Autor Thema: Bewusste Eskalation, Charaktere scheitern lassen, verlieren  (Gelesen 10032 mal)

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Offline Merlin Emrys

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Re: Bewusste Eskalation, Charaktere scheitern lassen, verlieren
« Antwort #75 am: 22.11.2010 | 19:03 »
@ Erik: Könnte das daran liegen, daß der Threadersteller eine positive Herangehensweise explizit wünscht und damit mal Beiträge hervorlockt, die sonst eh vergeudete Liebesmüh' wären?

Und noch zwei weitere Nachträge:
Wie steht ihr in diesem Zusammenhang mit der Möglichkeit, die Spieler sich direkt selbst Hindernisse, aber auch mögliche Vorteile in den Weg zu legen? Was weiß ich, etwas in der Art von "Ich gebe einen Benny dafür aus, dass der Stein über uns verdammt locker ist!".
Wenn Bennies dafür gezahlt werden, würde ich einmal schnell nachprüfen, ob die Regeln das (bei positivst-möglicher Auslegung) zulassen. Nur wenn sie ausdrücklich sagen, daß das nicht geht, hätte ich wohl Einwände. Naja, manchmal auch dann nicht. In allen anderen Fällen würde ich das Beste daraus zu machen versuchen, was mir möglich ist - weil ich sowas gut finde und unbedingt unterstützen möchte.
Auch ohne Bennies übrigens. Wenn ein Spieler kreativ mit seiner Umgebung umgeht, bereichert das in meinen Augen das Spiel. Was weiter dazu zu sagen ist, findet man weiter oben in den Beiträgen von Lord Verminaard.

Weil ob man es nun asozial findet das man nicht hilft... gibt sich doch nichts.
Helfen gehört zu den üblicherweise als "sozial" und "gemeinschaftsfördernd" eingestuften Verhaltensweisen; "nicht helfen" ist insofern in bezug auf Gemeinschaftsförderlichkeit nicht gleich zu werten wie "sich hilfreich verhalten". D.h. aus der soweit ich weiß üblichen Abgrenzung von "gruppentauglichem" Verhalten gegenüber seinem Gegenteil "gibt es sich etwas". Dasselbe trifft für "konstruktiv" zu, insofern als das gemeinsame Weitergestalten auf Basis eines "Vorschlags" üblicherweise wohl als  "konstruktiver" eingeordnet werden dürfte als das bewußte Blockieren. Es ist nämlich sehr wohl möglich, über eine blinde "Annahme" hinaus zumindest, solange man im üblichen Sprachgebrauch bleibt, sogar quasi-quantitative Aussagen über das Maß an Hilfsbereitschaft, Gruppentauglichkeit und Konstruktuvität im Umgang miteinander zu treffen.
« Letzte Änderung: 22.11.2010 | 19:19 von Merlin Emrys »

Offline Teylen

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Re: Bewusste Eskalation, Charaktere scheitern lassen, verlieren
« Antwort #76 am: 22.11.2010 | 19:10 »
Helfen gehört zu den üblicherweise als "sozial" und "gemeinschaftsfördernd" eingestuften Verhaltensweisen;
Sich mutwillig, absichtlich, unnoetig selbst verletzen um Hilfe zu erzwingen wird ueblicherweise als asoziale, egozentrierte Verhaltensweise eingestuft die auf eine Persoenlichkeitsstoerung zurueckzufuehren ist welche ganz und gar nicht gemeinschafts- oder gruppentauglich ist.
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Offline Merlin Emrys

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Re: Bewusste Eskalation, Charaktere scheitern lassen, verlieren
« Antwort #77 am: 22.11.2010 | 19:14 »
Sich mutwillig, absichtlich, unnoetig selbst verletzen um Hilfe zu erzwingen wird ueblicherweise als asoziale, egozentrierte Verhaltensweise eingestuft die auf eine Persoenlichkeitsstoerung zurueckzufuehren ist welche ganz und gar nicht gemeinschafts- oder gruppentauglich ist.
Dazu steht doch hier schon alles Notwendige. (Und der Beitrag ist doch noch nicht mal vier Stunden alt...)

