Autor Thema: Auf der Suche nach dem Sense of Wonder  (Gelesen 2849 mal)

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Offline Weltengeist

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Re: Auf der Suche nach dem Sense of Wonder
« Antwort #25 am: 24.04.2013 | 13:51 »
Soweit so gut - blos was sind das dann genau für Bilder? Doch trotzdem die des Spielgeschehens, oder?

Ja, aber nicht unbedingt durch die Augen des Charakters gesehen.

So kann ich beispielsweise auch einen "Sense of Wonder" (ab jetzt: SoW) bei einer Szene haben, die meine Gruppenkameraden erleben, während meine Figur gerade anderweitig beschäftigt ist. Oder ich kann ihn als Spielleiter genießen, obwohl ich vielleicht gerade gar keinen Charakter darstelle. Überspitzt gesagt: Ich kann auch im Kino einen SoW haben, ohne dabei einen Charakter zu spielen.

Ja, ich kann sogar einen SoW dabei erleben, wenn unsere Gruppe auf der Suche nach dem Geheimnis der Tempelritter durch die Pyramiden von Gizeh stapft. Vielleicht würde sich meine Figur über die Imposanz der Bauwerke freuen, aber das erzeugt bei mir keinen SoW. Meine Faszination erwächst vielmehr daraus, dass es all diese Dinge ja in der Wirklichkeit gibt und ich es (genau wie Bad Horse oben) toll finde, eine Handlung zu erleben, in der Fakten und Fiktion so elegant miteinander verwoben sind. Also definitiv eine OOC-Perspektive.
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Offline Grey

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Re: Auf der Suche nach dem Sense of Wonder
« Antwort #26 am: 24.04.2013 | 13:53 »
Sense of Wonder der nicht per Charakter übertragen wird. Wie sieht das aus? Worüber genau staune ich dann, wenn nicht über das was der Charakter gerade erlebt?
Zum Beispiel über die Szenerie. Nimm an, dein Charakter ist der Bewohner eines gewaltigen, beeindruckenden Gebirgsmassivs. Für ihn sind die Berge, in denen die Spielsitzung stattfindet, alltäglich. Für dich als Spieler hingegen sind sie neu, und der SL schildert sie so eindrucksvoll, daß du innerlich nur noch "Wow" denken kannst.

Dann haben wir einen Sense of Wonder, an dem der Charakter nicht beteiligt ist.

Interessant wird es, sobald der Charakter, der das alles ja schon viel zu lange kennt, sich in seinen "Alltag" stürzt. Wird der Sense of Wonder an dieser Stelle durch die Profanität des Ganzen erschüttert? Oder staunst du als Spieler gleich noch mal, diesmal darüber, mit welch selbstverständlicher Normalität der Char - dein Char - sich in dieser überwältigenden Umgebung bewegt?
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Offline Arldwulf

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Re: Auf der Suche nach dem Sense of Wonder
« Antwort #27 am: 24.04.2013 | 14:04 »
Schöne Beschreibungen. :)

Offline Bad Horse

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Re: Auf der Suche nach dem Sense of Wonder
« Antwort #28 am: 24.04.2013 | 19:28 »
Ich weiß nicht, ob man den "Sense of Wonder" trainieren kann oder ob man den einfach haben muss. Ich selbst erlebe den auch häufig im (mehr oder weniger) Alltag - wenn ich in den Kölner Dom gehe und mir vorstelle, dass dieses Ding irgendwelche Leute gebaut haben. Wenn ich mein Handy angucke, dieses handgroße Teil, und mir überlege, was das alles kann. Jeden Frühling, wenn alles wieder herumblüht, als hätte es das noch nie zuvor getan.

Oder neulich, bei irgendeiner Diskussion im Tanelorn, als jemand meinte "hm, wie würden denn italienische Rollenspieler das sehen" und jemand anders hinging, einfach ein paar gefragt hat und die Antworten nur drei oder vier Stunden später im Thread standen.

