Autor Thema: Informiertheit der Teilnehmer und die Spielregeln  (Gelesen 9115 mal)

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Offline Beral

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Re: Informiertheit der Teilnehmer und die Spielregeln
« Antwort #50 am: 6.11.2010 | 09:30 »
Umgekehrt, kann man es als „Schwachpunkt“ herkömmlicher Designs betrachten, dass sie sich offenbar so schwer erschließen, dass weniger ambitionierte Spieler davor kapitulieren?
JA! Die didaktische Präsentation ist noch stark verbesserungsfähig. Aber das ist keine Trivialität, die man nebenbei erledigen kann. Das müssen die Designer schon gezielt in den Fokus der Aufmerksamkeit rücken und sich ein wenig damit beschäftigen.

Oder ist das eine Spieler-Typfrage? Wird ein Spieler, der die Regeln von D&D 3.5 gar nicht wissen will, auch die Regeln von The Pool gar nicht wissen wollen?
Es ist auch eine Spielertypfrage. Wir spenden Aufmerksamkeit für Dinge, die uns interessieren. Die Regeln von D&D unterstützen einen bestimmten Spielstil, aber wenn mich dieser Stil nicht interessiert, interessiere ich mich auch nicht für seine Regeln. Wushu unterstützt einen anderen Stil und wenn das mein präferierter Stil ist, werde ich mit sehr viel höherer Wahrscheinlichkeit auch die Regeln aufsaugen.

Neben der Didaktik sind Spielertypen ein eigenständiger Faktor. Hier hat der Designer aber viel weniger Einfluss. Was er hier tun kann, ist eine möglichst gute Beschreibung des vom Spiel unterstützten Stils, um die passende Kundschaft anzusprechen und die unpassende nicht anzulocken. Außerdem wäre es gut, reale Spielertypen zu kennen, damit man ein Produkt kreiert, das tatsächlich viele Interessenten hat und nicht nur auf einige Freaks maßgeschneidert ist. Viele Spielentwicklungen orientieren sich stattdessen fast komplett an den Eigenwünschen des Designers.

Aber wie trennt man nach deiner Meinung Simulierende und Meta Regeln?
Simulierende Regeln kommen aus der Spielwelt und wirken auf die Spielwelt (ein Kämpfer mit besseren Skills hat höhere Chancen auf Sieg -> Spielweltgesetzmäßigkeit, die regeltechnisch simuliert wird).
Meta Regeln kommen von außerhalb der Spielwelt, wirken aber auf die Spielwelt ein (Belohnungspunkte von den Mitspielern, die für Probenmodifikationen eingesetzt werden können -> die Regel ist nicht in der Spielwelt verankert, denn die Schauspielkunst eines Spielers ist kein Teil davon, eine Wirkung auf die Spielwelt gibt es trotzdem).

Der Ursprung der Wirkung liegt bei Meta Regeln nicht in den Gesetzmäßigkeiten der Spielwelt begründet. Das ist ihre Besonderheit. Bei Spielern, die viel Wert auf Spielweltkonsistenz legen, können Meta Regeln die Stimmung zerstören. Für Spieler, die viel Wert auf Dramatik legen, sind Meta Regeln ein hübsche Hilfestellung.
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Offline Khouni

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Re: Informiertheit der Teilnehmer und die Spielregeln
« Antwort #51 am: 6.11.2010 | 10:32 »
Wenn ich mit meinem Heimsystem leite, mache ich es gerne so, dass ich nur die grundlegenden Mechanismen und die Erschaffung verrate, und selbst das mache ich lieber während der ersten Runde. (Ok, verteile mal x Punkte auf jene Worte. Du willst etwas erspähen. Gut, dann würfelst du y. Guck mal, du hast Kraft 4, das heißt, du hast jetzt im Kampf eine Härte von z). Der erweiterte Regelhaufen wird entweder im Spiel später enthüllt (Aufstieg, neue Zauber etc) oder von Grund auf im Spiel entworfen.

Den meisten Spielern macht es, meiner Erfahrung nach, Spaß, derart überrascht zu werden. Wobei man sagen muss, dass ich selten hochkomplexe Systeme leite.
Aber nach Regeln wird immer gespielt. Gruppenvertrag etc. Und die kennt jeder nach der ersten Runde. Bloß neue Regelausnahmen kommen später hinzu.

