Autor Thema: [Erzählt mir von ...] Monsters And Other Childish Things  (Gelesen 1370 mal)

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Offline Jed Clayton

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Weil es Joerg.D letztes Jahr in Dreieich mal erwähnt hat:

Monsters And Other Childish Things

Was ist das? Wie geht es? Wer hat es schon mal gespielt? Wo gibt's das?

Es klingt auf jeden Fall nach etwas, das ich voll und ganz schätzen könnte. Erstens Monster und zweitens etwas mit Kindern, oder aus der Sicht von kleinen Kindern. Würde mich echt interessieren.
"Somewhere there is danger, somewhere there's injustice, and somewhere else the tea is getting cold."

(Doctor Who, Survival, 26th season, serial 4, part 3)

Offline Thanatos

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Re: [Erzählt mir von ...] Monsters And Other Childish Things
« Antwort #1 am: 24.03.2010 | 00:29 »
Also vorweg: Zum tatsächlichen Spielen sind wir leider nicht mehr gekommen. Allerdings haben wir relativ intensiv Charaktere erschaffen und sind die Regeln durchgegangen. Für einen Einstieg könnte das ja mal reichen.

Im Grunde spielt man bei Monsters And Other Childish Things zwei Charaktere. Zum einen das Kind und zum anderen das Monster. Die Regeln sind dabei eine der vielen (frühen?) Varianten der ORE. Falls diese nicht bekannt ist: Im Kern werden W10-Würfelpools geworfen, mit dem Ziel, dass mehrere Würfel die selbe Zahl anzeigen. Die Breite (Zwilling, Drilling, etc.) sagt etwas über Geschwindigkeit/Stärke/etc. aus, die Höhe (8, 9, 10, etc.) über die technische Schwierigkeit/Qualität. - Wenn ich das richtig erinnere.

Für das Kind werden relativ klassisch Punkte/Würfel auf körperliche/geistige/soziale Attribute und Fertigkeiten verteilt, die halbwegs grobkörnig gehalten sind. Interessant war dabei, dass in körperlichen wie auch sozialen Auseinandersetzungen der Schaden als Würfelverlust auf die jeweils passenden Attribute verteilt wird. Man muss dem anderen Kind also nicht zwangsläufig mit der Steinschleuder eines draufbraten, während es arglos auf der Schaukel sitzt, man kann sich auch so lange über seine roten Haare lustig machen, bis es flennend nach Hause rennt.

Als relativ geistreich wurden in unserer Gruppe dabei auch die besonderen Beziehungen erachtet, die ebenfalls mit Werten/Bonuswürfeln bedacht werden. (Gibts heute auch schon an jeder Ecke, ja. Aber wir kannten sowas damals noch nicht.) Kann ein Spieler eine Herausforderung mit seiner Beziehung sinnvoll in Verbindung bringen ("Das Taschenmesser habe ich von meinem Opa bekommen. Es schneidet besonders gut, hat er gesagt. Damit sollte das geschnitzte Holzpferdchen ein Kinderspiel sein."; "Das Liebesbriefchen in meiner Hosentasche hat Amie McMurraugh mit ja angekreuzt. Ich darf jetzt vor ihr einfach nicht klein beigeben, auch wenn Thomas Fitzpatrick mich zu verprügeln droht.") darf er die Bonuswürfel der Beziehung zum Wurf hinzuziehen. Scheitert der Wurf jedoch, kann dies auch negative Auswirkungen auf die Beziehung haben, etc.


Beim Monster darf/soll man seiner wirren Fantasie dann freien Lauf lassen. Würfel werden hier weniger auf Attribute verteilt denn mehr auf Körperteile und Fähigkeiten. Das kann beim triefenden Auge beginnen, das klebrigen Schleim absondern kann, und beim Nabel aufhören, der sowohl unliebsame Dinge aufsaugen wie auch nützliche Dinge aufbewahren kann. Das Unding in seiner meist nicht-euklidischen Schönheit aufzuzeichnen, war eine besondere Freude. Zumal in unserer Runde kaum jemand seine Zeichenkünste seit dem Kindesalter weiterentwickelt hat.


