Autor Thema: [SW] Deadlands:Reloaded - Guess who's comin' to Donner?  (Gelesen 1237 mal)

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Die Denver Pacific Railroad hat eine gute Chance, die Sierra Nevada zu überwinden und das Rennen nach Californien (das, was nach dem Großen Beben davon übrig ist) zu gewinnen. Den Eigentümern der DPR, den Messrs. Smith & Robards, winken riesige Gewinne. Unglücklicherweise hat Mr. Withers, der zuständige Bauleiter für den entscheidenden Streckenabschnitt, seit einiger Zeit keine Berichte mehr von dem Vortrupp bekommen, der während der Herbstmonate die Trasse am Truckee-Pass abstecken soll. Der Trupp wird angeführt von einem gewissen Mr. Chambers, dessen einflussreiche Familie in Boston ebenfalls besorgt um das Wohlergehen ihres Sprösslings ist. Mr Withers sieht sich daher genötigt, die Schatulle für die unvorhergesehen Ausgaben zu öffnen und eine Belohnung von 75$ auszusetzen für jeden, der bereit ist, Vorräte zum Bautrupp zu bringen und Nachricht von seinem Schicksal nach Virginia City zurück zu übermitteln.

Diesem Aufruf ist eine bunte Truppe gefolgt. Mr. Trench gehört zu der Sorte „Enforcern“, die in den großen Eisenbahnkriegen eine großartige Gelegenheit sehen, ihre Talente für einen höheren Zweck einzusetzen, das heißt für den Meistbietenden. Hop Sing wiederum gehört zu den neuen Amerikanern asiatischer Herkunft und soll als Übersetzer dienen, da auch einige seiner Landsleute in dem vermissten Vortrupp arbeiten. Als Unbewaffneter scheint Hop Sing den Gefahren einer solchen Reise kaum gewachsen, aber Mr. Withers zögert nicht, Hop Sing zu entsenden, da er von Mr. Liu, dem Patron der asiatischen Gemeinschaft in VC, geschickt wird. Miss Spears hat den nötigen technischen Sachverstand um den Trassenfortschritt zu dokumentieren, bzw. die vorhandenen Aufzeichnung zu identifizieren, falls Mr. Chambers nicht ansprechbar sein sollte. Es ist außerdem beruhigend, sie weit außerhalb der Stadt zu wissen, da eine ihrer jüngeren Erfindungen offenbar verheerende Feuersbrünste auslösen kann und die Einrichtung einer freiwilligen Feuerwehr in VC erst seit kurzem auf der Agenda des Gemeinderats steht. M. Baptiste ist ein Stutzer, der dem äußeren Anschein nach besser New Orleans geblieben wäre, aber entgegen aller Warnungen auf eine Teilnahme bestand. Er kenne den Einsatz, versicherte er. Bei all dem war es ein Lichtblick, dass auch Mrs. Boon sich mit ihrer ganzen Erfahrung als Landärztin für die Reise bereit erklärt hatte. Mit diesem alten Dragoner war jedenfalls gesichert, dass Zucht und Ordnung dem Hilfstrupp nicht entgleiten würden.

Bis zum Gleiskopf reiste die Gruppe mit der DPR und von dort zu Pferde zu Johnsons Handelsposten in den Ausläufern der SNM. Die Temperatur war merklich gefallen und die Aussicht auf eine warme Mahlzeit versöhnte die Reisegruppe mit der Gesellschaft des verzausten Mr. Johnson. Mr. Johnson hatte kistenweise Gelegenheit dem Alkohol zuzusprechen, wovon ein riesiges Windspiel aus leeren Whiskey-Flaschen an seiner Veranda kündet. Der kräftige Händedruck von Mrs. Boon hieß ihn jedoch seine Manieren entstauben: „Eine Lady – welch Glanz in meiner bescheidenen Hütte!“

