Autor Thema: Warum Fantasy? Was ist daran so toll?  (Gelesen 6402 mal)

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wjassula

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Re: Warum Fantasy? Was ist daran so toll?
« Antwort #25 am: 15.10.2004 | 09:44 »
Jenseits der inneren Logik und Stringenz solcher Setings: Ist es nicht grade das klischeebehaftete, das uns an Fantasy gefällt? Einmal, weils allen vertraut und eine solide Basis ist, dann aber auch, weil hier archetypische Geschichten erzählt werden, die mit starken Bildern arbeiten, die wir alle aus den Märchen und Sagen unserer Kindheit kennen?

Arme Söhne, die auf Abenteuer ausziehen, Drachen töten, siche einen Platz im Leben erobern, die dunklen Mächte aus dem Inneren nach Draussen projezieren?

Und natürlich, weil sie sich so herrlich für Eskapismus eignet: Einfach mal raus aus den modernen Zwängen von Steuererklärung, Höflichkeit, Hände waschen und freundlich sein, wenn man beleidigt wird? Stattdessen Lagerfeuer, eschte Männa unda sisch und es zählt nur, was du kannst, und nicht, welche Ausbildung du hast oder wie du dich beim Bewerbungsgespräch verkaufst?

Mir gefällt der erste Aspekt (mit den archetypischen Bildern) manchmal ganz gut, die Fluchtmöglickeit eher nicht.


Offline Boba Fett

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Re: Warum Fantasy? Was ist daran so toll?
« Antwort #26 am: 15.10.2004 | 10:47 »
Fantasy ist ein Genre, dass man sich leicht vorstellen kann (verklärtes Mittelalter mit Magie) und das angegnehm ist.
Science Fiction ist oft sehr abstrakt oder "technisch",
Horror ist zwar auch sehr leicht "vorstellbar" aber auch oft "beunruhigend".

Ausserdem hat Fantasy die stärksten Quellen im Rollenspiel.
Und auch ein sehr starkes Fandom. SciFi ist schwächer.
Horror ist erst in den letzten Jahren wieder sehr stark geworden.

Abgesehen davon haben andere Settings (futuristische beispielsweise) auch Eigenschaften, die manchen ggf,
abschrecken.
Bei futuristischen oder Modernen Settings könnte man den Handlungsort in wenigen Stunden komplett ändern.
Man fliegt nach Afrika, Asien, Südamerika. Oder auf einen anderen Planeten.
Andere Sprachen, Kulturen, Sitten machen oft probleme, denn der Spielleiter müsste sich erstmal schlau machen,
oder was überlegen. Das schreckt oft Leute ab.
Dann macht die Technik oft Sorgen - was geht, was nicht, was können Computer in der Zukunft.
Wie tödlich sind waffen in der zukunft, wenn sie schon heute so tödlich sind.

Fantasy ist da einfacher.
« Letzte Änderung: 15.10.2004 | 10:48 von Boba Fett »
Kopfgeldjäger? Diesen Abschaum brauchen wir hier nicht!

ToBe

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Re: Warum Fantasy? Was ist daran so toll?
« Antwort #27 am: 15.10.2004 | 10:50 »
Mir fällt auch immer wieder auf, daß Fantasy-RPG bei vielen (und auch mir) das Interplay stärker fördert oder eben leichter macht. Mit Interplay meine ich das Darstellen einer Figur und die Kommunikation und beziehungen zwischen dem verschiedenen Rollen.

Bei SciFi passiert es IMHO leichter, daß eine Runde in eine Kampf/Würfelorigie abdriftet. Warum das so ist weiß ich nicht so genau. Dabei bin ich meistens eher ein SciFi Fan.

Ein

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Re: Warum Fantasy? Was ist daran so toll?
« Antwort #28 am: 15.10.2004 | 10:58 »
@ToBe
in-game (wir brauchen nicht noch mehr Begriffe ;))

Offline Cyberdance

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Re: Warum Fantasy? Was ist daran so toll?
« Antwort #29 am: 21.10.2004 | 00:32 »
Fantasy bringt uns in eine archaische, vergangene Welt, die - für unser heutiges Verständnis - sehr viel einfacher ist. Probleme und Gefahren sind näher und mit einem starken Arm und etwas Entschlusskraft leicht (und bleibend) zu lösen. Es ist ein erholsamer Ausstieg aus unserem Alltag, in dem wir Probleme tatsächlich bewältigen und die Welt verändern können, den andere Genres nicht bieten können.
SciFi ist eine hypothetische Weiterentwicklung unser jetztigen Welt, oftmals mit denselben Problemen (oder sogar heftigeren Versionen davon). Es gibt kein "archaisches SciFi". Deshalb ist StarWars z.B. meiner Meinung nach auch Fantasy und kein SciFi. ;)

Fantasy-Geschichten appeliieren an etwas, das tief in uns verwurzelt ist aber in unserem alltäglichen Leben keinen Platz hat. Ich nehme an, wir kompensieren damit, das sich unsere Gesellschaft in einem Maße entwickelt (ich sage "entwickelt" und nicht "verbessert") hat, mit dem wir als eher langsame voranschreitende Spezies gefühlsmäßig nicht zurechtkommen. Traurig, das es leider so viele gibt, die ein solches (oder ähnliches) Ventil nicht haben.
You scratch my paint, I scratch yours.