Okay, manches davon klingt kitschig, aber das sind Sachen, die mich zum Staunen bringen, wenn ich mal genauer hinsehe oder genauer drüber nachdenke. Entsprechend kriege ich den Sense of Wonder auch beim Rollenspiel, Lesen oder Filme-gucken ziemlich leicht hin.  ;)
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Offline Teylen

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Re: Auf der Suche nach dem Sense of Wonder
« Antwort #29 am: 24.04.2013 | 19:44 »
Vielleicht hilft es wenn man eine hinreichend große Empathie hat?
Also die Fähigkeit Gefühle, Gefühlsregungen bei anderen zu erkennen, im Grunde das Verhalten zu kopieren und damit mindestens ein Echo des Gefühls zu erleben.

Zumindest ziehe ich das als Erklärung heran wieso ich das Fernseh zu einer x-beliebigen Soap einschalten kann, mich mehr oder weniger bei den dargestellten Charakteren einklinken und, sollte dann etwas tragisches geschehen, entsprechend mit heulen. Wobei ich da mitunter auch einfach Schauspielleistungen ignorieren kann. Das heißt es reicht mitunter wenn erkennbar ist das der Charakter traurig sein soll, der Schauspieler muß es dann nichtmal ultraüberzeugend rüber bringen.

Insofern denke ich kann es auch helfen wenn man unterstellt das der Charakter nun etwas toll findet. Man muß nicht immersive im Charakter drin sein, sondern es reicht die Vorstellung was der Charakter macht und die Kopie dessen Sense of Wonder.
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Offline Benjamin

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Re: Auf der Suche nach dem Sense of Wonder
« Antwort #30 am: 24.04.2013 | 19:47 »
Wie äußert sich bei euch der "Sense of Wonder"? Wie fühlt sich so was an?
So: Kraaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaass! :o

Ob das funktioniert, hängt meiner Erfahrung nach maßgeblich mit der Inspiration des SL zusammen.

Offline D. M_Athair

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Re: Auf der Suche nach dem Sense of Wonder
« Antwort #31 am: 24.04.2013 | 20:09 »
... für's Rollenspiel habe ich feststellen können, dass sich der Sense of wonder bei mir abhängig vom verwendeten Regelwerk einstellt. Außerdem hängt es auch von der Möglichkeit der Spieler direkt Inhalte (aber auch Regelideen - was ja für die Darstellung eine Rolle spielt) ab. (Das andere, wie Beschreibung des SoW, wurde schon gut abgearbeitet, sodass ich darauf einzugehen verzichte.)

Als schwierig habe ich in dieser Hinsicht DSA 4 (geschlossene Spielwelt, Übermaß an Regeln), Savage Words (weitgehend geschlossenes Regelwerk, Regelanwendung fühlt sich immer gleich an*) und Earthdawn 1 (keine verlässliche Regelbasis, weil immer und immer wieder neu interpretationsbedürftig, "Klassen"-Stereotypen) erfahren.

Besonders gute Erfahrungen habe ich mit Labyrinth Lord (solider Regelkern, an den man spontan anbauen kann), spielleiterlosem Everway (assoziationsgetriebene Task-/Conflictresolution) und zuletzt D&D 4 (offene Spielwelt, trotz geschlossener Regeln unterstützen diese die Imagination) gemacht. Cthulhu steht wegen des Schrecklichen und Phantastischen, das immer wieder in die Lebenswelt/den Alltag der Spielfiguren auf ungewöhnliche Weise eindringt, tendenziell auch auf der Plus-Seite.



* wobei ich immer noch davon ausgehe, dass Solomon Kane durch das offene Setting
und die ein bißchen anderen Regeln die Schwierigkeiten mehr als aufwiegen können.
« Letzte Änderung: 24.04.2013 | 20:39 von Athair »
"Man kann Taten verurteilen, aber KEINE Menschen." - Vegard "Ihsahn" Sverre Tveitan