Autor Thema: Exotik im Rollenspiel  (Gelesen 2984 mal)

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El God

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Exotik im Rollenspiel
« am: 4.06.2011 | 13:24 »
Aus aktuellem Anlass (ich bastele ja noch immer an der Weltenfabrik - siehe meine Signatur  ::)) ein paar Fragen:

Was haltet ihr von Exotik im Rollenspiel? Ist das Selbstzweck? Taugt das als Hintergrund für spannende Konflikte oder nur für Exploration? Wie generiert man Exotik? Was ist von exotischen Charakteren zu halten und wie funktionieren exotische Locations? Verliert Exotik ihren Reiz durch Überflutung? Und für Theorie-Freunde: Wie etabliert man bei exotischen Elementen ohne Beschreibungsorgien dennoch einen gemeinsamen Vorstellungsraum?

Öh.. Ja. Damit sollte das Thema erschöpfend behandelt werden können.  ;D

Eins noch: Ich wünsche keine Diskussion zum Thema "Darf man im Rollenspiel nur Menschen spielen?" und verwandter Fragen. Danke.  :)

MadMalik

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Re: Exotik im Rollenspiel
« Antwort #1 am: 4.06.2011 | 13:35 »
Für exploration funktioniert Exotik am besten, wenn es keine ist. Man nimmt bekanntes und verpasst ihm einfach durch kleine Abwandlungen oder durch das beschreibende Wort 'exotisch' die exotische Note. Im Kopf der Spieler entsteht dann recht flott eine für sie 'exotische' Landschaft oder Figur, ohne das man groß ins Detail gehen muss. Was man natürlich immernoch kann, wenn die Spieler nach mehr Details fragen, aber für den Spielfluss an sich ist das meist nicht nötig.

Bei den anderen Fragestellungen müsste ich selbst erstmal grübeln gehen.

Offline SeelenJägerTee

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Re: Exotik im Rollenspiel
« Antwort #2 am: 4.06.2011 | 13:56 »
Aus aktuellem Anlass (ich bastele ja noch immer an der Weltenfabrik - siehe meine Signatur  ::)) ein paar Fragen:

Was haltet ihr von Exotik im Rollenspiel? Ist das Selbstzweck?
[...]
Hängt vom Setting ab. Bei manchen Settings ist es Selbstzweck bei anderen einfach nur überflüssig.

Zitat
Taugt das als Hintergrund für spannende Konflikte oder nur für Exploration?
[...]

Wenn das Konfliktpotential aus den kulturellen Unterschieden der verschiedenen Parteien entsteht, dann taugt das mMn sehr gut für Konflikte.

Zitat
Wie generiert man Exotik? Was ist von exotischen Charakteren zu halten und wie funktionieren exotische Locations?
[...]
Es funktioniert gut, real existierende (oder früher einmal existente) Kulturen als Vorbilder zu nehmen, denn da kann sich gleich jeder etwas vorstellen. Das funktioniert natürlich nur bei manchen Settings besonders gut bei Settings die eigentlich Fantasyvarianten der realen Welt sind.
"Ein Bild sagt mehr als 1000 Worte" heißt es so schön. Deswegen nutze Bilder sofern möglich. Mit dem oder dem weiß der Leser sofort wie er sich diese Kultur vorzustellen hat (Man hänge sich nicht an den Bildern auf, das war nur das, was ich auf die Schnelle gefunden hab).
Ich denke es ist für Exotik wichtig einen Schmalen Grad zwischen genügend Beschreibung damit man alles Wichtige hat und so wenig Beschreibung dass es geheimnisvoll bleibt zu haben - denn zu Exotik lebt zu Großen Teilen vom unbekannten.

Exotische Charaktere haben ihre Berechtigung so fern sie nicht über Hand nehmen.
Ein exotischer Charakter hat bei sonst gleichen Werten einfach einen "Coolnessbonus".
Man muss aber halt auch aufpassen, da eine Fremdrasse mit einem SC zu beglücken der sicherste Weg ist sie zu entmystifizieren (Stichwort Elfen-SC).

Zitat
Verliert Exotik ihren Reiz durch Überflutung?
[...]
Definitiv, wenn man in eine Gruppe mittelalterlicher Fürsten einen Chinesischen Gesandten packt, der immer wieder mit "orientalischen (Pseudo)weisheiten" aufwartet, dann hat man einen exotischen Charakter.
Wenn man einen Samurai, einen afrikanischen Stammeskrieger-Elfen, einen Atzekenkrieger-Ork und einen Ritter-Goblin in einer Gruppe hat - dann hat man einfach nur ne abstruse Gruppe.

