Autor Thema: [Film] Heil  (Gelesen 4772 mal)

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Offline Huhn

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Re: [Film] Heil
« Antwort #25 am: 23.07.2015 | 14:50 »
Ich hab mal ein wenig nach Kritiken rumgesucht und bin da durchaus auf gemischte Einschätzungen gestoßen. Auf der IMDB hat der Film aktuell eine Wertung von 5,5, was schon für nen Film spricht, der bestenfalls Geschmackssache ist.

Ich hab hier einerseits zwei ganz positive Kritiken gefunden:

Zitat
Es ist ein Film, bei dem einem das Lachen mehr als einmal nicht einfach nur im Halse stecken bleibt, sondern eher ein Ausdruck von Bitterkeit ob der gezeigten Wahrheiten ist.

Zitat
Heil ist durchweg lustig, weil der Rundumschlag reflektiert erfolgt – Brüggemann weiß genau, wen er mit welchen Mitteln und zu welchem Zweck er aufspießen kann

Auf der anderen Seite auch eine, die ein recht negatives Fazit zog:

Zitat
By the end, Brueggemann finds himself in dangerous territory, poking insensitive fun without the justification of actually being funny.

Offline Timberwere

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Re: [Film] Heil
« Antwort #26 am: 23.07.2015 | 14:56 »
hrInfo ist ziemlich angetan von dem Film.

Zitat
Sehenswert?
"Heil" ist deutsche Satire vom Feinsten. Schrill, respektlos und auf den Punkt. Bei Brüggemanns heillosem Durcheinander von Slapstick und Klamauk kann man an vielen Stellen einfach nur laut Hurra brüllen.
Böse Witze mit Wahrheitsgehalt, Schwarzer Humor, der niemanden schont. Auch wenn es an manchen Stellen etwas arg niveaulos zugeht, Brüggemann zeichnet ein akurates Bild der deutschen Öffentlichkeit im Umgang mit Ausländern und Nazis.
« Letzte Änderung: 23.07.2015 | 14:57 von Timberwere »
Zitat von: Dark_Tigger
Simultan Dolmetschen ist echt kein Job auf den ich Bock hätte. Ich glaube ich würde in der Kabine nen Herzkasper vom Stress bekommen.
Zitat von: ErikErikson
Meine Rede.
Zitat von: Shield Warden
Wenn das deine Rede war, entschuldige dich gefälligst, dass Timberwere sie nicht vorher bekommen hat und dadurch so ein Stress entstanden ist!

Offline Huhn

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Re: [Film] Heil
« Antwort #27 am: 23.07.2015 | 15:35 »
Ich hab noch eine weitere Kritik gefunden, die recht gut zusammenfasst, was mich an dem Film bzw, dem Eindruck, den der Trailer und die Inhaltsangabe hinterlassen haben, so ankotzt.

Zitat
Man könnte sagen, dieses wilde Um-sich-Zielen ist im anarchisch-aufgedrehten Modus des Films gut aufgehoben, aber in der These, dass beim schizophrenen Umgang mit deutscher Vergangenheit nicht nur die neuen Nazis, sondern auch alle, die sich zu ihnen verhalten müssen, irgendwie verrückt geworden sind, offenbart sich denn auch eine ziemlich unanarchische, weil absichernde Ent-Haltung. Einen Rundumschlag gegen rechts und links, gegen Volk und Staat, gegen den herrschenden Diskurs kann man sich eben nur leisten, wenn man sich recht sicher in einer Mitte wähnt – in der man praktischerweise auch gleich die Zielgruppe des Films um sich weiß.
Zitat
Vor allem ist er eine flott heruntergefilmte Spielerei, die mitunter ganz spaßig ist. Sein Problem ist eben weniger, dass er falsche oder zu schlichte Antworten findet, als dass er jenseits seines Spiegelvorhaltens light gar keine Fragen stellt. Weil er alles angreift, sich selbst aber kaum angreifbar macht, ist Heil so erfrischend dann eben doch nicht, als Gesamtkonstrukt bald fast ein bisschen langweilig. Es bleibt bei der therapeutischen Beruhigung: Gut, dass wir mal drüber gelacht haben.
(Hervorhebungen von mir)

Das fasst gut zusammen, was ich meinte: Der Film ist deswegen für mich nicht wirklich Satire sondern billiger Klamauk, weil er eben nicht wirklich bissige Offenlegung von Zuständen ist, sondern einfach nur das klischeehaft-einfache Weltbild derjenigen bestätigt, die sich gern als unpolitische Mitte betrachten. Die im Übrigen ihre super-mittigen Ansichten genauso vehement vertritt, wie die Extremen, die sie mit solchem Unverständnis betrachtet, die ihren. Und die sich das Recht herausnimmt, sich selbst als Maßstab der Gesellschaft anzulegen, von dem aus alle anderen dann in schön sortierte Schubladen gepackt werden können.