Offline Teylen

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Re: Bewusste Eskalation, Charaktere scheitern lassen, verlieren
« Antwort #78 am: 22.11.2010 | 19:16 »
Dazu steht doch hier schon alles Notwendige.
Nein, da in ausgerechnet diesem Beitrag steht zudem Thema ueberhaupt gar nichts.
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Offline Merlin Emrys

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Re: Bewusste Eskalation, Charaktere scheitern lassen, verlieren
« Antwort #79 am: 22.11.2010 | 19:30 »
Aha?
Dann also nochmal in der Version des Nachhilfelehrers:
-> Vorgegeben sei, daß ein Charakter im Rollenspiel durch eine Entscheidung des Spielers in eine Situation gerät, in der er Hilfe braucht.
-> Wir sehen: Der Spieler entscheidet.
-> Seine Entscheidung ist eine "Selbstverletzung", wenn man davon ausgeht, daß es sein eigenes Spielvergnügen schmälert, diese Entscheidung so zu treffen. Ich habe hoffentlich ausreichend dargelegt, daß ich diese Voannahme nicht teile, sondern vom Gegenteil ausgehe. Der Spieler verletzt sich also nicht selbst, indem er so entscheidet.
-> Wir sehen: Der Charakter gerät in Probleme.
-> Der Charakter hat diese Probleme jedoch nicht gewählt, die Wahl lag ja (wie erwähnt) beim Spieler.
-> Der Charakter verletzt sich also nicht willentlich selbst, sondern allenfalls erzwungenermaßen, wenn überhaupt; weder von einer Selbstverletzung noch von einer Verletzung überhaupt ist zwingend auszugehen, sondern nur und ausschließlich von einer Lage, in der der erwähnte Charakter Hilfe braucht.
-> Niemand verletzt sich demzufolge selbst, wenn der Spieler entscheidet, daß sein Chrakter in eine Situation gerät, in der er Hilfe braucht, denn beim Spieler fehlt die Verletzung, beim Charakter das "sich selbst".

Wie also Lord Verminaard schon sehr zutreffend und auf das Thema bezogen festgestellt hat, sind "[d]er Spieler und der Charakter... ja zwei unterschiedliche Sachen". (Okay, rein formal muß ich natürlich in einem Detail widersprechen, insofern der Spieler selbstredend keine Sache ist, aber ich glaube, das können wir auf sich beruhen lassen, oder?)  Wenn man sich das bewußt macht, das also der Charakter "sich ja auch anstrengen" und dennoch gemäß der Entscheidung des Spielers scheitern und in eine hilfsbedürftige Lage geraten kann, erübrigen sich Deine Theorien zur Selbstverletzung. Es verletzt sich niemand selbst, allenfalls "verletzt" der Spieler seinen Charakter, was ich als eine im Rahmen des Rollenspiels durchaus vertretbare Handlung betrachte.

Offline Lichtschwerttänzer

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Re: Bewusste Eskalation, Charaktere scheitern lassen, verlieren
« Antwort #80 am: 22.11.2010 | 19:30 »
Da aber Taschenlampenfallenlasser, LUSCHEN-Spieler und "Mein Charakter ist halt so"-Spieler eben leider IMMER die Spielweise, die Spielerwartungen und - vor allem - den Spielspaß der anderen Mitspieler STÖREN, sind sie auch IMMER FEHL AM PLATZE.

Wurden die denn richtig kommuniziert?
“Uh, hey Bob?”
“What Steve?”
“Do you feel like we’ve forgotten anything?”
Sigh. “No Steve. I have my sword and my bow, and my arrows and my cloak and this hobbit here. What could I have forgotten?”
“I don’t know, like, all of our stuff? Like the tent, the bedroll, my shovel, your pot, our cups, the food, our water, your dice, my basket, that net, our spare nails and arrowheads, Jim’s pick, my shovel, the tent-pegs…”
“Crap.”

