Autor Thema: [Kennt es wer?] Nameless Streets  (Gelesen 1034 mal)

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[Kennt es wer?] Nameless Streets
« am: 20.10.2011 | 18:41 »
Zitat
Nameless Streets is a game of mysteries and the paranormal beings who investigate them. Powered by the flexible and dynamic HeroQuest game system, players take on such roles as a famous vampire detective, his werewolf muscle, and the necromancer who helps to solve murders. Set amidst the narrow, rain-soaked streets of Portland, Oregon, Nameless Streets handles classic mysteries, like the Locked Room, and more esoteric struggles with equal ease. You might locate a missing person one week, and get caught in the crossfire between warring sorcerer guilds the next.

Hat es irgendwer oder kann darüber erzählen?

Offline Hundeherz

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Re: [Kennt es wer?] Nameless Streets
« Antwort #1 am: 23.10.2011 | 18:28 »
Ich persönlich war von Nameless Streets maßgeblich unbeeindruckt. Der Klappentext klang gut und ein Urban-Fantasy Detektivspiel mit Heroquest 2 stellte ich mir wirklich gut vor. Leider konnte mich das Produkt dann nicht überzeugen, aber in keinster Weise.

Zum Kern des Problems:
Das ganze ist ein Heft mit 88 Seiten abzüglich Artwork. Bei klassisch zweispaltigem Satz wurden am äußeren Rand der Seite mehrere Zentimeter Rand gelassen, um dort ab und an Randbemerkungen einzufügen, die mMn auch einfach im Fließtext hätten untergebracht werden können. Alles in allem kommt man auf vielleicht 70 Seiten Text, was nicht allzuviel ist, um ein komplettes Setting mit Regeln zu präsentieren.

Nach einer Einführung werden auf sieben Seiten Charaktererschaffung und Regelmodifikationen dargestellt. Problematisch dabei ist, das die Keywords für verschiedene Charaktere erst mehrere Kapitel später auftauchen. Das ganze Kapitel wirkt hastig aufgeschrieben und wenig durchdacht, ein Eindruck, der sich durch gesamte Heft zieht.

Danach kommt das Kapitel, in dem man das gemeinsame Detektivbüro der Charaktere zusammenzimmert. Hierbei werden die Community-Regeln aus dem Heroquest 2 Regelwerk, die für die Verwaltung und Entwickung größerer Gemeinschaften gedacht sind, auf eine einzelne Detektei übertragen, und damit fängt das PRoblem auch schon an: Wenn ich in einem Low-Fantasy-Setting den Viehbestand meines Dorfes oder dessen Verteidigunsbereitschaft abstrakt erfasse und mit anderen Dörfern vergleichen kann, dann ist das schön und gut, aber hier wird z.B. die Größe des Büros oder der Mitarbeiterstab als abstrakte Resource verwaltet, ohne das diese Werte in irgendeiner Weise wichtig fürs Spiel würden. Dann gibt es Werte für die Güteklasse des Rechtsvertreters der Detektei oder ihre Geheimhaltung, die evtl. eher eine Rolle spielen könnten, aber letzenendes hat man ein Konzept für abstrakte, großangelegte Resourcenverwaltung auf eine kleinere Ebene hinuntergebrochen, und ich finde, das das nicht gut funktioniert, sogar überflüssig ist.

Danach folgt ein Kapitel über das Noir-Genre an sich und Keywords für Noir-Charaktere (ganze vier!). Die Ausführungen über das Genre sind kurz und uninspirierend, nichts was nicht anderswo schon stimmungshafter dargestellt worden wäre.

Dann das Kapitel über Magie. Der abolute Tiefpunkt wird hier erreicht. Fünf magische Traditionen (Faith, Necromancy, Sorcery, Witchcraft, Wizardry) werden jeweils auf maximal zwei Spalten ´beschrieben´, damit hat es sich. Dann wird noch so etwas gesagt wie : Zaubersprüche oder so für die einzelnen Traditionen können als eigene Fertigkeiten gesteigert werden, oder auch nicht oder sonstwie, am besten denkt sich jeder Spielleiter was eigenes aus, wie er Magie umsetzen will! Keine Spur der liebevoll und detailliert ausgearbeiteten Magie wie z.B. in der Glorantha-Version von Heroquest 2. Setzen, sechs.

Dann folgen endlich die angekündigten paranormalen Charaktere, die Detektiv spielen sollen. Tatsächlich  sind in einer ganzen Anzahl magischer Wesen samt Keywords der ein oder andere interessante Ansatz drin (radikalfeministische Lamia und gegen ihr Aussterben ankämpfende Ghule, Flüchtlinge aus der Hölle und schlechtgelaunte Oni). Die Keywords kommen mir allerdings manchmal etwas willkürlich gewählt vor. Insgesamt das beste Kapitel.

