Thema: [Leverage] Spielen mit Hackern...

[JollyOrc]

Moin,

meine Leverage-Runde besteht aus vier ITlern. Sysadmins, IT-Security, Hacker, you name it, it's in there.

Das an sich ist überhaupt nicht wild, das sind nette Menschen, aber...

...jedes, wirklich JEDES Problem wird angegangen mit "ja, dann hack ich mich mal..", "können wir das System anzapfen?", "was sagt denn das Netz zu.." und ähnlichen Unsinn.

Betrügereien planen, auf NSCs zugehen, gewagte Einbrüche tatsächlich angehen - zu solchen Dingen muss ich die meisten Spieler eher tragen (es gibt eine Ausnahme, aber das reicht halt nicht)

Hat also wer Ideen für einen Job, wo Hacker und "hackende Ansätze" offensichtlich nichts bringen, und so die Spieler mal neue Pfade betreten?

[Antariuk]

Die Informationen sind in einem entlegenen Landsitz wo es zwar einen Netzanschluss aber keine Server mit Informationen zu hacken gibt. Der Rückzugsort eines Managers oder sowas? Die Sicherheit kann ja durchaus angemessen hoch sein ohne dass es gleich Stacheldrahtzäune sind, und im Anwesen muss dann die Ledermappe in der Bibliothek gefunden werden ohne dass die Hunde oder die kleine Tochter der Haushälterin einen entdecken (letztere lässt sich aber sicherlich mit Kaugummi bestechen).

Die Informationen sind bristante Sachen aus den 80ern und liegen irgendwo noch auf uralter Hardware aus der Ära herum, da ist nix mit mal eben übers Internet reinhacken. Da muss man die 5 1/4" Disc in die Hand nehmen und zur Rechenanlage selber gehen. Bernsteinmonitore und Magnetbandanlagen inklusive.

Die Information ist analog und nicht digital weil es um das Wissen eines Mafiaschlägers über einen Job von vor 5 Jahren geht, bei dem zwei andere Leute umgekommen sind. Der Untergrund kennt einige Gerüchte über die Sache, aber nichts handfestes weil das anschließende Feuer alle Spuren beseitigt hat. Die Akte dieser Person lässt sich sicherlich online einsehen und vielleicht kann man ein paar vage Schlussfolgerungen ziehen, das Wissen dieses Menschen muss aber durch einen Grifter besorgt werden.

Die Information, die so verlockend und reichhaltig aussah, war ein Honeypot und jetzt sind Gott und die Welt hinter den Hackern hinterher. Zwischen dem kostenlosen WLAN einer Cafeteria und dem Hotspot-Surfing auf der Autobahn (immer schon den Fernbussen hinterher) hat die Truppe jetzt ein ziemlich kleines Zeitfenster um herauszufinden wer ihnen da dieses maßgeschneiderte Präsent hinterlassen hat und wieso die Behörden gegen die üblichen Hackertricks der Gruppe so gut abgeschottet sind...

[Village Idiot]

Prinzipell find ich das jetzt ja kein Problem, wenn man so eine Spezialistengruppe spielt. Wenn du aber etwas Abwechselung haben möchtest baue Sachen ein, bei den entweder die Sicherheit so hoch ist, dass das Hautcomputersystem, an das sie ran wollen/müssen nicht am Netz hängt und man da erst mal mühselig dran kommen muss. Oder aber versetzte sie in ein Umfeld mit Gegnern in dem ihn ihr Hacking nicht so viel nützt. Paramilitärische Irre im Wald, Geldwäscher mit großen Mengen Bargeld, etc.

Bespiel: Das Szenario beginnt in media res, die Charaktere sind auf irgendeiner Veranstaltung, als ein EMP alles elektrische grillt und das Notsicherheitssystem anspringt und alles abriegelt. Das dürfte den SCs schnell klar werden, auch das da wohl ein Plan hintersteckt. Jetzt gilt es herauszufinden, was los ist, den (natürlich bösen) Plan einer anderen Gruppe zu vereiteln. Wahrscheinlich wird deine Gruppe im Finale das System wiederherstelle und die Kontrolle drüber gewinnen um dann böse zu rocken. Aber das haben sie sich dann ja verdient, wenn sie vorher auf dem Trockenem saßen. 