Offline Teylen

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Re: Bewusste Eskalation, Charaktere scheitern lassen, verlieren
« Antwort #81 am: 22.11.2010 | 19:53 »
Dann also nochmal in der Version des Nachhilfelehrers
Setzen, Sechs, und dauerhaft disqualifiziert.

Zitat
Vorgegeben sei, daß ein Charakter im Rollenspiel durch eine Entscheidung des Spielers in eine Situation gerät, in der er Hilfe braucht.
Falsch. Am Grundlegenden Verstaendnis bereits gescheitert.
Gegeben ist:
Der Charakter geraet im Rollenspiel im in eine Nachteilige Situation.
Er befindet sich durch eine bewusste negative Entscheidung des Spielers in der Situation.

Der Charakter ist keine Person.
Das heisst der Charakter vollfuehrt keine Handlung, der einzig handelnde ist der Spieler.
Der Spieler hat sich entschieden den Charakter in eine Position zu bringen welche suggeriert das er Hilfe braucht. Wissentlich, ohne Not, einfach so. Das heisst der Spieler hat die Position seines Charakters verletzt.

Du gehst nun hin und entbloedest dich zu der Aussage das:
"[..], sondern mit minimalen Grundkenntnissen sozialen Verhaltens"
Die Verpflichtung besteht dem Charakter zu helfen.

Da Charaktere keine Personen sind richtet sich die Verpflichtung an die Spieler. Welche auch die einzigen Personen sind die ein RPG "vernünftig, gemeinschaftstauglich und konstruktiv miteinander spielen" koennen.
Und sorry das ist kompletter Bloedsinn.

Weil den Spielern aus der mutwilligen Selbst Verletzung der Spielfigur des anderen Spielers keine Verpflichtung erwachsen kann diese zu heilen.

Wenn ich mein Auto gegen die Wand einer Werkstatt fahre, absichtlich. Kann ich aus der Handlung der Leute in der Werkstatt keine Verpflichtung konstruieren meinen Wagen zu reparieren. Nicht einmals das sie mir ihre Werkzeuge leihe. Geschweige denn das sie dafuer die Reperaturen die ihnen etwas bringen sein lassen.
Die Forderung waere nicht sozial oder gemeinschaftlich.
Erst recht nicht wenn in der Werkstatt Autos meiner Freunde regulaer repariert werden.

Zitat
Wie also Lord Verminaard schon sehr zutreffend und auf das Thema bezogen festgestellt hat, sind "[d]er Spieler und der Charakter... ja zwei unterschiedliche Sachen".

Etwas das du offenbar nicht gebacken bekommst.

[Es geht mir btw um den Schrott den du dazu behauptet hast das eine Verpflichtung bestuende TLFL und LUSCHEN toll zu finden, sie zu unterstuezen und ihnen zu helfen wo es nur geht]
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Pyromancer

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Re: Bewusste Eskalation, Charaktere scheitern lassen, verlieren
« Antwort #82 am: 22.11.2010 | 20:01 »
(Komplette Szene ohne Würfelwurf)
Die SCs klettern einen steilen Berg hinauf.
Spieler 1: "Ich rutsche aus und schlittere den Hang hinunter, auf den bodenlosen Abgrund zu. Unser Rucksack mit der ganzen wertvollen Ausrüstung fällt hinunter, aber ich kann mich gerade noch mit einer Hand an der Kante festhalten. Es kann nur noch Sekunden dauern, bis ich ganz abrutsche... welch spannende, dramatische Situation!"
Spieler 2: "Ich bin vor Schreck wie versteinert!"
Spieler 1: "Ich rutsche ab! Hilfe!"
Spieler 2: "Ich kann keinen Finger rühren!"
Spieler 1: "..."
Spieler 2: "..."
SL: "Bist du endlich abgerutscht?"
Spieler 2: "Ist doch auch viel dramatischer für meinen Char, wie er jetzt mit dem Verlust umgeht."

