So hier nochmal auf Wunsch, die Aufgabe seperat. Ich habe jetzt mal nur den dritten Teil seperat gepostet.
Schwerfällig hievte Candra sich von der Krankenliege, die irgendwo in den Slums von Bombay stand. Ihre Beine waren zittrig und sie hatte mühe auf den weichen Knien stehen zu bleiben. Doch Dr. Chabria lächelte ermutigend an, als sie vorsichtig einen Schritt mit ihren langen, bronzefarbenen Beinen tat. Irrationale Freude stieg in ihr auf als sie das Gefühl genoss, auf eigenen Beinen zu stehen. Doch als sie den zweiten Schritt wagen wollte, verweigerten ihr die Beine bereits den Dienst und ohne dass sie etwas tun konnte stürzte sie zu Boden.
Dennoch schien der Doktor erfreut zu sein. „Candra, Sie sind wirklich eine Gesegnete unter dem Himmel! Wie es scheint, hat ihr Körper die Operation mehr als gut überstanden.“
Candra raunte unzufrieden. „Wann denken Sie werde ich endlich voll einsatzfähig sein, Doktor?“
Der Doktor strich sich nachdenklich über seinen Bart. „Nun das kann man schwerlich sagen. Wenn wir allerdings ihre bisherigen Fortschritte betrachten, könnte man so unvorsichtig sein und eine Extrapolation wagen.“
„Zu welchem Ergebnis würde Sie Ihre Extrapolation führen, Doktor?“
„Nun, Candra, ich denke, Sie werden in zwei Wochen wie neugeboren sein.“
Für Candra war es wirklich wie eine Geburt, der Schritt in eine neue Welt.
„Und wann werde ich in der Lage sein, mein Gleichgewicht zu halten?“
„Nun, werte Candra, dies liegt allein an Ihnen. Sie müssen lernen ihren Körper unter Kontrolle zu behalten. Und dazu müssen sie einfach trainieren.“
Candra nickte und verplante die nächsten Stunden für ein intensives Bewegungstraining. Doch der Doktor musste wohl den Eifer in ihren nussbraunen Augen erkannt haben.
„Aber seien Sie behutsam, ihr Körper ist noch nicht vollkommen kuriert und sollte deswegen nicht zu sehr belastet werden.“
„Ich verstehe Doktor.“
„Nun, denn, es gibt noch andere Kunden, die meine Aufmerksamkeit fordern“, der Doktor legte seine Hände zum Gruß zusammen und verbeugte sich leicht. „Alavidha.“
Candra erwiderte seinen Gruß, aber er eilte schon durch die Tür, die sich mit einem pneumatischen Zischen wieder hinter ihm schloss.
Wieder und wieder zog sich Candra auf ihre Beine und versuchte den Raum zu durchqueren, ohne ins Taumeln zu geraten. Das Training veranlasste ihren Körper dazu Schweiß auszustoßen, doch Erfolge stellten sich nur langsam ein, so schaffte sie kaum mehr als 3 Schritte. Als dann nach einer Stunde die Vitalzeichen ihres Körpers bedenklich wurden, musste Candra einsehen, dass es Zeit für eine Pause wurde. Mit einem letzten Kraftakt schaffte sie es ihren Körper zurück in das Bett zu befördern, wo sie erst einmal liegen blieb und dem rasselnden Geräusch ihrer Lungen lauschte, die in überstürzten Atemzügen versuchten genug Sauerstoff für ihren Körper bereitzustellen.
Candra war bisher wenig begeistert von der Leistungsfähigkeit ihres Körpers. Sollte sie in dieser Geschwindigkeit weiter machen, würde sie es nicht lebend aus der Klinik schaffen. Es war schon zuviel Zeit verstrichen und es war klar, dass die Agenten sie früher oder später lokalisieren und aufgreifen würden. Sie würde alles unternehmen müssen, um diesem Schicksal zu entgehen. Bevor sie zurück nach Moskau gehen würde, würde sie sich eher selbst zerstören.
Doch nun sollte sie erst einmal ihrem schwächlichen Körper etwas Ruhe gönnen. Sie regte ihren Körper an, die nötigen Hormone auszuschütten, die nötig waren, um den Körper in einen Schlafzustand zu versetzen. Bald beruhigten sich die Vitalzeichen – der Herzschlag sank, wie die Atemfrequenz und auch die Aktivität in ihrem Gehirn ging zurück. Während ihr Körper regungslos mit geschlossenen Augen im Bett lag, begann auch Candra damit ihre Integrität zu überprüfen und kleine Fehler, die sich in ihrem Datenspeicher oder in ihren Datenbanken eingeschlichen hatten, zu korrigieren.
Die Zeit verging und nach 1 Stunde spürte Candra etwas in sich aufsteigen, was sie als Langeweile identifizierte. Es gab nichts, was sie tun konnte, ihr Körper musste sich erholen und sie konnte es nicht wagen, sich im Netz zu beschäftigen.
So sehr es ihr auch nach einer Beschäftigung verlangte, wusste sie, dass jede Aktivität im Netz die Gefahr mit sich bringen würde, von den Agenten des russischen Geheimdienstes entdeckt zu werden. Ihr Körper, der ihr eigentlich neue Freiheiten bringen sollte, war zu einem goldenen Käfig geworden.