Am 13.4. kam unsere Hühnerrunde (so genannt, da sie ausschliesslich aus Frauen besteht) zusammen. Gespielt wurde dieses Mal in Bad Horse' Eigenbau-Welt Faurelia (zu finden in diesem
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Dieses Diary trägt seinen Namen zurecht, handelt es sich doch um Tagebuchaufzeichnungen meiner Elementaringenieurin Francine.
Die Charaktere waren:
Patti: Die escamandrische Forscherin
Esmeralda Incognita, eigentlich
Esmeralda Sangrado, Tochter des berüchtigten Piratenkapitän Miguel El Sangrado. Heimlich verknallt in Maurice, was sie aber niemals zugeben würde. Hat eine Leidenschaft fürs Singen und dramatische Auftritte
Nocturama:
Maurice d'Almagnac, ein Minotaure und Adoptivsohn von Felice d’Almagnac, einem chavreusischem Forscher. Ziehbruder von Francine. Eigentlich ein Womanizer, nur bei Esmeralda kann er irgendwie nicht so wirklich landen
Timberwere:
Joaquin Mendez, ein Musiker, Glücksspieler und Elementarsänger (auch wenn er das bis vor kurzem nicht wusste). Hat sich beim Kartenspiel nicht nur die Gitarre von Miguel El Sangrado erspielt, sondern auch das Luftschiff „La Vaca des Nueves“, deren Kapitän er nun ist. Leider hat Joaquin herzlich wenig Ahnung von der Luftschiffahrt, dafür umso mehr vom Glücksrittertum. Ein Frauenheld, der nur bei einer wirklich schwach wird: Francine de Chartreuse
Niniane:
Francine Marie Charles Onze Soir de Chartreuse, eine gnomische Elementaringenieurin. Francine ist die Ziehtochter von Felice d’Almagnac und „Schwester“ von Maurice. Felice war Dozent an der hauptsächlich von Gnomen besuchten Universität, an der es eher ungewöhnlich ist, dass Frauen ein Fach wie Elementaringenieurwesen studieren statt sich traditionellen Fächern wie Kochen und Handarbeite zu widmen. Francine ist verschossen in Joaquin, aber sie hat keine Ahnung, ob er diese Liebe erwidert.
La Vaca des Nueves: Das Luftschiff, macht jeden Scheiss mit (was auch der Kernaspekt des Schiffes war), Handelsschiff ohne nennenswerte Bewaffnung, aber mit einer mutigen Crew und der resolutesten Köchin von Faurelia.
Francines Tagebuch
Cher journal,
heute sind wir in Porto Corona angekommen, mit der Vaca des Nueves. Das Schiff scheint stabil und zuverlässig zu sein, aber nicht mehr das allerneueste Modell. Mir scheint ausserdem, dass es vorher einen anderen Namen hatte, ich meine am Bug noch den Schriftzug „Hildegard“ lesen zu können. Außerdem hat jemand ein Kuhgesicht auf die pickelhaubige Galionsfigur ein Kuhgesicht aufgemalt.. Vielleicht eine aulenländische Tradition. Memo an mich selbst: Den Kapitän danach fragen.
Ich fürchte allerdings, dass Kapitän Mendez doch nicht der richtige Ansprechpartner ist.. Ich habe Gemunkel gehört, dass er das Schiff erst vor einer Woche beim Glücksspiel gewonnen haben soll. Ausserdem ist er Escamandrier, und seine Mannschaft versteht kein Wort von dem, was er von sich gibt. Aber, liebes Tagebuch, er sieht so unglaublich gut aus! Und er ist so charmant, so einen vollendeten Gentleman habe ich ja noch nie getroffen. Unsere andere Mitreisende, eine gewisse Esmeralda Inkognita, ist dagegen etwas reserviert, auch wenn ich den Eindruck gewinne, dass mein lieber Bruder und sie eine gemeinsame Vergangenheit haben, von der er mir bisher wenig erzählt hat.. Die Dame ist angeblich „Forscherin“, benimmt sich aber eher wie eine Diva vom Chavreusischen Staatstheater. Als ich Maurice nach ihr gefragt habe, ist er das Minotauren-Äquivalent zu Rot geworden. Interessant..
