Autor Thema: playing hard and gritty  (Gelesen 22393 mal)

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Offline Silas

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Re: playing hard and gritty
« Antwort #100 am: 12.01.2005 | 17:40 »
Jeder Kampf, sei es strategisch-taktisch (z.B. bestimmte Zauber) oder durch rohe Gewalt in Form von Schwertern, Fausthieben oder Klauenangriffen, sollte eine echte Herausforderung sein, bei der die SCs den potentiellen Sieg erst richtig zu schätzen wissen. Kämpfe, die von vornherein zu leicht sind, kann man besser auslassen oder aber in einer Art Aufsatz niederschreiben und an die Spieler weitergeben...also ein Aufsatz für alle Beteiligten. Das ermöglicht dem SL eine coole Geschichte, bestimmte Action und bestimmte Aspekte im Sinne von hard & gritty zu betonen.
Wenn die NSCs durch die SCs in einer ohnehin schon umständliche zeitraubende Kampfrunde (Wer war noch mal dran, ich bin bei INI 11, nee, doch bei 14, weil ich doch vorhin meine Dex gesteigert habe/Zauber gewirkt habe usw.) reihenweise über die Klinge springen würden, kann man in diesem Kampf nicht jeden Tod, nicht jede Verletzung, nicht jeden Hieb und seine Auswirkung farbig ausmalen...dann steigen einem die Spieler auf den Kopf ("Du siehst, wie der gegnerische Soldat an den Hals fasst, um die Blutfontäne zu stoppen, die durch Deinen Hieb mit dem Krummsäbel nun aus seinem Körper sprudelt, während er gurgelnd auf die Knie geht und....Spieler: "Ja, nu, mach hin, ich will nun auch zuhauen...ok, der ist dann wohl platt, welcher der Gegner kann ich diese Runde angreifen?"). Meine Spieler lesen diese Sachen, die ich outtime geschrieben habe ebenso gerne wie bestimmte Kurzgeschichten über ihre Charaktere, in denen ihnen Erinnerungen hochkommen an längst vergessene Zeiten, Gefühlswallungen wie Zorn, Verzweiflung, Trauer und Mißtrauen.
Zurück zum Kampf: Wenn die Charaktere sich jeden Weg durch Gewalt bahnen wollen, verdienen sie nichts anderes als ein gewaltsamen Tod durch einen ihrer vielen Feinde, die sie sich durch ihre Gewaltanwendung geschaffen haben. In WoD haben die meisten Vampire noch einen Erzeuger oder Verbündete, vielleicht reicht auch ein Ghul, der seinen Herrn rächen will und den oder die betreffenden SCs tagsüber aufsucht, während sie relativ hilflos sind....
muß aber zugeben, daß bei mir noch kein SC gestorben ist....bin vielleicht doch zu weich, dennoch schwärme ich von hard&gritty.
*seufz*

Es grüßt
Silas
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Offline Medizinmann

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Re: playing hard and gritty
« Antwort #101 am: 13.01.2005 | 12:08 »
Hallo zusammen
Dies ist mein 1. Post hier im Forum.
Es gibt doch verschiedene RPGs .Manche eignen sich besser für Hard &Gritty (GURPS z.B.) andere eher nicht (Heroic D&D
ist vom System schon nicht dafür geeignet)

mit verschiedenen Tänzen
 Medizinmann

Offline Boba Fett

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hard and gritty - eine ketzerische Ansicht
« Antwort #102 am: 13.01.2005 | 12:51 »
Natürlich gibt es verschiedene Spielstile und natürlich eignen sich unterschiedliche Systeme auch mehr oder weniger dazu.

Grim & Gritty oder Hard & Gritty ist letztendlich doch ein Spielstil, in Settings bei dem "nur die Stärksten überleben" und Fehler, die man macht sehr schnell auch tödlich enden können.
Meistens wird dieser Spielstil mit einem düsteren, manchmal "primitiven" Setting gepaart, in dem das Recht des stärkeren gilt.
Heraus kommt dabei dann ein Rollenspiel für "echte Kerle", also nichts für Weicheier... ;)

Propagiert wird dabei meist der Realismus und die Härte und Kälte der Welt und der Regeln.

Ich glaube (das alles ist imho, also darf jeder eine andere Meinung dazu haben!), dass die meisten (relativiert, Ausnahmen sind also bewusst möglich!) Grim & Gritty oder Hard & Gritty Systeme letztendlich auch nur vom sogenannten "Style over Substance" leben.
Style over Substance steht normalerweise für die Einstellung der Einwohner eines Settings.
Hier wird SoS allerdings für das ganze Setting angewendet - meist unbewusst.

