Dieses Wochenende kam ich dazu, mal wieder Fate auszuprobieren: Samstags von 14.00 h bis 19.00 h die Dresden Files, sonntags von 12.00 h bis 18.00 h "FATE of the Old World" (habe den Titel von Athair übernommen
). hier mal die Berichte:
Samstag: Das schmutzige, kleine Geheimnis des Boston Stranglers
Vorbereitung:
Als ich den Titel eingereicht habe, hatte ich noch keine Ahnung, wohin ich mit dem Abenteuer will. Es war nur leider nötig, einen ausgefüllten Zettel an die Orga zu verschicken, um als SL kostenlos 'reinzukommen - von der Tatsache abgesehen, dass man größere Chancen hat, ausreichend Spieler für eine Gruppe zu interessieren, wenn das Abenteuerangebot von Conöffnung an am schwarzen Brett hängt.
Beim Entwurf des Abenteuers ging ich von einem recht knappen Zeitplan aus, weil ich selbst noch bei einer späteren SW-Runde mitspielen wollte. Deswegen ist das Abenteuer ziemlich geradlinig geworden. Inspiration war eine kurze Abenteuerskizze aus "Nameless Streets", in der die Charaktere für einen Beschattungs- und Personenschutzauftrag von einer Ehefrau angeheuert werden. Außerdem wollte ich alle Spieler von Anfang an dabei haben. Szenen, in denen die Gruppe zusammengeführt und jedes einzelne Mitglied individuell zur Abenteuerteilnahme motiviert wird, wollte ich mir schenken. Aus diesem Grund entwarf ich die Detektei "Argus Eyes" (jaja, die Namensgebung ist da nicht gerade toll...), in der alle SCs beschäftigt sind.
Die vorgefertigten Charaktere waren:
1) Deborah-Ann Harry (genannt "Dirty Harry"); Pure Mortal
Knallharte Privatdetektivin; Korruption macht mich wütend; Offizierstochter; Schießen habe ich mit Sieben gelernt; + 1 freier Aspekt nach Spielerlaune
2) Elli Greenwich; Focused Practioner
Counsellor mit übersinnlichen Kräften; mein eigener Gefühlshaushalt + 3 freie Aspekte
3) James Destri; Focused Practioner
hitzköpfiger Pyromantiker; es brennt so schön; ich habe einen College-Abschluss in Chemie (+2 freie Aspekte)
4) Clement Burke; Werkoyote
Talentierter Werkoyote; Eigentlich wollte ich Schlagzeuger werden; + 3 freie Aspekte nach Spielerwahl (einer war "geschieden" - leider hab ich auf die freien Aspekte nicht genug geachtet)
5) Chris Stein; Changeling
Techno-Kobold; Zwei Wege, und nur einen kann ich gehen; + 3 freie Aspekte nach Spielerwahl
Hinsichtlich der Aspekte muss ich die Mitarbeiter der Argus-Detektei nochmal überarbeiten, ansonsten vergesse ich, sie ausreichend zu reizen. Leider hatte ich zu wenig Zeit, um mir für alle Charaktere eine gute Hintergrundgeschichte mit weiteren Aspekten auszudenken. Bei der Charakterverteilung wurde die Chefin der Detektei ("Dirty Harry") nicht gewählt, obwohl ich bei ihr die detaillierteste Hintergrundgeschichte entworfen hatte. Einer meiner Stammspieler nahm an der Runde teil und brachte Brenda O'Mallus (leicht modifiziert aus "Boston illegal") ein. Damit mussten nur 4 Charaktere genommen werden. Die ausgewählten Charaktere wurden von den Spielern recht plastisch beschrieben und gespielt.
Unsere Detektei war finanziell am Ende. Später kam mir die Idee, sollte ich eine Detektei zur Basis einer Abenteuerserie machen, für die Institution einen Hunger Stress Track zu entwerfen, aber für einen Con wäre das zu umständlich gewesen.
Szene 1.1: In der Agentur
"Dirty Harry" hat für mehrere Tage einen Weiterbildungskurs (angeblich über Spurensicherung, aber wahrscheinlich doch wieder ein Waffenlehrgang der NRA) belegt und lässt ihre Angestellten die Detektei in Eigenregie führen. Angesichts der Auftragsflaute machen sich die jungen Privatdetektive Gedanken über die noch offen stehenden Rechnungen und rätseln herum, ob sie den kaputten Kaffeeautomaten reparieren lassen sollen, oder lieber einer der beiden Bastler des Teams, Destri oder Stein, die Reperatur eigenhändig versucht. Da läutete es überraschenderweise an der Tür der Detektei "Argus Eyes". Nach einigen Sekundesn des Zögerns und einem zweiten, energischeren Klingeln wagte es der gescheiterte Künstler Clement Burke, das Risiko eines potentiellen Kundenkontakts auf sich zu nehmen. James Destri flüchtete derweil reaktionsschnell in sein Labor, um von der unbekannten weiblichen Person an der Tür nicht gesehen zu werden (obwohl er eigentlich der hippe Nerd mit waschechtem Cordjacket war).
