Autor Thema: Raumbeschreibung aus Charaktersicht  (Gelesen 837 mal)

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Callisto

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Raumbeschreibung aus Charaktersicht
« am: 6.09.2012 | 03:02 »
Ich hab eben Story Board Ep. 2 - Concerning Characters gesehen. Darin wird kurz eine Schreibaufgabe erwähnt.

Phase 1: Beschreibe einen Raum.
Phase 2: Beschreibe denselben Raum aber aus Sicht eines Charakters bspw. eines Feuerwehrmanns oder einer Putzfrau aber ohne zu erwähnen, welchen Beruf der Charakter hat.

Offline Friedensbringer

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Re: Raumbeschreibung aus Charaktersicht
« Antwort #1 am: 7.09.2012 | 17:12 »
Ich versuchs mal...

Phase 1:
Es handelt sich um ein kleines Arbeitszimmer, das offensichtlich von jemandem durchsucht wurde. Die Regale, in denen Bücher und Aktenordner standen sind fast vollständig auf den Boden entleert worden, ein Bild das an der Wand hing, liegt auf dem Boden und die Tapete hinter dem alten Platz des Bildes wurde abgerissen. Die Unterlagen vom Schreibtisch wurden, ebenso wie eine Reihe Büroartikel, größtenteils auf den Boden gefegt, nur wenige Zettel, eine umgeworfene Tischlampe und ein ausgelaufener Füller sind auf der Tischplatte verblieben. Die Schubladen wurden aufgerissen, hängen halb offen in ihren Schienen und weite Teile ihres Inhalts wurden herausgeworfen. Eine Schublade wurde scheinbar gegen die Rückwand geschleudert, sie zerbrach und liegt in Trümmern, ihre spärliche Ausstattung ebenfalls durchwühlt.

Phase 2:
Langsam drückte Michael die Türklinke herunter. Zentimeter für Zentimeter drückte er die Türe voran, einen letzten Klopfversuch mit der rechten Hand unternehmend.
"Hallo?"
Keine Antwort. Das fahle Licht aus dem Flur warf seinen Schatten in den Raum, fast wäre er selbst davor zurückgeschreckt. Hektisch betastete er die Wand rechts, bis er einen Lichtschalter fand. Der grelle, unangenehm weiße Lichtschein traf seine Augen unvorbereitet.
"Scheiß... hrm... ist jemand da?"
Michael blinzelte zweimal, dreimal, bis sich seine Augen beruhigt hatten. Heilloses Durcheinander breitete sich vor ihm aus. Das war nicht die Art Raum, die er erwartet hatte. Langsam schloss er die Türe hinter sich, und ließ seinen Blick über das Büro schweifen. Die Ordner aus dem Regal waren in einem Tsunami aus Papier und Pappe auf den Boden gestürzt, nur wenige konnten sich retten und an die Wand klammern. Der Schreibtisch durchwühlt, alle Papiere zerstreut. Ein Bild, das eine Berghütte mit herrlichem Ausblick zeigte, war heruntergefallen und lag schief an die Wand gelehnt. Langsam ging Michael durch den Raum.
"Wenn ich gewusst hätte...", murmelte er vor sich hin.
Als er am Regal vorbei kam, stellte er einige der Ordner wieder herein. Das Durcheinander, vor allem der herausgefallenen Blätter, nahm dadurch zwar nur unmerklich ab, doch es gab ihm ein Gefühl von Sicherheit, wenn zumindest die Aktenordner da waren, wo sie sein sollten.
"Ob ich warten sollte. Vielleicht kommt der Typ bald? Oder der Kerl der das hier angerichtet hat kommt wieder? Was der wohl gesucht hat?", dachte Michael während er um den Schreibtisch ging, die Schubladen zu schob und sich auf den Bürostuhl nieder ließ. Langsam rollte er nach vorn, stellte das umgeworfene Tintenfaß wieder zurecht und stützte sein Kinn auf seine Hände um in Denkerpose zu gelangen.
« Letzte Änderung: 7.09.2012 | 17:14 von Friedensbringer »
Zitat von: Ludwig Wittgenstein
Wenn man unter Ewigkeit nicht endlose Zeitdauer, sondern Unzeitlichkeit versteht, dann lebt der Ewig, der in der Gegenwart lebt.

Friedensbringer schreibt Kurzgeschichten und Romane.