Humpty Dumpty

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Re: Bewusste Eskalation, Charaktere scheitern lassen, verlieren
« Antwort #83 am: 22.11.2010 | 20:19 »
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ErikErikson

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Re: Bewusste Eskalation, Charaktere scheitern lassen, verlieren
« Antwort #84 am: 22.11.2010 | 20:24 »
Es ist halt wieder die alte Actor/Authors Stance Geschichte. Zum X.ten mal.

Und Pyro vergisst das wenn einer Gestaltungsrechte haben, alle Gestaltungsrechte haben und das ganze Zeug wieder ausgleichen können.

Offline Crimson King

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Re: Bewusste Eskalation, Charaktere scheitern lassen, verlieren
« Antwort #85 am: 22.11.2010 | 20:29 »
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Was ist anders als sonst?
Nichts Bessers weiß ich mir an Sonn- und Feiertagen
Als ein Gespräch von Krieg und Kriegsgeschrei,
Wenn hinten, weit, in der Türkei,
Die Völker aufeinander schlagen.
Man steht am Fenster, trinkt sein Gläschen aus
Und sieht den Fluß hinab die bunten Schiffe gleiten;
Dann kehrt man abends froh nach Haus,
Und segnet Fried und Friedenszeiten.

J.W. von Goethe

Pyromancer

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Re: Bewusste Eskalation, Charaktere scheitern lassen, verlieren
« Antwort #86 am: 22.11.2010 | 20:31 »
Und Pyro vergisst das wenn einer Gestaltungsrechte haben, alle Gestaltungsrechte haben und das ganze Zeug wieder ausgleichen können.

Was ist denn in der von mir skizzierten Szene falsch gelaufen? Ist überhaupt etwas falsch gelaufen?

Humpty Dumpty

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Re: Bewusste Eskalation, Charaktere scheitern lassen, verlieren
« Antwort #87 am: 22.11.2010 | 20:35 »
Was ist denn in der von mir skizzierten Szene falsch gelaufen? Ist überhaupt etwas falsch gelaufen?
Meinst Du das eigentlich so halb ernst und willst uns den Umstand, dass es situative Faktoren bei der Bewertung von Handlungsweisen zu berücksichtigen gilt, durch einen didaktisch wertvollen Ausritt mitteilen? Oder machst Du Dich nur ein bisschen lustig? Erschließt sich mir nicht. Du bist doch sonst oft ein Licht am Ende des Tunnels, quasi eine Art Bastion vor dem Wahnsinn. Aber manchmal verstehe ich Dich einfach nicht.

Was ist anders als sonst?
Ich fand die Diskussionskultur eine zeitlang wirklich toll hier, aber seit einigen Tagen gehts wieder daneben. Das ist zumindest mein Eindruck, ich mag mich täuschen.
« Letzte Änderung: 22.11.2010 | 20:43 von TAFKAKB »

Offline Teylen

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Re: Bewusste Eskalation, Charaktere scheitern lassen, verlieren
« Antwort #88 am: 22.11.2010 | 20:38 »
(Komplette Szene ohne Würfelwurf)
Die SCs klettern einen steilen Berg hinauf.
Spieler 1: "Ich rutsche aus und schlittere den Hang hinunter, auf den bodenlosen Abgrund zu. Unser Rucksack mit der ganzen wertvollen Ausrüstung fällt hinunter, aber ich kann mich gerade noch mit einer Hand an der Kante festhalten. Es kann nur noch Sekunden dauern, bis ich ganz abrutsche... welch spannende, dramatische Situation!"
Spieler 2: "Ich bin vor Schreck wie versteinert!"
Spieler 1: "Ich rutsche ab! Hilfe!"
Spieler 2: "Ich kann keinen Finger rühren!"
Spieler 1: "..."
Spieler 2: "..."
SL: "Bist du endlich abgerutscht?"
Spieler 2: "Ist doch auch viel dramatischer für meinen Char, wie er jetzt mit dem Verlust umgeht."
Spieler 1: "Ich greife die Kante besser, schaffe es mit viel Mühe und <Beschreibung> mich wieder hoch zu ziehen und gucke zu Bergsteiger X rüber. 'Verdammt! Ich hätte drauf gehen können und schlepp hier dein ganzes Zeug mit! Vielleicht sollte ich ja deinen Teil vom Balast abwerfen.."
usw usf
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Offline Bad Horse

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Re: Bewusste Eskalation, Charaktere scheitern lassen, verlieren
« Antwort #89 am: 22.11.2010 | 20:53 »
Zusammenfassend kristalliert sich für mich heraus, dass der Einsatz von bewusstem Scheitern extrem von Situation und Gruppe abhängt.