Das wäre so, als spielte man d20, ohne den Spielern die Feats zu zeigen, sondern immer nur diejenigen, die beim jetzigen Aufstieg zur Verfügung stehen. Das finde ich eigentlich ganz großartig. :)

Offline Falcon

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Re: Informiertheit der Teilnehmer und die Spielregeln
« Antwort #52 am: 6.11.2010 | 10:51 »
ich habe zum Teil Spieler, die reizen ihren Charakter schon bei der Generierung aus und nutzen dafür jede Option, die das System bietet.

Da funktioniert diese Herr-über-die-Regeln-Methode als SL leider nicht :(
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Offline Deep One

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Re: Informiertheit der Teilnehmer und die Spielregeln
« Antwort #53 am: 6.11.2010 | 11:39 »
Ich bin ein mal unfreiwillig zum Regelhinnehmer geworden, als ich in eine Shadowrun-2te-Kampagne gerasselt bin und das Regelbuch nicht hatte. Ich spielte einen Ghetto-Rapper ohne Cyberware mit 'nem Haufen Punkte in Sozialkrempel. Und dann ging es drei Sitzungen nur darum, sich mit Konzerngardisten zu beschießen, mein toller Rapper war die totale Wurst und konnte gar nix und ich schmiss das Spiel denn hin. Angeblich ging es in der Sitzung nach meinem Ausstieg darum, NSCs zu befragen und so ... na ja, Pech gehabt.

Was ich mit der Anekdote sagen will, ist, dass es Regelsysteme gibt, mit denen Regelhinnehmer tendentiell nicht glücklich werden, weil Regelkenntnis in besonders starkem Maße belohnt wird. Fallen mir spontan Shadowrun und D&D3.X ein, in denen die Charaktergenerierung ein eigenes Spiel-im-Spiel ist, bei dem man deutlich gewinnen oder verlieren kann.

Offline Beral

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Re: Informiertheit der Teilnehmer und die Spielregeln
« Antwort #54 am: 6.11.2010 | 15:56 »
Wenn wir grad persönliche Erfahrungen austauschen, oute ich mich als derzeitiger Regelhinnehmer. Die Regeln sind grundscheiße (verschlimmbesserte ad&d-Hausregeln ::)), meine Gruppe will sie nicht ändern, ich will die Gruppe aber deswegen nicht verlassen. Also blende ich einfach einiges von dem Spiel aus, z. B. wenn ein Kampf ansteht und die Würfelorgie losgeht. Rollenspiel hat viele Facetten und ich kompensiere den Verlust anderweitig, z. B. durch überzogene Charaktereigenschaften oder Herumalbern. ;D Eine optimale Runde kommt so natürlich nicht zustande, aber eine, die gut genug ist, um sie sich anzutun.
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ErikErikson

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Re: Informiertheit der Teilnehmer und die Spielregeln
« Antwort #55 am: 6.11.2010 | 18:17 »
Wenn wir grad persönliche Erfahrungen austauschen, oute ich mich als derzeitiger Regelhinnehmer. Die Regeln sind grundscheiße (verschlimmbesserte ad&d-Hausregeln ::)), meine Gruppe will sie nicht ändern, ich will die Gruppe aber deswegen nicht verlassen. Also blende ich einfach einiges von dem Spiel aus, z. B. wenn ein Kampf ansteht und die Würfelorgie losgeht. Rollenspiel hat viele Facetten und ich kompensiere den Verlust anderweitig, z. B. durch überzogene Charaktereigenschaften oder Herumalbern. ;D Eine optimale Runde kommt so natürlich nicht zustande, aber eine, die gut genug ist, um sie sich anzutun.

Geht mir grade ähnlich. Kompensiere RR, wegen der Regeln lahme Kämpfe und Tavernenspiel mit Herumalbern. Allerdings geht mir grade die Geduld aus, nachdem ich das 10 Spielabende gemacht hab. Ich hab ihnen jetzt gesagt, ändert es, oder ich steig erstmal aus.