Mit dem theoretischen Konzept/Ideal „Rollenspiel“ verbinde ich einige Freiheiten, aber gleichzeitig auch einige systemimmanente, untrennbar verbundene, für mich Rollenspiel-definierende Einschränkungen.
Ich erwarte für meinen Charakter diejenigen Möglichkeiten zu haben, welche sich auch aus der Spielwelt heraus für den Charakter ergeben würden und daraus entsprechend der Persönlichkeit meines Charakters unter den so offen stehenden Varianten frei wählen zu können und dabei Ergebnisse zu erzielen, wie sie wiederum aus der Spielwelt abgeleitet anzunehmen sind.
Entsprechend erwarte ich während des eigentlichen Spiels keine direkte Wirkung/ keinen Einfluss zu haben und wiederum auch nicht berücksichtigen zu müssen, welche mein Charakter eben nicht hat, aber auch nur den Einschränkungen zu unterliegen, welche diesen spielweltintern betreffen.
Da Entscheidungsfreiheit aber auch die Fähigkeit zur sinnvollen Entscheidung voraussetzt, erwarte ich auch eine entsprechende Informationsmethodik, welche es erlaubt den Informationsstand des Charakters zumindest entsprechend den Möglichkeiten des Spiels einfließen zu lassen.
Aus der Realität der praktischen Umsetzung und der sozialen Gruppenbildung kommen dann allerdings notwendigerweise Einschränkungen und Abweichungen hinzu.
Für die Rechte, welche hier (vorab!) aufgegeben werden, wird aber im Gegenzug auch entsprechend ein pfleglicher Umgang mit diesen Rechten durch den so nun Bevorrechtigten erwartet und ggf. entsprechende ausgehandelte Kompensationen auf Gegenseitigkeit.
Die Kernfreiheit in diesem Vorstadium besteht darin ggf. das Spiel so wie beschrieben eben nicht zu spielen und dazu gehört zwingend auch eine klare offene Beschreibung des geplanten Zustands.
Ermächtigungsregeln wie die goldene Regel sind damit NICHT zulässig da intransparent.
Ebenso ist zu beachten dass für das Spielangebot die Grundbedingungen eingeschränkt werden dürfen, aber eben (um ein Rollenspiel zu bleiben) nicht über ein angemessenes Maß hinaus, so dass die Entscheidungsfreiheit und letztlich die diese charakterisierende Ergebnisoffenheit generell gesehen bewahrt wird.
Beispiele für solche praktischen und sozialen Einschränkungen sind natürlich schon mal die Auswahl der Spielwelt und des betrachteten Ausschnitts daraus, sowie die Anforderungen des Spielleiters bezüglich der Art Szenario und der geeigneten Charaktere dazu, welches er anbieten möchte - oft auch noch die Startsituation.
Andere Einschränkungen stammen aus dem sozialen Umgang miteinander und umfassen das Ausklammern gewisser Themen oder auch den (Verzicht auf) SpielergegenSpieler-Modus.
Aber auch die reine Existenz als soziale Gruppe der Spieler erfordert notwendige Kompromisse, da der Fokus der Betrachtung eben allen gerecht werden muss.
Wobei ich da jenseits des Führens eines teamfähigen Charakters und generellem Goodwill für die Beteiligung anderer keine generelle Verpflichtung sehe einen Charakter als solchen in seinen bestehenden Eigenschaften zu kompromittieren. Die angemessene Reaktion auf unüberbrückbare Differenzen in unbestimmten Dingen sehe ich hier darin, dass diejenigen in der Minderheit dann zumindest zeitweise einen geeigneteren Charakter wählen oder passen.
Nicht zuletzt gibt es die Einschränkungen auf Grund der notwendigen Abstraktionen des Regelsystems und damit dem Verzicht entsprechenden Details Gewicht zu geben oder auch Balancingelementen, welche ebenfalls dem sozialen Umgang geschuldet sind. Oder umgekehrt wenn Dinge verregelt sind, z.B. im Moralbereich ist das eine Einschränkung, welche man am Anfang behandelt oder während des Spiels dann eben akzeptiert.
Zur Rolle des Spielleiters sei gesagt, dass er zwar im Vergleich mit gestalterischen Sonderrechten betraut worden ist, aber damit eben auch eine besondere Verantwortung der integren Nutzung einher geht, insbesondere die weiter bestehenden Rechte/Freiheiten der Spieler zu respektieren und nicht zu untergraben.