Es treten aber zwei völlig unterschiedliche Situationen ein. Deshalb ist es auch ausgeschlossen, daß ich erst im Nachhinein mitbekomme, ob der Spielleiter erfahren ist
1) Ja, wenn es zwei verschiedene Situationen sind, dann kann es natürlich vorkommen, dass mir eine Situation gefällt und die andere nicht.
Das liegt dann aber nicht am SL, sondern an der Situation.
Und dann gefällt mir die Situation nicht, weil der SL so unerfahren ist, sondern die Situation gefällt mir, weil das eine coole Situation ist. (Also nichts mit "Er-wusste-es-ja-nicht-besser"-Bonus.)
2) Ich will ja nicht deine Menschenkenntnis in Abrede stellen. Aber es gibt durchaus SLs, bei denen bekommst du nicht mit, wie erfahren sie sind. Mag sein, dass du bisher noch nicht auf so einen getroffen bist, aber es gibt sie.
Offenbar ist es Reden in den Wind...
[IRONIE]
Tja, sie es mal so: Scheinbar weiß ich es einfach nicht besser. Habe ich jetzt nicht von dir den "Ich-weiß-es-ja-nicht-besser"-Bonus verdient?
Und da ich SL bin, stelle ich mich auf Stur und ignoriere deine Argumente. - Denn sonst könnte ich ja noch etwas lernen. Und wie wir alle wissen, führt zu viel lernen ja nur dazu, dass man schlechter wird. Da erhalte ich mir lieber meine Frische und lerne nichts dazu.
[/IRONIE]
Es geht um ein unbefangenes Herangehen an die Situation "Rollenspiel". Jeder, der sie kennt, erwartet, daß der Spielleiter beispielsweise die Spieler vor irgendwelche Arten von Entscheidungssituationen stellt. Der Neuling nicht. Er macht halt mal, was er für gut hält.
Du erwartest, dass der Profi so herangeht. - Aber nichts zwingt den Profi, diese Arten von Entscheidungssituationen vorzunehmen. - Er kann sich genau wie der Neuling verhalten und unerwartete Situationen vorbringen.
Trotzdem kanst Du nicht aufhören, in den Kategorien "richtig" und "falsch" zu denken?
Entweder eine Sache macht mir Spaß, dann war sie wohl richtig. - Oder eine Sache macht mir keinen Spaß, dann war sie wohl falsch.
Was soll es da noch als drittes Element geben?
Und du schreibst andauernd "Er-kann-es-ja-nicht-wissen". Ja,
was kann er denn nicht wissen?
Wenn man miteinander spielt, notwendigerweise doch. Nur wenn man "gegeneinander spielt" (also kämpft), ist der eigene Spaß vom Spaß des anderen entkoppelt.
Du hattest vielleicht das Glück noch niemals einen Munchkin in deiner Runde gehabt zu haben, dann wüsstest du besser, wovon ich spreche.
Aber auch, wenn man keinen Munchkin in der Runde hat, gibt es Sachen, die tut man, weil man selber Spaß haben will, unabhängig davon, was die anderen denken. (Und solange das nicht überhand nimmt, ist es in gewissen Rahemn auch vollkommen OK.)
Beispiel: Ich war in einer meine Runde jahrelang SL, weil kein anderer Lust hatte, den SL zu übernehmen. Da habe ich einfach gestreikt und gesagt, dass ich fortan nur Spieler bin. - Es gab ein riesigen Krawall, die anderen haben schweren Herzens einen neuen SL bestimmt und ich bin jetzt erstmal Spieler. - Und soll ich dir etwas verraten: Mir macht das Spiel jetzt plötzlich mehr Spaß. - Und das nur, weil ich so egoistisch gehandelt habe.
Siehst du, dadurch das er was gelernt hat muss er nochmehr lernen, und dann nochmehr ...
Das bezweifle ich.
Wenn der SL ein Fakten Pedant ist, dann ist es egal, ob er die Fakten kennt oder nicht:
Als unwissender würde er das Settingbuch rauskramen und die Beschreibung des Gugelhupf-Rituals vorlesen, damit er auch ja kein Fakt vergisst.
Und wenn er alle Fakten auswendig kennt, dann benimmt er sich halt so, wie du beschrieben hast, damit er auch ja kein Fakt vergisst.
Und dann haben wir den anderen SL: Er kannte das Gugelhupf Ritual nicht und hat frei improvisiert. - Wenn er dann das nächste Mal das Gugelhupf Ritual kennt, wird er keine Veranlassung sehen, seinen Spielstil zu ändern. Er wird vielleicht ein paar Fakten des offiziellen Gugelhupf-Rituals einbringen, aber er wird sich nicht krampfhaft daran halten, da er halt der Improvisationstyp ist.
Und schon ist er in der unendlichen Fortschrittsspirale Drin, und konzentriert sich darauf ob er jetzt gerade alle Techniken beachtet und auch ja keine Fehler in irgendeiner Richtung macht, statt einfach loszulegen.
Ja, solche verkrampften Leute gibt es. - Hier bringt es aber auch gar nichts, wenn er eine Amnesie bekommt und wieder völlig unwissend ist: Dann wird er erst recht verkrampft sein und nichts richtig machen, weil er ständig Angst hat, etwas falsch zu machen. - Und ihr kommt noch weniger zum spielen, weil der Typ andauern im Regelheft nachblättert, damit er auch ja keine Regel außer acht lässt.
Das Problem mit so einem SL ist also nicht das Wissen, sondern die Verkrampftheit. - Und die kommt nicht über das viele Lernen, sondern war schon vorher da. (Wobei ich den SL nicht gleich abschreiben würde. - Es gibt auch durchaus Methoden, seine Verkrampftheit loszuwerden.)
Und da eine Rollenspielgruppe meist aus 3-6 verschiedenen Spielern besteht, macht man immer irgendwas Falsch, da man es nie allen gleich Recht machen kann.
Naja, wenn man eine extrem inhomogene Gruppe hat, mag das zutreffen. Aber die meisten langjährigen Gruppen sind schon sehr homogen und ziehen an einem Strang.
Und falls man doch mal eine inhomogene Gruppe leitet, versucht man einerseits, einen gemeinsamen Nenner zu finden, auf dem man aufbauen kann sowie jedem seine 5 Minuten zu geben und ansonsten möglichst Kompromisse finden.
Ich stimme Merlin zu, du machst dir das zu Einfach in dem du postulierst es gäbe für jede Gruppe die eine einzig richtige Art zu Leiten.
Wie kommst du darauf? Wann habe ich jemals geschrieben, dass es nur eine richtige Art zu leiten gibt?
Natürlich gibt es auch in ein und der gleichen Gruppe mehrere mögliche Arten zu leiten. (Aber den SL rauszuwerfen und durch einen jüngeren zu ersetzen, gehört nicht dazu. - Jedenfalls nicht, wenn der Grund für den Rauswurf der ist, dass der SL zuviel weiß.)
Und sich eine Sonnenbrille aufsetzen und zu sagen: "Ich bin neu, ich muss nichts lernen. Dann bleibt mir der "Er-weiß-es-ja-nicht-besser"-Bonus erhalten." ist ebenfalls der falsche Weg. (Während ich mit dem verkrampften SL noch halbwegs Mitleid habe und zuversichtlich bin, dass man mit ein paar Tipps seine Verkrampftheit lösen kann, ist bei der lernresistenten Sorte jede Hoffnung verloren.)