Beyond the Mountains of Madness (gespielt) bzw Berge des Wahnsinns (gelesen) gehört einerseits zu meinen Lieblingen, andererseits muss ich das positive Erlebnis wohl in erster Linie dem Spielleiter zuschreiben, nicht dem Text, obendrein hatte ich damals (2001) nur ein klein bisschen angelesene Cthulhu-Ahnung, so dass das Abenteuer für mich voller Überraschungen war. Und die deutsche Aufbohrung (Berge des Wahnsinns) macht eigtl alles nur noch schlimmer: Kleinste Details sind derart gescriptet, dass Spielerhandlungen komplett entwertet werden, und wichtige Informationen muss man unter Bergen lexikalischen Wissens aus dem Fließtext fischen. Uiuiui. Als oben von einem Sandkasten die Rede war, musste ich (auch) heftig schmunzeln.
Also: Super Setting, super Rahmen, super Anlagen! Sich gut vorbereiten auf den Antarktis-Teil in dem Sinne, dass man eine Vorstellung davon gewinnt, was den Spielern wichtig sein könnte, und wie die NSC und die Umwelt aufeinander reagieren könnten. Dann ablassen von der fixen Idee, eine "spannende Geschichte" präsentieren zu wollen, und das Zeug einfach auf die Spieler und NSC reagieren lassen. Im Zweifel nicht die deutsche Version nehmen.
Bruderschaft des Tieres: Dieses Laurin-Produkt ist sehr, sehr nah dran am Original. Wir hatten auch hier viel Spaß, wenngleich wir irgendwann den Anschluss an die Entwicklung verloren und die Machtergreifung durch die NWI geschehen lassen mussten. (Wir hatten uns allerdings bis kurz vor Schluss durch einen nicht tot zu kriegenden Rationalisierungswahn der SC selbst ein Bein gestellt.) Dass wir verloren, tat dem Spaß allerdings keinen Abbruch. Die Szenarien sind von höchst wechselhafter Qualität:
Die Suche nach dem Medium ist noch gut (wenngleich an entscheidender Stelle ganz, ganz übel gescriptet).
Das Dracula-Ding in Transylvanien ist eigtl der Hammer, wenngleich das, was es ist: Eine Todesfalle. Genial wurde diese Episode durch zwei Dinge: 1. Einer der SC hat hier die Gruppe (rechtzeitig) schmählich im Stich gelassen; 2. Der Spielleiter hat während unseres verzweifelten Ausbruchs konsequent offen gewürfelt - und was hatten wir für ein Gas! (Beispiel: Mein SC konnte wirklich nicht gut schießen. Aber er hat zwei Zigeuner weggeputzt, bevor diese ihrerseits agieren konnten.) Das sind genau die Erlebnisse, die in (meinem) Rollenspiel unvergessen bleiben und für feuchte Augen der Freude sorgen!
Das Ding im Brunnen ist eine spaßige Angelegenheit. Beim Durchlesen etwas schwach auf der Brust und in der Hinführung. Aber in seiner Einfachheit eine tolle Episode.
Ägypten-Szenarien haben immer einen Bonus - wobei man sich schon fragt, wie ein Antagonist derart dämlich agieren kann. ("Hey, ich bringe die ahnungslosen SC einfach mal dorthin, wo sie mir auf die Schliche kommen können, um sie dort auszuknipsen!")
Die Artefakt- und Zauberdichte, die für Chaosium typisch ist und von Laurin 1:1 übernommen wurde, ist für das Spiel GENIAL! Dadurch entstehen wirklich spannende Dynamiken.
Aber dann gibt es da eben noch das Südamerika-Szenario, das wir damals verpassten - wir sahen nicht ein, nach Südamerika zu fliegen - weshalb wir dann auch keine Chance mehr hatten. Ich kenne dieses Szenario also nur vom Lesen, und es ist schauerlich. Zum Glück floss es nicht in mein Spielerlebnis ein!
Also: Die SC benötigen eine gute Einbindung in die Handlung. Andernfalls kann eine belastbare Motivation, sich in diesen Abgrund zu begeben, nicht aufgebaut werden. Beim Vorbereiten würde ich einfach mal überlegen, wie sich die Dinge so zusammenfügen, und auf Nadelöhre achten. Meines Erachtens lassen sich solche Engstellen in dieser Kampagne recht leicht entfernen, wenn man sie im Vorfeld erkannt hat. Die Originale sind heute freilich teuer. Stellt sich die Frage nach dem Mehrwert der aktuellen Pegasus-Version "Die Bestie". Tatsächlich hat man sich angesichts einiger Schwachstellen des Originals hier einige gute Gedanken abseits der Pegasusschen RR-Formel gemacht! Andererseits ist das Ding wieder derart aufgebohrt, dass sich hier die Sinnfrage stellt. Drei fette Bände, 120 Euronen, uiuiui! Der Druck ist ohnehin lange vergriffen, bleiben die PDF-Dateien. Wenn es also Deutsch sein soll, dann würde ich mir die PDF-Dateien holen. Wenn es denn Druck sein soll, dann würde ich von Pegasus die Finger lassen, um 3 Bände zu einem jeweils horrenden Preis zu ersteigern, sondern stattdessen die 50 bis 100 Euro für das Laurin-Werk hinlegen. Denn das ist gut spielbar.