Wolf Sturmklinge

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Re: Warum Fantasy? Was ist daran so toll?
« Antwort #30 am: 21.10.2004 | 09:07 »
Die vollkommene Unrealität. In einem SciFi Setting (Star Wars, Space Gothic, Shadowrun, etc.) gibt es (imo) niemals die totale Unrealität, wie zum Beispiel die Ebene Archeron, wo irgendwelche Armeen sich auf herumschwebenden Metallwürfeln verkloppen...

..zumindest ohne die richtigen Drogen nicht (;.

Aber ich mag beides, Fantasy und Sci-Fi...

ToBe

  • Gast
Re: Warum Fantasy? Was ist daran so toll?
« Antwort #31 am: 22.10.2004 | 11:26 »
@Wolf Sturmklinge
Das halte ich auch für das wichtigste Argument. Fantasy ist einfach um einiges weiter von unserer Realität weg als es SciFi (zumindest meistens) ist. Es sind rein fiktive Welten ohne Bezug zu unserer Welt. SciFi ist meistens eine Art Zukunftsversion unserer Welt. Nach dieser Version würde ich StarWars übrigens eher Fantasy als SciFi zuordnen. Diese Fülle von Kreaturen, Welten und Mächten, sieht man normalerweise eher in klassichem Fantasy.

WICHTIG: Ich rede hier von meistens, eher, oft. Es gibt also selbstverständich Außnahmen.

Offline Arkam

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Re: Warum Fantasy? Was ist daran so toll?
« Antwort #32 am: 3.11.2004 | 13:57 »
Hallo zusammen,

also ich mag Cyberpunksettings sehr. Der Trend zur Fantasy kommt meiner Ansicht nach häufig daher das man meint man müsse sich bei modernen Settings mehr mit der Realität auseinandersetzen.
Dabei ist das eigentlich grundfalsch. Man muß sich nur darauf einlassen das man nicht unsere moderne Welt vollständig simulieren und nachstellen kann sondern sich auf ein paar Sachen beschränken muß.
Mein allererster Travellerspielabend war mit solch interessanten Dingen wie dem notieren meiner Charakterersonalausweisnummer, meiner Charakterkontonummer und meinem ersten Bewerbungsschreiben ausgefüllt. Man kann vielleicht nachvollziehen warum diese Runde nicht weitergeführt wurde.

Das gleiche gilt auch für die so beliebte Technik. Wenn man sich auf etwas einschlägige Technik mit spielrelevanten Vor- und Nachteilen beschränkt kann man sehr viel lockerer spielen als wenn man eine Mischung aus Hacker, Sicherheitsexperte, Soldat in Kommandoposition und höchst qualifiziertem Techniker sein muß um auch nur halbwegs mitspielen zu können.

Warum man als Charakter weniger heroisch ist wenn man endlich den korrupten Politiker in seiner Fernsehshow anprangert oder endlich das teure Medikament in ein Slumviertel liefern kann als der Ritter ist mir schleierhaft. Hey man kann auch heroische Typen in einem Cyberpunksetting spielen. In einem Fantasysetting arbeiten ja schließlich auch strahlende Ritter, berufsmäßige Diebe und wissensdurstige Magier zusammen. Warum sollen dann in einem modernen Setting nicht der angagierte Sozialarbeiter, der dubiose Sicherheitsexperte und der die Informationsfreiheit verteidigende Hacker zusammenarbeiten?

Auch für moderne Settings gibt es reichlich gute Lektüre um sich Anregungen udn interessante NPCs abzuschauen.

Von da aus versucht es doch einfach Mal mit einem modernen Setting. Wechselt das Schwert +5 gegen eine M16, die Ritterrüstung gegen eine Kevlarjacke und den Erzmagier als Gegner gegen den Megakon aus. Lernt die Romantik kennen wenn man an einem Faß mit brennendem Müll eine Ratte als Abendessen grillt. Erlebt die Magie wenn Nanobots und Cyberware eure Möglichkeiten ins Übermenschliche steigern. Vielleicht trifft man sich demnächst ja auf den Gängen eines Biowaffenlabors oder den Tiefen der pariser U-Bahn wieder.

Gruß Jochen
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Offline Bentley Silberschatten

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Re: Warum Fantasy? Was ist daran so toll?
« Antwort #33 am: 3.11.2004 | 14:16 »
ich versteh es eh nicht warum man sich selbst einschränken sollte.
Fantasy ist klasse, aber es gibt auch klasse SiFi, Cyberpunk und Historische Settigs.

Mich muss einfach das Setting begeistern, dann ist es egal in welche Kathegorie es fällt!