Meine These ist, dass die meisten G&G (Grim & Gritty bzw. Hard & Gritty) Systeme / Runden / Spieler die dem G&G zugeschriebenen Eigenschaften propagieren, diese in allerletzter Instanz  aber nicht konsequent durchsetzen.
Ich zähle mich selbst durchaus dazu. 8)
Das heisst, es soll hart und gemein und tödlich und kalt wirken, es soll aber nicht so sein...
Die Spielwelt soll finster und gefährlich wirken, aber nicht in letzter Konsequenz so existieren.
Style over Substance
Warum? Weil es einfach keinen Spaß machen würde, in einer solchen Welt zu spielen.
Denn dann hätten die dort exstierenden Charakter andere Probleme, als sich mit "Abenteuern" rumzuschlagen.
Finsteres Mittelalter - Seuchen, plagen, Leibeigenschaft, Hunger - wer will denn bitte schon einen Leibeigenen spielen, der Tag für Tag auf den Feldern seines Herren rumkreucht und Kartoffeln erntet und dann mit 25 an der Pest (oder Keuchhusten) stirbt...?
Wer möchte denn in einem Cyberpunk-Genre erst von den Konzernen vertrieben werden, dann in einem Slum drogensüchtig ums Essen kämpfen und wahrscheinlich 2 Monate später mit Messerstichen in der Gosse liegen und verbluten...?
Ich bekenne: Ich nicht!
Ich möchte Shadowrun dann lieber doch im "Happy-Elfen-Punk" spielen, wo es düster wirkt, aber nicht ist.
Ich möchte einen Spielleiter, der mir dir Illusion gibt, dass ich in einer echt dunklen und üblen Welt spiele, der aber dafür sorgt, dass mein Charakter dann doch in einer soweit intakten Welt agiert, dass er noch abenteuerlustig seine "Runs" abziehen kann.
Ich will auch nicht, dass mein Charakter beim ersten Bauchschuss aus einer 9mm Pistole an inneren Blutungen stirbt, sondern ich will nur glauben, dass er es könnte, während dessen mein Spielleiter dafür sorgt, dass er es nicht tut, denn sonst würde man ja nie eine Kampagne spielen...
Ich möchte einen coolen Charakter in einer finsteren Welt - und das kann ich nicht haben, wenn ich mich ständig ums Überleben kümmern muss.

Dann kann ich danach darüber lästern was die "Weicheier von DSA" (ironisch gemeint, bitte nicht übel nehmen und keinesfalls ernst oder als meine Meinung werten!!!) doch langweiliges spielen, währenddessen ich ja der coole und harte bin, weil ich ja nicht mal Happy-Elfen-Punk spiele, sondern Cyberpunk 2020 (oder SLA, oder GURPS, oder ExMachina, oder oder oder) spiele, was ja nur die ganz harten Kerle spiele.
Und dann kann ich hinterher darüber schwadronieren, wie cool es doch war, als ich die 9mm abbekommen habe, was aber noch ganz scharf vorbeiging, so dass ich dann mit einem Streifschuss weiterspielen konnte...

Grim und Gritty (oder Hart und Gritty) ist eine Illusion und die besten Kampagnen, sind die, wo der Spielleiter es versteht diese Illusion aufrecht zu erhalten.

Und deswegen spiele ich sehr gern G&G Systeme! Weil ich weiss, dass sie nicht G&G sind, aber so aussehen.

Meine Meinung!

Boba Fett
« Letzte Änderung: 13.01.2005 | 13:08 von Boba Fett »
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Offline Boba Fett

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Re: playing hard and gritty
« Antwort #103 am: 13.01.2005 | 16:56 »
Hmmm. habe ich den Thread jetzt gesprengt? 8)
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Offline Monkey McPants

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Re: playing hard and gritty
« Antwort #104 am: 13.01.2005 | 18:10 »
Also meine Zustimmung hast du, vor allem was die Beschreibung einer gewissen Sorte Rollenspieler angeht. >;D

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Offline Jens

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Re: playing hard and gritty
« Antwort #105 am: 13.01.2005 | 18:26 »
Hum, das beschreibt so ziemlich genau meinen SL-Stil in Shadowrun. Full ACK, Boba. Bei uns wird der Stylefaktor GROSSGESCHRIEBEN ;D

Offline Smendrik

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Re: playing hard and gritty
« Antwort #106 am: 14.01.2005 | 20:55 »
@boba: Du hast es auch für mich vollkommen auf den Punkt gebracht  :d
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Offline Gwynnedd

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Re: playing hard and gritty
« Antwort #107 am: 16.01.2005 | 00:14 »
von mir auch absolute Zustimmung!!  :d
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