Genau das macht eben auch dieser Film. Das ist schon wieder son Wohlfühlstreifen, wo sich die Menschen hinterher auf die Schultern klopfen können, mit solchen Spinnereien ja zum Glück nichts zu tun zu haben. Denn sich aus allem rauszuhalten, trägt ja glücklicherweise gar nicht zum Problem bei. Schuld sind ja immer die anderen.

Und wer sich drüber beschwert - na der hat halt keinen Humor oder die "beißende Satire" *husthust* nicht verstanden. Schön bequem und unangreifbar. Je mehr ich drüber nachdenke, desto ekelhafter find ich das.  :puke:

Eulenspiegel

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Re: [Film] Heil
« Antwort #28 am: 23.07.2015 | 15:48 »
@ Huhn
Ja, Satire nimmt immer einen politischen Standpunkt ein. Und der politische Standpunkt dieser Satire ist nunmal die Mitte.

Und ja, Satire findet man meistens nur dann gut, wenn sie den eigenen politischen Standpunkt vertritt.

Offline Huhn

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Re: [Film] Heil
« Antwort #29 am: 23.07.2015 | 15:59 »
Und wer sich drüber beschwert - na der hat halt keinen Humor oder die "beißende Satire" *husthust* nicht verstanden.
Und ja, Satire findet man meistens nur dann gut, wenn sie den eigenen politischen Standpunkt vertritt.

q.e.d

Ich hab jetzt aber auch keine Lust hier die Bartwickelmaschine auszupacken und ne SC-Diskussion über Satire zu starten. Der Film ist meiner Meinung nach völlig unabhängig vom Thema - und da reiht er sich in ne Menge deutsche Komödien ein - einfach schlecht und ich brauch ihn mir ja zum Glück auch nicht ansehen. :)

Eulenspiegel

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Re: [Film] Heil
« Antwort #30 am: 23.07.2015 | 16:33 »
Ich unterstelle dir nicht, dass du keinen Humor hast. Im Gegenteil: Ich vermute, wenn du eine Satire siehst, die deinem politischen Standpunkt entspricht (den ich ganz grob links einschätzen würde), dann würdest du darüber herzlich lachen und Leute aus der politischen Mitte fänden ihn weniger lustig.

alexandro

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Re: [Film] Heil
« Antwort #31 am: 23.07.2015 | 17:06 »
Nach dem Trailer wäre der Film eher nichts für mich, aber...

Zitat
Einen Rundumschlag gegen rechts und links, gegen Volk und Staat, gegen den herrschenden Diskurs kann man sich eben nur leisten, wenn man sich recht sicher in einer Mitte wähnt – in der man praktischerweise auch gleich die Zielgruppe des Films um sich weiß.

Selten so einen Blödsinn gelesen.

Umfassende gesellschaftliche Missstände anprangern soll bedeuten, dass man außerhalb derselben steht? Ja? Clockwork Orange, anyone?

Offline Crimson King

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Re: [Film] Heil
« Antwort #32 am: 23.07.2015 | 17:18 »
Der Film ist deswegen für mich nicht wirklich Satire sondern billiger Klamauk, weil er eben nicht wirklich bissige Offenlegung von Zuständen ist, sondern einfach nur das klischeehaft-einfache Weltbild derjenigen bestätigt, die sich gern als unpolitische Mitte betrachten. Die im Übrigen ihre super-mittigen Ansichten genauso vehement vertritt, wie die Extremen, die sie mit solchem Unverständnis betrachtet, die ihren. Und die sich das Recht herausnimmt, sich selbst als Maßstab der Gesellschaft anzulegen, von dem aus alle anderen dann in schön sortierte Schubladen gepackt werden können.

