesessenen Runden reinzuschauen (auch wenn man zBsp keine Lust auf Shadowrun hat, aber SciFi mag) und sich in den Pausen mal mit dem Mitspielenden zu unterhalten. Meist sind da auch Andere dabei, die für die Runde Zugeständnisse machen und zBsp supergern mal ein anderes Cyberpunksystem leiten würden - nur in DER Gruppe will das niemand.
Und die Kür:
Andere motivieren! Was ich damit meine? Wenn eine Gruppe gegeben ist, wo ich als Spieler andere potentielle SL zu erkennen glaube, diese aber noch Hemmungen haben, kann ich in gewissen Rahmen versuchen, den Spielstil aktiv mitzugestalten, indem ich mir Mühe geben, sehr aktiv mit der SL zusammenzuarbeiten - und zwar dem Spielstil der SL entsprechend, nicht dem, den ICH gerne hätte. Darüber hinaus kann ich aktiv mitgestalten, ein Rundenwiki pflegen, die Rundennotizen für alle machen oder Terminkoordination übernehmen - also der SL das Leben leichter machen! Ich sehe das als "Support-Spiel" mit dem Ziel, den Mitspielenden zu zeigen, dass der SL-Job nicht so undankbar sein muss, wie er oft noch ist.
Das kommt jetzt vielleicht einerseits "positiv-manipulativ" rüber, anderseits vielleicht nur als Variante von "Sei kein Arsch" - aber sich die Möglichkeiten, die man als Spielende hat, bewusst zu machen und zu nutzen, kann die Qualität einer Runde wirklich enorm verbessern und die Schwelle für Andere, auch mal einen Oneshot zu leiten, verringern.
tl;dr: Zusammenfassend würde ich antworten: Es ist auf jeden Fall nicht immer und für alle
leicht, eine SL zu finden. Es ist aber nicht unmöglich, wenn man zumindest in gewissen Teilen offen gegenüber Neuem (und manchmal auch Altem) ist und sich von der Idee der "perfekten Runde mit dem perfekten System und dem perfekten Spielleiter" macht. Und es kommt nicht von selbst, man muss dafür
aktiv werden!