Also, ich spreche jetzt mal aus meiner Erfahrung in unserem Rollenspielverein:
Wir haben uns 2002 gegründet, damals waren es 7 Leute, ich selber bin Ende 2002 dazu gestoßen also noch mitten in der Anfangsphase. Die Voraussetzungen waren gelinde gesagt beschissen:
- Kleinstadt mit 35.000 Einwohnern in einer sehr ländlich geprägten Gegend.
- Nur sehr magere Unterstützung von jedweden öffentlichen Stellen (Räumlichkeiten hatten wir, allerdings keinen Stauraum, die Räumlichkeiten hatten wir nur Donnerstags und Dienstags Abends und wir wurden eher geduldet als dass wir erwünscht waren.)
- Gut funktionierende Jugendvereine und Angebote in Biberach (kann ein Vorteil sein, hat uns aber eher das Wasser abgegraben)
- Ein "Konkurenzverein" ca 40 km entfernt.
Jetzt, 12 Jahre später, gehen wir auf die 100 Mitglieder zu und haben ein eigenes Vereinsheim.
Rückblickend ist zuerst mal interessant was nichts oder so gut wie nichts dazu beigetragen hat:
- Werbung, war eigentlich grundsätzlich für die Katz. Ich glaub mit vier oder fünf (eigentlich richtig coolen) Werbeaktionen haben wir vielleicht zwei Mitglieder angeworben. Der Rücklauf auf ca. 2000 Flyer (die ebenfalls richtig geil waren) war = 0
- Bibliothek, hatten wir ganz ganz lange einfach keine. Klar ist es cool Material anbieten zu können, aber ganz ehrlich deswegen trete ich nicht in einen Verein ein. Wenn ich Spielleiter bin (und das sind diejenigen die das Material primär brauchen) dann kaufe ich mir die Bücher. Ich arbeite mich nicht in ein Rollenspiel ein bei dem ich die Bücher andauernd ausleihen muss. Wir haben jetzt eine sehr große Rollenspielbibliothek, auch viele Brettspiele, das ist echt cool und nützlich, aber wirklich, deswegen tritt keiner in den Verein ein.
- Promoter, Kontakt zur Rollenspielerszene, Austausch über Neuigkeiten, das ist alles cool und nett, aber auch deswegen ist, glaube ich, noch keiner in unseren Verein eingetreten.
Eigentlich kann man die Faktoren die wirklich Wachstum erzeugen auf drei (vier) runterbrechen:
- Ein gutes Angebot an Rollenspielaktivitäten, das ist wohl die Hauptsache. Erfahrungsgemäß kommt immer irgend jemand vorbei, wenn es einen Rollenspieltreff gibt, in den allermeisten Fällen werden die neuen Leuten von Mitgliedern mitgebracht, ich würde sagen sicher 80% unserer Mitglieder wenn nicht mehr sind von anderen Leuten mitgebracht worden. Das tun die aber nur, wenn die wissen, dass es sich auch lohnt jemanden mitzubringen. Jeder Vereinsabend an dem keine Rollenspielrunde stattfindet ist eigentlich Gift.
- Sozialisation ist ganz wichtig. Die Leute haben sich bei uns wohl gefühlt, wir haben jeden mit offenen Armen empfangen, jeden dazu ermuntert wieder zu kommen. Auch irgendwelche Aktivitäten neben den Rollenspieltreffen sind wichtig um die Gemeinschaft zu fördern. Denn die Gemeinschaft an Gleichgesinnten ist der eigentliche Mehrwert eines Vereins.
- Zulauf über andere, rollenspielnahe Veranstaltungen, hat bei uns viel bewirkt, lange Zeit war Vampire-LARP DER Zugbringer für den Verein, ganz viele, gerade junge Mitglieder sind übers LARP zum P&P-Rollenspiel gekommen. Mittlerweile ist es eher unsere Brettspielsparte die neue Leute zum P&P bringt
(-eher in der Anfangszeit ist es wichtig sich ein bisschen bekannt zu machen, z.b. über die Spielerzentrale. Man hat relativ schnell die meisten aktiven und offenen Rollenspieler in der Umgebung abgegrast und da sind immer welche dabei die eigentlich auf so einen Verein gewartet haben. Das sind meistens nicht viele, aber gerade in der Anfangsphase eines Vereins sind solche Leute sehr wertvoll).
So, ich hoffe ich konnte helfen, wenns Fragen gibt, immer her damit.
PS: Man muss vielleicht noch sagen, dass es Vereine gibt die komplett (und damit meine ich wirklich KOMPLETT) anders funktionieren als der unsrige, Celtic Circle e.V. ist ein gutes Beispiel.
edit: Tippfehler entfernt.