Autor Thema: Den Indie-Horizont erweitern!  (Gelesen 1119 mal)

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Offline La Cipolla

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Den Indie-Horizont erweitern!
« am: 12.06.2012 | 13:14 »
Der Titel ist Programm. Ich würde gern mit möglichst wenig Aufwand meinen Rollenspielhorizont erweitern, was den Indie-Bereich angeht. Da diese Definition nett ausgedrückt schwammig ist, nenne ich mal spontan ein paar Sachen, die ich bereits kenne und da einordnen würde: Western City, Prime Time Adventures, 3:16, FATE und die Engel-Arkana-Karten. Es geht also weniger um die Frage, was wie erfolgreich ist, sondern vorrangig um Spielkonzepte, die einen gewissen Abstand von "üblichen" Systemen nehmen.

Was will ich also?
  • Den Mainstream des Indie-Bereichs (;D). Welche Indie-Spiele sollte man kennen, was sind die größten Namen (aus welchen Gründen auch immer)?
  • Besonders innovative, also andere Spielkonzepte.
  • Besonders knappe und/oder kostenlose Spiele, bzw. Spiele mit einer Probeversion o.ä. Wenn dieser Punkt mit den obrigen zusammenkommt, umso besser. ;)

Vielen Dank schon mal!

Pyromancer

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Re: Den Indie-Horizont erweitern!
« Antwort #1 am: 12.06.2012 | 13:23 »
Dogs in the Vineyard kann ich dir ans Herz legen, ein früher Indie-Klassiker. Das Setting ist etwas gewöhnungsbedürftig (Mormonen-Teenager-Paladine mit Revolvern sorgen für Recht und Ordnung im frühen Westen), aber passend, und die Regeln mit ihrem Eskalationsmechanismus funktionieren sehr, sehr gut. Erwähnenswert ist auch der ausführliche SL-Teil mit detaillierter Anleitung zum Erstellen von Szenarien.

Aktuell der absolute Hit ist FIASCO, ein spielleiterloses Rollenspiel um einfache Menschen mit grandiosen Plänen, die ebenso grandios scheitern. Vom Spielgefühl her ist es "PtA, nur gut", und auf One-Shots ausgelegt. Eine deutsche Version ist wohl aktuell in Arbeit.

evil bibu

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Re: Den Indie-Horizont erweitern!
« Antwort #2 am: 12.06.2012 | 13:24 »
Was mir jetzt spontan einfällt:

- Don't rest your head / Ruh dich nicht aus (http://3w20.wordpress.com/rdna/ )
- Die Sachen von http://www.onesevendesign.com/ und http://www.onesevendesign.com/wildlings/wildlings.pdf
- Hollowpoint http://www.vsca.ca/Hollowpoint/
- Technoir http://technoirrpg.com/
- Apocalypse World http://apocalypse-world.com/
- TSoY (http://www.tsoy.de/ ) bzw. Solar System (http://www.tsoy.de/solar/ )
« Letzte Änderung: 12.06.2012 | 13:54 von evil bibu »

Taschenschieber

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Re: Den Indie-Horizont erweitern!
« Antwort #3 am: 12.06.2012 | 13:32 »
Wushu (hochoptimiert auf cinematische Action) mal ausprobiert? Gibt's kostenlos, ist meinem Eindruck nach auch recht bekannt.

DitV kann ich auch nur empfehlen.

Offline AceOfDice

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Re: Den Indie-Horizont erweitern!
« Antwort #4 am: 12.06.2012 | 13:45 »
Punkt 1 und 2 sollten wohl andere beurteilen, aber zu Punkt 3 kann ich dich definitiv einladen, die Destiny-Spielereihe auszuprobieren.
Zum Download geht es hier.
www.aceofdice.com - mehr Abenteuer, weniger Vorbereitung | Destiny Dungeon | Destiny Beginner | Flucht von Valmorca | Portal | Araclia | Destiny Space

Achamanian

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Re: Den Indie-Horizont erweitern!
« Antwort #5 am: 12.06.2012 | 13:47 »
POLARIS ist schon etwas älter, aber ein absoluter Standard - Spielleiterloses Kampagnenspiel mit Silmarillion-Feeling.

DIASPORA ist eine sehr spannende Fate-Hard-SF-Variante, habe ich noch nicht ausprobiert, hat aber Features wie gemeinsames regegestütztes Erstellen des Kampagnensettings zu Beginn.

IN A WICKED AGE ist ein ganz nettes Sword&Sorcery-Spiel für Zwischendurch, das in Sachen Konfliktregeln ein bisschen an PTA erinnert, nette Zufallstabellen für Storyelemente hat, aber m.E. auch einige heftige Bugs. Trotzdem einen Blick wert.

SORCERER von Ron Edwards habe ich noch nicht gespielt, hat noch viel von einem klassischen RPG, ist aber auch eines der absoluten Ur-Indie-Spiele. Vielleicht doch eher nur von historischem Interesse.

