Autor Thema: [Offen] Der Spieler hinter dem Charakter  (Gelesen 6532 mal)

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Offline ragnar

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Re: [Offen] Der Spieler hinter dem Charakter
« Antwort #25 am: 30.05.2005 | 15:39 »
Auch wahr, Walweitwurf erst nach öffentlicher Vorwarnung ;)

Eulenspiegel

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Re: [Offen] Der Spieler hinter dem Charakter
« Antwort #26 am: 30.05.2005 | 21:39 »
Ich habe bisher noch nicht erkennen können, was als positives Beispiel diesen könnte bzw. wieso oder wo das positiv ist - bisher habe ich nur die Beteuerung gelesen, daß es gut ist, bzw positive Eigenschaften erfordern würde.
Vielleicht kann jemand so ein positives Beispiel mal sezieren und für mental anders gepolte verständlich machen, zumindest was da angstrebt wird und was dabei als Bereicherung empfunden wird - wenn man schlußendlich über Geschmack schon nicht streiten kann.
Stell dir das ganze als ein Buch oder Film vor:
Es gibt Bücher, die sind handwerklich solide. Die Geschichte ist eigentlich auch spannend, aber: Man kann sich überhaupt nicht mit den Protagonisten identifizieren. Sie haben moralische Probleme, bei Sachen, die dir absolut fremd sind.
Beispiel: Filme, die man als kleines Kind gerne gesehen hat, sind als Erwachsener langweilig, einfach weil man nicht mehr diese Kinderprobleme der Protagonisten hat. Man kann sich einfach nicht mehr in den protagonisten hineinversetzen. (Und das, obwohl der Film handwerklich erstklassig sein kann.)
Als kleiner 10 jähriger dagegen langweilt man sich, wenn man sich einen Liebesfilm anschaut. (Den man später als Erwachsener absolut interessant findet.)

Und genauso ist es im RPG:
Die Story kann noch so interessant sein. Wenn man sich nicht in den Protagonisten (seinen eigenen SC) hineinversetzen kann, fehlt es der Geschichte an etwas Wichtigem.
Bei einem interessanten SC, kann man jedoch auch mal auf die Story verzichten und reines Charakterspiel betreiben. Was aber nur interessant ist, wenn der SC auch eine emotionale Eigenschaft hat, die der Spieler selber auch besitzt bzw. gerne besitzen würde.

Offline Maarzan

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Re: [Offen] Der Spieler hinter dem Charakter
« Antwort #27 am: 30.05.2005 | 22:05 »
Das Charaktere mit Detailtiefe und Persönlichkeit interessanter sind als oberflächliche oder solche, mit denen man keine gemeinsame Wellenlänge findet ist klar - wobei letzteres von Rezeptor zu Rezeptor unterschieldcih ist, also keine objektive Qualität ist.

Das es Grenzen gibt, was man darstellen kann, weil es zu weit jenseits der eigenen Vorstellungs - und Gefühlswelt liegt, ist auch klar.

Aber daneben gibt es einen weiten Bereich von Möglichkeiten verschiedenste Chaarktere dar zu stellen.

Was ist jetzt der Vorteil, unbedingt den Spieler und seine persönlichen Vorlieben und Einstellungen ins Spiel zu bringen, ggf. sogar im Widerspruch zu den spielinternen Bedingungen?
Ich sehe keine notwendige Verbindung zwischen einem detailierten, stimmigem und interessanten Charkter und der Stellung des Charakters als Abbild des Spielers und seiner momentanen Interessen. Eher im Gegensatz.
Und damit kann ich keinen Vorteil dieser Spielweise erkennen.

Und Story ... .
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Offline Lord Verminaard

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Re: [Offen] Der Spieler hinter dem Charakter
« Antwort #28 am: 31.05.2005 | 21:09 »
Ich denke, das hier hat sich ein bisschen von meiner ursprünglichen Aussage (bzw. der Aussage von Jesse Burneko) entfernt. Ich habe nicht davon gesprochen, die Persönlichkeit des Spielers anstelle der Persönlichkeit des Charakters zu setzen. Ich habe auch nicht davon gesprochen, sich total emotional in das Spiel zu involvieren. Alles was ich sage ist: Beim Rollenspiel geht es um die Spieler, und nicht um die Charaktere. Warum also die Spieler hinter den Charakteren verstecken?

Beispiele habe ich bereits in meinem Eingangspost zwei aus dem zitierten Forge-Thread wiedergegeben. Im wesentlichen ging es bei beiden Beispielen darum, dass eine bestimmte Situation besonders spannend und interessant wird, weil ein bestimmter Spieler darin verwickelt ist. Wenn man den Charakter bzw. die Spielrealität isoliert betrachten würde, würde sich diese Szene wesentlich weniger bedeutsam darstellen. Beispiele können ganz banal sein:

Ein Spieler träumt schon ewig von einer Everest-Besteigung. In einem Abenteuer müssen die Charaktere einen 8000-er erklimmen. Obwohl es für den Charakter keinen besonderen Grund gibt, davon begeistert zu sein, fährt der Spieler voll auf das Abenteuer ab.

In der vorigen Runde hat Spieler A einen Dieb gespielt und Spieler B mehrfach beklaut. In der neuen Runde spielt Spieler B einen Dieb. Und alle fragen sich: Wird er sich rächen?

Wie, das ist alles? Ja, das ist schon alles. Nicht jeder Theorie-Thread muss gleich irgendwelche bahnbrechenden, spektakulären Neuerungen postulieren... ::)
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Miriamele

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Re: [Offen] Der Spieler hinter dem Charakter
« Antwort #29 am: 6.06.2005 | 23:52 »
In einer der besten Runden, die ich je hatte, ist mein Werewolf-Charakter kurz vor dem Höhepunkt der Kampagne in einer dramatischen Szene gestorben, und ich habe für den Rest der Kampagne ihren erbittert auf Rache brennenden Liebhaber gespielt. Natürlich war der Charakter (also der Liebhaber jetzt) auch für sich genommen cool, und alle hatten ihn als NSC geliebt. Aber es war schon etwas besonderes, weil ich ihn gespielt habe und daher Rache für den Tod meines Charakters nehmen konnte.

Insofern: Absolut, die Spielerin hinter dem Charakter ist wichtig. Aber ich denke nicht, dass es hier ein Problem gibt. Deswegen ist der Thread auch so vom Thema abgekommen. Es gibt doch mehrere Ebenen:

a) Wie trifft der Spieler Entscheidungen im Spiel? (Auf dieser Ebene: Trennung von Spielerwissen und Charakterwissen)

b) Wie nimmt der Spieler das Verhalten der anderen Spieler wahr? (Auf dieser Ebene: Trennung von Spielerverhalten und Charakterverhalten)

c) Welche Bedeutung hat das imaginäre Geschehen für den Spieler? (Auf dieser Ebene: Vermi und ich ;))

Nur: Auf der letzten Ebene kann es überhaupt kein Fehlverhalten der Spieler geben, da sie überhaupt kein aktives Verhalten erfordert, sondern passives Konsumieren ist.

Offline Lord Verminaard

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Re: [Offen] Der Spieler hinter dem Charakter
« Antwort #30 am: 7.06.2005 | 15:09 »
Hm, ja. Stimmt irgendwie.
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