Dass man das bewusste Scheitern zur Auflockerung und als Slapstick benutzen kann, ist vermutlich klar und sicherlich ein völlig legitimes Mittel.

Aber wie ist es, wenn man damit Probleme / Issues / Nachteile seines Charakters herausstellen will? Wie der besoffen eingeschlafene Krieger in Zornhaus Beispiel?
In dieser Richtung, in der es ja nicht um "luschtig, luschtig", sondern um persönliches Drama geht (der Charakter will ja eigentlich nicht einschlafen, aber der Spieler findet es passend, die Schwäche seines Charakters in dieser Situation anzuspielen) geht, ist Konsistenz natürlich überaus wichtig. Ich glaube, gerade in diesem Zusammenhang ist es wichtig, dass die anderen Spieler nachvollziehen können, warum der Charakter so handelt, auch wenn ihre Charaktere das vielleicht nicht wissen. Ein rein willkürliches Versagen macht - denke ich - wesentlich weniger Spaß als eines, das durch Hintergrund und Persönlichkeit des Charakters gegeben ist.

Das funktioniert aber alles nicht, wenn der SL nicht mitspielt und den Charakter, der da versagt, eiskalt aufs Abstellgleis schubst. Natürlich sollte das absichtliche, charaktergerechte Versagen negative Konsequenzen haben, aber es sollte den Charakter nicht knallhart umbringen oder sonstwie ausschalten.

In diesem Zusammenhang hat der SL des TLFLs auch völlig versagt: Die Taschenlampe hätte nicht ausgehen müssen, als sie herunterfiel. Dann hätte der Rest der Gruppe den Kampf auch wahrscheinlich überlebt, und das Fallenlassen der Lampe wäre tatsächlich nur ein Feature gewesen - und nicht der Grund für einen TPK.
Zitat von: William Butler Yeats, The Second Coming
The best lack all conviction, while the worst are full of passionate intensity.

Korrekter Imperativ bei starken Verben: Lies! Nimm! Gib! Tritt! Stirb!

Ein Pao ist eine nachbarschaftsgroße Arztdose, die explodiert, wenn man darauf tanzt. Und: Hast du einen Kraftsnack rückwärts geraucht?

Pyromancer

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Re: Bewusste Eskalation, Charaktere scheitern lassen, verlieren
« Antwort #90 am: 22.11.2010 | 20:56 »
Wir sind ja nach langer, harter Diskussion zu der Erkenntnis gekommen, dass es "gutes Rollenspiel" ist, wenn alle ihren Spaß dran haben, und "böses Taschenlampen-Fallenlassen", wenn es die anderen Spieler frustriert. Und es hängt eh immer von der Gruppe, dem Individuum, den Begleitumständen und dem Gruppenvertrag ab. Das ist doch Konsens, da gibt's doch nichts mehr dazu zu sagen, oder?

Aber um nochmal auf die Ausgangsfragen zurückzukommen:
Und: Wie sind eure Erfahrungen damit? Welche Voraussetzungen müssen stimmen, damit das funktionieren kann und nicht wie beim definitionsgemäß miesen TLFL nur Frust produziert?
In meiner laufenden "Sturm über Mokattam"-Kampagen ist ein Spieler, der die Nachteile seiner Charaktere sehr enthusiastisch und manchmal auch selbstmörderisch ausspielt. Das produziert bisher keinen Frust, sondern ist im Allgemeinen eine Quell stetiger Erheiterung. Bisher ging durch solche Aktionen aber immer nur der Charakter des betreffenden Spielers drauf, die Nachteile für die übrige Gruppe waren immer erträglich (wobei sie da das dicke Ende auch gerade einzuholen beginnt).