Offline D. M_Athair

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Re: Exotik im Rollenspiel
« Antwort #3 am: 4.06.2011 | 13:57 »
Wie etabliert man bei exotischen Elementen ohne Beschreibungsorgien dennoch einen gemeinsamen Vorstellungsraum?
Durch skizzenhafte Beschreibung + seltsame/außergewöhnliche Details.
Wenn man sich mit dem Wort befasst, dann wird schnell klar, dass das Exotische sich u.a. an den "Sense of Wonder" richtet. Der wiederum wird von nichts mehr abgetötet als von einer analytischen Definition.

Eine andere Möglichkeit ist natürlich - wie es Myranor gemacht hat - den Begriff "exotisch" als Markenkennzeichen zu etablieren.
Dadurch wird beim Kunden das "exotisch" memorisiert und immer wieder neu ausgepackt. (Funktioniert ähnlich wie bei ... äh ... Phantomschmerzen.  ;D)
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Offline Oberkampf

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Re: Exotik im Rollenspiel
« Antwort #4 am: 4.06.2011 | 14:15 »
Exotik im Rollenspiel:
Für einige Spieler eine wichtige Sache. Für mich selbst egal. Ich kann als SL mit Standard-EDO-Welten Erforschungsszenarien leiten, die dann zwar erstmal weniger beeindruckend und phantastisch erscheinen als völlig/stark exotische Settings, aber im Grunde ist Exploration immer das selbe Prinzip: es gibt etwas Offensichtliches, das bei näherem Hingucken Spuren eines Geheimnisses zeigt, und etwas Interessantes, Geheimes, dass die Spieler/Charaktere langsam aufdecken können, und das am Ende die Offensichtlichkeiten erklärt. Man muss nur die Spieler auf das Geheimnis neugierig machen, dann kann es in einer Standard-EDO-Welt genauso funktionieren wie in einem Setting mit 1000 verschiedenen Rassen, Göttern, Kräften, Wesen...

Selbstzweck:
Die größte Gefahr besteht darin, dass ein exotisches Phänomen des Settings ein "Feature" ist, aber als "Mystery" von den Spielern wahrgenommen wird. Beispiel Luftschiffe: In Earthdawn und S7S sind Luftschiffe ein cooles Hintergrundelement, vor dem man Swashbuckling-Abenteuer spielen kann. Warum sie fliegen können, ist völlig uninteressant. In Sundered Skies gehört die Frage, warum es Luftschiffe (und Inseln) gibt, zum Geheimnis der Plot Point Kampagne.

Tauglichkeit:
Es gibt ein paar "exotische" Settings, die mir gefallen, und von denen ich glaube, dass sie mehr Abenteuerstoff liefern können als "konventionelle" Settings. Aber das sind vor allen Dingen Exoten in Genrebereichen, deren Konventionen mich ansonsten im Rollenspiel eher abschrecken. ("Hard") Sci-Fi finde ich rollenspielerisch nur marginal interessant, Sci-Fi-Westernsettings (im Stil von Priest!), Pulp-Sci-Fi oder Space 1889 reizen mich schon.
Manchmal empfinde ich Exotik auch als nur lächerlich (und abenteuerfeindlich).

Exotik generieren:
Muss ich passen, ich entwerfe nur marginal exotische Welten.

Exotische Charaktere und einzelne Locations und Überflutungsgefahr:

Für exploration funktioniert Exotik am besten, wenn es keine ist. Man nimmt bekanntes und verpasst ihm einfach durch kleine Abwandlungen oder durch das beschreibende Wort 'exotisch' die exotische Note.
Da reicht ein +1, Face of Freedom sagt alles sehr treffend  ;D

Beschreibungsorgien vermeiden:
Beim Bekannten anfangen, langsam anfüttern, die Exotik schrittweise bringen.

Oder: ein paar exotische Momente als Fakten schlicht nebenbei erwähnen und in einem "normalen", gewohnten Kontext präsentieren. "Euer Luftschiff ist grad aus der Reperaturwerft gekommen. Ihr sitzt mit ein paar anderen Götterkindern in einer Kneipe und macht euch Sorgen um die Dockgebühren, als ein geheimnisvoller Mann in einer dunklen Robe..."