FIASCO kann ich nur unterstreichen: Ein tolles Spiel, um das Indie-Feeling mal schnell auszuprobieren und dabei aufs Ganze zu gehen!

EDIT: Wenn du ausgefallene Konzepte willst, gibt es noch den Indie-Horror DREAD, der mit einem Jenga-Turm statt mit Würfeln gespielt wird. Ich finde das Spiel persönlich nicht gut, ein klassisches Beispiel für ein selbstverliebtes Konzept, das Spieler und SL letztlich mit der Anweisung "machen Sie alles möglichst toll und stimmungsvoll" allein lässt. Aber das System hat seine Freunde, und der Regelmechanismus ist wirklich ausgefallen.
« Letzte Änderung: 12.06.2012 | 13:50 von Rumspielstilziel »

Offline Praion

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Re: Den Indie-Horizont erweitern!
« Antwort #6 am: 12.06.2012 | 13:50 »
Mouse Guard und/oder Burning Wheel.

Mouse Guard für die Spielzug-Sturktur
Burning Wheel für Belief-drives-play
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Jason Corley

Offline asri

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Re: Den Indie-Horizont erweitern!
« Antwort #7 am: 12.06.2012 | 13:57 »
Lustig, auf so einer Indie-Kennlern-Tour bin ich auch unterwegs. :) Viel sagen kann ich also nicht zu den Spielen, aber sie sollten auf die von Dir geforderten Kriterien passen:

Polaris von Ben Lehman
The Pool (auch hier im Forum mit Übersetzung)
Universalis als Beispiel für ein Erzählspiel, dass je nach Definition wohl schon kein Rollenspiel mehr ist
The Shadow of Yesterday/ Solar System (Links im Tanelorn-Unterforum) von Clinton R. Nixon - als Creative Commons frei verfügbar

Reign und One-Roll-Engine scheinen auch sehenswert (und spielenswert) zu sein, dazu gibt es hier ebenfalls ein Unterforum

Zu Apocalypse World: Dazu gibt es bereits verschiedene Hacks, z.B. Monsterhearts und DungeonWorld, letzteres auch mit freiem Regelwerk (und aktuell bei Kickstarter)

PS: Doppelung wegen parallel geschriebener Beiträge...

Offline Village Idiot

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Re: Den Indie-Horizont erweitern!
« Antwort #8 am: 12.06.2012 | 15:07 »
Also hier meine ein kleine unvollständige Liste, von Systemen die aus meiner Sicht, indie-spirit atmen und nicht unbedingt auf echte Indieart verlegt sein müssen.

Den Mainstream des Indie-Bereichs:

Sorcerer: Ron Edwards bekanntestes Werk und ein Indie spieler der ersten Zeit. Meiner Meinung nach dazu noch ein wirklich großartiges Spiel und für ein Indie-Spiel durchaus vielseitig, solange man den Macht/Korruptionskonflikt zentral im Spiel haben will.

Inspectres: Ein schlankes feines Regelsystem von Jared Sorensen, das bereits 1999 (wenn ich mich nicht irre) gezeigt hat, wie man Player Empowerment gut umsetzten kann. Mit dem Ghostbusters als Franchise-Unternehmen auch noch ein witziges Setting.

Prime Time Adventures: Kennst du ja schon.

FATE: Ebenfalls

Solar System/ The Schadow of Yesterday: Ein extrem stark "charaktergetriebenes" RPG System.

Die PDQ-Familie: Relativ Schlanke Regelsysteme in zwei Geschmacksrichtungen (swashbuckling, heroisch oder eher härter). Für mich ein etwas komplexeres und belastbareres Risus. Dazu eine Menge intressante Settings.

RISUS: Eigentlich sollte das Spiel jeder, nicht nur indie-intressierten, Rollenspieler mal gelesen und gespielt haben. Auf ca. 6-8 Seiten ein komplettes generisches Rollenspielsystem, inklusive Beispielen und Regelvarianten. Die Werte der SCs bestehen aus Klischees das Konfliktsystem ist einfach, aber funktional.

Don't Rest your Head/ Ruh dich nicht aus: Ein Spiel das die Frage nach dem Preis, den man für große Macht zu zahlen bereit ist, ziemlich gut umsetzt und gleich ein tolles Setting mitliefert.

Dogs in the Vineyard: Hier ist das eskalieren von Konflikten schön umgesetzt.

Marvel Heroic Roleplaying: Eine Riesenlizenz und ein Spiel von einem größeren Verlag, aber das Spiel atmet wirklich in jeder Pore den "Indie-Spirit" man merkt dem Spiel strak an, das es von vielen Spielen aus dem Indie-Bereich inspiriet wurde, vor allem von Solar System und FATE, aber auch anderen und daraus ein eigenes (richtig gutes) Spiel macht.

Besonders innovative, also andere Spielkonzepte:

Ein paar wurden ja bereits oben genannt, der Rest:

Puppetland: Neben einem tollen, beklemmenden Setting, zeigt das Spiel wie man mit drei "Regeln" ein Atmosphärisches und funktionales Free Form RPG aufziehen kann.

