Autor Thema: Rollenspielmythen:" Powergamer VS. Storyteller" ist eine Lüge  (Gelesen 6465 mal)

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Offline Boba Fett

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Soll er sich eben vom Powergamer beraten lassen. ;)
Problem ist doch, dass der Powergamer es als "sportlichen" Wettbewerb sieht, seinen Charakter möglichst optimal zu entwickeln und da wenig Ansporn findet, die potentielle Konkurrenz auch zu optimieren.
Und andererseits "will" der Storyteller doch gar keine Optimierung, sondern eigentlich einen Charakter, bei dem die Werte zur Story passen.

Blöd gesagt: Ein Rudel Storyteller würde, wenn es deren Rollen in der Kampagne vorsieht, alle Werte auf 100 setzen und spielen. (Hundert jetzt synonym für einen hohen Wert, aber die Aussage funktioniert auch mit einem niedrigen Wert)
Das ärgert den Optimizer im Powergamer, denn wozu hat er denn die Winkelzüge des Systems studiert.
Der Optimizer möchte lieber 1000 Punkte verteilen und durch die Systemfeinheiten das optimum rausholen - da würde der Storyteller aber abstinken - und womöglich nicht das bekommen was er spielen will.
Powergamer: Nimmt das Regelwerk und guckt mal, was er daraus machen kann.
Storyteller: Überlegt sich eine Rolle für die Story und möchte dann die Werte dafür.

Extrem wird es, wenn ein Storyteller eine Rolle wählt, die eine hohe (oder die höchste) Effektivität besitzt.
(Sozusagen den Herkules in der griechischen Welt)
Denn dann gibt es einen unmittelbaren Konflikt - Entweder muss man den Powergamer ausbremsen ("Es kann keinen besseren als Herkules geben, egal was Du durch Optimierung rausholst!") oder man läuft in Gefahr, dass der Powergamer doch den optimaleren Charakter ausarbeitet, was wiederum gegen die Rollendefinition des Storytellers widerspricht.
In jedem Fall ist einer von beiden nicht "glücklich", weil er nicht das spielen kann, was er möchte.

Diesen oben beschriebenen Fall habe ich schon mehrfach gehabt.
In einem Fall (Fading Suns) wollte ein Spieler einen Templer spielen (per Rollendefinition der beste Krieger in der Runde) und musste hinterher zusehen, wie zwei Spieler ihre Charaktere so optimiert hatten, dass er nur noch Nummer drei (von vier) in der Rangliste war. Die beiden Powergamer grinsten sich eins und argumentierten, dass sie die Werte doch nur so gelegt hatten, wie sie es regelgemäß für richtig hielten.
Was da tun? Reglementiert man sie (was richtig wäre, weil sie sich an die zuvor getroffenen Absprachen nicht gehalten haben) sind sie frustriert, lässt man sie gewähren, ist der Templer frustriert.
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Offline Hr. Rabe

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Zitat
Problem ist doch, dass der Powergamer es als "sportlichen" Wettbewerb sieht, seinen Charakter möglichst optimal zu entwickeln und da wenig Ansporn findet, die potentielle Konkurrenz auch zu optimieren.

Naja, wenn er es als sportlichen Wettkampf sieht, wird er wohl schon ein Interesse daran haben, seine Kongurenz zu trainieren. Immerhin, hat er ohne 'ernstzunehmenden Gegner' auch keinen Wettkampf. Auserdem: Was macht Menschen stolzer, als wenn sie anderen ein Gebiet beibringen dürfen,  auf dem Sie eindeutig als 'Größe' anerkannt werden?  8)
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Offline Boba Fett

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aaahhhh *seufz*
Nochmal: Der Storyteller will es doch gar nicht lernen, weil die Spielwerte auf dem Papier eigentlich nebensächlich sind.
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Offline Jiriki

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Dann dürfts ihn doch auch nicht stören, wenn er da etwas schlechter abschneidet ;)

Joe Dizzy

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Nochmal: Der Storyteller will es doch gar nicht lernen, weil die Spielwerte auf dem Papier eigentlich nebensächlich sind.

Wieso gibt's die dann?

Offline Haukrinn

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Damit der Storyteller sich darüber aufregen kann, mit Powergamern zusammen spielen zu müssen?  ;D
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Offline Boba Fett

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Oder weil der Powergamer sich sonst aufregen würde, weil es sie nicht gibt... 8)
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Christoph

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@Wolf: Wg. Tiefgang abgelehnt? Echt?


-Ja. Sofern wir unter 'zuviel Tiefgang' dasselbe verstehen.

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Also ich verstehe darunter (so grob!) eine ausgearbeitete Perönlichkeit, die mehr ist, als die Summe ihrer  Werte.
-Kann ja mal sein,  das eine Figur einfach nicht in die Geschichte passt...
(Der tollste Vulkanier[mit super inneren Konflikten ~;D] ist bei Star Wars immernoch falsch...)

-Aber abgelehnt, weil zu komplex? Gibt's ja nicht....
Bitte Erzähl!