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Re: Exotik im Rollenspiel
« Antwort #5 am: 5.06.2011 | 10:58 »
Was ist denn für euch Exotik ?
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Re: Exotik im Rollenspiel
« Antwort #6 am: 5.06.2011 | 11:32 »
Was ist denn für euch Exotik ?
würde mich auch interessieren. Bzw. wo zieht ihr die Grenze ab wann etwas als exotisch zählt und ab wann es noch als "normal" gilt?
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Re: Exotik im Rollenspiel
« Antwort #7 am: 5.06.2011 | 11:38 »
Ich verlinke vielleicht doch erstmal noch den Artikel zum Thema. Dort habe ich von Klischee-Welten geschrieben, die allgemein akzeptiert sind und so eine Art "Nullpunkt" bilden. Diese Welten sind verfremdete Anleihen unserer eigenen Welt und orientieren sich an den "Klassikern". So gesehen sind imho z.B. die DSA-Elfen mit ihrer sehr eigenen Weltsicht und geringen Abenteuertauglichkeit bereits exotisch, während der normale D&D-Elf eher noch ins Klischee fällt. Dann spielt noch die Verfügbarkeit für die Gruppe eine Rolle: Echsenmenschen als Gegner sind eher Klischee und normal (Conan...?), als Gruppenmitglieder sind sie Exoten.

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Re: Exotik im Rollenspiel
« Antwort #8 am: 5.06.2011 | 11:59 »
So gesehen sind imho z.B. die DSA-Elfen mit ihrer sehr eigenen Weltsicht und geringen Abenteuertauglichkeit bereits exotisch, während der normale D&D-Elf eher noch ins Klischee fällt. Dann spielt noch die Verfügbarkeit für die Gruppe eine Rolle: Echsenmenschen als Gegner sind eher Klischee und normal (Conan...?), als Gruppenmitglieder sind sie Exoten.
Merkste was? Das (bzw. die Ausgangsthematik) ist sowas von Settingabhängig...
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Offline D. M_Athair

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Re: Exotik im Rollenspiel
« Antwort #9 am: 5.06.2011 | 12:43 »
Merkste was? Das (bzw. die Ausgangsthematik) ist sowas von Settingabhängig...
Das ist doch völlig klar. Nicht umsonst heißt "exotisch" auch fremd, unüblich.
T'Skrang in Earthdawn sind nix ungewöhnliches. Andererseits sind Echsenmenschen als Spielercharaktere im Rollenspiel insgesamt unüblich.

Das heißt: Bei den Thema geht es um zwei Ebenen. Die Spielweltebene und die Ebene der Rollenspiel/Fantasy-Welten.
Wenn sowohl die zu bespielende Spielwelt (die SC treffen an allen Ecken und Enden an für sie Unbekanntes) als auch das Setting an sich (es gibt Halb-Mantikore, Riesengoblins, etc. als SC-Rassen) exotisch sind, dann kann ich mir gut vorstellen, dass es zu einem Exotik-Overkill kommt. Mit dem Effekt, dass der Spielhintergrund nur noch saugt.

Irgendwo im Spiel muss es von der Settingseite her Verlässliches geben. Für Spieler und SC gleichermaßen.
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Was für den Multiversum-Ansatz der Weltenfabrik sicher hilfreich ist: Welten Themen verpassen. Das hat bei (A)D&D geklappt und funktioniert auch bei Magic:tG. Für die Spieler eröffnet so ein Thema einen Grundriss für einen gemeinsamen Vorstellungsraum.
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Eulenspiegel

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Re: Exotik im Rollenspiel
« Antwort #10 am: 5.06.2011 | 13:33 »
Definitiv, wenn man in eine Gruppe mittelalterlicher Fürsten einen Chinesischen Gesandten packt, der immer wieder mit "orientalischen (Pseudo)weisheiten" aufwartet, dann hat man einen exotischen Charakter.
Wenn man einen Samurai, einen afrikanischen Stammeskrieger-Elfen, einen Atzekenkrieger-Ork und einen Ritter-Goblin in einer Gruppe hat - dann hat man einfach nur ne abstruse Gruppe.
Wie ist es, wenn man im Alten China spielt: Nur ein Spieler spielt den europäischen Marco Polo. Der Rest spielt alles Chinesen.
Ist dann der Europäer der Exot? Oder würde man (als Spieler) die chinesische Kultur dennoch als exotisch wahrnehmen?