Breaking the Ice: Das Setup ist so einfach, wie ungewöhnlich für ein RPG, man spielt, die ersten drei Dates eines Paares durch. Und die Regeln schauen, salopp gesagt, ob es am Ende etwas wird.

Shooting the Moon: Gleiche Autorin wie BtI, diesmal geht es um zwei Personen, die sich um eine(n) Angebte n/te streiten.

Beastmaster: Das Spiel ist, ähnlich wie BtI zum One-one spielen designt.

Besonders knappe und/oder kostenlose Spiele, bzw. Spiele mit einer Probeversion:

RISUS
Lady Blackbird (steht in den obigen Kategorien nicht, weil seine "Indie"-mechaniken so oder ähnlich von andern spieln schon vorher genutzt wurden und es wohl leider auch noch nicht ganz Indie-Mainstream ist)

Links liefere ich nach, falls gewünscht oder nicht schon passiert. (Hab leider sehr lange am Beitrag geschrieben, da ich neben bei telefonieren musste ;))

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Offline 1of3

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Re: Den Indie-Horizont erweitern!
« Antwort #9 am: 12.06.2012 | 17:32 »
Polaris möchte ich noch einmal unterstützen.

Ein ganz besonderer Augenöffner ist meines Erachtens With Great Power für melodramatische Superheldenaction.

Offline Harry

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Re: Den Indie-Horizont erweitern!
« Antwort #10 am: 12.06.2012 | 17:40 »
EDIT: Wenn du ausgefallene Konzepte willst, gibt es noch den Indie-Horror DREAD, der mit einem Jenga-Turm statt mit Würfeln gespielt wird. Ich finde das Spiel persönlich nicht gut, ein klassisches Beispiel für ein selbstverliebtes Konzept, das Spieler und SL letztlich mit der Anweisung "machen Sie alles möglichst toll und stimmungsvoll" allein lässt. Aber das System hat seine Freunde, und der Regelmechanismus ist wirklich ausgefallen.

Genau, das System hat seine Freunde, unter anderen mich. Ich empfehle es sehr, und zwar nicht primär wegen dem Gadget-Faktor ("Ein Rollenspiel mit Jenga-Turm? Abgefahren!"), sodern weil für mich die direkte Verbindung Körperliche Anspannung wegen Geschicklichkeitsspiel <-> Erlebte Spannung im Spiel richtig, richtig gut funktioniert.

Die Kritik ist trotzdem berechtigt. Aber in meinem persönlichen Intensitäts-Erleben kommt bislang wenig an DREAD ran. Vielleicht noch Polaris. Ist aber anekdotische Evidenz, das ist mir klar.
« Letzte Änderung: 12.06.2012 | 17:47 von Harry »
"Komm auf die weiche Seite der Wurst!"

Achamanian

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Re: Den Indie-Horizont erweitern!
« Antwort #11 am: 14.06.2012 | 12:02 »
Genau, das System hat seine Freunde, unter anderen mich. Ich empfehle es sehr, und zwar nicht primär wegen dem Gadget-Faktor ("Ein Rollenspiel mit Jenga-Turm? Abgefahren!"), sodern weil für mich die direkte Verbindung Körperliche Anspannung wegen Geschicklichkeitsspiel <-> Erlebte Spannung im Spiel richtig, richtig gut funktioniert.

Die Kritik ist trotzdem berechtigt. Aber in meinem persönlichen Intensitäts-Erleben kommt bislang wenig an DREAD ran. Vielleicht noch Polaris. Ist aber anekdotische Evidenz, das ist mir klar.

Das leuchtet mir auch unmittelbar ein, dass diese Verbindung eine tolle Idee ist. Ärgerlich finde ich einfach nur, dass sich die Autoren nicht die Mühe gemacht haben, ein Indie-Spiel um diese Idee herum zu entwickeln, das auch Anreize zur Entwicklung von Geschichten liefert. Stattdessen quillt das Buch über von Allgemeinplätzen zum Thema Spannung und Horror, die sich ständig wiederholen. Der Effekt, den ich von vielen guten Indie-Spielen kenne, dass sich schon beim Lesen die Storyideen und Verwicklungen im Kopf entspinnen, fehlt mir bei DREAD völlig.

Zu diesem Effekt fällt mir übrigens ein: Lese gerade den hier schon erwähnten Indie MONSTERHEARTS, der erscheint mir auch sehr gelungen. Sehr konkrete Anregungen für Charaktere und Situationen, ein ganz einfaches Regelsystem mit Mechanismen, die darauf abzielen, dass die Spieler nicht nur ihre eigenen Charaktere, sondern auch die der anderen zu drastischen und konfliktträchtigen Handlungen anstiften. Man muss allerdings so wie es aussieht damit klarkommen, ein Stück Kontrolle über seinen Charakter aus der Hand zu geben, nicht an den SL oder die anderen Mitspieler, sondern an die Regeln.