Ich war letzten Donnerstag drin und bin begeistert! Nach so einigen Kino-Enttäuschungen in letzter Zeit und ansonsten mittelmäßige bis "Hmnaja ganz gut für einmal"-Filme bin ich endlich mal wieder geneigt zu sagen:
Großes Kino.
Ich kenne das Buch nicht und hab nur aufgrund des Trailers beschlossen, dem Film eine Chance zu geben - hab mir Großes gewünscht aber trotzdem versucht, wenig zu erwarten - möglicherweise war das die richtige Einstellung
In den ersten 15 Minuten ging es mir wie der Architekt: Verwirrende Bilder, stetige Wechsel der Protagonisten, Story wird grad angerissen und dann wieder gewechselt... aber bald erkennt man das Schema des Ganzen und wenn man sich drauf einlässt kann man sich fast 3 Stunden lang verzaubern lassen. Im Grunde besteht Cloud Atlas aus sechs verschiedenen Kurzfilmen, die alle über diverse Parallelen in Geschichten, Orte und Figuren miteinander verbunden sind und ineinander verschachtelt gezeigt werden - ein bißchen wie beispielsweise in Pulp Fiction. Alle sechs laufen in unterschiedlichen Zeitlinien ab (ich meine es gibt teilweise auch Rückblenden und Zeitsprünge) aber es gibt Wiedererkennunsmerkmale (Das Tattoo, Seoul, die Figuren, Musik...) auch wenn jede Geschichte anders abläuft und auch alle unterschiedlich enden.
Neben vielen kleinen Higlights (Die Technologie in New Seoul, Die Sprechweise von Zacharys Stammes auf Hawaii, die Geschichte um Cavendish im Altenheim mit den schrulligen Bewohnern) hat mich der Film emotional einfach mitgerissen. Insbesondere der teilweise abrupte Wechsel verschiedener Emotionen zwischen und auch in den Szenen (ganz großartig: Die eine Szene zwischen Frobisher und Ayr wo dieses unbehagliche WTF-Gefühl durch Ayrs Reaktion wieder aufgewogen wird - ich hatte das Gefühl, das ganze Kino atmet kollektiv erleichtert auf
) ist einfach großartig und sicher auch der erstklassigen Besetzung zu verdanken.
Ich weiß nicht, ob der Film viel zu sagen hat - abgesehen von der grundlegend angekrazten Seelenwanderungs-Esoterik kann man da sicher auch einiges mehr rausinterpretieren, wenn man will - aber er hat auf jeden Fall viel zu Erzählen. Und das mit tollen Bildern und Klasse Schauspielern, passender Filmmusik, die auch im Abspann als Thema wieder aufgegriffen wird. Für mich funktioniert Kino genau so!
Ich könnte noch so viel mehr schreiben aber letztlich ist es wohl am Besten, sich selbst ein Bild zu machen, da ich Cloud Atlas kaum einordnen und mit anderen Filmen vergleichen kann.
Kleiner Kino-Rant:
Ja, drei Stunden können sehr lang sein - trotzdem bin ich kein Freund von Pausen im Kino und hätte schon wieder kotzen können, als Cinestar mitten in einer Szene das Licht angemacht hat und sich erdreisten musste, auf die noch geöffneten Verkaufstresen aufmerksam zu machen. Viel mehr regen mich aber die Leute auf, die das Angebot dankend annehmen und gleich aufspringen und wie die Schafe rausrennen und am Klo anstehen! Ich kann mich nicht erinnern, dass vor 10 Jahren auch schon während eines Films das halbe Publikum zwischenzeitlich auf Klo gerannt ist, selbst wenn der Film mal ein bißchen länger war.
Andererseits würde ich eine Tüte Popcorn die ich leer auch für den Wocheneinkauf nehmen könnte und einen ganze Lieter Softdrink auch nicht als "normale" Portion verstehen. Wir haben das Popcorn zu zweit nicht mal ganz aufessen können....