Der gute Eindruck wird durch das folgende Kapitel über den Aufbau eines Mysteriums und eines Detektivabenteuers wieder zunichte gemacht. Die Ausführungen sind wieder einmal knapp, furchtbar allgemein gehalten und in jedem Cthulhu-Regelwerk jedes Cthulhu-Systems das ich kenne besser dargestellt. Das langweilige Beispielszenario reißt es nicht raus.

Das Drama nimmt sein Ende mit einer erstaunlich langweiligen und uninspirierenden Beschreibung von Portland als Setting. So wenig Anregungen habe ich bisher aus kaum einer Settingdarstellung gewinnen können.

Das ganze Ding ist langweilig und lieblos, es wurde mMn kaum Arbeit investiert und es kommt überhaupt keine Stimmung beim Lesen auf. Wäre es nicht wenigstens preisgünstig, hätte ich mich noch mehr geärgert, das ich es gekauft habe.

Mein Fazit:
Rausgeschmissenes Geld

Edit: Rechtschreibung, und es sind fünf Traditionen, nicht vier.
« Letzte Änderung: 23.10.2011 | 19:02 von Hundeherz »
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-Ringelnatz

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Re: [Kennt es wer?] Nameless Streets
« Antwort #2 am: 23.10.2011 | 20:40 »
Danke für die ausführliche Kritik. Schade, hatte da mehr erhofft.

Offline Hundeherz

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Re: [Kennt es wer?] Nameless Streets
« Antwort #3 am: 23.10.2011 | 21:58 »
Oh ja, das hatte ich auch. Aber es ist leider nicht alles Gold was glänzt. Sehr bedauerlich, ich bin ein großer Fan von Urban Fantasy. Und das dann noch kombiniert mit Heroquest 2 hätte ich mir wirklich als großen Wurf vorgestellt. Zum Glück bin ich wenigstens wirklich billig an das Ding drangekommen. Nun ja, man lebt und lernt. Den Verlag und die verantwortlichen Autoren habe ich mir jedenfalls gemerkt.

Ich kann solche skelettartigen Minimalsettings Settings einfach nicht ausstehen. Wenn ich Geld ausgebe, dann erwarte ich einfach, das mir Inspirationen geliefert werden, auf denen ich aufbauen kann. Kreative Ideen von Leuten, die etwas investiert haben in das, was sie schreiben. Und das war bei diesem Machwerk einfach nicht der Fall. Und auch wenn ich ganz stark eine ´Leben und leben lassen´ Ansicht in Bezug auf unterschiedliche Geschmäcker verfechte, kann ich mir ums verrecken nicht vorstellen, wessen Kreativität um Himmels willen durch solch eine platte, leblose Darstellung, wie sie dieses Buch liefert, befeuert werden soll.

Sehr ärgerlich, weil ich schon enttäuscht worden war durch Dresden Files. Viel zu viel Crunch für ein Erzählspiel und sehr schlecht präsentiert obendrein. Ich hatte gehofft, das Nameless Streets der Ausgangspunkt für eine Urban Fantasy Kampagne sein könnte. Aber es hat nicht sollen sein.

Nun ja, muss ich doch noch weiter auf das Rollenspiel zu ´Niemalsland´ von Neil Gaiman warten.
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-Ringelnatz

Offline Oberkampf

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Re: [Kennt es wer?] Nameless Streets
« Antwort #4 am: 24.10.2011 | 18:30 »
Ich hab es mir als Inspirationsquelle für DF mal angesehen, aber irgendwie hat mich diese Hero-Mechanik beim Lesen nicht wirklich packen können, also habe ich es nicht ausprobiert. Der Fluff im Buch ist tatsächlich etwas mager, da hat man vom Lesen einer beliebigen Urban Fantasy Reihe als Ideensteinbruch weitaus mehr (mein derzeitiger Favorit: Iron Druid Chronicles)

In Nameless Streets gibts ein paar ausbaubare Abenteuervorschläge für Urban Fantasy, aber wenn man nicht auf die Hero-Mechanik steht (oder wie ich, Schwierigkeiten hat, sie nur aus der Lektüre heraus nachzuvollziehen), ist das dünne Bändchen meiner Meinung nach kein "Must have".
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Re: [Kennt es wer?] Nameless Streets
« Antwort #5 am: 7.11.2011 | 22:18 »
Ich hab das Ding auch. Aber irgendwie kommt es mir so vor, als ob hier ein Verlag gerne die Dresden Files Lizenz gehabt hätte.
Und aus dem Hause Alephtar gibt es auch richtig gute Sachen, wie das Rom-Quellenbuch für BRP.

Die HeroQuest Mechanik ansich ist super und funktioniert auch. Ich bevorzuge aber Regeln, bei denen die Spieler mehr Mitgestaltungsmöglichkeiten haben (FATE!).
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