Autor Thema: [Weltenfragment] Die gläserne Stadt  (Gelesen 1316 mal)

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Offline Yoscha

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[Weltenfragment] Die gläserne Stadt
« am: 10.09.2004 | 17:31 »
Vorneweg, es handelt ich um ein Weltenfragment, dass im Rahmen eines Projekts im WB-Forum entstanden ist. Es hat also weder den Anspruch, noch das Ziel eine umfassende Welt zu sein, sondern es ist lediglich ein Fragment.

Meinungen, Fragen, Ideen?

Die Stadt
In Mitten des Nichts erhebt sich die Gläserne Stadt. Türme aus Glas und Stahl winden sich in immer neuen Formen den Sternen entgegen, die in den unzähligen Spiegeln der Stadt wiederscheinen. Fast geräuschlos gleiten die Schwebebahnen zwischen den Gebäuden umher und brigen die Menschanmassen der Stadt morgens zu ihren Arbeitsplätzen und abends zu ihren Wohnungen. Und die Menschen sind glücklich. Denn die Stadt funktioniert. Sie bietet ihren Bürgern alles was sie begehrt, gewaltige Glaskuppeln, in denen sich Parks mit allen nur erdenklichen Landschaften zur Erholung einladen, Unterhaltungskomplexe, die fast alles bekannte in den Schatten stellen, von Glückspiel bis hin zu virtuellen Realitäten wird ALLES geboten, Luxus ist alltag für alle, die medizinische Versorgung ist dank modernster Technik fast schon eine Garantie für Unsterblichkeit, die durchschnittliche Lebenserwartung liegt bei über 90 Jahren. Die Bürger sind glücklich.
Das System funktioniert, das System kümmert sich um seine Bürger, IMMER.
Das System wacht über seine Bürger.
Das System kümmert sich um seine Bürger.
IMMER.


Die Determinanten
Doch wer genau hinsieht wird vielleicht einen kurzen Blick auf eines der abertausend gläsernen Augen erhaschen, die jeden Winkel der Stadt jederzeit stumm betrachten, der wird die Gestalten sehen, die in mitten des Trubel stehen und nur beobachten, und trotzdem von allen ignoriert werden. Sie beobachten, und sie beobachten vor allem die, die zu tief blicken. Und dann sind sie wieder verschwunden.
Und wer zu lange zu tief blickt wird vielleicht eines Tages mit ihnen verschwinden.
Und wenn man den Verschwundenen wiedersieht, so wird er selbst starr und stumm, in mitten der Rush-Hour stehen und beobachten, regungslos und wartend, nur um bald darauf wieder verschwunden zu sein.
Die Determinanten, die Wächter der Ordnung, die unablässig eins tun, Daten sammeln, Daten über alles und jeden.
Und unter der Stadt kriechen einen archaischen Leviathan gleich millionen und abermillionen Glasfaserkabel einem gemeinsamen Ziel zu, und exakt im Zentrum der Stadt treffen sie alle zusammen. Hier sammeln sich alle je gemachten Daten der Stadt. Datenspeicher so groß wie ganze Hochhäuser, Computer von den Ausmaßen ganzer Wälder, sie alle sammeln Daten und werten sie aus. Determinanten wandern zwischen ihnen umher, blind für alles außer ihrer Aufgabe.
Und im Zentrum des ganzen sitzt er, der blinde Determinant, der erste Determinant. Niemand weiß mehr wie alt er eigentlich ist, außer dem geheimsten der geheimen Datenspeicher. Sein Körper ist nur noch ein Wrack, geflickt durch Glas. Wo einst Augen waren starren nun die gläsernen Linsen zweier Kameras in die Welt, seine gläsernen Haare verschwindem im Dickicht der restlichen Glasfaserkabel und leiten jede Sekunde neue Daten in das Gehirn des Determinanten. Denn er hat nur ein Ziel. Das Verständnis der gesamten Welt, des gesamten Universums, die letztendliche Offenbarung der gesamten Ordnung allen Seins, die Eliminierung jeglicher Unsicherheit, der Trumph über den Zufall, das Ende allen Chaos.