Diese Frage stellt sich mir vor allem bei Legend of the Five Rings, wo die Kultur des Staates ja sehr japanisch angehaucht ist. Dennoch habe ich den Eindruck, kommt das Exotische für uns Europäer sehr gut zum tragen. (Ich weiß aber nicht, ob sich das ändert, wenn man Legend of the 5 Rings häufiger spielt und ob sich die Exotik mit der Zeit abschleift.)

@ Dolge
Zu deinen Fragen:
  • Ich liebe Exotik im Rollenspiel.
  • Ich denke, in den meisten RPGs, wo Exotik vorkommt, ist das Selbstzweck. (Wobei ich Selbstzweck durchaus positiv werte.)
  • Wahrscheinlich kann man damit auch spannende Konflikte generieren. Wobei ich persönlich Exotik halt hauptsächlich für Exploration nutze.
  • Exotische SCs sind in Ordnung. Die Spieler sollten halt darauf aufpassen, dass sie ihre SCs auch wirklich exotisch spielen und nicht einfach "Standard-europäisch mit spitzen Ohren". Man muss hierbei aber auch unterscheiden: Sind die SCs auch ingame exotisch? Oder sind die SCs ingame völlig normal und wir Spieler nehmen sie nur exotisch war?
  • Verliert Exotik durch Überflutung ihren Reiz? Gute Frage. Darüber müsste ich noch nachdenken.
  • Exotik etablieren: Zum einen durch Bilder, zum anderen dadurch, dass man zuerst nur die aller wichtigsten Sachen erwähnt. Der Rest der Exotik kommt dann erst allmählich nach und nach zum Vorschein. (Halt im Sinne der Exploration.)

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Re: Exotik im Rollenspiel
« Antwort #11 am: 5.06.2011 | 19:09 »
Ich habe jahrelang L5R gespielt und geleitet. L5R lebt von Exotik. Ich habe dabei allerdings die Erfahrungen gemacht, dass man die Exotik dosieren muss. Wenn man unbedarften Spielern die volle Exotik-Dosis gibt, so fehlt ihnen der Bezugsrahmen und sie stehen hoffnungslos verloren da. Wie halt ein Fremder in der Ferne.

Daher sollte man immer Exotik in einen soliden Bezugsrahmen aus Bekanntem stecken oder sehr, sehr behutsam vorgehen. Wenn man die volle Exotikdosis geben will, sollte man den Spielern einen Kulturbotschafter (als NSC oder virtuell als SL) an die Seite geben, der Dinge erklärt und proaktiv(!) auf Stolperfallen hinweist. (vgl. Fräulein Mariko aus James Clavell's Shogun)

Offline Skele-Surtur

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Re: Exotik im Rollenspiel
« Antwort #12 am: 5.06.2011 | 19:20 »
Ich habe jahrelang L5R gespielt und geleitet. L5R lebt von Exotik. Ich habe dabei allerdings die Erfahrungen gemacht, dass man die Exotik dosieren muss. Wenn man unbedarften Spielern die volle Exotik-Dosis gibt, so fehlt ihnen der Bezugsrahmen und sie stehen hoffnungslos verloren da. Wie halt ein Fremder in der Ferne.

Daher sollte man immer Exotik in einen soliden Bezugsrahmen aus Bekanntem stecken oder sehr, sehr behutsam vorgehen. Wenn man die volle Exotikdosis geben will, sollte man den Spielern einen Kulturbotschafter (als NSC oder virtuell als SL) an die Seite geben, der Dinge erklärt und proaktiv(!) auf Stolperfallen hinweist. (vgl. Fräulein Mariko aus James Clavell's Shogun)

Ich hab das mal hervorgehoben, weil ich es sehr wichtig finde. Wenig ist so nervig, wie auf die Fresse zu fliegen, weil man etwas getan hat, was der Charakter eigentlich weiß (nicht "wissen sollte" sonder wirklich garantiert weiß!).
Doomstone ist die Einheit in der schlechte Rollenspiele gemessen werden.

Korrigiert meine Rechtschreibfehler!

Offline Auribiel

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Re: Exotik im Rollenspiel
« Antwort #13 am: 5.06.2011 | 19:38 »
Was ist denn für euch Exotik ?

Wie schon gesagt wurde, ist das zum einen vom Setting abhängig:

Katzenmensch in Aventurien wäre Exotik ("Lasst uns niederknien und den Boten der Rondra anbeten." oder auch "Nieder mit der Schimäre!"), in Myranor gehört er zum Normalbild ("Jetzt werft den besoffenen Amaunir endlich aus der Kneipe!").

