Hab hier firmenintern mal meine Rezension geschrieben, die den einen oder anderen Spoiler enthält:
Mit Helden ist das ja so eine Sache. Es gibt wirklich wenige Berufsgruppen, die heute noch als Helden gelten. Polizisten sind spätestens seit den Stuttgart21-Einsätzen raus, Feuerwehrleute zündeln auch selbst ganz gern mal, Ärzte sind nur dann Helden, wenn Du auch privatversichert bist und von Politikern fang ich gar nicht erst an. Wer bleibt also noch? Richtig: Astronauten!
Drei von diesen Flitzpiepen mit Hightech-Goldfischglas überm Kopf schweben in Gravity irgendwo über der Erde herum und machen Reparaturen am Hubble Teleskop. Da wären zum einen Captain Buzz Lightyear (den Namen hab ich vergessen, aber so ungefähr wars), gespielt von George Clooney, ein Weltraum-Veteran dessen Nebennieren das letzte Mal Adrenalin produziert haben, kurz nachdem er geboren wurde. Ihm zur Seite steht Specialdingens Ryan Ohgottohgott (auch da hab ich bis auf den Vornamen alle vergessen), gespielt von Sandra Bullock, die eine hochintelligente Ärztin ist, einen Männernamen trägt und aus irgendeinem Grund einen Volkshochschulkurs in Astronautik (?) absolviert hat und nun qualifiziert ist, um am Hubble-Teleskop Platinen auszutauschen. Der dritte im Bunde ist der hochcharismatische Radjnapuri Krischnamapatnam, ein gesichtsloser Quoten-Inder mit Macarena-Vorliebe, der die ersten 2 Minuten des Films nicht überlebt, damit das Publikum weiss, dass es jetzt gefährlich wird.
Die Gefahr geht hier von einem Trümmerfeld diverser Satelliten aus, das um die Erde herumsaust, weil irgendwelche Russen irgendwo eine Rakete falsch gezündet haben. (Die Russen wieder...) Und wie´s der Zufall so will, düst dieser galaktische Schrottplatz direkt auf unsere drei Helden zu, schreddert alles mögliche (auch das Gesicht des Inders) und sorgt für einigen Wirbel. Möchte man meinen... Während Sandra Bullock vor Angst dafür sorgt, dass ihr Raumanzug bald recycletes Wasser produziert, bleibt George Clooney immer Herr der Lage, schmeisst seinen iPod im Raumanzug an (die haben sowas?) und hört Country-Musik während er coole Sprüche klopft und die Ärztin angräbt.
Weil dieses Trümmerfeld aber dummerweise um die Erde düst, kommt das halt immer mal wieder zurück und haut nochmal alles zu Klump, was bis vor kurzem noch heil war. Und so hechten die Helden von einem Strohhalm zum nächsten und versuchen irgendwie am Leben zu bleiben. Dabei drehen und trudeln sie so wild durchs All wie ein Brummkreisel mit 4 Promille, so dass man sich manchmal fragt, ob es im Raumanzug einen Scheibenwischer von innen gibt.
Das Ganze ist tatsächlich schön gemacht und spannend inszeniert. Die Schwerelosigkeit und die Aussicht auf die Erde in 3D sind schon sehenswert.
Dummerweise ist aber auch die Handlung in diesem Film völlig ohne Gewicht. Die Charaktere bleiben – trotz ordentlicher schauspielerischer Leistung von Sandra Bullock – blass und teilweise einfach nicht nachvollziehbar. Bei George Clooney hatte ich gar stellenweise den Eindruck, er hätte gar nicht selbst mitgespielt, sondern sie haben seine Dialoge irgendwie aus dieser romantischen Komödie mit Michelle Pfeiffer zusammengeschnitten. Und das obwohl er nun wirklich nicht viel zu tun hatte.
Insgesamt kann man den Film ganz gut gucken, aber bei all der überschwänglichen Kritik hatte ich deutlich mehr erwartet. So ist es ein nettes Katastrophen-Filmchen, das aber auch “Speed 3” hätte heissen können. Denn ob da nun George Clooney oder Keanu Reeves dabei waren, wäre dann auch egal gewesen.