Fluffmäßig kackt diese Beschreibung aus eingangs erwähnten Gründen naturgemäß ab. Im Grunde war der Kerngedanke jedoch, dass das Monster real ist, sich aber (auf verschiedenste Weisen) verdammt gut verstecken kann. Dem Kind ist es ein Freund und Beschützer, für andere kann es aber sehr schnell sehr gefährlich werden. Was nicht immer im Interesse des Kinds liegen muss.
« Letzte Änderung: 24.03.2010 | 00:39 von Thanatos »

Offline Jed Clayton

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Re: [Erzählt mir von ...] Monsters And Other Childish Things
« Antwort #2 am: 24.03.2010 | 00:50 »
Danke vielmals, Thanatos. Das ist doch schon so Einiges.

Bei Sphärenmeisters Spiele gibt es das Regelbuch und zwei Erweiterungen dazu, wenn man möchte auch als "Bundle". Muss ich mir noch überlegen... Ich besitze eigentlich schon 2-3 Systeme, mit denen ich fast das Gleiche spielen könnte.

Auf der Seite von Sphärenmeister steht außerdem auch dieser Buchklappentext:

Zitat

Have you ever secretly wanted to be best friends with a magical unicorn? His name would be Dewdrop, and he would talk to you with his thoughts, and he would carry you on his back away from bullies and parents and kids who don’t get you, and you’d have such wonderful adventures!

This game is pretty much like that. Except — well, Dewdrop is a little scary.

In fact, if you drew what Dewdrop really looks like on your Trapper Keeper, they would send you to the principal’s office, then to the school counselor, and then perhaps to a place with a name like Morning Meadows Home for Disturbed and Psychotic Youth.

Welcome to Monsters and Other Childish Things, a funny, frightening, action-packed roleplaying game about kids and the people who matter to them most — their friends, family and loved ones.

And their horrifying pet monsters.

Monsters and Other Childish Things is perfect for new gamers young and old, and for all gamers who like a little humor with their horror.

Players take the roles of ordinary kids whose best friends are slavering monstrosities from beyond time and space — and that’s already enough to get them in all kinds of trouble with parents, school principals, friends, the Monster Investigation Bureau, mad science teachers, wannabe wizards, you name it. Can you make it through a school day without having to explain why your monster ate the substitute teacher? We’ll soon find out.

Written by Benjamin Lee Baugh, Monsters and Other Childish Things first appeared as a short game supplement. We are proud to present it now as a monstrously complete — and completely monstrous! — roleplaying game, with 180 pages of distressingly fun action, humor and horror.

Von der Idee her erinnert mich das Spiel nicht nur an die Sesamstraße und an meine eigene kindische Fantasie, die ich heute noch habe, sondern auch an einen bestimmten Film aus meiner Kindheit, genauer gesagt an den hier ... nur mit etwas weniger Musical und mehr Testosteron.
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Re: [Erzählt mir von ...] Monsters And Other Childish Things
« Antwort #3 am: 24.03.2010 | 01:23 »
Ja, das gute alte Assi-Kind mit Elliot dem Schmunzelmonster. War bei mir auf der selben Videokassette wie der Herr der Ringe. Ich weiß nicht mehr, wie oft ich darüber wegspulen musste ;)

Ich denke MAOCT geht schon in diese Richtung, nur mit jeder Menge mehr Blut und Gedärmen. Genial ist auch das Intro, das aus den Aufzeichnungen eines Kinds besteht, welches sein Affenmonster beschreibt und kritzelt. Mir ist leider der Name entfallen, aber der Affe war leicht reizbar, hatte lange Klauen und zudem ein Faible dafür, Leuten die Augen zu extrahieren.

Allerdings waren die Monster bei uns deutlich... inkonsistenter als etwa Elliot. Die Verteilung der Werte auf eine beliebige Anzahl von "Körperteilen" mit verschiedenen Eigenschaften und Fähigkeiten führte bei uns zu sehr frankensteinesken Monstern. Was aber natürlich nicht in jeder Runde so laufen muss.

Und irgendwie hat sich bei mir schon vor der ersten Sitzung, bei einem Testkampf, den wir zwischen unseren Monstern auführten, um die Regeln zu proben/lernen, ein fader Beigeschmack von Pokemon eingeschlichen. Gut möglich, dass sich das gelegt hätte, wenn nicht jedes zweite Kind im Spiel mit einem Monster gesegnet gewesen wäre.

