Autor Thema: Frauen im Rollenspiel oder von veralteten Rollenbildern/Klischees  (Gelesen 8525 mal)

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Für mich gibt es einen Unterschied, ob eine Szene im Rollenspiel mir kurzzeitig weniger gut gefällt, oder ob mir wirklich der Spass verdorben wird. No-Gos sind wichtig, aber ebenso sind es meiner Meinung nach auch unangenehme Szenen in maßen - schließlich möchte zumindest in Kampagnen eine tiefgründige Welt und mit der Weiterentwicklung meines Charakters haben und kein My-Little-Pony-RPG respektive Ringelpietz am besten noch ohne Anfassen.
Wir reden hier von NoGos, nicht von unangenehmen Szenen in Maßen. :)
Zitat
Der Unterschied zwischen dem Aussehen und dem Stuhlgang bzw des Menstruationszyklus ist übrigens ganz einfach zu erklären. Für ersteres gibt es meist einen Wert, den man vor dem Spiel festlegen muss. Ja, nicht in allen Systemen, aber er ist weit verbreitet. Für letztere beiden gibt es in den allermeisten Fällen eben keine Werte. Und Werte sollten nunmal Auswirkungen haben. Und wenn sie ambivalent sind, dann überlegt man sich doch genau, was man haben will, oder? Und im Falle von Aussehen ist eine Aussage alla "Ich will Bombe aussehen. Allerdings möchte ich net, dass das andere Geschlecht überhaupt irgendwie auf mich anspringt. Wenn ich aber wen vom anderen Geschlecht mal verführen muss, dann muss das auch klappen, sonst is ja doof bei dem Aussehenwert" eben in meinen Augen scheinheilig, ja sogar powergamerisch
Das sehe ich anders. Tolles Aussehen ist ein Vorteil, den Du (wenn es einen Wert dafür gibt) bei der Charaktererschaffung bezahlt hast. Wieso also sollte ich für einen Vorteil bestraft werden? ("Du hast Beidhändig genommen. Also hast Du damit automatisch Probleme rechts und links auseinanderzuhalten." ~;P)
Anders wäre natürlich der Fall, wenn die Schönheit als Nachteil oder als Background genommen worden wäre (Venus Curse fällt mir da bei Ars Magica ein). Aber dann hätte der Spieler explizit den Fokus auf das Anbaggern gelegt.
Ich bin viel lieber suess als ich kein Esel sein will...
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Nicht Sieg sollte der Zweck der Diskussion sein, sondern
Gewinn.

Joseph Joubert (1754 - 1824), französischer Moralist

Offline Skiron

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Als ich Rollenspiel angefangen habe, ziemlich spät, hat es mir imponiert, dass die Männer in dieser Runde
auch Frauen spielen. Ich dachte, hey cool, die trauen sich was und ich hab damit verbunden, dass die bestimmt
die Fähigkeit haben sich auch in Frauen hineinzuversetzen. Die Frauenfiguren die mir begegnet sind fand ich
durch die Bank weg interessant und glaubwürdig.

Mein Eindruck war aber auch, dass anfänglich Befürchtungen bestanden ich könnte das für schwul halten.  ;D
Als klar war, das ist nicht so, hatte ich auch den Eindruck es wird unbefangen damit umgegangen.

In meinen Augen spielt es auch eine Rolle, wie die Gruppe der Spieler von den Geschlechtern zusammengesetzt ist.
Ich spiele als einzige Frau in einer Männerrunde und alleine deshalb find ich es schon klasse, wenn ich nicht
auch noch im Spiel die einzige Frau bin. Außerdem ist es so, dass die Männer die Frauen spielen auch mal ein
bisschen mehr wagen, was Liebeleien angeht, als ich. Was mir im Spiel gefällt.
Und auch mehr wagen, was weibliche Klischees anbelangt.

Da bin ich ehrlich gesagt echt feige und hab ziemliche Hemmungen.
Da hab ich schon Angst, dass eine Übertragung stattfinden könnte, hey, die ist vielleicht in echt auch so. *hair*
Bisher hab ich mich deshalb nur getraut eine Lesben Liebelei zu spielen.
Und manchmal hab ich auch den Eindruck meine Frauen geraten mir auch unweiblicher, dadurch, dass ich in einer
Männerrunde spiele.

Allerdings ist es auch so, dass mein Eindruck ist, dass die Männer
von den Männer dann Privilegien erhalten, die diese sonst nur Frauen zugestehen, alleine deshalb weil eine Frau gespielt wird.  ;D
Andererseits werden sie aber auch mit Dingen konfrontiert, die sonst Frauen vorbehalten bleiben.

Ich werd jetzt demnächst das erste Mal einen Mann spielen und freu mich schon drauf, auch wenn ich Angst hab,
dass der nicht glaubwürdig rüberkommt. Allerdings fand ich die Proberunde schon befreiend. Auch wenn ich festgestellt
habe, dadurch, dass ich einen Mann spiele weht mir ein rauerer Wind entgegen, aber das find ich auch gut.

Wenn die Abenteuergruppe gemischt ist von den Geschlechtern kommt eine Dimension dazu,
was ich nicht schlecht finde. Ich schätze aber, dass es auch Spaß machen kann, wenn man auf diese Dimension verzichtet.

In meinen Augen macht es Sinn, dass man spielen kann, was man möchte, aber nix muss.
« Letzte Änderung: 14.06.2012 | 14:21 von Skiron »

Offline Skiron

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Also traut Euch mal, dem Klischee zu trotzen.


