Und mein Versuch euch zu überzeugen ebenso vorzugehen.
"Regeln" oder "System" sind ein recht schillernde Begriffe. Sie bezeichnen u.a.
1. Was in einem Regelwerk steht
2. Die Teile eines Rollenspielerlebnisses, in denen es um Zahlen, Würfel und diskrete Werte geht
3. Die Regeln, nach denen eine Rollenspielrunde tatsächlich spielt
4. Als Schlagwort in Credos wie Rules As Written, Rulings Not Rules usw.
5. Was ein Publisher für seine verschiedenen Regelwerke wiederverwendet.
Das sind alles sehr unterschiedliche Dinge und die Diskussion vereinfacht sich, wenn man sich klar macht, wie diese zusammenhängen.
Eine Gruppe wird in einer gewissen Weise spielen (3). Dabei kann sie sich von dezidierten Rollenspielprodukten (1) inspirieren lassen oder weiteren Quellen, wie sachkundigen Youtublern, Antworten des Designteams in irgendeinem Forum oder sonst etwas. Teil jener Spielweise (1) kann die Verwendung gewisser Mechaniken (2) sein.
Und jetzt wirds spannend. Es gibt eine ganze Reihe dieser Credos und Gruppen, die sich um diese scharen. Im Einzelnen:
1. Ignore The Rules When They Are In The Way Of The Story.
2. Rules As Written
3. Rulings Not Rules
4. System Does Matter
Diese Credos beschreiben nicht, wie man
spielt. Sie sind nicht Teil der Spielweise. Anhänger dieser Sätze können ganz hervorragend zusammenspielen und womöglich nicht mal wissen, dass sich jemand aus der Runde einem der anderen verschrieben hat. Diese Credos sind vielmehr Argumente oder noch besser Argumentationsstrategien, die Leute in der Runde situativ vortragen können, wenn es darum geht, die Spielweise der Gruppe zu etablieren oder anzupassen. Es sei festgehalten, dass in keinem dieser vier Credos "Rules" bzw. "System" exakt das selbe bezeichnet.
Ich wollte diesen Beitrag eigentlich in Antwort auf
Swanosaurus' Frage hier schreiben: Was ein Regelbruch eigentlich sei.
Bevor ich eine Antwort versuche, eine Beobachtung: Im besagten Thema kamen relativ wenig Antworten, die in die Erwartung von chad vader fielen. Im Zeitgleich entstandenen
Thema von Zed kommen dagegen recht bereitwillig Antworten, welche fiesen Spielleitungen man schon erlebt habe. Warum ist das so?
Weil Zeds Frage implizit auf die Spielweise einer vormaligen Gruppe bezieht. Die Betreffenden fühlten sich jeweils in einer konkreten Runde schlecht behandelt. In Chads Thema ist dagegen nicht wirklich klar, welche Regeln eigentlich gemeint sind. D.h. "Regelbruch" oder "Schummeln" operiert auf der Ebene des persönlichen Erlebens in einer Runde. Gebrochen wird die Erwartung an die gemeinsame Spielweise.
Es ist deshalb auch schwierig, da von außen Aussagen zu treffen. Wenn alle am Spieltisch zufrieden sind, ist alles gut. Und ansonsten müssen die Leute miteinander sprechen. Danach ändert sich die Spielweise der Gruppe. Eine bessere Frage wäre also: Wie kommuniziert man am besten, wenn man sich einer Runde ungerecht behandelt fühlt?