Mhm, Athair... bei deiner Auflistung könnte man den Eindruck gewinnen, dass es hilft, wenn der Name mit M anfängt.
Huhu,
da ich seit diesem Jahr hauptberuflich bei einem Rollenspiel-Verlag arbeite, kann ich vielleicht etwas dazu schreiben.
Zunächst einmal muss man akzeptieren, dass Rollenspiel ein krasser Nischenbereich ist. Der öffentliche Dienst und gerade die freie Wirtschaft wird dir mit deinen Abschlüssen weit besseres Geld zahlen können. Dann musst du flexibel sein und auch an Wochenenden arbeiten (ja, Rollenspielcons sind Arbeit). Und vergiss bitte nicht, dass dein Hobby, dass du dann vielleicht aktuell noch gerne und zum Ausgleich betreibst, so um die 40 Stunden beruflich erledigen musst. Und dein Hobby erledigen zu müssen, ändert dann auch die Sicht auf das Ganze. Im deutschsprachigen Raum passen vermutlich alle Leute, die mit der Produktion von Rollenspielen (nicht dem Vertrieb oder dem Arbeiten für einen Verlag z.B. im Lager) ihren Lebensunterhalt decken können, an einen Tisch. Das ist sehr übersichtlich und demnach auch die Aussichten dort beruflich zu landen gering. Gerade wenn man bedenkt, dass die Szene nicht gerade boomt. Und als Freelancer kann es durchaus sein, dass du dein Geld gar nicht oder erst nach Monaten (oder Jahren!) erhältst, nachdem du deine Arbeit abgeliefert hast. Nur weil die Szene klein ist und es wenig Geld gibt, heißt das nicht, dass man sich lieb hat.
So, nach den ganzen abschreckenden Dingen: du machst dein Hobby zum Beruf, wie geil!
Wenn du allerdings am liebsten schreibst, bleibt dir nur die Freelancer-Tätigkeit. Als festangestellter Redakteur wirst du vor allem Leute koordinieren, Terminen nachhetzen und Leuten auf die Finger klopfen, wenn etwas zu spät kommt. Tatsächliches Schreiben ist dann nur ein kleiner Teil.
Um in die Rollenspiele-Szene zu kommen, ist die Ausbildung nicht primär relevant. Da es keine Ausbildung zum Rollenspielredakteur gibt und sich deine Aufgaben sehr weit streuen, je nach dem was du wo machst, sind dort eigentlich nur Quereinsteiger zu finden. Wenn du deinen eigenen Verlag im Bereich aufmachen willst, empfehle ich aber dringendst eine Ausbildung zum Betriebswirt oder ein Studium in dem Bereich. Ansonsten ist ein Studium nicht schlecht, denn es vermittelt ja viele Softskills, die sehr gebraucht werden.
Ansonsten wurden viele der Punkte hier bereits genannt, gerade Athair listet es sehr passend auf. Von "Ich spiele aber schon seit Jahren!" zu "Ich werde Rollenspielredakteur!" ist ein sehr langer Weg und führt über einige Jahre unentgeltliche Fan-Tätigkeit (um zu zeigen, dass man es kann), über Freelancer-Aufträge bei möglichst verschiedenen Verlagen, bis hin zu einem festen Job.
Neben der fachlichen Eignung ist aber noch etwas anderes enorm wichtig: Sei kein Arsch.
Ernsthaft.
Die soziale Komponente. Wir sind eine sehr kleine Szene und die meisten Leute kennen sich. Wenn du ein paar Jahre lang auf Cons gehst, Hände schüttelst und einfach einen guten Eindruck hinterlässt, sind die Leute sehr, sehr, sehr viel eher bereit, dir mal als Freelancer eine Chance zu geben. Wenn du dann auch noch zeigen kannst, dass du mal Abenteuer im Internet veröffentlichst hast, an Wettbewerben teilnahmst, Foren-Admin für ein System warst oder vielleicht bereits etwas veröffentlicht hast (bei einem Verlag, Selbstveröffentlichung kann jeder... theoretisch), dann hilft das. Aber wenn du den Leuten nicht sympatisch bist oder dich alleine in Foren wie ein Arschloch aufführst, dann brauchst du nicht an eine Verlagstür zu klopfen. Denn das wird sicher vorher geprüft.
Initiativ-Bewerbung, "weil man das System gut kennt" werden vermutlich wenig bringen. Bei Ulisses z.B. wurde mein Job ausgeschrieben, ich habe eine übliche Bewerbung da hin geschickt, hatte ein Vorstellungsgespräch und man hat sich für mich entschieden. Das ist also nicht groß anders, als bei anderen Jobs.
Wenn du Freelancer werden möchtest, dann schicke keinesfalls unaufgefordert ganze, fertige Abenteuer ein (vor allem nicht sechs E-Mails hintereinander mit jeweils acht Mb Anhang oder so
). Frage erst einmal an, ob Bedarf in dem Bereich besteht und weise ggf. auf bereits erledigte Arbeiten in dem Bereich hin. Dann wird der Verlag sehen, ob du einfach im Umgang bist, ob du in der Lage bist Verträge auszufüllen (um für beide Seiten Sicherheit zu schaffen... kein Scheiß, ihr würdet euch wundern, wie oft man an der Hürde scheitert) und ob du verlässlich bist. Gerade Verlässlichkeit ist so enorm wichtig in einer Branche, in der viele es als Hobby ansehen und genau so arbeiten... nämlich wenn sie Bock drauf haben.
Also freundlich sein, aktiv sein und präsent sein. Wenn man umgänglich ist, klappt es oftmals bereits mit einem kleinen Auftrag.
Gibt es einen Verlag bzw. ein Spiel, um das es dir konkret geht?