Mit 240-Seiten Umfang im Hardcover kommt der Nachfolger zu Drizzt Do Urdens Führer durch das Unterreich her und erschließt dem Leser eine der interessantesten Schauplätze der Vergessenen Reiche: Das Unterreich.
Der Band zur dritten Edition ist dabei wesentlich „crunchiger“ aufgebaut, also mit Regeln, Talenten, Zauber etc. und selbst die vermeintlich „fluffigen“ Teile, d.h. atmosphärische Hintergrundtexte, sind teils sehr technisch und regelorientiert geraten.
In den ersten Abschnitten werden insgesamt sechszehn spielbare Rassen des Unterreichs mit kurzen Hintergründen vorgestellt, von bekannten Rassen wie Dunkelelfen, Grauzwergen oder Tiefengnome bis zu den nicht ganz so bekannten Schimmerlingen, Chitinen oder Slyth. Völker wie Derro oder Gedankenschinder werden nur kurz umrissen, auf andere wie die Phaerimm, Betrachter oder die eher unbekannten Githyanki wird leider gar nicht eingegangen.
An Hardware gibt es neue Regionen, Talente, Prestigeklassen, Domänen, Zauber, Waffen, Ausrüstung, magische Gegenstände und Monster, vieles davon auf das Unterreich abgestimmt. Eine Besonderheit des Unterreichs ist die Faerzress, Überreste der Kraft, die das Unterreich einst formten und nun bestimmte Arten Magie blockieren oder verändern. Darüberhinaus gibt es Erdknoten, Bündelstellen magischer Ströme, die Magie verstärken können und ähnlich wie Trinkwasserstellen eifersüchtig gehütet werden. Neben Faezresskreaturen, von der unterreichischen Strahlung mutierte Kreaturen, ist der Halbgedankenschinder, hier am Beispiel eines Halb-Betrachters, mit eines der spektakulärsten Monster im Buch.
Das herausragenste Kapitel „Das Unterreich erforschen“ geht auf Ökologie und Topographie des Unterreichs ein. Anschaulich werden Gesteinsformationen und –arten geschildert, welches Klima vorherrscht und wie es mit Luft, Licht und Wasser aussieht. Dazu kommen Pilze und Flechten, die ohne oder mit wenig Licht auskommen und mögliche Nährstoffe enthalten, wie z.B. der Fasspilz, der Trinkwasser speichert und ähnlich wie Kakteen in der Wüste eine gute Anlaufstelle sind. Auch Tiere, die im Unterreich hausen oder wie die Rothé gar von vielen Völkern gezüchtet werden, werden kurz vorgestellt. Wer mit seiner Gruppe ins Unterreich vorstoßen will und eine lebendige, detaillierte Darstellung bevorzugt, findet hier sein Handwerkszeug.
Das anschließende „Geographie“ nimmt rund ein Drittel des Buches ein und stellt Stätten und Städte des Unterreichs vor. Vom berühmten Menzoberranzan, Ched Nassad oder Gracklstugh finden hier auch unbekanntere und tief verborgene Orte ihren Eingang, so die Verstecke der Betrachter und Gedankenschinder, die nur im tiefsten Unterreich zu finden sind. Dabei wird das Unterreich in drei Höhenlagen, oberes, mittleres und tiefes Unterreich, sowie acht Kernregionen unterteilt und auf einer tiefdunklen Karte auch aufgezeigt, wo die wichtigsten Orte liegen.
Das Tiefenreich der Imaskari oder das zerfallende Königreich Shanatar der Zwerge werden ausführlich über mehrere Seiten vorgestellt, andere Orte und Städte sind nur kurz umrissen.
Abschließend werden einige Szenarien beschrieben, welche allerdings nicht mehr als mit buntgemischten Unterreichbewohnern gefüllte Kammern sind. Das Handwerkzeug daraus spannende Abenteuer zu machen, gibt es in den Kapiteln davor. Dazu kommen einige der legendärsten Gewölbe des Unterreichs, die stichwortartig charakterisiert werden und einige Ideen für komplexere Kampagnen bietet.
Die Aufmachung im Vergessene Reiche-Stil ist eindeutig gelungen, auch wenn das Cover – eine Abenteuergruppe im Unterreich mit kurzer Lebenserwartung - sehr dunkel und konturlos geworden ist, während das Backcover – ein unterreichischer See – detailreicher daherkommt.
Fazit: Auch wenn man sich an vielen Stellen mehr Atmosphäre wünscht, ist es eine gelungene, wenn auch eher technische Beschreibung eines der spannensten, beliebtesten und sagenumwobensten Ortes der Vergessenen Reiche. In fast jeder Hinsicht wird man in dem Buch fündig und dem Spielleiter bietet sich eine nahezu unerschöpfliche Quelle von Material und einigen Ideen im Unterreich. Nur eine komplette Übersicht, trotz dem Umfang des Werks, der kulturschaffenden Völker des Unterreichs – auch wenn nicht als Spielercharaktere gedacht – vermißt man.
PS.: das Original ist zu finden unter
http://www.lorp.de/rezensionen/show.asp?id=979 , dort kann man die Rezi auch bewerten (*lechz*), natürlich freu ich mich auch hier über reges Feedback!!!