Meine Vorbilder aus Fleisch und BlutEs gibt Personen, die mich besonders inspirierten und inspirieren, die mir gute Ideen geben, die mir exzellente Ratgeber sind. Personen, zu denen ich als Rollenspieler schon irgendwie aufschaue: Dom Wäsch, Karli Witzko, ZORNHAU, Chris Gosse und Tyll Zybura & Katharina Pietsch. Von diesen Personen lasse ich mich wirklich gern beeinflussen. (Es gibt natürlich noch weitaus mehr Nasen, die ich schätze, aber eine Créme de la Créme möcht' ich hier schon genannt haben.
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Aber nun noch etwas zu meinen Hintergründen und Erfahrungen:
Die wilden JahreMeine erste Rollenspielerfahrung hatte ich 1985 mit DSA1. Mein bester Freund wollte dann lieber nur mit mir spielen, weshalb wir bis ins Jahr 1991 nur noch zu zweit spielten: Abwechselnd leitete der eine die offiziellen DSA-Abenteuer, während der andere dessen und eigene drei Charaktere spielte.
In jener Zeit wäre ich mE noch durchaus 100% kompatibel für eine D&D-Runde gewesen - die Leute aus meinem Erstkontakt waren bald nach jenem Kontakt zu D&D übergesiedelt, und die ein oder zweimal, die ich mit ihnen spielte, hatte ich meinen Spaß (obwohl die schon immer behaupteten, DSA sei ein "Einsteigerrollenspiel", während ich behauptete D&D sei doof).
Charakterspiel und RRDas berühmt-berüchtigte DSA-Abenteuer "Der Zorn des Bären" (1992) war damals ein Augenöffner. Beim Lesen tauchte ich vollends ein in die dort beschriebene Welt und wollte fortan unbedingt auch beim Spielen stets so eintauchen. Dieses Immersionserlebnis und der Wunsch danach etwas komplett Neues. Mein alter DSA-Freund fühlte sich ab 1992/93 zu erwachsen fürs Rollenspiel und hörte von heute auf morgen auf. Somit war ich ein einsamer Wanderer. Ich generierte mir einen DSA-Charakter der 8. Stufe, einen etwas schusseligen und liebenswürdigen "Barden der Torbenia" (<-- für Insider) namens Troubadix Gerninnot und schrieb der damaligen Aqcuisitesse des Aventurischen Boten, Michelle Melchers (heute Schwefel) ungefragt ellenlange aventurische Briefe. Die schrieb munter zurück. Ebenso schrieb ich zwei DSA-Briefspieler (Almada) an, wurde darüber schnell auf außerordentlichen Wegen "offizieller" Briefspieler und nehme seit Herbst 1993 am halbjährlich stattfindenden DSA-Redaktionscon teil. Damit wurde ich unabwendbar Teil der DSA-RR-Hartwurst-Charakterspiel-Welt des ausgeschlossenen Würfeltods und hatte riesigen Spaß. Alle anderen Spielstile - insoweit ich überhaupt von ihnen wusste - erschienen mir unsagbar doof, was für Kinder etc pp. Ich glaube aber, mein eigentlicher persönlicher Spielstil bestand darin, am Spieltisch einfach nur unsagbar viel Klamauk zu machen.
Der WolkenturmSeit vielleicht 2002 trieb ich mich auch (gelegentlich) in DSA-Foren herum. Etwa 2004 kam das Wolkenturm-Forum (Tyll Zybura & Katharina Pietsch) hinzu. Hier lernte ich, mich in Foren zu benehmen - was ich fürs Miteinander ungemein wichtig finde, und ja, man kann auch hart/ehrlich und freundlich zugleich sein - und andere Ansichten zu diskutieren und zu respektieren. Obwohl der Wolkenturm ein DSA-Forum war (das Forum existiert ja heute nicht mehr), kam ich über die herausragende Gemeinschaft, die wir dort bildeten (inkl Treffen) mit einer sehr viel heterogeneren DSA-Klientel zusammen, als in den über zehn Jahren zuvor.
ARS oder was auch immerSeit 2006 verfolgte ich zunehmend den Krach, der sich um die Themen "Old School", "ARS" und "RR" in den Foren abspielte. Zuerst hielt ich "diesen Settembrini", der polternd auf sich aufmerksam machte, einfach nur für einen Idioten, was ich später aber revidierte. Gerade durch meine Wolkenturm-Zeit war mir klar, dass ich von diesen ARS-Bengeln eine Menge lernen konnte, wenn ich nur wollte. Deren fortwährende provokante Beleidigungen siebte ich fortan nur amüsiert aus, um dazwischen die Goldklumpen aufzuklauben, welche diese doch oft sehr erfahrenen Rollenspieler hatten fallen lassen.
HeuteMich hat die ARS-RR-Diskussion deutlich vorangebracht. Ich lege heutzutage großen Wert auf ein "ehrliches" und ergebnisoffenes Spiel. Charakterspiel finde ich sehr schön, es ist jedoch nicht die primäre Quelle meiner Lust. (Wahrscheinlich - ich hatte es oben schon angedeutet - war es zumindest am Spieltisch ohnehin nie der Quell meiner Lust, im Briefspiel allerdings sehr wohl.) Ich bin bzgl der Abenteuer deutlich kritischer geworden, habe während des Spielens immer einen Metablick darauf, und bemerkte Schwächen im Aufbau (in der Regel fehlende Handlungsoptionen: Die SC tratschen recht fein herum, tatili tatila, und nebenbei geht die strenggenommen unwichtige Handlung weiter) ziehen meine Spiellaune ganz schön herunter. Ich halte Handlungs- und Ergebnisoffenheit für das entscheidende Moment für eine gelungene "Dramaturgie", sehe dies aber nicht als der Weisheit letzten Schluss. Denn über ein geschickt arrangiertes / aufgestelltes Abenteuer als Rahmen für das Ganze kann man noch einiges an Spielfreude herauskitzeln und evtl gar unterschiedliche Spielstile unter einen Hut bringen. Einen solchen Text / eine solch Vorbereitung hinzubekommen, ist mE die Kunst, die zu entwickeln es bedarf.
Ich habe mittlerweile bestimmt 15 bis 20 Spielsysteme bei mir im Regal stehen und sehe sie alle als Bereicherung für meinen künftigen Rollenspielweg. Ob Traveller, D&D4, Western City, Inspectres oder Extreme Vengeance, sie alle besitzen Elemente, die mich inspirieren, und vertreten Spielstile, die mir durchaus Spaß bereiten können.