[KhornedBeef]

Moin,

meine Leverage-Runde besteht aus vier ITlern. Sysadmins, IT-Security, Hacker, you name it, it's in there.

Das an sich ist überhaupt nicht wild, das sind nette Menschen, aber...

...jedes, wirklich JEDES Problem wird angegangen mit "ja, dann hack ich mich mal..", "können wir das System anzapfen?", "was sagt denn das Netz zu.." und ähnlichen Unsinn.

Betrügereien planen, auf NSCs zugehen, gewagte Einbrüche tatsächlich angehen - zu solchen Dingen muss ich die meisten Spieler eher tragen (es gibt eine Ausnahme, aber das reicht halt nicht)

Hat also wer Ideen für einen Job, wo Hacker und "hackende Ansätze" offensichtlich nichts bringen, und so die Spieler mal neue Pfade betreten?

Klingt erstmal, als würden deine Spieler ihre Charakter etwas stereotyp, aber korrekt spielen. Was erwartest du denn im echten Leben bei Vollblut-Informatikern? Und bei einem Rollenspiel tendiert man ja doch mehr dazu, sich an fiktionalen Figuren zu orientieren, die eher noch schlimmer sind und nichts außer hacken können (oder hübsche Bondgirls sind).
Die Idee dagegen, sie durch äußere Umstände aus ihrem Element (Neudeutsch: Komfortzone) herauszureißen, ist gut und gern genutzt. Da gibt es tausend Möglichkeiten. Spannend (und von dir wasserdicht zu klären) ist die Frage, wie kommt dieses Team an so einen Job? Da muss fast schon was persönliches auf dem Spiel stehen.

[JollyOrc]

Zur Verdeutlichung: Die Spieler sind die Hacker. Ihre Charaktere sind es nur bedingt bis gar nicht, aber am Spieltisch werden dann doch nur Hackerpläne geschmiedet.

Und ich will die Spieler dazu bringen, ihr Echtweltverhalten abzuwerfen.

[JollyOrc]

(also, ein Hacker ist auch als Charakter im Team. Und dem werden dann die Pläne und Aktionen souffliert)

[KhornedBeef]

Zur Verdeutlichung: Die Spieler sind die Hacker. Ihre Charaktere sind es nur bedingt bis gar nicht, aber am Spieltisch werden dann doch nur Hackerpläne geschmiedet.

Und ich will die Spieler dazu bringen, ihr Echtweltverhalten abzuwerfen.

LOL
Ok, ich stehe zu meiner Aussage und nenne das "truth in fiction". 
IM besten Fall hilft Rollenspiel ja tatsächlich, aus dem eigenen Denkmuster auszubrechen, daher solltest du das fördern. Vielleicht brauchen deine Charaktere Vorbilder? Z.B. ein Ex-Dienste-Hacker, der sich mit seinem Arbeitgeber nicht einig war über sein Ausscheiden und jetzt eine Mischung aus Agententraining-Basics, kleinkriminellen Machenschaften und "anarchist's cookbook"-Tricks lernen musste, um seine Haut zu retten.

[YY]

Zur Verdeutlichung: Die Spieler sind die Hacker. Ihre Charaktere sind es nur bedingt bis gar nicht, aber am Spieltisch werden dann doch nur Hackerpläne geschmiedet.

Hilft es nicht, bei richtig unsinnigen Hacking-Ansätzen konsequent auf die Bremse zu treten und ggf. NSC als Vorbilder zu nutzen?

Tendentiell würde ich keinen einzelnen "Nicht-Hacker-Job" als Gegenmaßnahme nutzen, weil der dann schnell als die Ausnahme wahrgenommen wird.
Da ist es mMn sinnvoller, auch hackbare Anteile zu haben, aber umgekehrt klar zu kommunizieren, wann etwas nicht auf diesem Weg erreicht werden kann.

[Pyromancer]

...jedes, wirklich JEDES Problem wird angegangen mit "ja, dann hack ich mich mal..", "können wir das System anzapfen?", "was sagt denn das Netz zu.." und ähnlichen Unsinn.

Das passiert in der Serie auch ziemlich oft, ist also eigentlich voll im Genre. Interessant ist doch, was dann passiert! Was machen deine Spieler, wenn sie sich eingehackt, das System angezapft und die Informationen aus dem Netz gezogen haben?

