Also, ich habe gestern einen ganz chaotischen Tag hinter mir: Eigentlich wollte ich mir "Die Tiefseetaucher" anschauen, komme in mein super schwummriges Kleinkino und der Vorführer hält mir ein Programm unter die Nase, in dem der Film für 18.00 drin stand - ich war nun aber gegen 22.30 Uhr da. Naja, ich und meine Kumpel wollten schon gehen, da meinte der Vorführer, da wir die einzigen sind, würde er den Film gerne nochmal reinlegen - falls nicht noch Leute kommen und den angekündigten Film sehen wollen. Naja, da kam dann doch noch einer, der wiederum etwas GANZ anderes in SEINEM Programm stehen hatte ... was macht also der Filmvorführer, der sagt ihm, dass er jetzt "Die Tiefseetaucher" zeigen würde. Ein breites Grinsen unsererseits und wir konnten also den Film, den wir sehen wollten, der aber gar nicht um diese Zeit lief, dann doch laufen sehen ... im Original mit Untertitel und natürlich für ermäßigt 4,00 Euro. Klasse!
Gestählt durch dieses Wirrwar konnte ich eigentlich gar nicht enttäuscht werden. Und was soll ich sagen, ich wurde auch gar nicht enttäuscht; im Gegenteil: Ich wurde extrem überrascht.
Alles was bisher gesagt wurde, kann ich vollstens bestätigen. Absolut skuril, tlw. melancholisch, aber auch überraschend und konsequent. Das besonders Schöne ist, dass man als Zuschauer das Gefühl hat, der Film spielt mit einem ... gibt es den Jaguarhai wirklich oder ist das nur ein Fake? Man ist in gewisser Weise gefordert. Hat man am Anfang noch das Gefühl, da ist etwas faul, entwickelt sich der Film dann doch zu einem wahren Fantasie-Film.
Und dann noch die Musik - Rock und C64- bzw. Konsolemugge. Köstlich!
Ich hätte das von einem Ami-Film gar nicht erwartet, vor allem, weil da ein gehöriger Schuss "Monthy Phyton" mitschwingt - von der Stimmung und von der Absurdität her. Das hätte ich eigenltich eher von jugoslavischem Kino erwartet. Wie auch immer - extrem überraschend auch das Staraufgebot, was wunderbar mit den anderen Nebendarstellern harmoniert. William Dafoe als KLAUS DAIMLER, immer in kurzen Hosen ... das war der Hammer. Mut zur Hässlichkeit oder zum Alter, das zeichnet den Film auch aus. Da laufen ältere Herren im Bademantel durch die Kante, sitzen in der Saune und Anjelica Huston sieht man deutlich die Falten an. Nicht geschönt, sondern ehrlich. Die Themen wirken zwar aufgesetzt - der verlorene Sohn zum Beispiel - dennoch wird auch da mit dem Zuschauer gespielt und das Thema selbst mit derartig maroden Zuckerfarben gezeichnet, dass ein bittersüßer Geschmack bleibt. In diesem Sinne bietet Cate Blanchett auch eine wuderbare Kontrastfigur, welche praktisch das Thema des verlorenen Sohnes nochmal auf eine ganz andere Weise wiedergibt.
Der Film ist wahrlich kein Meisterwerk. Es ist, was es ist - Trash. Dafür wurde aber meisterhaft daran gefeilt, den Trash zu demontieren. Das Projekt ist gelungen und wir haben hier einen wirlich schönen Film. Wer auf Absurditäten und leise Töne steht, soll sich den anschauen.
Arbo
LINK:
http://www.filmz.de/film_2005/die_tiefseetaucher/