Mr. Trench erläuterte, dass Hop Sing ohne Fleisch immer klein und gelb bleiben werde, als dieser sich als Vegetarier weigerte, das dampfende Stew zu essen. Auch Miss Spears hatte einige Bedenken gegenüber dem Verzehr von Rindfleisch, dem sie eine schädliche Wirkung für das gesamte Organsystem, nicht zuletzt das Gehirn, beimaß. Mr. Johnsons Laune war da schon reichlich getrübt, und so brach es aus ihm heraus, dass man sich ausgerechnet hier, am Donner-Pass, nicht über eine ordentliche Mahlzeit zu beschweren habe. Und er hub zu einer gräßlichen Erzählung an: Vor nunmehr dreißig Jahren habe George Donner, nach dem heute der Truckee-Pass im Volksmund benannt sei, einen Pioniertreck über den Pass führen wollen. Er folgte dabei den Anweisungen eines gewissen Lansford Hastings aus dessen bekannter Schrift: „The Emigrant‘s Guide to Oregon and California“, insbesondere der dort eingezeichneten Abkürzung. „Allerdings war dies eine Abkürzung ins Verderben“, wie Mr. Johnson grabesschwer verkündete. Der gesamte Treck, fast 100 Männer, Frauen und Kinder, seien im Schnee stecken geblieben und haben monatelang am Pass überwintern müssen. Wer das überlebt habe, sei später nicht mehr froh geworden. „Die Kälte, der Schnee, kein Essen – und wer gesehen hat, wozu Menschen fähig sind, wenn sie vor Hunger zum Äußersten getrieben sind …“. Seine Stimme verlor sich und die Versammelten blickten betreten auf die dampfenden Fleischtöpfe auf dem Tisch. In der Stille war deutlich das Klimpern und Pfeifen des Windspiels zu hören. „Die Geister der Vergangenheit,“ erklärte er ernsthaft. „ Aber mit meinem Windspiel sind wir hier in der Hütte sicher. Die Flaschen haben schon einmal etwas Geistiges enthalten, und jetzt fangen sie jeden Geist ein, der hier rein will.“ Mr. Trench fühlte sich darob inspiriert, Hop Sing nächtens mit einem Bettlaken als Geist zu erscheinen.

Am nächsten Morgen versah sich die Reisegruppe mit der dringend nötigen Winterkleidung. Denn einzig Mrs. Boon war für den Kälteeinbruch schon mit einem selbst gestrickten Nierenwärmer gewappnet. Die Pferde wurden in der Obhut von Mr. Johnson gelassen und stattdessen die von ihm vorbereiteten Maultiere weitergeführt. Die Gruppe war mir Mr. Johnson auch ansonsten handelseinig geworden. Mr. Trench schulterte eine neue Doppelläufige Schrotflinte, deren Wert er auf Rechnung der DPR bei Mr. Johnson als „Munition“ anschreiben ließ. Miss Spears erwarb einen der wenigen funktionsfähigen Clockwork DeMoler, da man nie wissen kann, was diese Wühler im Schilde führen.

Der verschneite Trail führte die Gruppe an einem Wasserlauf entlang. Gegen Nachmittag war deutlich lautes Wolfsgeheul zu vernehmen. Die Überraschung war nicht ganz perfekt, aber ein knappes Dutzend der grauen Tiere fiel über die Gruppe her! Ein Maultier folgte seinem Instinkt und ging durch – aber die Wölfe hatten anscheinend anderes im Sinn und machten sich weiter über die Gruppe her. M. Baptiste erlitt schwere Verletzungen am Bein und wurde vom raschen Blutverlust bewusstlos. Miss Spears nutzte die Gelegenheit, ihren Amazing Tornadizer einem Feldtest zu unterziehen. Aber der von ihrem Kreisel ausgelöste Windsturm ließ die Wölfe zunächst ungerührt, so dass auch sie einen unangenehmen Biss einstecken musste. Sie griff darob zu ihrem handlichen Flame Focussizer, doch der versengende Flammenstrahl fauchte knapp an dem Rudel vorbei. Mr. Trench wiederum konnte im Kampf gut machen, was er sich mit seinem rüpelhaften Auftreten bis dahin verscherzt hatte. Seinem Stolz kam es jedoch kaum zupass, dass ausgerechnet der unbewaffnete Hop Sing sich noch mannhafter zur Wehr setzte. Mrs. Boon konnte sich mit ihrer doppelläufigen Schrotflinte erfolgreich die grauen Angreifer vom Leib halten und als der alte Leitwolf von Mr. Trench angeschossen war, klemmte er den Schwanz zwischen die Beine und ergriff mit dem verbliebenen Pack die Flucht.