Offline Bad Horse

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Also ich will einen Char, der was drauf hat. Der gut ist, und dafür versuche ich auch, die Regeln auszunutzen (Criel kann das übrigens noch besser). Der in jeder Situation irgendwas machen kann. Und der trotzdem nicht der 08/15-Krieger ist, sondern Persönlichkeit und inneren Konflikt hat - sonst wär´s ja langweilig. Einen Char, der nur aus innerer Tiefe besteht und dafür in Action-Szenen abkackt, fände ich aber genauso öde.

Criels Marvel-Char ist dafür ein sehr gutes Beispiel: Miss Piggy ist ge-min/maxt bis zum Ende, und im Kampf unglaublich effektiv... aber sie ist ein Teenager, der durch Regierungsexperimente mit einem Warzenschwein gekreuzt wurde, Scheiße aussieht, in sozialen Situationen nur auf ihren militärischen Hintergrund zurückgreifen kann (und das auch tut), es aber trotzdem falsch findet, einfach so Leute umzutunkeln... (ihr Konflikt ist wohl "Gewissen kontra Gehorsam", wenn man das ausformulieren will). Ist ein cooler Char - jeder Powergamer hätte Spaß mit ihr, und jeder Storyteller auch.
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Offline Boba Fett

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Criels Marvel-Char ist dafür ein sehr gutes Beispiel: Miss Piggy ist ge-min/maxt bis zum Ende, und im Kampf unglaublich effektiv... aber sie ist ein Teenager, der durch Regierungsexperimente mit einem Warzenschwein gekreuzt wurde, Scheiße aussieht, in sozialen Situationen nur auf ihren militärischen Hintergrund zurückgreifen kann (und das auch tut), es aber trotzdem falsch findet, einfach so Leute umzutunkeln... (ihr Konflikt ist wohl "Gewissen kontra Gehorsam", wenn man das ausformulieren will). Ist ein cooler Char - jeder Powergamer hätte Spaß mit ihr, und jeder Storyteller auch.
Ein Powergamer hätte aber nichts dagegen, die "Schwächen" (soziale Interaktionsfähigkeiten) loszuwerden, um noch effektiver zu werden.
Für einen Storyteller gehören die Schwächen des Charakters aber "zur Story" und sind wichtig. Er möchte sie erst loswerden, wenn der Verlauf der Geschichte entsprechend einen Anlass dazu gibt.
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Offline Boba Fett

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Mir ist dazu noch folgendes eingefallen:

Die Diskussion "Powergamer vs Storyteller" ist grundsätzlich falsch (wie der Titel sagt), denn man vergleicht Äpfel mit Birnen.
Ein Storyteller ist ein "Story-orientierter Rollenspieler".
Ein Powergamer ist ein extremes Exemplar der "Wettbewerb-orientiereten Rollenspielern".

Man sollte also entweder die beiden grundsätzlich basierenden Interessen - "Story orientierte Rollenspieler" vs "wettbewerborientiereten Rollenspielern" - miteinander vergleichen, oder die beiden extrem polarisierten Vertreter der Lager - "Powergamer" mit "Powerteller" (ich glaube 8t88's Wortschöpfung).

Ersteres sind verschiedene Interessensgebiete, die sich sicherlich miteinander verbinden lassen.
Zweiteres sind sozusagen die "Fundis" (Fundamentalisten) der beiden "Lager".

Und generell kann man sagen:
Die gemäßigten Vertreter beider Lager werden sehr wahrscheinlich gut miteinander auskommen können.
Wenn ein Fundi eines Lagers auf einen Fundi eines anderen Lagers trifft, wird es knallen.
Und es wird sogar wahrscheinlich schon Ärger geben, sobald ein Fundi des einen Lagers auf einen (oder mehrere) gemäßigte Vertreter des anderen Lagers trifft.
Und ich glaube, da liegt der Hase im Pfeffer begraben!
« Letzte Änderung: 13.01.2006 | 11:07 von Boba Fett »
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Seraph

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Der Begriff Storytelling spricht schon für sich, beim Terminus Powergaming kann man ein bisschen differenzieren. Es macht nämlich einen Unterschied, ob der Charakter nur in bestimmten hintergrundgetreuen Aspekten geMinMaxt wird, oder ob ein "Halbgott" entstehen soll, wie Boba beschrieben hat. Letzteres wäre trotz gut ausgearbeitetem Hintergrund wohl eher suboptimal in Hinblick auf die Gruppenmoral, ersteres jedoch durchaus wünschenswert, auch für Storyteller.

Also: PGler, mässigt euch, und Storyteller, baut eure Chars mal so wie sie sein sollen ;)

Offline Haukrinn

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Der Begriff Storytelling spricht schon für sich [...]

Tausende Vampire - The Masquerade - Spieler können nicht irren? Ist das Storyteller-System nicht als PG-System verschrieen?  ::)
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Seraph

  • Gast
Tausende Vampire - The Masquerade - Spieler können nicht irren? Ist das Storyteller-System nicht als PG-System verschrieen?  ::)

Gut, WoD ist in Hinsicht auf PowertellingTM ein extrembeispiel, aber generell ist mein Standpunkt doch verständlich oder?  ;)