"Wenn Engel fallen" ist das erste Abenteuer für das neue, pulpige Cthulhu-Setting "Hexer von Salem" und seit langem mal wieder ein Softcover für Cthulhu zum Preis von knapp unter 10 Euro.
Neben den eigentlichen Abenteuer enthält das Heft aber erstmal eine neue Kurzgeschichte vom Hexer Robert Craven, die Wolfgang Hohlbein zusammen mit Dieter Winkler geschrieben hat. Damit gibt es erstmals offizielle Geschichten vom Hexer zur Zeit des "Hexer von Salem"-Settings 1925. Die bisherigen Geschichten von Hohlbein spielten immer um 100 Jahre in die Vergangenheit versetzt ab 1890.
Robert Craven befindet sich auf einer chinesischen Insel auf der Suche nach seinem Sohn - Richard Craven - muss aber bald feststellen, dass die Spur schon erkaltet ist. Dafür trifft er auf zwei ehemalige deutsche Kolonialherren, die China die Festigkeit früherer Dynastien zurückgeben wollen und sich von dort Hilfe erhoffen, mit den chaotischen Zuständen in Deutschland fertig zu werden. Sie bedienen sich dazu eines seltsamen Artfaktes, bei dem der Hexer gleich ganz andere Hintergründe vermutet...
Die Kurzgeschichte "Der Sturmbringer" über 12 Seiten ist weniger eine spektakuläre Geschichte als vielmehr eine literarische Einführung in das Setting. Der Schauplatz China ist ein erster Hinweis auf Cravens neue Feinde in Fernost und mit dem deutschen Flieger Plüschow wird eine Figur eingeführt, die möglicherweise länger an seiner Seite verweilt - den auch künftige "Hexer von Salem"-Abenteuer sollen von einer Hohlbein-Geschichte begleitet werden.
Beim eigentlichen Abenteuer "Wenn Engel fallen" von Matthias Odem sind die Charaktere an der Seite eben jenes verschwundenen Richard Craven. Dieser begleitet nämlich den Flugzeugbauer Victor van Heugen auf einem Jungfernflug. Man ahnt es schon, dem Jungfernflug ist kein gutes Schicksal beschienen, die Maschine stürzt auf einer Insel weitab der Flugroute ab - keine Aussicht auf Hilfe also. Bei der Untersuchung der mysteriösen Insel stoßen die Charaktere schon bald auf die Einwohner - ein wilder Völkermix aus Europäern, Amerikanern und aus sonstigen Teilen der Welt, die alle hart auf ihren Feldern arbeiten und kaum anzusprechen sind... Und so muss die Gruppe dem Geheimnis der Insel auf die Spur kommen, will sie nicht als Erntehelfer enden...
Das Einsteigerabenteuer ist linear konzipiert und hält mit den beiden NSCs zudem noch Möglichkeiten bereit, die Geschehnisse steuern zu können, was gerade jungen, unerfahrenden Spielleitern eine gewisse Sicherheit geben soll. Insgesamt würde man dem Abenteuer etwas mehr Freiraum wünschen, trotzdem erfüllt es die wichtigsten Aspekte des Settings: Action und Pulp. Auch erfahrenderen Gruppen wird das Abenteuer Spaß bereiten, wenn sie auf Pulp stehen. Einmal gibt der Autor recht persönlich die Erfahrung seiner Proberunden preis - das wünschte ich mir mit mehr Sachlichkeit und vor allen Dingen auch an anderen Stellen, um die Spielleiter zu anderen Handlungsalternativen zu ermuntern.
Erst am Ende gibt es einen ganz kleinen Überschnitt zwischen Kurzgeschichte und Abenteuer, aber immerhin kann die Kurzgeschichte dann noch als Bericht Robert Cravens eingeführt werden. Auch die offenen Enden werden nochmal aufgezeigt, an denen man eigene Abenteuer anschließen kann.
Technisch ist das Abenteuer allererste Sahne. Das typische Hexer-Layout mit einem neuen Craven-Portrait ziert das Cover, innen findet man neben den typischen, zeitgenössischen Fotos anderer Cthulhu-Settings auch alte Pulp-Bilder und Zeichnungen. Das Kartenmaterial ist schön und übersichtlich gestaltet, nur Handouts gibt es nicht.
Fazit: Für Hexer-Fans nicht zuletzt aufgrund der Kurzgeschichte reizvoll, für Einsteiger ins Setting ein klar konzeptioniertes Abenteuer mit pulpigen Elementen und für Cthulhu-Spieler mal ein ganz anderes Abenteuer. Das ganze zu einem fairen Preis. Da darf man gespannt sein, was darauf folgt.
PS.: das Original ist zu finden unter
http://www.lorp.de/rezensionen/show.asp?id=883 , dort kann man die Rezi auch bewerten (*lechz*), natürlich freu ich mich auch hier über reges Feedback!!!