Autor Thema: Cthulhu zu heftig?  (Gelesen 16071 mal)

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Re:Cthulhu zu heftig?
« Antwort #50 am: 26.06.2003 | 00:52 »
Da die Gewalt bei Cthulhu meist kurz und schmerzhaft für die Charaktere ist, wird eigentlich noch eine ganz andere Frage aufgeworfen; nämlich ob Cthulhu überhaupt rollenspieltauglich ist? Damit niemand mich falsch versteht ich bin ein großer Verehrer von Lovecraft, dem System und vor allem dem Quellenmaterial, aber niemand kann eine Cthulhu-Kampagne so spielen, wie es eigentlich vorgesehen ist. Das Horror-Genre dreht sich meist um Geschichten, in denen die Charaktere eine grausige Entdeckung an einem einsamen Ort machen und meist im Laufe der Geschichte auf der Strecke bleiben. Vielleicht nicht alle, aber doch einige. Was heißt das für ein Rollenspiel? Ganz einfach, die Spieler würfeln etwa jede zweite oder dritte Sitzung einen neuen Charakter aus - wenn es gut geht und oft unabhängig davon, wie vorsichtig die Gruppe agiert. Natürlich nimmt spätestens nach dem dritten 'neuen' Charakter niemand mehr das Spiel wirklich ernst. Das ist nur logisch, da der Reiz des Rollenspiels ja in der Éntwicklung eines Charakters liegt. Auch Chaosium hat dieses Problem erkannt und die Abenteuer, im Vergleich zu den Hard Core Zeiten, doch etwas entschärft. Der Keeper wird nicht mehr ermutigt möglichst viele Charaktere möglichst grauenhaft umzubringen oder in die Anstalt zu schaffen. Dennoch ist eine Horror-Serie oder Kampagne immer ein Widerspruch in sich. Akte X oder auch John Sinclair können (unabhängig vom Niveau) einfach nicht sonderlich gruselig sein, zumal die Erzeugen von Grauen, neben der Komik, mit zum schwersten gehört, was es gibt. Nun, meine Konsequenz ist eine Cthulhu-Kampagne mit Indiana Jones Elementen. So entsteht zwar kein echtes Grauen, aber Charakterentwicklung. Meine Runde hat viel Freude am Spiel (nicht zuletzt wegen des tollen Quellenmaterials) und das ist schließlich die Hauptsache. Selbstverständlich gibt es auch bei mir keinen Freifahrschein, aber wenn man sich in der Erzähltradition von Indy Jones sieht, dann ist es schon schwierig einen gut gespielten Charakter, einfach wegen der blöden Würfel, wegzupusten - dafür gibt es zu wenig von der Sorte. Meine Einstellung ist wahrscheinlich nichts für Puristen, aber sie hat sich in 12 Jahren Cthulhu spielen (mit teilweise wirklich grauenhaften Erfahrungen) herauskristallisiert.

Servus, Lyonesse

Offline Vanis

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Re:Cthulhu zu heftig?
« Antwort #51 am: 26.06.2003 | 09:39 »
@Lyonesse

Wie gesagt: Ich leite Cthulhu nicht so, dass die Spieler ständig kämpfen müssen. Wenn du im Indiana Jones Stil spielst, müsste es da zu erheblich mehr Opfern kommen (wenn ich mir die Schießereien in den Filmen anschaue). Oder du entschärfst die Kampfregeln, was du natürlich machen kannst.
Der Horroreffekt kommt auch besser rüber, wenn man ihn subtil einsetzt. Gegen Mythoskreaturen zu kämpfen ist ziemlich sinnlos und kommt in den Abenteuern von Pegasus, die ich kenne, nur seltenst vor.

Ach ja, wenn du den Indy-Stil magst, kannst du dir mal das Berlinabenteuer von Pegasus anschauen. Die Erschaffer nehmen genau auf diesen Stil Bezug, um nicht zu sagen, man trifft den leibhaftigen **** selbst.
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Offline Bitpicker

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Re:Cthulhu zu heftig?
« Antwort #52 am: 26.06.2003 | 10:13 »
Also, bei mir gab es auch in CoC jede Menge Horror, auch wenn meine Charaktere fast grundsätzlich lange leben und produktiv sind :)

Ein Ekel-Beispiel: ein Professor wurde von Ghulen entführt und in den Sumpf westlich von Arkham gebracht. Stabilitätswurf nicht geschafft, die Angst färbte sein Gesicht bleich, er begann zu schwitzen usw. Ein Ghul missdeutete dies als Zeichen von Hunger und tauchte in ein Sumpfloch, brachte einen Leichenarm mit, bot ihn dem Professor an... Neuer ST-Wurf, wieder nix - er nahm einen Bissen...