Ich glaube, dass Problem ist nicht Klischees zu trotzen, sondern Hemmungen zu überwinden.

Und ich schätze, dass egal ob jetzt eine Frau einen Mann spielt, oder ein Mann eine Frau,
in dem Moment wo man sich mit diesem Charakter identifiziert und diesen ernst nimmt auch ein
glaubwürdiger Charakter entsteht.

Es spielt in meinen Augen auch eher eine Rolle, wie die Gruppe der Spieler gemischt ist.
Ist es eine reine Männerrunde, oder eine reine Frauenrunde oder in einem ausgewogenen Verhältnis gemischt.

Wie gut kommen die Mitspieler damit zurecht, dass jemand ein anderes Geschlecht spielt, wie gut kommt man selbst
damit zurecht?

Und es macht einen Unterschied ob man eine Frau spielt oder einen Mann, der Charakter wird anders
behandelt. Mich würde echt mal interessieren, wie die Männer ihre Erfahrungen als weiblicher Charakter schildern würden,
wie wurden sie von Spielern und Spielerinnen behandelt, wie war die Gruppe an sich gemischt?
Warum spielen so viele Frauen lieber Männer?

Also für mich kann ich sagen, ich hab auch Angst, als Frau mit weiblichem Charakter, falsche Klischees von Frauen zu transportieren.  ;D


Offline Oberkampf

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Kommt drauf an. Wenn der Spieler, den es betrifft, das unbedingt ausspielen will, kein anderer Spieler sich dadurch beleidigt fühlt und es nicht zu viel Zeit kostet, warum nicht? Ich kann mir da ehrlich gesagt ne Menge interessanten Konfliktstoff zwischen den Charakteren vorstellen.

Ist bei mir irgendwie umgekehrt, ich fände das in etwa so spannend wie ein Spielabende verschlingendes Tavernenspiel und kann mir da kaum interessanten Konfliktstoff vorstellen. Klar, wen es interessiert, der kann/soll solche Themen bespielen, aber meine Vorlieben bzw. Lieblingsgenres träfe es sicher nicht.
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Offline Bad Horse

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Man sollte halt ein bisschen Rücksicht aufeinander nehmen - manchmal läuft das auf einen Kompromiss à la "Na gut, Allie mag kein Tavernenspiel, aber Ben ist völlig begeistert davon; also machen wir ab und an mal ein bisschen Tavernenspiel, aber eben nicht lang und ausgedehnt."

@Thema zurück (mehr oder weniger): Ich hab eigentlich erst einmal im Spiel eine Monatsblutung thematisiert, und da auch nur, weil es ein gutes Mittel war, einen NSC auszubauen, der sonst mitgewollt hätte. (Ich bau ständig NSCs, die mit wollen, wenn's gefährlich wird, und die ich dann ausbauen muss. Blöde NSCs.)

@Thema ganz zurück: Ich finde crossgendern in einer Runde, in der die Spieler das nicht gewohnt sind, nervig. Wenn ich jedes Mal wieder erklären muss, dass mein Char männlich ist, geht mir das auf Dauer auf den Geist. Glücklicherweise habe ich genug Runden, wo das kein Problem ist.  :D

Zitat von: William Butler Yeats, The Second Coming
The best lack all conviction, while the worst are full of passionate intensity.

Korrekter Imperativ bei starken Verben: Lies! Nimm! Gib! Tritt! Stirb!

Ein Pao ist eine nachbarschaftsgroße Arztdose, die explodiert, wenn man darauf tanzt. Und: Hast du einen Kraftsnack rückwärts geraucht?

Offline Skiron

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Sie werden vom Setting erstmal zurueckgesetzt und ein Versuch die Grenzen zu ueberschreiten wird einerseits entsprechend aktiv boykottiert [siehe oben] oder es endet in dem Drizzt-Vorwurf.
Zumal man vielleicht einfach nur weibliche Charaktere spielen will ohne sich gleich die ganze Packung an Vorurteile und Klischees geben zu wollen und fuer einen gleichstarken Charakter noch dauernd Kaempfen ZUSAETZLICH zu muessen.

Ich persoenlich habe keine Lust immer nur fuer den gleichen scheiss, welchen alle anderen Charaktere im selbsen Mass ohne Muehe einfach so kriegen, mir den Arsch aufreissen zu muessen.
Um dann nicht etwa mit einem vollwertigen Char da zustehen, sondern einem der eine Ausnahme ist, ausserhalb der Gruppe nicht wirklich integriert, 'ner verdammten kleinen Schneeflocke / MarySue / Ding bei dem immer wieder hervorgehoben kann was fuer eine Ausnahme es in der Welt ist.

Diese ganze Hetze von "Es ist so toll starke Frauen zu spielen [weil normale Frauen ["realistisch" betrachtet] schwach sind. Ist halt so. Tradition]" geht mir beiweilen sowas von gehoerigst auf den Senkel. Bah.

Ok, mir leuchtet dann ein, warum manche Frauen lieber männliche Charaktere spielen.

In solchen Fällen ist es hilfreich, wenn Männer weibliche Charaktere spielen, denn dann erleben sie am eigenen Leib,
wenn das Setting sie benachteiligt, oder man in der Gruppe nicht integriert ist, weil einziger weiblicher Charakter, oder wie ätzend fieses Gebaggere ist. Und dann werden diese Probleme vermutlich extrem schnell behoben.  ;D