Mrs. Boon setzte sofort alles daran, M. Baptiste zu verarzten und konnte mit ihrem beherzten Einsatz sein Bein retten. Hop Sing fing das entlaufene Maultier ein und so konnte der Weg fortgesetzt werden. M. Baptiste fühlte sich etwas flau im Magen und freute sich daher, etwas entfernt zwei Kaninchen zu erspäht zu haben, die anscheinend am Wegesrand noch Grünzeug gefunden hatten. Er schoss eines. Das andere Kaninchen, anstatt wegzulaufen, stupste seinen Kameraden an, wie um ihn zum Aufstehen aufzufordern. So konnte M. Baptiste sich bis auf wenige Schritte nähern und was er nun sah, wollte ihm beinahe den knurrenden Magen umdrehen: das Kaninchen nagte an seinem Artgenossen! Und was er für Grünzeug gehalten hatte, waren in Wirklichkeit die Innereien eines kleinen Nagetiers. M. Baptiste zuckte überrascht, als das Kaninchen ihn nun auch noch ansprang. Das tollwütige Tier fiel aber einem sicheren Schuss zum Opfer, M. Baptiste war der Gefahr entronnen.

Allein Mr. Trench, dem nun auch der Sinn nach einer deftigen Mahlzeit stand, ließ nicht ab, M. Baptiste als Hasenherz zu schimpfen. Er bot an ihm an, seine Ehre auf mannhafte Weise im Duell zu verteidigen, als etwas Seltsames geschah. M. Baptiste erwiderte die Provokationen mit starrem Blick und Mr. Trench fühlte, wie eine eisige Hand ihn in seinem Innersten zu packen schien. Aber der Hartgesottene schüttelte dieses klamme Gefühl ab und hielt seine Forderung aufrecht. M. Baptiste zog sich zurück, mit Feuer im Herzen und dem festen Vorsatz, Mr. Trench für seine Frechheiten büßen zu lassen.

Um die Verfassung der Reisegruppe war es daher nicht zum Besten bestellt, als sie erst nach Einbruch der Dunkelheit im Lager des Vortrupps eintrafen. Der Schnee knirschte laut unter ihren Füßen, das Lager war verlassen. Aber welch ein Anblick bot sich den erschütterten Augen! Die Zelte lagen verwüstet, die Tiere hingeschlachtet und offenbar wurde dringend Brennholz benötigt, denn der Wagen lag in einem Haufen Asche. Miss Spears entdeckte in einem der Zelte noch einen großen Vorrat an Salzfleisch – Schweinefleisch, wie sie erleichtert bemerkte – und begann ein herzhaftes Mahl. Mrs. Boon machte derweil eine Entdeckung von grimmiger Tragweite: Ein kleines Häufchen blanker Knochen, die sie als Medizinerin sofort identifizieren konnte. Es waren Menschenknochen. Sie hielt ihren Fund aber vor ihren Kameraden verborgen und warf die Knochen in das von Hop Sing neu aufgeschichtete Feuer. Kein Grund, die Pferde scheu zu machen.

Abgelenkt von der Suche bemerkte niemand, wie eine ausgemergelte Gestalt in die Nähe des Lagers getreten war. Er stieß einen entsetzten Schrei aus, und wollte fliehen, als Mrs. Boon sich ihm näherte. Aber er muss schon zu entkräftet gewesen sein, als dass er der energischen Person ernsthafte Gegenwehr leisten konnte. Leider war Elias, ein Mitglied des Vortrupps, offenbar geistig nicht mehr zurechnungsfähig. Er stammelte unzusammenhängend etwas von dem „Hunger“ und dass „die Anderen“ ihn jagen würden und sicher bald alle hier sterben müssten, obwohl sie nichts dafür könnten! Sein „Bericht“ war umso schwerer verständlich, als er kaum einmal den Mund von seinem Arm lassen wollte, an dem er ständig heftig saugte, so dass er schon über und über mit blauen und roten Malen bedeckt war. Der bedauernswerte Mann wurde zu seiner eigenen Sicherheit fixiert, damit er in Obhut der Gruppe wieder zu Kräften kommen könnte.