Andererseits wäre Exotik in meinen Augen aber auch eine Rasse, die man mit den uns bekannten Sichtweisen kaum noch erfassen kann. Als Beispiel würde ich hier die DSA-Elfen mit ihrer kaum darzustellenden Weltsicht, oder auch die aventurischen Echsenwesen anführen.


Zu den Fragen:

Ich mag Exotik im Rollenspiel, wenn es gut umgesetzt ist und nicht übertrieben wird.

Es sollte kein reiner Selbstzweck sein (sonst kommt ein gewisses Mary-Sue-Feeling auf).
 
Es kann als Hintergrund für spannende Konflikte auftreten (Konquistador-Settings z.B.).

Exotische Chars sollten mit Bedacht eingesetzt werden, zuviele (auch im Bereich der NSCs) erschlagen den SL und die Spieler eher und lassen Zweifel an der "Realität" des Settings aufkommen, ebenfalls gekoppelt mit einem gewissen Mary-Sue-Feeling (muss die Königin unbedingt eine halbdrachische Einviertelgöttin sein, die in Wahrheit die uneheliche Tocher ihres Großvaters ist und den Thron von ihrer älteren Zwillingsschwester gestohlen hat oder hätte es eine heimlich magiebegabte Königin oder eine unrechtmäßig auf dem Thron Sitzende nicht auch getan?).
In diesem Zusammenhang auch: Exotik verliert ihren Reiz durch Überflutung. Wie weiter oben schon gesagt wurde: Ein exotischer Char in einer Runde ist ein exotischer Char. Ein "exotischer" Char in einer Runde nur exotischer Char ist Standard... Wobei auch das vom Setting abhängig ist. In einigen Runden kann ein Elf, zwei Hobbits, ein Zwerg, ein Königsanwärter in Spe und diverse menschliche Krieger normal sein und es wird nur sonderbar, wenn dann noch ein Katzenmensch und zwei Echsenamazonen dazukommen. Wo anders kann es schon zu exotisch sein, wenn ein Zwerg neben einem Elfen marschiert und in anderen Settings kann man alles bunt mischen, ohne dass es als zu exotisch angesehen wird, weil die Welt eben genau dies als normal beschreibt (würde hier mal Myranor aufführen, da kann man wild diverse exotische Chars durcheinandermischen, ohne dass es ZU exotisch würde...).

Exotische Settings würde ich in Anlehnung an irdische Kontexte darstellen, also mit Vergleichen arbeiten. Dann sieht das mit einem unaussprechlichen Namen belegte lange, dünne, leicht gekrümmte und nur einseitig geschliffene mit Wellenmuster versehene Schwert der Skorpionide eben "katana-ähnlich" aus, dann kann sich jeder etwas darunter vorstellen. Der Tempel der Skorpionide ist nicht einfach nur ein aus "mehreren aufeinander aufgebauten und mit Dachvorsprüngen versehenes Gebäude", sondern sieht aus wie eine Pagode.
Feuersänger:
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Ein

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Re: Exotik im Rollenspiel
« Antwort #14 am: 5.06.2011 | 20:12 »
Exotik ist letztlich nie vom Setting abhängig, sondern immer von Rezipienten (Zuschauer, Leser, Spieler)! Wenn das Beschriebene für den Rezipienten ungewöhnlich ist, so spürt er das Gefühl von Exotik (Sense of Wonder). Die Fiktion hat damit nichts zu tun, da sie nicht real ist.

Eulenspiegel

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Re: Exotik im Rollenspiel
« Antwort #15 am: 5.06.2011 | 20:25 »
Ich würde stark unterscheiden, ob etwas ingame exotisch oder outtime exotisch ist.

  • Es gibt ja durchaus zahlreiche Settings, wo eine Begebenheit für den Spieler ganz exotisch anmutet, aber für die SCs das normalste der Welt ist. (Beispiel: L5R)
  • Andererseits gibt es auch Settings, wo eine Begebenheit für die Spieler ganz normal ist, für die SCs jedoch sehr exotisch anmutet. (z.B. Technik bei Engel)

El God

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Re: Exotik im Rollenspiel
« Antwort #16 am: 5.06.2011 | 20:34 »
Danke für die letzten beiden Posts. Edit: Natürlich danke ich allen, die die Fragen beantwortet haben, das ist schonmal ein interessantes Stimmungs-/Meinungsbild. Aber die letzten beiden Posts lassen mir die folgenden Gedanken kommen:

