Einer, dessen Rezension etwas taugen soll.
Wenn Du Dir nicht vorstellen kannst ein 500-Seiten-Buch zu lesen und zu verstehen, dann bist Du eben nicht geeignet eine Rezension darüber zu verfassen.
So, ich melde mich auch einmal, denn ich merke, dass hier an Redakteure und Rezensenten teilweise absolut unrealistische Erwartungen gestellt werden, die man in einem einzelnen Menschenleben gar nicht erfüllen kann.
Keiner der Rezensenten auf Online-Plattformen und im Fanzine-Bereich (aus dem ich übrigens auch komme; ich schreibe für's "Zunftblatt") bestreitet mit dem Schreiben von Rollenspielrezensionen ihren Lebensunterhalt. Dennoch ist so eine Rezension zu schreiben eine Menge Arbeit, ganz besonders nach den Kriterien, die hier teilweise aufgestellt werden. Diese Zeit, die die Rezensenten investieren müssen, fehlt an anderer Stelle... egal welches Hobby man hat, etwas anderes leidet immer darunter.
Wenn es nur
ein Buch wäre, von dem hier die Rede ist... gerade im Fanzine-Bereich hast du einen ganzen Stapel Bücher, mehrere dicke Rollenspielschinken von 500 Seiten und geschätzt etwa 2 Monate Zeit, bis dein Magazin in den Druck geht (die Zeit, die du auf Cons verbringst nicht eingerechnet). Das kann man schaffen, ich meine das mit dem Mehrmals-Ganz-Lesen und dem Jedes-Spiel-auch-Probespielen... wenn man nichts anderes macht und auf soziale Kontakte (außer bei den Runden) verzichtet (und am Besten auch auf solche Lappalien wie essen und Schlaf).
Hier werden vollkommen unrealistische Kriterien angesetzt, besonders wenn die Rezension aktuell sein soll: okay, das SR4-Jubiläums-GRW ist raus, jetzt warte ich erstmal ein dreiviertel Jahr, bis die Runde des Redakteurs fertiggespielt ist.
Und wo hören wir mit dem Testen auf? Dann müsste man konsequenterweise aber auch
jeden einzelnen Aspekt des Spiels testen, d.h. jede Charakterklasse anspielen, jedes Monster bekämpfen, jede einzelne Mini-Optionalregel zur Anwendung bringen. Dann, aber auch nur dann, entspricht das Ganze vielleicht den Kriterien, die die Leute hier an Rezensionen setzen.
Anstatt sich darüber zu freuen, dass die Szene aktiv ist und sich Leute die Mühe machen, Rezis zu schreiben und Fanzines zu publizieren, bekommt man eher noch eins auf den Deckel.
Klar: man muss das fragliche Regelwerk nach bestem Wissen und Gewissen studiert haben... man muss reinlesen - man sollte auch versuchen so viel zu lesen, wie einem nur möglich ist. Brettspiele sollte man wirklich ausprobieren, bzw. man sollte alles ausprobieren, was man irgendwie ausprobieren kann als Rezensent. Zu rezensierende CDs sollte man gehört, zu rezensierende Filme gesehen haben. Man sollte tun, was man kann, sich bemühen objektiv und informativ zu sein. Aber niemand sollte mehr erwarten, denn auch Kritiker sind Menschen und keine IMHO-Maschinen.
Sorry, dass ich das Thema nochmal aufbringe, aber die Erwartungen sind einfach unrealistisch und von keinem einigermaßen professionell arbeitenden Rezensenten zu erfüllen.