Mr. Trench und M. Baptiste hatten ihren Zwist zu aller Erleichterung in der Zwischenzeit begraben und wollten ihre neue Brüderlichkeit bei der ersten gemeinsamen Wache festigen. So legten die übrigen sich beruhigt schlafen. In der nächtlichen Stille wurde indessen zuerst ein leises Klingeln und Klimpern in einiger Entfernung vernehmbar. Dann wieder Stille. Und dann der markerschütternder Schrei eines Menschen in Not.

Miss Spears konnte als erste den Schlaf abschütteln und wurde Zeugin einer greulichen Szene. M. Baptiste hielt ein blutiges Messer in der Hand und war über den armen Elias gebeugt, der wahnsinnig vor Angst und Schmerzen schrie. Mr. Trench näherte sich ihr mit gezogener Waffe und befahl ihr, wieder ins Zelt zu kriechen. Eingeschüchtert wich sie zurück. Die beiden Wächter waren anscheinend überein gekommen, dass ihnen der Appetit nach einer besonderen Labsal stand. M. Baptiste hielt daher ein tropfendes Stück Fleisch in der Hand, etwa ein Pfund, das allerdings Elias jetzt fehlte.

Nun erschienen auch Mrs. Boon und Hop Sing aus ihren Zelten. Mr. Trench hielt Mrs. Boon und Miss Spears, deren Flame Focussizer durchaus respekterheischend war, mit seinen beiden Peacemakers in Schach. Das ließ Hop Sing freie Hand. Er sprang vor und brach Mr. Trench mit einem Schlag den rechten Arm. Das nutzte Mrs. Boon als Gelegenheit zur Tat und brachte den Renegaten mit einer Doppelladung aus ihrer Schrotflinte zur Räson. Doch für Elias kam jede Hilfe zu spät.

M. Baptiste ließ den blutigen Klumpen, von dem er noch nicht gekostet hatte und das Messer fallen und rief laut, dass Mr. Trench ihn zu dieser abscheulichen Tat gezwungen habe. Es sei noch nicht einmal sein Messer! Zum Beweis deutete er auf seine eigene Tasche. Als M. Baptiste das Vertrauen seiner Gefährten wieder gewonnen hatte beugte er sich zu dem verblutenden Mr. Trench und flüsterte ihm noch ihm seinen Abschiedsgruß ins Ohr: „Amerikanisches Arschloch!“

— hier endete der erste Spielabend —
« Letzte Änderung: 26.11.2010 | 17:55 von Harlan »

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Re: [SW] Deadlands:Reloaded - Guess who's comin' to Donner?
« Antwort #1 am: 26.11.2010 | 17:24 »
Walks with Spirits war von dem Schuss der Schrotflinte auf das Lager der DPR aufmerksam geworden, da der Schuss auch für seine schlechten Ohren in den Bergen gut zu hören war. Als Schamane auf der Suche nach den Geistern der Berge wollte er den Pass von Westen überqueren, doch konnte er am Abend keine Ruhe finden, da ihn ein seltsamer Hunger rastlos weiterziehen hieß. Ein Blick auf das Lager der DPR machte klar, dass hier Bleichgesichter für ihren Frevel bestraft wurden. Sie wollten das Feuerross sollte über die Berge quälen, doch der Berg wusste sich zu wehren. Und die Bleichgesichter hatten gerade einige der Ihren im Streit erschossen, herzlos wie sie sind.

