Autor Thema: Lifeboat von Jeff Siadek (Gorilla Games)  (Gelesen 1546 mal)

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Lifeboat von Jeff Siadek (Gorilla Games)
« am: 13.05.2013 | 14:37 »
Lifeboat ist ein Kartenspiel für 4-6 Personen von Jeff Siadek. Es ist 2010 bei Gorilla Games erschienen und im Spezialhandel und Internetversand erhältlich (ca. € 15,-).

Beschreibung

Jeder Spieler übernimmt die Rolle eines Insassen im Rettungsboot. Kapitän, Erster Maat, Sir Stephen, Lady Lauren, Frenchy und The Kid haben jeweils etwas unterschiedliche Spielwerte und einen individuellen Vorteil. Jeder zieht verdeckt die geheime Liebe seines Lebens und seinen schlimmsten Feind (wichtig für die Auswertung am Ende).

Eine Runde beginnt, indem der Quartiermeister (derjenige ganz hinten im Boot) Verpflegungskarten zieht, eine für sich auswählt und der Rest Person für Person nach vorne durchgereicht wird. Anschließend wird in derselben Reihenfolge gehandelt.

Jeder kann entweder rudern, von einem anderen Verlangen, den Platz zu tauschen oder einen Gegenstand herzugeben, eine Aktionskarte spielen oder auch nichts tun. Dabei können u.U. Kämpfe zwischen den Besatzungsmitgliedern ausbrechen.

Nachdem alle individuellen Aktionen abgehandelt sind, wählt der Navigator (derjenige ganz vorne im Boot) eine der Navigationskarten aus, die durch Rudern bereitgestellt wurden bzw. zieht eine zufällige Karte. Diese Navigationskarte entscheidet darüber, wer durstig wird, wer ins Wasser fällt und ob man dem rettenden Land näher kommt.

Das Spiel endet, wenn so die vierte Karte mit einem Vogelsymbol aufgedeckt wird. Siegpunkte erhält man, wenn man selbst oder seine große Liebe überlebt, wenn sein Feind tot ist sowie für wertvolle Gegenstände aus der Vorratskiste.

Bewertung (Spielmaterial)

Lifeboat kommt in einer kleinen handlichen Schachtel. Die Karten sind dezent aber schön gestaltet mit einer Kombination aus Comicgraphik und Vintagefaksimile. Englischkenntnisse sind Pflicht, da das Spiel, soweit ich weiß, nicht auf Deutsch erschienen ist. Die Qualität von Material und Druck ist handelsüblich.

Bewertung (Spielspaß)

Die Grundidee ist einfach und spannend, und das Spiel setzt sie mit voller Konsequenz um. Der Reiz besteht darin, mit den Mitspielern relativ frei verhandeln und taktieren zu können. Dennoch sind die Regeln komplex und müssen sorgfältig gelernt werden.

Durch die Auslosung von Liebe und Hass kommen jedes mal ganz neue Konstellationen zustande. Die Spielrunden werden dadurch auch in Länge und Dynamik sehr unterschiedlich. Manchmal ziehen sich Verhandlungen vor einem Kampf ewig hin, manchmal gehen mehrere Züge in wenigen Minuten vorüber, weil Macht und Interessen klar verteilt sind. Hier liegt auch ein größeres Problem des Spiels: Wenn sich eine Partei herausbildet, die die Überhand gewinnt, fährt sich das Spiel schnell fest, was besonders für die Unterlegenen sehr frustrierend ist, da man dann kaum noch Optionen hat. Es ist auch nicht unwahrscheinlich, dass ein Spieler schon früh durch Charaktertod ausscheidet und dann eine Stunde lang nichts zu tun hat.

Fazit

Ein spannendes Spiel für Zwischendurch mit hohem Wiederspielwert, das man allerdings nicht mit Leuten spielen sollte, die leicht beleidigt sind oder Spiele zu ernst nehmen. Außerdem sollte man darauf achten, die Regeln so gut zu kennen, dass man eine unergiebige Runde ggf. schnell zuende bringen kann.
Für die einen ist es DSA - für die anderen der längste Inside-Joke aller Zeiten.