Hier noch ein kleiner Abschlusstext, den ich verlesen habe. Handelt vom Eintreffen der Wylden Jagd...das Reich ist ja trotz allem auch nicht untätig. Melfeo und Lizza sind natürlich die Drachenblütigen, die in Fes gekämpft haben und entkommen konnten.
Ragara Melfeo fühlte sich unwohl, und das lag nicht nur an seiner inzwischen schweißgetränkten Robe, die ihm am Rücken klebte. Die gesamte Situation wurde für ihn immer unangenehmer.
Da war der penetrante Gestank der sich nervös erleichternden Elefanten noch sein geringstes Problem.
Eine Studienreise in den Süden, nicht so kalt wie der Norden oder so gefährlich wie der Osten, und vor allem außerhalb der wachsamen Augen seiner Familie und des Reiches!
Was für eine großartige Idee.
Die erste Ernüchterung war gekommen, nachdem ihn Gouverneur Sesus Bromor, der Zauberer sosehr schätze wie Lookshy das Reich, ihn in das abgelegenste Kaff des gesamten südlichen Ödlandes abkommandierte.
Und als dann die Sache mit der Belagerung anfing, begann sich Melfeo die Langeweile sehnsüchtige zurückzuwünschen.
Durch das Netz seiner langen dunklen Haare betrachtete er die neben ihm stehende Sesus Lizza, ein Gefundenes Ei, soweit er sich erinnern konnte. Bei allen Göttern, dieser Frau mussten sie in Pasiaps Stufe eine Lanze in den Hintern gesteckt haben. Sie hatte in der ganzen Stunde, die sie nun schon hier warteten, kein einziges mal in ihrer „Jawoll Herr General!“-Haltung auch nur gezuckt.
Es hatte ihn ein hartes Stück Überzeugungsarbeit gekostet, sie nach dem misslungenen Ausfall zum Rückzug zu überreden. Schließlich hatte sich nachgegeben, nach Melfeo ihr erklärt hatte, dass sie dem Reich lebend viel mehr nutzen würde als am Gürtel des Jadejägers.
Neben der Offizierin stand Sesus Bromor höchst persönlich, wie immer seit dem Tod seiner Bälger mit diesem ins Nichts stierenden Blick. Nach allem was Melfeo gehört hatten, war es kein Verlust, dass die Beiden schon so früh zu den großen Drachen gewandert waren.
Hinter den Erhabenen, die dem Landesteg am nächsten standen, reihten sich die Würdenträger der Varang auf: Verschleierte Edeldamen standen da neben fetten schmuckbehängten Adligen, dazu natürlich die dunkelblauen und violetten Roben der unvermeidlichen Sterndeuter.
Und dahinter die verdammten Elefanten. Diese Varang schienen der Meinung zu sein, dass alles was sich nicht mit Uhren verbinden ließ irgendetwas mit Elefanten zu tun haben sollte- der Tag, an dem das Elefantenbetriebene Uhrwerk erfunden wurde, würde mit Sicherheit der höchste Feiertag dieser Leute.
Plötzlich erschallten die viel zu lauten und viel zu schrägen Fanfaren der Ehrengarde, und ein Schiff bog um die Flussmündung. Auf dem Deck glänzten wie an einer Perlenkette aufgereihte kahl rasierte Glatzköpfe. Ein Grund warum Melfeo die Gesegnete Insel verlassen hatte, waren unter Anderem diese Köpfe, oder besser ihr Inhalt. Naja, schlimmer konnte sein „Urlaub“ hier wohl auch nicht mehr werden.
Als erster betrat ein klein und hart aussehender Mönch in schwarzem Kampfanzug den Landungssteg. Er würde gemeinsam mit Bromor zur Botschaft reiten. Melfeo entwickelte zum ersten mal so etwas wie Mitgefühl für den Soldaten- man konnte einfach nur Mitleid für jemanden empfinden, der sich nach einer fehlgeschlagenen Anathemajagd den Fragen eines Abtes stellen musste.