Zitat
Muss im Gruppenvertrag "geschrieben" stehen, dass solche Situation vom SL nicht genutzt werden dürfen, die SCs in die Pfanne zu hauen?
Ein "in die Scheiße reiten" ohne, dass es hinterher negative Konsequenzen hat wäre ja kein "in die Scheiße reiten" mehr, oder? Von daher: Die Spielwelt reagiert bei mir auf die Handlungen der SCs, und wenn ein SC - für die ganze Gruppe sprechend - aus Großkotzigkeit es sich mit einem potentiellen Verbündeten verscherzt, dann fällt der halt erst einmal weg, und die ganze Gruppe hat die Konsequenzen zu tragen. Aber die Szene war lustig, alle hatten ihren Spaß, und der Endkampf wird halt härter.

Offline Lord Verminaard

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Re: Bewusste Eskalation, Charaktere scheitern lassen, verlieren
« Antwort #91 am: 22.11.2010 | 21:08 »
Ich denke nicht nur Paul Czege ist der Meinung, dass es in der Regel nicht rockt, wenn ein Spieler in einem gegebenen Konflikt beide Seiten verkörpert. Das ist ein Hamsterrad, Rollenspiel lebt ja von der gegenseitigen Befruchtung, und Konflikte sind da eines der effektivsten Werkzeuge, gerade im dramaturgischen Spiel. D.h. wenn ein Spieler seinen Charakter absichtlich versagen lässt, mag das ein interessanter Spielzug sein, aber nur deshalb, weil jemand anders entsprechenden Druck ausübt, dem der Spieler dann eben (ggf. ohne dazu gezwungen zu sein) nachgibt. Das ist die interaktive Komponente. Push/Pull, und so.
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Offline Crimson King

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Re: Bewusste Eskalation, Charaktere scheitern lassen, verlieren
« Antwort #92 am: 22.11.2010 | 21:12 »
Ich persönlich halte absichtliches Scheitern einfacher Handlungen in kritischen Situationen, also das klassische TLFL, nahezu immer für Bockmist und einen Spielspaßkiller. Das Sich-in-die-Scheiße-reiten durch konsequentes Ausspielen der Motivationen eines facettenreichen und plausiblen Charakters (einen Psychopathen zu spielen, der die Gruppe nachts im Schlaf meuchelt, ist auch unter Verweis auf "mein Charakter ist halt so" eine reine Arschloch-Nummer) kann eine echte Bereicherung für das Spiel sein, wenn bei den Spielern, insbesondere beim SL, der mit der Aktion des Spielers umgehen muss, ein gutes Vertrauensverhältnis und ähnliches Verständnis für Drama besteht.
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Re: Bewusste Eskalation, Charaktere scheitern lassen, verlieren
« Antwort #93 am: 22.11.2010 | 21:15 »
Es geht mir btw um den Schrott den du dazu behauptet hast das eine Verpflichtung bestuende TLFL und LUSCHEN toll zu finden, sie zu unterstuezen und ihnen zu helfen wo es nur geht
Ach, deshalb... Dennoch: Nö, auch da sitzt Du einem Mißverständnis auf. Ich habe gesagt, daß ich davon ausgehe, daß es gruppentauglich und konstruktiv ist, so zu spielen, daß es gar nicht erst zum Taschenlampen-Fallenlassen kommen muß, und die negative Bewertung von Mitspielern unterbleiben kann. Eine Verpflichtung zu solchem Spiel läßt sich daraus bekanntlich nicht ableiten. Du kannst Dich also jetzt wieder einkriegen.