Bad Horse railroadet uns bis zum AbendessenEigentlich geht es hier aber um etwas ganz anderes (auch wenn Kapitän Mendez zum Anbeissen aussieht.. ich schweife schon wieder ab!), nämlich um unsere Suche nach dem Tabestan. Außerdem müssen wir Felice finden, aber das muss ja nicht unbedingt jeder wissen. Heute Abend sind wir jedenfalls bei einem gewissen Sir Colton zum Essen eingeladen, er sagt, er hat einen Teppich, der eine geheime Botschaft enthält. Wenn man diese entschlüsselt, kann man die genaue Position des Tabestan sehen. Niemand weiss genau, was dieser Tabestan sein soll, Felice hat immer behauptet, es sei ein Stein oder eine Reliquie, von Sir Colton habe ich gehört, dass er es für eine Pflanze hält. Was soll man aber auch anderes von einem Pflanzenforscher erwarten. Wer sich den ganzen Tag mit Grünzeug unterhält, kann doch nicht ganz normal sein. Außerdem ist er Grenländer, denen sagt man ja einen gewissen Spleen nach.
Sir Colton scheint mit dem Pflanzen besprechen aber doch recht gut zu verdienen, er wohnt in einer der besseren Gegenden von Porto Corona, und er hat uns einen eigenen Kutscher geschickt. Sehr zuvorkommend, der Mann. Er hat natürlich, wie es sich für einen Forscher seiner Zunft gehört, ein grosses Gewächshaus auf seinem Grundstück, wie ich von Mlle Esmeralda hörte. Er hat ihr sogar schon seine Orchideen gezeigt, was immer das heissen mag.
Als wir jedoch an dem Anwesen ankamen, erwartete uns nicht ein hochherrschaftliches Mahl, sondern ein wilde Schlägerei! Wir hörten ein Krachen und Klirren, als sei jemand aus einem geschlossenen Fenster gefallen. Maurice, mein tapferer Bruder, hat natürlich sofort seinen Säbel gezückt und ist losgestürmt, und wir anderen natürlich hinterher. Ich gebe zu, dass mich meine Neugier und meine Abenteuerlust gleichermaßen angetrieben haben, aber ich war nicht darauf vorbereitet, zu sehen, wie jemand sich mit Hilfe einer Strickleiter und eines Luftschiffs von dem Balkon entfernte, von dem eben noch ein Mann gestürzt sein muss, der schwerverletzt vor uns lag. Mlle Esmeralda hat auf den Fliehenden geschossen, und ich muss sagen, dass hat sie sehr gut gemacht. Lernen Forscher das neuerdings auch an der Universität? Ich muss Felice fragen, wenn wir ihn endlich gefunden haben.
Der Mann, der vom Balkon gestürzt war, war unser bedauernswerter Auftraggeber. Wir haben den Kutscher natürlich sofort losgeschickt, um einen Arzt zu holen, aber es war zu spät. Mit letzter Kraft teilte uns Sir Colton noch mit, was er uns eigentlich in einer fröhlichen Runde hatte sagen wollen..
„...müsst El Argento finden! Die Feuerstraße, folgt der Feuerstraße! Findet den alten Katzenpr..“ Mit diesen Worten starb Sir Colton, der inzwischen eingetroffene Arzt konnte nichts mehr für ihn tun.
Im Inneren des Hauses trafen wir noch einen Diener an mit einem Säbel in der Hand, er war verletzt, aber der Arzt war ja glücklicherweise schon da. In der Speisekammer fanden wir die Küchenmagd und die Köchin, beide unverletzt, aber die Köchin schäumte vor Wut: „Ein paar Lumpen. Schurken! Einheimische, Eingeborene!“ Glücklicherweise konnte ein Glas Rum sie wieder beruhigen, so dass sie uns sagen konnte, wer dem armen Sir Colton das angetan hatte. Einer der beiden war ein Pirat mit einem blonden Bart im mittleren Alter, er hatte ein Piratenabzeichen (drei Blutstropfen) des Miguel de Sangrado, der andere war ein Vogelmensch. Die Beschreibung des Bärtigen passt auf den aulenländischen Piraten Fritz von Wille, den ersten Maat Sangrados.