Auch aus der Entfernung wurde jedoch klar, dass hier noch etwas anderes vorgefallen sein musste. Ms. Spears beschuldigte M. Baptiste des Mordes an Elias und - unvorstellbar - des Verzehrs von Menschenfleisch! Dieser beteuerte verzweifelt seine Unschuld, er sei mit vorgehaltener Waffe gezwungen worden und habe niemals, Mon Dieu!, Menschenfleisch gegessen! Ms. Spears musste zugeben, dass Mr. Trench auch sie mit der Waffe bedroht hatte, und dass sie sich im Dunkeln getäuscht haben könnte. So war es die Stimme von Mrs. Boon, welche für M. Baptiste eintrat: Unschuldig, bis zum Beweis des Gegenteils!

M. Baptiste entdeckte jetzt den Schamanen, der sich angeschlichen hatte, um dem „Tribunal“ zu folgen. Dabei war auch dem Schamanen klar geworden, dass sein unnatürlicher Hunger nicht von dieser Welt sein konnte. Er legte seinen Speer nieder, als Zeichen seiner friedlichen Absichten, als die Gruppe - darunter sogar eine Gelbhaut - ihn misstrauisch umringte und befragte.

Ms. Spears fand einen kleinen Pfad, der nach Norden bergauf führte, in Richtung des merkwürdigen Klingelns. Da sich die anderen Spuren im Wald verliefen, beschloss die kleine Schar, den Pfad hinauf nach den verschollenen Arbeitern zu suchen. Der Schamane sollte voran gehen: "Besser da, wo wir ihn sehen können, als hinter uns im Dunkeln", knurrte Mrs. Boon.

Siedendheiß fiel Ms. Spears ein, dass sie die Aufzeichnungen von Mr. Chambers in der Aufregung nicht gesucht hatte. Aber alleine wollte sie nicht zurückgehen. Im Lager begann nun erneut eine fieberhafte Suche. Dabei fördert Ms. Spears tatsächlich das Bautagebuch von Mr. Chambers zu Tage und Walks with Spirits fand ein Tagebuch mit unleserlichen Gekritzel. Hop Sing konnte es als Schrift seiner Landsleute identifizieren und las ein die letzten Zeilen vor, die erst ein paar Tage alt waren: "Glausamel Hungel [unleserlich] wann kommen Hilfe?"

Dem Pfad nach Norden folgend, erreichte die Gruppe schließlich eine kleine Lichtung mit zwei verfallenen Hütten. Sie waren schon lange verlassen, doch lag über dem Ort ein Schatten. Hier musste der Donner-Treck biwakiert haben: Dutzende Menschen in jeder Hütte, eng gepfercht, in Kälte, Gestank und Hunger. M. Baptiste ließ es sich nicht nehmen, die Hütten gründlich zu durchsuchen, jedoch ohne Ertrag. Während dessen streunten die anderen über die Lichtung und Walks with Spirits stand plötzlich überrascht vor zwei Arbeitern aus dem Vortrupp. Er wich erschrocken ein paar Schritte zurück, denn die kruden Waffen in ihren Händen, ihr verwahrlostes Äußeres und der wilde Blick konnten nur eines bedeuten: böse Geister!

Sie setzten jedoch nach und drangen mit Vorschlaghammer und Zeltstange auf ihn ein. Auch Mrs. Boon entdeckte einen Arbeiter, der sie bedrängen wollte und stoppte ihn mit einem Schuss aus ihrer doppelläufigen Schrotflinte. Hop Sing stand in der Mitte der Lichtung und bot dort ein ideales Ziel für zwei Heckenschützen. Er wurde von einer Ladung Schrot erwischt, die ihn beinahe Kampfunfähig machte. Ms. Boon entdeckte aber die beiden Heckenschützen am Rand der Lichtung und erleuchtete die Szenerie mit einem Flammenstrahl, der dieser Bedrohung ein Ende machte. M. Baptiste zeigte einen unerwarteten Einsatz seiner notorischen Spielkarten, als er diese mit Wucht auf einen Angreifer mit Zeltstange schnellte, so dass dieser ins Taumeln geriet. Im Nachfolgenden Handgemenge stand Hop Sing ihm bei und Mrs. Boon und Ms. Spears befreiten unter Einsatz ihrer Schusswaffen den Schamanen aus seiner Bedrängnis.