Ihm und Lizza würde die Ehre zufallen, eine junge und hochgeschossene Mönchin zu begleiten. Die Makellose schwang sich auf den verdammten Elefanten als würde sie in ihrem Kloster den ganzen Tag nichts anderes tun. Lizza und Melfeo folgten ihr weit weniger elegant. Als der Zauberer von oben einen Blick zum Fluss warf, sah er weitere Schiffe, auf denen das Grau von Stahl glänzte. Wenig überraschend zeigte ihr Wimpel den Stier des Hauses Sesus- nachdem ihr Gouverneur die Sache mit den Geißeln gründlich versaut hatte, blieb ihnen wohl nichts anderes übrig, als ihre Legionen zu schicken.
Wahrscheinlich hatten sie Bromor nur nicht aus dem Amt entlassen, weil das ihren Ruf innerhalb der Familien vollständig ruiniert hätte.
Die Massen an den Rändern der Straße bejubelten die Ankunft der Abgesandten mit südlichem Übermut und erstickten so eine eventuell entstehende Stille zwischen den Drachenblütigen schon im Keim.
Die Mönchin saß ihren Begleitern mit starrem Blick und vollkommen unbewegtem Körper gegenüber. Ihre Augen waren von tiefstem Dunkelbau, viel zu dunkel für ihr augenscheinlich junges Alter. „Streberin“ fuhr es Melfeo durch den Kopf. Allerdings wohl eine sehr fähige Streberin. Sie waren nicht mehr weit von der Botschaft entfernt und Melfeo machte sich schon Hoffnungen, die gesamte Reise ohne ein Wort zu überstehen als sich diese unfähige Soldatin plötzlich räusperte: „Dies ist der Glockenturm, Ehrwürdige. Eines der schönsten Gebäude der Stadt.“ Die Augen der Unbefleckten zuckten wie kleine Wellen vor einer Sturmflut. „Ich bin nicht wegen einer Stadtbesichtigung hierher gekommen. Dies ist keine Urlaubsreise. Ich bin wegen meiner heiligen Pflicht gekommen, die Anathema von der Schöpfung zu tilgen.“
„Auch für mich ist dies die oberste Pflicht, Ehrwürdige!“ gab Lizza sofort zurück. Manche Leute erkannten einen Fallstrick selbst dann nicht, wenn sie schon mit den Füßen nach oben an einem Baum hingen.
„Dann frage ich mich, warum die Anathema, die Warring angegriffen haben, noch immer am Leben sind.“ gab die Mönchin prompt zurück und lehnte sich wie eine angriffslustige Viper nach vorne.
Lizzas Gesicht färbte sich scharlachrot und sie wollte gerade zu einer Erwiderung ansetzen, als sich Melfeo zu Wort meldete: „ Ich kann euch versichern, dass ich Sesus Lizza mit aller Gewalt auf die rettende Wolke zerren musste, um sie davon abzuhalten, sich geradewegs auf die Unheiligen zu stürzen.“ Warum konnte er eigentlich nicht seine verdammte Klappe halten? Die Andeutung eines freudlosen Lächelns umspielte den Mund der Makellosen. „Ragara Melfeo, wenn ich mich nicht irre. Und ich irre mich nur selten. Ich habe mir eure Akte zukommen lassen. Eure Lehrer am Heptagramm bezeichneten viele eurer Ansichten als recht…bedenklich.“
„Und vor ein paar Minuten dachte ich, es könne nicht mehr schlimmer kommen“ fuhr es Melfeo durch den Kopf.
Weitere Pläne für die Kampagne: Es soll nach Harborhead gehen, wo der alte König im Sterben liegt. Anorns jüngerer Bruder sieht sich (angestachelt von einer bööösen Abysal) als rechtmäßiger König...ein Bürgerkrieg liegt also in der Luft. Außerdem wird die Blaue Königin die Möglichkeit nicht verstreichen lassen, ihre Festungsmanse wieder voll funktionsfähig zu machen- und so den ersten Teil ihrer Mega-Waffe zu rekonstruieren. Auch der andere Abysal der Todesfürstin ist nicht faul und plant mit dem gewonnen Eisen einen Angriff auf Krisall...den anderen bekannten Teil des Artefakts. Ironischerweise sind die Solars gerade unwissend auf dem Weg ins Heerlager der vom Abysal okupierten Steppenreiter. Sie hoffen vom Jadejäger Informationen über die Todesritter zu bekommen. Wird sicherlich ein Spass, wenn sie bemerken, dass sie ihren Feinden genau in die Arme rennen