Monsieur Mendez – Joaquin – hat die Köchin überredet, mit ihm durch das Haus zu gehen, damit sie schauen, ob etwas gestohlen wurde. Der Teppich mit der Botschaft, wegen dem wir Sir Colton eigentlich besuchen wollten, war zum Glück noch da.
Mein lieber Bruder hat natürlich zur Eile gedrängt, die Piraten hätten doch schon einen Vorsprung. Aber wohin genau, das wusste er natürlich auch nicht. Stattdessen habe ich ihm geraten, sein Minotauren-Mütchen ein wenig zu kühlen und bin in Sir Coltons Studierzimmer gegangen, um seinen Schreibtisch unter die Lupe zu nehmen. Er hat eines dieser schicken Erdelementar-Schlösser, die nur mit einem bestimmten Ton zu öffnen sind. Die Elementare waren allerdings sehr ungehalten, als ich ihnen den Ton vorgesummt hat, offensichtlich hat einer dieser beiden Wüstlinge versucht, das Schloss mit roher Gewalt aufzubrechen. Barbarenbande!
In der Schublade habe ich einige Karten mit Koordinaten darauf gefunden, auf einer Karte hatte jemand (ich vermute, Sir Colton selbst) alles durchgestrichen und gross darüber geschrieben „Alles Unsinn! Feuerstraße!“ Natürlich dachte jeder von uns sofort an die letzten Worte des seeligen Sir Colton.. Was konnte er nur damit gemeint haben?
Mlle Esmeralda hatte schließlich den entscheidenden Einfall: Im Gebirge soll es einen Vulkan geben, der vor Jahren ausgebrochen ist und eine Straße in den Wald gebrannt hat. Mein kluger grosser Bruder konnte sich daran erinnern, dass es mehrere solcher Straßen gibt, wo die Lava des aktiven Vulkans entlangfliesst.
Monsieur Mendez fiel eine Ballade ein, in der es um einen armen escamandrischen Schlucker geht, der eine Feuerstraße entlanggereist, um seine Liebste vom Berg Tlapotec zu retten, allerdings war die Geliebte dann schon verstorben. Es handelt sich um eine sehr traurige Geschichte, und Joaquin (ich denke, er wird nichts dagegen haben, wenn ich ihn hier so nenne, liebes Tagebuch) hat sie so voller Inbrunst vorgetragen, dass ich beinahe nach meinem Taschentuch greifen musste. Der Refrain des Liedes lautet „Alle Feuerstraßen führen zum Heiligen Berg“
Irgendjemand erinnerte sich noch daran, dass es eine Siedlung in der Nähe des Berges gibt, vermutlich ein escamandrischer Militärstützpunkt.
Ich wollte dann gerne eine Abschrift des Teppichs machen, denn schliesslich war das unser einziger Anhaltspunkt, und anders hätten wir die Piraten vielleicht nicht wiedergefunden. Maurice, immer ein wenig ungestüm, hat sich dann auch noch verplappert, und im Beisein der Köchin etwas von einem Schatz erzählt. Joaquin, charmant wie immer, konnte die Gute aber davon überzeugen, dass es ganz im Sinne ihres verstorbenen Arbeitgebers wäre, wenn wir den Teppich mitnehmen. Natürlich konnte sie ihm nicht widersprechen – wer könnte das schon? – und so durften wir das gute Stück mitnehmen. Von diesem Verhalten könnte sich Maurice tatsächlich noch eine Scheibe abschneiden..
Als wir wieder an Bord der Vaca des Nueves waren (wer auch immer sich diesen Namen ausgedacht hat), kam uns noch der Hafenmeister in die Quere. Er wollte irgendwelche Papiere unterschrieben haben, den wir aber geflissentlich ignoriert haben. Hier ging es schliesslich um Leben und Tod, und nicht um bürokratische Spitzfindigkeiten! Auch die Tatsache, dass wir beim Abflug eine Luftboje geschrammt haben, ist doch so nebensächlich. Das liegt vielleicht eher daran, dass die Mannschaft unseres Schiffes ihren neuen Kapitän nicht versteht – oder nicht verstehen will, wer weiss das schon so genau. Aulenländer gelten ja im Allgemeinen als sehr stur.
Nun bin ich aber müde, morgen mehr von unserer Reise. Gute Nacht!