Guten Morgen,
gestern abend auf der Weihnachtsfeier meines Rollenspielvereins habe ich mich in ein Streitgespräch verwickelt, das mich extrem ins Grübeln gebracht habe (mein Diskussionsstil war auch nicht der Beste, auch wenn ich den Eindruck hatte, dass bestimmte Argumente von mir auch übergangen worden sind)...
Naja, wie dem auch sei – ein relevanter Diskussionspunkt war die Aufgabe des Spielleiters, wobei meine Diskussionspartner die Meinung vertraten "Der Spielleiter hat das Diktat über die Spielwelt" und ich sagte "Die Gruppe hat das Diktat über die Spielwelt": Dabei haben wir auch darüber gezankt, wann etwas als "Retconnen" gilt oder nicht (bei meinen Diskussionspartnern: "Wenn ein Fakt, der vom Spielleiter bereits eingeführt wurde und dann Teil des gemeinsamen Vorstellungsraums ist, nachträglich geändert wird – ist in jedem Fall zu vermeiden"; bei mir: "Wenn irgendein Fakt, der Teil des gemeinsamen Vorstellungsraums ist, nachträglich geändert wird, ob nun vom SL eingeführt oder nicht – ich finde es wichtig, dass das, mit Unterbrechung im Spiel, jederzeit geschehen kann, so es dem Spielspaß der Gesamtgruppe förderlich ist, dass es geschieht"). Meine Argumentation stützte sich auch darauf, dass ich glaube, dass bestimmte Fakten der Spielwelt immer als gegeben wahrgenommen werden ("Jeder Wald hat Bäume, jedes Klassenzimmer hat einen Overhead-Projektor, jeder Rettungswagen hat einen Defibrilator an Bord.") oder andere Fakten von den Spielern nicht gekannt werden, aber vom SL ("Natürlich hat dieser Thronsaal Fenster.") Dort, wo diese von allen Spielern implizit angenommenen Fakten vom SL entkräftet werden, spreche ich von Retconning, während meine Diskussionspartner der Ansicht sind, dass jeder "gute" Rollenspieler zuerst beim SL nachfragt, ob diese Dinge vorhanden sind, bevor er damit arbeitet.
Der Grund dafür war offensichtlich für meine Diskussionspartner: Der SL sei doch, Zitat,
"in fast allen Rollenspielen" als die
"Augen und Ohren der Spieler" definiert und habe daher die Deutungshoheit über die Spielwelt. Ich habe das bestritten und hauptsächlich die These vertreten (wenn auch von meinen Argumenten her nicht ganz so glücklich), dass der SL letztlich von Gruppe zu Gruppe und Spielsystem zu Spielsystem ganz unterschiedliche Aufgaben hat und es in mindestens 1/3 der Rollenspiele zumindest Einschränkungen der SL-Hoheit gibt (Beispiel "Wraith:The Oblivion": Der Spielleiter spielt sämtliche NSCs, mit denen die Spieler interagieren und hat die Deutungshoheit über sie; außer über die Shadows der Charaktere, denn diese werden von Mitspielern gespielt). Am Ende wurde ich noch darüber belehrt, dass sowas nur in Indie-Rollenspielen vorkäme und die wären ohnehin von zweifelhafter Qualität (und meist schlecht produziert).
Soweit zur Vorgeschichte. Nun will ich das Ganze überprüfen. Daher der Aufruf:
Guckt in eure Rollenspielbücher ins "Was ist Rollenspiel?"- und SL-Kapitel und zitiert hier die Definition der Rolle des Spielleiters. Was sind seine Aufgaben? Was seine Rechte? Das muss nicht ausführlich geschehen. Meistens dürfte ein "Der SL ist..." ausreichen. Aber wenn das Regelsystem eine Beschränkung der SL-Deutungshoheit in irgendeiner Form vorsieht, wäre es gut, das auch mit anzuführen.
Edit: Diskutiert werden kann in
diesem Thread.