Ich glaube bei der Curriculum of Conspiracy: Spring Crescent Middle School Erweiterung waren die Kinder dann alle schon einen Hauch älter und hatten ein dunkles Geheimnis/Erinnerungslücke. Dort wurden auch freakige Fähigkeiten für die Kinder selbst eingeführt, wie etwa ein paranormaler Wasserkopf, die Fähigkeit beim Schlafwandeln gewissermaßen überall landen zu können oder das Erbrechen von Schlangen, etc..

Offline Jed Clayton

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Re: [Erzählt mir von ...] Monsters And Other Childish Things
« Antwort #4 am: 24.03.2010 | 01:49 »
Ja, das gute alte Assi-Kind mit Elliot dem Schmunzelmonster. War bei mir auf der selben Videokassette wie der Herr der Ringe. Ich weiß nicht mehr, wie oft ich darüber wegspulen musste ;)


Lach' nicht, aber ich konnte als doofer kleiner Knirps sogar mal die Lieder aus diesem Film auswendig singen... da fällt mir wieder ein, dass ich sehr, sehr wenige Freunde hatte. ;)

Ich habe vorhin bei YouTube nachgeguckt, ob ich da zufällig einen Clip mit der Stelle finde, wo ein Junge sagt: "Petes Drache hat die Schule kaputtgemacht."
Einer meiner Lieblingssätze in einem Film überhaupt, denn welches Kind möchte das nicht auch mal in echt hören? Außerdem ist das für mich die große Schlüsselszene in diesem Streifen, weil spätestens da das ganze Städtchen weiß, dass es Petes Drachen tatsächlich gibt. Mich hat es immer genervt, dass die Erwachsenen in dem Film Pete die ganze Zeit über gängeln, belehren und erziehen wollen und das alle ihm ständig sagen, "Drachen gibt es gar nicht" und "Wenn du erst eine Adoptivfamilie gefunden hast, brauchst du keine erfundenen besten Freunde mehr." Ich sage: Bullshit! Worum es hier geht, ist, dass Drachen real sind und richtig fetzig Wände einreißen können. Ka-wumms!  >;D Drachen treten allen bösen Menschen in den Arsch, wie auch Doktor Terminus erleben musste.

Zum Glück erstickt der Film die Drachenidee nicht in lahmer 70er-Jahre-Erziehungssülze, sondern Elliott wird am Ende des Films noch der große Held, weil er allein die Flamme im Leuchtturm wieder anzünden kann, durch die das Schiff von Paul zurück an Land findet. Ja, ich kenne diesen Film sehr genau.
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Re: [Erzählt mir von ...] Monsters And Other Childish Things
« Antwort #5 am: 27.03.2010 | 01:13 »
Irgendwie kommen wir hier vielleicht ein bisschen vom Thema ab. Andererseits auch nicht so schlimm, weil sich offensichtlich niemand anders zum Thema äußern will. :)

Wie dem auch sei: Ich habe heut zufälligerweise auf SuperRTL die gute alte HdR Fassung gesehen und irgendwie schwingt da bei mir nach wie vor Videokassetten-bedingt noch immer etwas Elliott mit. (Und was das Mitsingen angeht, kann ich zwar mit der Elliott-Musik nicht dienen, kann aber heute noch jederzeit die Melodie anstimmen, mit der die Orks in der alten HdR-Fassung auf Helms Klamm marschieren. ;))

Am meisten (um nicht zu sagen, den einzigen) Eindruck hat bei mir damals aber die Szene hinterlassen, in der der Junge auf dem Bürgersteig entlangtänzelt und der unsichtbare Elliott seine Fußstapfen im noch frischen Zement hinterlässt. Weiß der Geier warum ich mir gerade das und eigentlich nur das gemerkt habe. :) Du vielleicht eine Idee dazu?

Was aber möglicherweise wieder etwas zum Thema zurückführen könnte, ist die Beobachtung, dass auch beim Schmunzelmonster die Tatsache eine gewisse Rolle spielt, dass der Junge dafür verantwortlich ist, dass sein "imaginärer" Freund nicht außer Rand und Band läuft. So befiehlt er ihm ja beispielsweise, sich unsichtbar zu machen, eben um nicht gegen gesellschaftliche Normen zu verstoßen, in denen ein Drache eben nicht sein darf.