Die Atmosphäre einer auf dem letzten Loch pfeifenden Agentur, in der eine Menge genialer, aber für den normalen Arbeitsmarkt nur beschränkt tauglicher Freaks arbeitet, wurde von der Gruppe gut wiedergegeben. Das hat auf jeden Fall zu meiner Entspannung beigetragen, denn ich war furchtbar nervös. Auf diese Art wurden nebenbei ein paar Eckpfeiler der Detektei und der Charaktere definiert: kaputter Kaffeeautomat, Labor vorhanden, Aussehen der SCs usw.
Szene 1.2: In der Agentur
Die potentielle Klientin entpuppte sich als eine attraktive, auf die Dreißig zugehende Frau in einem sehr gepflegten, stilvollen Businesskostüm. Ihr Aussehen und der leichte Akzent deuteten auf eine Herkunft aus dem orientalischen Raum hin, auch wenn ihre Name durch und durch amerikanisch war: Diane Basset.
Den Namen habe ich aus einem der freien DF Abenteuer geklaut, glaube ich, denn er passte wunderbar ins Konzept. Ich werde den Vornamen trotzdem ändern, weil er für zu viel Verwirrung sorgt.
Mrs. Basset war überaus höflich und zeigte sich erfreut über die Aufmerksamkeit, die ihr durch die Mitarbeiter von Argus Eyes (abzüglich des im sicheren Labor vor sich hinwerkelnden James Destri) zuteil wurde. Sie dankte mit blumigen Worten Allah dafür, dass er ihren Weg in eine so berühmte und erfolgreiche Detektei geführt hatte, woraufhin einige Spielercharaktere sie durch messerscharfe Folgerungen als Terroristin enttarnten.
Zum Glück behautete/deklarierte das kein Spieler mit FATE-Punkt-Einsatz.
Allerdings zeigte sich Mrs. Basset sehr unwillig, den Grund für ihre Anwesenheit anzugeben, weil sie sich schämte, den fremden Personen in einer Detektei etwas über ihre Familie zu verraten. Elli Greenwich gewann jedoch das Vertrauen der jungen Frau, die daraufhin den Detektiven von ihrem Problem berichtete: In der letzten Nacht erwachte sie zufällig, als ihr geliebter Ehemann aus dem Bett aufstand, sich ankleidete und ohne auf ihre Zurufe zu reagieren das Haus verließ. Dieses mysteriöse Verhalten ihres Mannes beschäftigte die junge Frau sehr, zumal ihr Herzblatt erst gegen 5.00 a.m. mit schlammbespritzten Hosen zurückkehrte - und immer noch nicht auf ihre Versuche der Kontaktaufnahme reagierte.
Elli Greenwich empfahl der jungen Frau daraufhin, mit ihrem Mann ersteinmal über diesen Schlafwandelanfall ein offenes Gespräch zu führen. Miteinander reden hilft schließlich immer - nur nicht der Kasse der Detektei, wie Clement Burke bemerkte, der die hilfsbereite Elli davon abhielt, die Frau mit einem guten Ratschlag nach Hause zu schicken.
Cool von der Spielerin von Elli gespielt, aber leider hat sie Elli trotz meiner wiederholten Nachfrage keinen Aspekt im Sinne von "selbstlos und hilfsbereit" gegeben, der hier einen Fatepunkt eingebracht hätte. Ich weiß nicht mehr, ob ich trotzdem zum Lernen der Mechanik einen vergeben habe.
Nachdem Elli und Mrs. Basset davon überzeugt wurden, dass dringend die Unterstützung von Argus Eyes notwendig war, versuchten die Detektive, noch möglichst viele Informationen von der jungen Frau zu erhalten - vor allem die Auftragsgebühren. Offensichtlich fehlte Mrs. Basset ein Verhältnis zum Geld, denn sie bot von sich aus $1000 pro Tag für die Beobachtung ihres Mannes an, und ließ sich bis zu $3000 hochhandeln. Angesichts dieser Großzügigkeit, und angesichts ihres kostbar wirkenden Goldschmuckes, wunderten die Detektive sich über ihre berufliche Tätigkeit. Sie gab an, dass ihr Mann mit seinem Vetter ein Elektrogeschäft am Hafen betrieb und sie selbst als Sekretärin in einem Büro angestellt war. Sie deutete aber an, dass ihre entfernte Familie aus dem Orient ihr einen großzügigen Fonds eingerichtet hatte. Angesichts des finanziellen Angebots waren die Detektive mehr als bereit, den einfach wirkenden Auftrag anzunehmen (auch wenn spekuliert wurde, dass es sich bei Diana Basset um eine Terroristin handeln müsse). Telefonnummern, Adressen und ein Bild des Ehemannes (aufgenommen in den Flitterwochen in Las Vegas) wurden ausgetauscht, Spesengelder in Empfang genommen. Als Brenda O'Manus die Klientin zur Tür begleitete, warf sie einen genauen Blick auf den Goldschmuck der Dame und bemerkte ein Ankh an der Halskette.
Die erste Szene dauerte etwas länger als ich dachte, war aber unterhaltsam. Die Spieler beschlossen daraufhin, wie traditionell wohl üblich, ersteinmal Informationen über ihre Auftraggeberin einzuholen (Szene 2). Darauf war ich nur halb vorbereitet, so dass ich die angebotene Mechanik von FATE nicht richtig einbrachte. Ich habe den Spielern mehr Fakten und Details geliefert, anstatt sie Aspekte von Diane Basset einschätzen zu lassen.