Ich glaube, in CoC habe ich noch nie einen Charakter durch einen Würfelwurf oder einen Kampf getötet. Noch nie hat ein Charakter direkt etwas Schlimmeres als einen Byakhee oder Shantak gesehen. Noch nie war ein Charakter endgültig wahnsinnig. Und Horror gab es trotzdem jede Menge.

Tode gab es vornehmlich durch Dummheit. Z. B. 'Dagger of Thoth' (oder so), ein Kaufabenteuer im Cthulhu Casebook: die Charaktere sollten mit dem Dolch in einen ghulverseuchten unterirdischen Labyrinth einen Avatar von Nyarlathotep stellen. Der Dolch kam ihnen abhanden, sie gingen trotzdem rein...

Ich habe sie da lediglich durch einen Glückswurf regeln lassen, wer lebend und amnesisch aus dem Labyrinth entkommt...

Robin
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Re:Cthulhu zu heftig?
« Antwort #53 am: 26.06.2003 | 15:16 »
@ Vanis

Ich kenne die Berlinabenteuer und fand sie gelungen, aber ich halte wenig vom Treffen der Spielerfiguren mit überragenden kinematischen oder literarischen Figuren, wie Indy, Sherlock Holmes oder James Bond (je nach Epoche), da dies meistens peinlich wird. In meinen Runden geht es im Vergleich zu den Indy Filmen doch etwas zahmer zu. Da ich in den 20ern leite, müssen meine Leute auch keine Hundertschaften von Nazi Strom Troopern niedermähen. Ich meinte eher den Zungenschlag, der heldenhafter ist und die Charaktere mit heldenhaften Handlungen eher durchkommen läßt, als dies bei Cthulhu vorgesehen ist. Als Kniff gehört dazu die Verwendung von Hero Points, mit denen man mißlungene Proben in gelungene ummünzen kann oder mit denen man den fatalen Schlag abwendet oder die Handlung zu seinen Gunsten beeinflußt, etc. Bei Cthulhu so nicht vorgesehen und von mir von anderen Systemen (James Bond Roleplaying Game) geklaut. Hero Points gibt es auch nur für außergewöhnlich heroische oder selbstlose Handlungen, tollem charaktergemäßem Rollenspiel oder Superwürfelwürfen. Insofern stehen meine Helden nicht in Lovecraftscher Tradition, der doch eher passive und hilflose Hauptfiguren bevorzugte, denen ihr Wissen am Ende doch nichts nützt (How terrible is wisdom, when it brings no profite to the wise, Johnny. - Louzipher (Robert deNiro) zu Harold Angel (Mickey Rourke) in 'Angel Heart'.). Meine Schutzbefohlenen stehen da eher in der Tradition von Robert E. Howard, der mehr für aktive, wildentschlossene Helden übrig hatte, die sich die Welt erobern und für die Bokrug nur eine zu groß geratene Kröte ist. Ich gebe jedoch zu, das dieser Ansatz nur noch wenig mit der Philosophie von Cthulhu zu tun hat, sondern eher mit den Gesetzen einer Fernseh-Serie.

Lyonesse

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Re:Cthulhu zu heftig?
« Antwort #54 am: 26.06.2003 | 17:14 »
@ Lyonesse

Wie du CoC spielst bleibt wie gesagt jedem/jeder selbst überlassen. Deine Variante hört sich nach viel Spaß an, was nicht das Verkehrteste im Rollenspiel ist (hab ich gehört). Ich komme ganz gut mit der etwas "härteren Vaiante" klar, da meine Spieler auchmal weg wollten vom klassischen Helden.

Zu den Hero Points kann ich sagen: Falls mal wirklich was absolut schief läuft für den Spieler und es nur an den Würfeln liegt, gibts immernoch den Glückswurf bzw. liegt die letzte Entscheidung eh be mir.

