Zuerst steht meines Erachtens die Frage, ob man Science Fiction (im Moment der Rezeption) eher als Setting oder als Motiv versteht. Im ersten Fall kann gute Science Fiction kann auch ein Krimi sein, der vor einem faszinierenden SF-Hintergrund spielt - ist der Fall abgeschlossen, existiert das Setting so weiter, wie es vorher war.
Versteht man jedoch SF als Motiv, müssten die SF-Elemente die beschriebene Welt
zwingend verändern. Ist der Roman oder der Film zu Ende, muss sich etwas ergeben haben, was ebenfalls Einfluss auf alles hatte, was nicht unmittelbar im Roman/Film vorkam. Der Erstkontakt mit Außerirdischen ist erst einmal nur ein Element, es kann die Welt(sicht) umkrempeln, es kann aber auch eine simple plotdevice sein. Wenn zum Beispiel die Aliens (mal wieder) als Invasoren auftreten, kann es vorkommen, dass sie besiegt werden und alles ist wieder so wie vorher. Das wäre dann IMHO keine SF, sondern eher Fantasie mit SF-Elementen (= Space Opera). Wen sich aber die Menschen (und/oder die Aliens!) durch die Invasion - egal wie wenig neu das ist - verändern, hat man reinrassige SF.
Ich ecke ja gerne mal damit an, "Independence Day" als waschechte SF einzustufen. Klar, der Film ist hohl, aber er erfüllt die notwendigen Voraussetzung: Die Welt wird umgestülpt. Zwar vordergründig physisch, weil es Peng und Bumm geben soll, aber die Menschheit kann dennoch nicht weiterleben kann wie zuvor und muss neue Modi finden. Dass diese Umwälzung in diesem Beispiel sehr plakativ dargestellt ist (Alle vertragen sich gegen die bööööösen Aliens ...), tut der Funktion keinen Abbruch; es ist SF, und damit ist eine Teilfrage beantwortet.
Ob es jetzt "gute SF" ist, muss jeder für sich selbst beantworten. Ich sehe da keine objektiven Kriterien, nach denen man allgemeingültig gute von schlechter SF trennen kann. Das ist in etwa so, als würde man versuchen, sich der Qualität eines Steaks über die Stärke seiner Garung und die Art seiner Würzung zu nähern: Manche mögens leicht gewürzt und dafür blutig, andere gut durch und dafür ordentlich gepfeffert. Und dann gibt es noch Leute, die gar keine Steaks essen und deshalb nicht mitreden können, es aber trotzdem tun.
Ich für meinen Teil fahre zweigleisig: SF ist für mich, was mich als Motiv oder als Setting
überzeugt, indem es gesellschaftlich und/oder technisch in die Zukunft oder eine alternative Gegenwart/Vergangenheit abstrahiert. Gute SF ist für mich, wenn dies in einem für mich ausreichendem Maß erfolgt und zudem das Handwerkliche, also die Präsentation stimmt, egal ob als Buch oder als Film (oder als Hörspiel, Comic, was auch immer ...).