Und wie wäre es jetzt damit, mal wieder auf die Bitte des Threaderstellers einzugehen und weiterbringende Beispiele zu bringen?
« Letzte Änderung: 22.11.2010 | 21:19 von Merlin Emrys »

ErikErikson

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Re: Bewusste Eskalation, Charaktere scheitern lassen, verlieren
« Antwort #94 am: 22.11.2010 | 21:40 »
Ich erinnere mich, ich hab mal nen Piraten gespielt. Der war dann auf nem Schiff und es kam raus, das in ner hafenstadt ne Menge Gold zu holen ist. Mein Pirat war sehr goldgierig (DSA), außerdem dumm. Er hat dann mit dem Kapitän des Schiffes gestritten, das sie doch das Gold holen sollen, Kapitän war dagegen. Als Spieler wusste ich das des TLFL war, aber ich fand das der Char so reagieren würde, und ich fand auch doe daraus entstehende Szene sehr cool. Der SL ist aber nicht auf die Szenenvorlage eingegangen, und hat uns knallhart die Unterstützung des kapitäns entzogen, die eigentlich vorgesehen war, dadurch wurde das AB viel schwerer. Wir haben dann sogar noch versucht die Szene weiterzuspinnen, indem wir den Kapitän verzaubern wollten, uns entschuldigen usw., aber der SL hat eben rein die Spielwelt simuliert und der Metaaspekt, eine interessante Szene zu erschaffen, hat ihn nicht interessiert. Der Kapitän war viel zu mächtig, als das wir gegen den irgendwas reissen hätten können. ich als SL hätte dagegen das Machtlevel des Kapitäns so angepasst, das sich eine Herrausforderung ergibt.

Hat mich genervt. Es hängt halt ganz davon ab, was du willst. Ich kann am Ende nur sagen, es wäre besser gewesen sich vorher abzusprechen, wie man eigentlich spielen will.  

Faktisch war das Ziel vom SL eine Spielwelt so darzustellen, wie sie definiert ist. Der Kapi war da halt ein paar Größenklassen zu hoch für uns. Meine war es, eine Herausforderung zu erschaffen und gleichzeitig die Möglichkeit zu erspielen, an das Gold heranzukommen. Ich hätte auch den Überfall auf die Stadt extrem gern gespielt. Und ich hätte auch die Szenen dann gespielt, die sich aus dem möglichen Reichtum ergeben hätten. Weil ich auf die ganze Piratenszenen total abfahre, und ich dachte, jetzt auf dem Meer wird das bedient.

Es ist eine Frage des Spielstils, vor allem inwiefern ich Spielern Einfluss auf die Spielgestaltung gebe. Denn ein TLFL wird die Lampe immer aus einem bestimmten Grund fallen lassen. Etwa weil er findet, das Szenen im Dunkel jetzt "cool" wären. Und wenn die anderen SC das nicht wollen, dann holen sie sich eben ne neue Lampe aus der Tasche. (Auch)Deshalb finde ich Player Empowerment cool.

Nochmal, der TLFL lässt die Lampe nicht fallen, um irgendwen zu ärgern. Es sei denn, er ist ein Idiot. Villeicht könnte man ihn einfach mal fragen, warum er das tut, dan bekommt man meistens ne Antwort.
« Letzte Änderung: 22.11.2010 | 21:52 von ErikErikson »

El God

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Re: Bewusste Eskalation, Charaktere scheitern lassen, verlieren
« Antwort #95 am: 23.11.2010 | 07:33 »
Und wie wäre es jetzt damit, mal wieder auf die Bitte des Threaderstellers einzugehen und weiterbringende Beispiele zu bringen?

Ach egal. Ich habe den Thread schon aufgegeben.

Offline Teylen

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Re: Bewusste Eskalation, Charaktere scheitern lassen, verlieren
« Antwort #96 am: 23.11.2010 | 08:40 »
Und wie wäre es jetzt damit, mal wieder auf die Bitte des Threaderstellers einzugehen und weiterbringende Beispiele zu bringen?
Hab ich gemacht, brachte leider nix ausser mehr oder weniger freundliche "anmache".  ::)
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El God

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Re: Bewusste Eskalation, Charaktere scheitern lassen, verlieren
« Antwort #97 am: 23.11.2010 | 09:50 »
Hm, erinnere ich mich jetzt falsch, oder wird die Praxis inzwischen günstiger betrachtet als beim letzten TLFL Thread?