Die Arbeiter waren in furchtbarer Verfassung, für einen der Heckenschützen kam jede Hilfe zu spät. Mrs. Boon versorgte zunächst Hop Sing und kümmerte sich dann mit seiner Hilfe und der Hilfe des Schamanen um die Arbeiter, die nicht nur vom Kampf, sondern auch von Kälte, Bisswunden und Wahnsinn schwer gezeichnet waren. In der Zwischenzeit war M. Baptiste der Versuchung erlegen, das gebratene Fleisch zu kosten, das Ms. Spears ihm so köstlich angerichtet hatte. Sehr zufrieden wischte er sich mit dem Schnee den Mund ab und schlenderte zurück zur Gruppe.

Diese hatte die Arbeiter in einer der Hütten gefesselt, weil sie in ihrem Irrsinn nur übereinander hergefallen wären. Sie schrien zwar zum Herrgottserbarmen, doch das ist bei vielen Patienten der Fall, wusste Mrs. Boon. Und was sie schrien, war ja schon von Elias bekannt: "Die Anderen würden sie hier finden, als wehrlose Beute, Lämmer auf der Schlachtbank ..." Beim Verlassen der Hütte warf M. Baptiste nur einen Blick auf die Appetithappen, die ihm hier dargeboten wurden. Doch das Geschrei wurde darob nicht leiser.

Wild entschlossen, dem Klingeln nachzuspüren und dem bösen Spuk ein Ende zu machen, zog die Gruppe weiter bergauf und fand eine weitere verfallene Hütte, deren Dach jedoch noch nicht eingefallen war. Vor dem Haus stand ein Baum voller Flaschen, von denen die seltsamen Töne kamen. Die Gruppe näherte sich dem Haus und Mrs. Boon packte die wilde Wut, als sie durch das offene Fenster blickte. Aber auch die anderen wollten den Blick auf das Innere nicht verpassen. Der Anblick verursachte bei Ms. Spears ein nervöses Zucken und Walks with Spirits sollte künftig bei dem Anblick von Hütten im Walde immer an diese denken.

Das Innere sah aus wie ein Schlachthaus. Ganze Körper, Beine, Arme, halbe Torsos oder Unterleibe – alles lag in einem blutigen, gefrorenen Matsch.

M. Baptiste verspürte einen plötzlichen Heißhunger.

Mrs. Boon förderte ein Buch zu Tage, „ex libris George Donner“, das mit einem Lesezeichen markiert war. Es handelte sich um den „Emigrant’s Guide to Oregon and California“, verfasst von Lansford Hastings. Das Lesezeichen war bei der „Hastings Abkürzung“ eingelegt und dort hatte jemand ein Wort handschriftlich notiert: „Falle“.

M. Baptiste förderte zunächst nur einen verwitterten, gelblichen Schädel zu Tage. Aber er bestand auf einer gründlicheren Suche. Mit den nun entzündeten Fackeln wurde eine Schnitzerei in der Hütte erkennbar – auch diese bildete nur ein Wort, aber aus riesenhaften Lettern: „HUNGER“.

Die gründliche Suche wurde belohnt, als M. Baptiste in einer Ecke ein Brett löste und darunter das Tagebuch eines Mitglieds der Donner-Reisegruppe. Der Schreiber hatte Lansford Hastings getroffen, als er am verschneiten Pass überwinterte, und dieser hatte sich als ein Monster erwiesen! Die Ungeheuerlichkeit dieser Entdeckung ließ ihn unbemerkt triumphierend ein kleines Wachstuch einstecken, das unter dem Tagebuch verborgen lag.

Walks with Spirits hatte sich zu dem Flaschenbaum zurückgezogen, um über die Missetaten der Weißen zu sinnieren, aber er konnte auch dort keinen klaren Gedanken fassen, zu schrecklich war das Gesehene. Aber Ms. Spears fasste schließlich einen Entschluss: „Wir sollten alles abfackeln!“

Zum Entsetzen aller Beteiligten erhoben sich jedoch nun zwei der verstümmelten Leichen und griffen mit Eisklauen nach Mrs. Boon. Der plötzlich Angriff überwältigte sie, so dass sie den gierigen Griffen nicht ausweichen konnte. Sie ging bewusstlos zu Boden.
Ms. Spears hatte nun anstelle der Hütte ein dringlicheres Ziel für ihren Flammenwerfer gefunden. Sie machte ihren Strahler bereit und sich dazu, die Tür zu verrammeln. Aber Hop Sing war noch in der Hütte! Und nicht nur er: Die vielen abgeschlagenen Hände, Beine, Menschenteile erwachten plötzlich zu furchtbarem Nach-Leben!