Der Kult der Tyche
Heil der tausengesichTIGen gÖTtin. Sie kommt dIE fesseln zu sprengen. Heil der Fürstin der tausen Namen. Heil Tyche, hail Loki, Heil Kali, heil seTH, heil Astarte, haIl Luzifer, heil Susanoo, heil Azathoth, HEIL CHAOS!
Lasst die Wogen der Freiheit die schwache Orddnung hinwegg feegen. Tod und Erschaffen, endlose Freude, ewiger Hass, Anfang und Ende und nichts davon. Ruft die Herrin und sie wird kommen, denn sie ist das Ende von Zeit und Zwang, labt auch an der Zerstörung, badet in den Scherben, denn hinter jedem spiegel lauert ihr ewiger Atem.
Worte des Bürgers 27668 J.J.Smith, Aufseher der Versorgungseinheit X-23, nach seiner Verhaftung als Rädelsführer der Kardianz-Aufstände.
Vermuteter Schaden der Kardianz-Aufstände 2,7 Mrd. Standardwährunseinheiten, Todesopfer 1.539, Einweisungen in Rehabilitationseinrichtungen 23.230.

Ein

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Re: [Weltenfragment] Die gläserne Stadt
« Antwort #1 am: 11.09.2004 | 10:30 »
Sehr schöner Entwurf. Erinnert mich an die Zukunftsversion vom Anfang des letzten Jahrhunderts: Künstlichkeit, Utopisch, Authoritär

Offline Fat Duck

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Re: [Weltenfragment] Die gläserne Stadt
« Antwort #2 am: 11.09.2004 | 11:30 »
Mmmm....klingt sehr schön, liest auch sehr gut. Vorallem der letzte Text macht Appetit auf mehr. :)
I can see what you see not, Vision milky then eyes rot.
When you turn they will be gone, Whispering their hidden song.
Then you see what cannot be, Shadows move were light should be.
Out of darkness, out of mind, Cast down into the halls of the blind.
http://fatduck.deviantart.com/

Offline Yoscha

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Re: [Weltenfragment] Die gläserne Stadt
« Antwort #3 am: 12.09.2004 | 15:39 »
Zitat
Künstlichkeit, Utopisch, Authoritär
Ich hatte einfach mal Lust etwas "Böses", "dunkles" zu schaffen, und als Inspirationen kamen dann Brave New World, 1984 und der Zauberer von Oz zusammen.

Zitat
liest auch sehr gut
Dabei hasse ich meinen Schreibstil, weil ich ihn für unleserlich halte.

Toguldur

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Re: [Weltenfragment] Die gläserne Stadt
« Antwort #4 am: 13.09.2004 | 18:14 »
Die Stadt aus Glas liegt da,
gar nicht erhaben,
ihre gläsernen Türme ragen
kranken Kristallen gleich in den schwarzen Himmel
dessen Sonne für immer verschluckt ist,
verschluckt von den wolken der Fabriken.
Ameisengleich, der Mensch.
In den Tiefen der Häuserschluchten hat er den Blick verloren.
Die Kristalltürme sind die Schatten, an die Erinnerung gelehnt.
In den Tiefen unter den Häuserschluchten, in Höhlen arbeiten die Maschinen
im dumpfen Rhythmus. Der Puls der Stadt mit den gläsernen Türmen.

"Ich spüre dass sie kommen,
wenn die kalten Träume kommen,
nahen sie. Sie holen Arbeiter.
Ich werde dieses Mal noch verschont werden, das weiß ich, ich merke es.
Mein Hals ist noch unumschlossen, ohne Mal.
Die Wächter kommen und holen die nächsten Arbeiter für die Fabriken unter der Stadt.
Und es gleicht einem riesigen Organismus wenn die Fabriken arbeiten und die kristallenen
Finger sich unmerklich in die Höhe schieben."