Weitere ErinnerungenDas Spiel ist sehr un-klassisch. Man hat so gut wie keine Möglichkeit mal etwas "auszuspielen". Ähnlich wie bei PtA haben wir uns viel mehr damit beschäftigt die Szenen aufzusetzen, gemeinsam drüber nachzudenken, was cool und schlüssig ist, und wir haben gierig nach Konflikten Ausschau gehalten.
Sehr interessant ist, dass durch den ersten Akt so ein gewaltiger Pool an Eigenschaften entsteht (8 gute, 8 miese), die zwar über vier Aspektbögen verteilt sind, aber jedem Spieler zur Verfügung stehen. Wenn ein Konflikt aufkommt, so sucht man sich für seinen Würfelpool von allen Bögen das passende zusammen.
Zwar versucht man die Benutzung der miesen Attribute zu vermeiden, und daher spielen sie eine geringere Rolle als die Dinge, die die Mutter wirklich kann. Trotzdem lenken die miesen Eigenarten das Spiel, sie geben Hintergrund und definieren Situationen und Lösungsansätze, die die Mutter nicht suchen wird, und z.B. das hässliche Aussehen wurde mehrfach im Spiel erwähnt und so schnelle Entscheidungen ohne Konflikt erledigt ("Puh, die Frau ist so hässlich, kein Mann hat wirklich Interesse an ihr").
Das Spiel ist wirklich sehr thematisch. Nach dem ersten Akt kristallisiert sich soweit heraus, welches Thema genau, je nachdem, was die Mitspieler so erzählen, kann sehr überraschendes bei rauskommen. Doch wir hatten in unserem Fall ein Spiel über abgrundtiefen Hass, Gewalt und süsse Rache. Die Aktion war fast schon klingonisch
Was sehr wenig gemacht worden ist, war die Ausarbeitung des Hintergrunds. Wir wussten anfangs nichts über die Spielwelt und haben nur die Sachen dazuerfunden, die wir brauchten. Leute, die auf Detailtreue oder Realismus stehen, wird dieses Spiel wahrscheinlich enttäuschen.
Wir haben das Spiel wirklich bis zum Ende durchgespielt, was schon eine Leistung ist. Manche unserer Patienten haben wir schon mitten im Spiel abgebrochen, TGB hat uns aber bis zum Ende gefesselt. Die Story ist in den fünf Akten komplett erzählt und abgeschlossen.
Zugegeben ist der Aufbau der Akte recht komplex, man muss schon genau lesen, was zu tun ist. Aber was in den Regeln steht macht dann auch Sinn und Spass.
Gut durchdacht finde ich, dass das Spiel mehrere Sicherungen gegen Überlänge hat. In den Akten können nicht beliebig viele Konflikte gemacht werden, es gibt dort eine Deckelung, ab der dann Schluss sein muss.
Toll finde ich die "wahren" Konflikte, die eine Mischung aus einem inneren Konflikt (zwischen den Aspekten der Mutter) und einem äusseren Konflikt (zwischen Mama und der Umwelt) ist. Und es ist auch gut gelöst.
Das Würfelsystem gefällt mir, man muss eigentlich nicht rechnen, das Auszählen der Erfolge ist einfach. Und die Würfelei hält sich in Grenzen, pro Konflikt würfelt jede beteildigte Seite einmal, man zählt durch, die Entscheidung steht sofort fest, keine Nachwürfelei, keine Tabellen. Das Spiel geht direkt weiter, so gefällt mir das.