Ihnen ihre technischen Spielzeuge als "erzieherische Maßnahme" durch Spielleiterwillkür wegzunehmen halte ich auf jeden Fall für keine gute Idee

[JollyOrc]

Das passiert in der Serie auch ziemlich oft, ist also eigentlich voll im Genre. Interessant ist doch, was dann passiert! Was machen deine Spieler, wenn sie sich eingehackt, das System angezapft und die Informationen aus dem Netz gezogen haben?

Mein "Problem" ist, dass die halt gefühlt sonst nix machen. Es wird gehofft, dass durch die Informationen aus dem Netz eine Lösung vom Himmel fällt, und das dann auch ins Netz gehackt werden kann. Dazu kommt, dass es mir bei dieser Gruppe anscheinend nicht gelang, das Szenario als Anreiz für einen Betrugscoup darzustellen, sondern die Spieler nicht weiter als Informationsbeschaffung plus eventuell Einbruch schauen, letzteres aber auch nur, wenn narrensicher durchgeplant. (Und ja, "das gelingt Dir" ist mein meistgebrauchter Spruch)

Ihnen ihre technischen Spielzeuge als "erzieherische Maßnahme" durch Spielleiterwillkür wegzunehmen halte ich auf jeden Fall für keine gute Idee

geht mir ähnlich - aber wie kann ich die anderen Spielzeuge attraktiver machen?

[Pyromancer]

Mein "Problem" ist, dass die halt gefühlt sonst nix machen. Es wird gehofft, dass durch die Informationen aus dem Netz eine Lösung vom Himmel fällt, und das dann auch ins Netz gehackt werden kann. Dazu kommt, dass es mir bei dieser Gruppe anscheinend nicht gelang, das Szenario als Anreiz für einen Betrugscoup darzustellen, sondern die Spieler nicht weiter als Informationsbeschaffung plus eventuell Einbruch schauen, letzteres aber auch nur, wenn narrensicher durchgeplant. (Und ja, "das gelingt Dir" ist mein meistgebrauchter Spruch)

Das ist schwierig... haben alle Spieler die Serie gesehen? Das wäre sonst mein Ansatzpunkt, dass man sich einmal statt Rollenspiel gemeinsam 3-4 Folgen anschaut (da kannst du ja genau solche Folgen rauspicken, in denen die Sache genau so läuft, wie du es dir wünschst), damit die Spieler einen Referenzpunkt haben.

[Nocturama]

Das ist allerdings schwierig, denn im Regelfall spiele ich ja einen Hitter, damit ich auch mal cool kämpfen kann, oder einen Grifter, um Inuit Kühlschränke zu verkaufen. Und das wird vom System unterstützt, weil ich in meiner Rolle ja auch die besten Werte habe.

Leverage ist ja auch generell ein Spiel, das weniger nach "sinnvoll", sondern nach "stylish" agiert. Vielleicht hilft es, ab und zu selbst mal Distinctions vorzuschlagen/einzubringen, die aus dem Rahmen fallen. Du willst den "Überzüchteten Chihuahua D6" oder "Halluzinogenes Gas D8" einsetzen? Und wie soll dir dabei das Internet helfen?

Oder absurd-interessante Details einzubauen, die zu einem interessanten Fall führen können (falls du das nicht schon machst, wovon ich eigentlich ausgehe). Wenn das Ziel Zombie-Prepper der ernsthaften Sorte oder Bodypainting-Artist ist oder fanatisch Hummel-Figuren sammelt, fällt einem vielleicht etwas Spannenderes ein, als nur zu googlen und zu hacken.

Aber auch das sind natürlich nur Angeboten, die die Spieler annehmen können. Wenn sie mehr Spaß am Hacken habe, lässt sich da wenig machen.

Ansonsten stimme ich Pyro zu, dass ein Fernsehabend hilfreich sein könnte. Oder einmal Leverage als Fiasco spielen 

[Zarkov]

Mein erster Gedanke wäre ja, den Spielern zu geben, was sie anscheinend wollen, aber das ist wahrscheinlich keine Option, oder? Gäbe Leverage mit einem reinen Hacker-Zirkel überhaupt ein interessantes Spiel ab?

[JollyOrc]

ich glaube wirklich, dass ein Fernsehabend mal ansteht...