Zu Berlin: Ich war auch am überlegen, ob ich, wenn ich das Abenteuer je leite, Indy einbaue. Ist ein netter Gag, wenn man Indy nicht so arg in den Vordergrund rückt (Ich sage nur Mr. Henry Defence ;)).
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Online Dash Bannon

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Re:Cthulhu zu heftig?
« Antwort #55 am: 26.06.2003 | 19:03 »
Moin Lyonesse, sach mal kenne ich dich nich aus Gimmix


Ist doch auch ein schöner Ansatz CoC zu spielen, ich mags härter, aber jedem das Seine. Ich bin leider ein wenig zu unkreativ um immer 'Cineastisch' zu spielen...deswegen möge mans mir hart geben ;)....macht aber mit Sicherheit ne Menge Spaß.


generell ist CoC nur so heftig wie man sichs gibt, wenn der SL ständig Mythoskreaturen schickt und eine direkte Konfrontation herbeiführt ists natürlich schnell aus
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Re:Cthulhu zu heftig?
« Antwort #56 am: 26.06.2003 | 19:20 »
Ich denke eigentlich auch das wir eine sehr annehmbare Variante von Cthulhu spielen.
Das ewige: "Wir sind die Helden wir sind so toll uns kann nix passieren" hängt einem doch irgendwann mal zum Hals raus. Da biete Cthulhu eine angenehme Abwechslung. Bisher ist es unseren Chars noch recht gut ergangen (okay ein bißchen paranoid und verstrahlt sind sie schon, aber keiner mußte ins Gras beißen) ohne das wir gleich Helden sind. Ganz normale Menschen halt, die in etwas reingezogen werden das sie nicht verstehen und wenn, dann nicht verstehen wollen.
100% Lovecraft ist das auch nicht, aber es macht uns nen Riesenspass und das denke ich bleibt das wichtigste. Jedem das seine halt.
Bei den Personen muss ich dir recht geben. Ich fände es auch irgendwie komisch auf Lovecraft, Holmes oder sonstwen zu treffen. Ich hatte schon Probleme mit Goethe und Mozart und die waren Untot  ;)
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o2zy

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Re:Cthulhu zu heftig?
« Antwort #57 am: 30.12.2003 | 01:19 »
Moin!

Zu Berlin: Ich war auch am überlegen, ob ich, wenn ich das Abenteuer je leite, Indy einbaue. Ist ein netter Gag, wenn man Indy nicht so arg in den Vordergrund rückt (Ich sage nur Mr. Henry Defence ;)).

FRAGE: Wo taucht im Berlin-Band Indiana Jones auf?
Hab das Buch vor veileicht 3 Monten durchgelesen und kann mich nicht dran erinnern, dass er irgendwo dort anzutreffen ist??

Ihr sprecht aber doch bestimmt vom ersten Szenario "Der tanzende Faun" oder?

(Klingt zumindest nicht nach "Jahrhundertsommer"...oder bin ich auf dem völlig falschen Dampfer?)


IdS
Ozzy

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Re:Cthulhu zu heftig?
« Antwort #58 am: 30.12.2003 | 01:26 »
@Ozzy
Gar nicht. Der gute kommt in dem Band "kleine Völker" vor, das Abenteuer heißt "Siegfriedslust" und stammt aus Steffen Schüttes Feder.

Hoffentlich stimmen da jetzt auch alle Angaben ::)...
« Letzte Änderung: 30.12.2003 | 01:27 von Marcel Gehlen »

o2zy

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Re:Cthulhu zu heftig?
« Antwort #59 am: 30.12.2003 | 01:29 »
Mkay...DAS BUCH befindet sich noch nicht in meinem Regal;o)

Dann kann ich das Suchen & Blättern ja aufgeben und mir mal ne Mütze Schlaf holen...

...ach ja...BESTEN DANK :D


In diesem Sinne...

...wünsche cthuloide Träume...

Ozzy

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Re:Cthulhu zu heftig?
« Antwort #60 am: 2.01.2004 | 12:08 »
Ups, das hatte ich doch glatt verwchselt. Lag wohl daran, dass Siegfriedslust auch in Berlin spielt.
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