Ich kann über den Film nicht urteilen, nur über den Trailer. Deine Aussage beschreibt meine Meinung dazu aber sehr gut.  :d

Rechte, Linke, Politiker, Verfassungsschützer, alle doof. Außer mich.
Nichts Bessers weiß ich mir an Sonn- und Feiertagen
Als ein Gespräch von Krieg und Kriegsgeschrei,
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Und sieht den Fluß hinab die bunten Schiffe gleiten;
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J.W. von Goethe

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Re: [Film] Heil
« Antwort #33 am: 23.07.2015 | 17:33 »
Genau das macht eben auch dieser Film. Das ist schon wieder son Wohlfühlstreifen, wo sich die Menschen hinterher auf die Schultern klopfen können, mit solchen Spinnereien ja zum Glück nichts zu tun zu haben. Denn sich aus allem rauszuhalten, trägt ja glücklicherweise gar nicht zum Problem bei. Schuld sind ja immer die anderen.

Und wer sich drüber beschwert - na der hat halt keinen Humor oder die "beißende Satire" *husthust* nicht verstanden. Schön bequem und unangreifbar. Je mehr ich drüber nachdenke, desto ekelhafter find ich das.  :puke:
Du. Das gilt aber praktisch für jede Satire. Hör Dir dazu mal den Pispers an.
Aber jetzt genug SC. Hier sollte es ja um den Film und nicht um das Konzept "Satire" gehen. :)
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Offline Gwynplaine

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Re: [Film] Heil
« Antwort #34 am: 23.07.2015 | 22:23 »
Also der Trailer spricht mich jetzt überhaupt nicht an - irgenwie zu viel Klamauk. Es gibt aber schon sehr gute "böse" deutsche Filme/Satiren z.B. Oh Boy oder Finsterworld

Offline Darius der Duellant

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Re: [Film] Heil
« Antwort #35 am: 23.07.2015 | 23:53 »
Ausgehend vom Trailer würde ich sagen dass das ein prima Film ist, um ihn nach/mit zwei Bier und zusammen mit ein paar Kameraden auf der Couch zu Hause anzusehen.

Fürs Kino riecht er für mich bisher leider zu sehr nach rausgeschmissenem Geld.
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Re: [Film] Heil
« Antwort #36 am: 24.07.2015 | 12:27 »
Einer politischen Satire vorzuwerfen, sie sei für unpolitische Leute - egal auf welcher Seite des pol. Spektrums - ist "gewagt"...
Schubladendenken anzuprangern, wo durchaus Standpunkte vertreten werden (und JA, der Film hat tatsächlich einen  :o, da nicht alle Seiten in exakt gleicher Schärfe und mit äquivalenter Argumentation angegangen werden...) und dabei gleich mal selbst die Schublade aufzuziehen ("Wohlfühlstreifen"/"Unpolitische Mitte" - Hey, das trifft mich echt hart...  ;)) ist etwas fragwürdig...

Interessant ist, dass sich Regisseur Brüggemann auf critic.de ja anscheinend sogar selbst zur Kritik der Gefälligkeit äußert:
"(...) wenn es nämlich heißt, der Film "zielt ganz klar auf eine endlich-mal-was-anderes-Rezeption". Ich kann jetzt natürlich versuchen, im nächsten Film auf eine schon-wieder-dasselbe-Rezeption zu zielen, befürchte aber, daß man mir das dann auch wieder vorwerfen wird. Ehrlich gesagt ziele ich aber auf gar keine Rezeption, die hat man nämlich sowieso nicht in der Hand, so wie ein Fußballspieler auch in erster Linie aufs Tor zielt und nicht auf irgendeine Rezeption."
...und zum deutschen Klamaukkino:
"Dieses Regie-Statement in der Talkshow bedeutet wahlweise, daß der Typ wirklich unterkomplex nach Bauchgefühl alles macht, was er witzig findet, und zu tieferer Reflexion nicht fähig ist (was ich einem Teil der deutschen Komödienkollegen durchaus vorwerfen würde) (...)"

Aber dass der Film zumindest als diskursive Provokation offenbar keine schlechte Arbeit macht, muss man ihm wohl attestieren...  >;D
Denn Gleichheit setzt Erwachsenheit voraus: die Fähigkeit vom Privaten und Persönlichen abzusehen und nur das öffentlich Relevante zu behandeln.
  - Robert Pfaller

Massenhafte Übereinstimmung ist nicht das Ergebnis einer Übereinkunft, sondern ein Ausdruck von Fanatismus und Hysterie.
- Hannah Arendt