Wie schätzt ihr das ein, wenn man selbst an der Entstehung dieser exotischen Settings beteiligt ist? Kann man dann überhaupt noch explorativ spielen? Ich bin bei der Weltenfabrik nämlich derzeit in einer Zwickmühle: Wenn alle Spieler alle Welten gemeinsam basteln, bleibt dann überhaupt noch exploratives Spiel übrig? Oder ist das Basteln an sich dann der explorative Teil? Und wenn ein SL die Welten allein bastelt - ist dann bei extremeren Settings nicht wieder die Einstiegshürde zu hoch? Andererseits kommen dann ja die SCs ohnehin von außen in diese Settings und müssen keine Vorkenntnisse mitbringen, um ihre Charaktere "richtig" (haha ;-) ) zu spielen...

Ich glaube, mir steht da noch intensives Playtesting bevor  :D

Taschenschieber

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Re: Exotik im Rollenspiel
« Antwort #17 am: 5.06.2011 | 20:38 »
Das Explorative ist dann halt, die eigene "Schöpfung" nach und nach im Spiel auszugestalten?

El God

  • Gast
Re: Exotik im Rollenspiel
« Antwort #18 am: 5.06.2011 | 20:41 »
Naja, ist das dann ernsthaft Exploration? Klar, das ist ein kreativer Prozess und kann Spaß machen macht Spaß, aber der Sense of Wonder ist doch dort völlig verfehlt, oder?

Eulenspiegel

  • Gast
Re: Exotik im Rollenspiel
« Antwort #19 am: 5.06.2011 | 20:58 »
Wie schätzt ihr das ein, wenn man selbst an der Entstehung dieser exotischen Settings beteiligt ist? Kann man dann überhaupt noch explorativ spielen?
1) Wie du schon selber sagtest: Die Weltenerschaffung selber ist in diesem Fall ja schon eine Exploration.

2) Wenn die Spieler wirklich alle Details mit erschaffen haben, kennen sie ja schon alles und es bleibt kein Raum mehr für Exploration im Spiel.

Man könnte es aber auch so machen, dass die Spieler die groben Umrisse erschaffen, aber der SL diese Umrisse dann im stillen Kämmerlein mit Details füllt.

Beispiel:
Die Spieler legen fest, dass Rasse X die dominante Lebensform auf dem Planeten ist und Rasse Y unterdrückt. Außerdem nutzen sie Luftschiffe um ihr Reich zu überwachen und zu beherrschen.

Der SL überlegt sich daraufhin heimlich:
- Rasse X und Rasse Y sind in Wirklichkeit zwei alternierende Generationen der gleichen Lebensform. (Vergleichbar mit Schmettrling und Raupe. Rasse Y ist quasi die Raupenform und Rasse X ist dann die Schmetterlingsform.)
- Die Luftschiff sind riesige Flugtiere, die von Rasse X domestiziert wurden. / Oder es handelt sich um Artefakte. Die Leute können die Luftschiffe zwar bauen, haben aber vergessen, wie man neue herstellt.
- Eine spannende Geschichte, wie das herrschende Volk an die Macht kam.
- Eine Untergrundorganisation von Rasse Y, die versucht, sich von der Unterdrückung zu befreien und an die Macht zu gelangen.

Das heißt, das Offensichtliche kennen die Spieler, da sie ja selber mitgebastelt haben. Was jedoch hinter der Oberfläche steckt, ist den Spielern unbekannt.
Hier wäre dann noch genügend Raum zur Exploration.

El God

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Re: Exotik im Rollenspiel
« Antwort #20 am: 5.06.2011 | 22:08 »
Stimm, das ist eine nette Idee  :D

Offline Oberkampf

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Re: Exotik im Rollenspiel
« Antwort #21 am: 5.06.2011 | 23:42 »
Nach einem sehr ähnlichen Bauprinzip will meine Gruppe einen zweiten "Boston Files" Versuch starten.
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Offline D. M_Athair

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Re: Exotik im Rollenspiel
« Antwort #22 am: 5.06.2011 | 23:53 »
Man könnte es aber auch so machen, dass die Spieler die groben Umrisse erschaffen, aber der SL diese Umrisse dann im stillen Kämmerlein mit Details füllt.
Eine alt-bewährte Methode. John Wick hat das vor einer ganzen Weile für Dungeon-Crawls in neue Formen gepackt. Bei System Matters gibt's dazu einen Podcast-Beitrag.
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