Ein Strahl flüssigen Feuers ergoss sich von Ms. Spears Handapparat in die Hütte und sollte dort die Gefahr ausmerzen. Kleinere Leichenteile wurden schnell ein Raub der Flammen, doch wehe, die beiden zu Leben erweckten Toten standen unbeschadet von Flammen umhüllt, geschützt von einer Schicht gefrorener Menschensäfte.

Mr. Baptiste war herangeeilt um Mrs. Boon, die ihm eine Fürsprecherin gewesen war, aus der Hütte zu bergen. Doch er war zu entkräftet von dem neu entflammten Hunger und die lebenden Toten gaben ihre Beute nicht mehr her. Im Versuch zu fliehen ging er verletzt zu Boden.

Hop Sing kämpfte den Kampf eines Verweifelten gegen die Toten, aber er konnte mit seinen bloßen Händen wenig ausrichten. In letzter Sekunde erschien Walks with Spirits und rief die Geister an, die er in seinem Namen trug. Ihre Kraft war das Verderben für die nekromantischen Gezüchte: sie vergingen vor der Macht dieses gesegneten Kriegers.

Der Schöpfer dieser Unkreaturen war inzwischen Höchstselbst erschienen und nicht erfreut über das Treiben in seiner Speisekammer: Als riesenhafte Gestalt hatte er sich von Süden auf demselben Pfad wie die Gefährten der Hütte genähert. Groß und dunkel dräuend versperrte er den Rückzug. Mit klirrend kalter Stimme gebot er dem Treiben Einhalt. Walks with Spirits wurde darob nur zornig, doch Ms. Spears erstarrte bei seinem Anblick zur Salzsäure. Sie zögerte einen Moment zu lange.

Der Unhold griff vor sich in die Leere und erschuf in einem blauen Leuchten dunkle Eiskristalle. Es ertönte ein Klang, als ob ein Gletscher berste und aus dem Leuchten schossen Eiszapfen auf Ms. Spears, die in einem Hagel aus Splittern zu Boden ging.

M. Baptiste raffte sich in diesem Moment vom Boden auf. Aber was ihm noch an Menschlichkeit geblieben war, war von seinem Hunger ausgelöscht. Er hatte nur noch einen Instinkt: Menschenfleisch zu reißen, und es gab so saftiges Fleisch vor ihm! Hop Sing wehrte den ersten Ansturm dieses Monsters ab, in das sein gefährte sich verwandelt hatte, doch es ergriff ihn bei seinem Anblick eine wilde Panik. Und auch Walks with Spirits wird Spielkarten, die notorischen Begleiter von M. Baptiste, fürderhin nur mit seiner Furcht an diesem Abend in Verbindung bringen können. Beide ergriffen auf schnellstem Wege die Flucht in die nächtlich verschneiten Wälder.

Zurück ließen sie ihre Begleiterinnen und die gefesselten Bahnarbeiter, unzweifelhaft als Beute für die beiden Monster, die den Sieger unter sich ausmachen sollten. Und wer weiß, ob ihnen nicht bald dasselbe Schicksal zuteil werden sollte, am kalten und unerbittlichen Donnerpass.
« Letzte Änderung: 26.11.2010 | 17:59 von Harlan »

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Re: [SW] Deadlands:Reloaded - Guess who's comin' to Donner?
« Antwort #2 am: 26.11.2010 | 17:30 »
Ich möchte mich herzlich bedanken
bei Kardohan für die Battlemaps zu dem Szenario und
bei Zornhau für seine Übersetzung und den reload dieses Abenteuers.
Vielen Dank!