TLFL ist per Definition schlecht. Eine vom Spieler gewünschte Aktion, die ein Scheitern seines Charakters in welchem Bezug auch immer darstellt, welche zur Zerstörung von Spielspaß führt.

Mein "in die Scheiße reiten" ist per Definition gut, um es vom TLFL abzugrenzen, weswegen ich auch fragte, woran man solche Szenen unterscheiden (bezüglich IDSR/TLFL) kann. Insgesamt kamen in diesem Thread einige ganz gute Gedanken, die ich nochmal grob versuche zusammenzufassen, damit sie nicht im Geblöke derer, die den Unterschied zwischen gutem und bösem Scheitern nicht anerkennen wollen, untergehen. Einige davon sind Ausschlusskriterien, andere sind positiv formulierte Voraussetzungen

In die Scheiße reiten ist immer dann prima wenn:
- es nicht völlig willkürlich geschieht und der Situation angemessen ist (Plausibilität muss gewahrt bleiben)
- vom Gruppenvertrag her klar ist, dass sowas im Rollenspiel geschehen darf
- keine Regeln direkt gebrochen werden
- das Regelwerk Mechanismen anbietet, die eine solche Aktion unterstützen, erklären helfen oder sogar belohnen
- der Schaden für den Rest der Gruppe minimal gehalten wird
- Absprachen sind erlaubt ("Ich reite meinen Charakter jetzt in die Scheiße!" - "Och nööö" - "Nein? Na gut, dann eben später."| "Ich lasse es jetzt krachen und eskaliere die Situation!" - "Na endlich tut mal einer was!")
- Slapstick sollte sich je nach Ernsthaftigkeit der Gruppe in Grenzen halten
- der Spielleiter das als konstruktiven Beitrag zum Spiel bewertet und die Gruppe nicht für solche Aktionen "bestraft" - wenn alle Spieler Spaß an so einer Aktion haben, sollte er zweimal überlegen, ob er sie mittels "Force" unterbindet

Ansonsten noch eine Anmerkung zum Regeln brechen: Soweit ich weiß, steht in keinem Regelwerk, das ich kenne, dass eine Probe notwendig wird, wenn ein Spieler eine Aktion beschreibt und seinen Charakter dabei scheitern lässt. Wenn der SL dennoch eine Probe fordert, versucht er böswillig interpretiert dem Spieler die Aktion kaputtzumachen und positiv betrachtet, zu kommunizieren, dass derartige Vorgehensweisen nicht erwünscht sind. In der Regel wird in etwa so formuliert: Ist nicht klar, ob eine vom Spieler beschriebene Aktion Erfolg hat oder gilt es, herauszufinden, wie gut eine Aktion im Detail geklappt hat, ist eine Probe zu würfeln. Steht außer Frage, ob ein Erfolg vorliegt oder nicht, muss man die Würfel nicht bemühen. In diesem Kontext würde ich mir als SL sehr genau überlegen, wann ich einen vom Spieler erzählten Misserfolg durch Würfelwurf zu negieren versuche.

Ich hoffe, dieser Abschluss bringt niemanden auf die Barrikaden, ich habe ja explizit hervorgehoben und werde nicht müde zu betonen, dass manche Spielstile so eine Spielweise eher nicht gebrauchen können. Ich hatte mir eigentlich mehr und vor allem konkretere Ideen erhofft, aber sowas ist vermutlich im Brainstorming besser aufgehoben. Wer noch ganz konkrete Ideen hat oder sich hier trotz konstruktiven Beitrags nicht wiederfindet, kann sich gern per PM melden, ich versuche nachträglich noch so viel wie möglich hier festzuhalten. Wer nur meckern will, darf mir auch gern eine PM senden, sollte aber nicht mit einer Antwort rechnen.

Danke.

/thread