Kurzfassung: Der Film bewegt sich auf dem selben Level wie eigentlich alle Filme und Serien, die aus der Zusammenarbeit von Marvel Entertainment und Sony Pictures Entertainment Japan hervorgegangen sind. Also mittelmäßig bis unterdurchschnittlich mit einer starken Tendenz zu "What the fuck?". In diesem spezifischen Fall kommt noch erschwerend hinzu, dass die Story in diesem Fall für den Allerwertesten ist (Und ich dachte eigentlich, dass mit "Iron Man: Rise of Technovore" der Tiefpunkt erreicht wäre ...) und das Potential, das sich aus gemeinsamen Auftritt des Punishers mit Black Widow ergeben könnte, nicht einmal angerissen, geschweige denn ausgeschöpft wird.
Wenn man ein Musterbeispiel dafür sucht, warum westliche Stoffe mit fernöstlicher Erzählweise nur begrenzt funktionieren, ist dieser Film wunderbar geeignet. Etliche Charaktere erkennt man nicht wieder, weil ihre Charakterisierung für die Japonskis nicht greifbar ist und daher abgewandelt wurde oder Charakterzüge wurden so sehr überhöht, dass genau das passiert, was eben geschieht, wenn man etwas ohnehin schon Überspitztes (Wir reden immerhin von Comic-Charakteren ...) noch weiter überspitzt. Da wird das, was man bei reinrassigen Animes quasi erwartet oder zumindest zu akzeptieren bereit ist schnell sehr, sehr anstrengend.
Wie darf man das im Detail verstehen? Mimik und Gestik, die bei originären Anime-Charakteren passt, wirkt bei westlichen Comic-Charakteren ungewollt komisch; Charaktere regen sich über Dinge auf, über die sich nach westlicher Auffassung niemand aufregen würde und gehen in die Luft, wenn dafür nach westlichen Verständnis kein Anlass vorhanden ist - kurz, Overacting und Unterstatement sind an der Tagesordnung und geschehen immer dann, wenn es sich gerade besonders unpassend anfühlt. Hinzu kommt, dass die (an sich bekannten und mit den Rollen vertrauten) Sprecher sich aufgrund des nicht stimmigen Pacings anhören, als wären sie entweder gerade am Einschlafen oder sehr in Eile - also ein wenig wie eine sehr uninspirierte Synchro, wobei ich mir nicht vorstellen kann, dass der Film angesichts der engen Zusammenarbeit erst aus dem Japanischen ins Englische übertragen werden musste. Vermutlich war aber von vornherein nur eine sehr sekundäre Verwertung geplant.
Rein technisch ist hingegen nichts zu beanstanden, das Ding ist handwerklich solide, hat aber auch zu keinem Zeitpunkt ein Wow-Moment. Es gibt keine besonderen szenischen Darstellungen oder ungewöhnliche Perspektiven, sieht man einmal davon ab, dass Madhouse sichtlich bestrebt war, Black Widows gezeichnete Kurven in möglichst vielen kontrastreichen Farb-/Lichtvarianten in Szene zu setzen. Die Animationen sind flüssig und die Bewegungsabläufe - die Machart berücksichtigt - keineswegs übertrieben; auch gibt es nicht allzu viele "Picture stops, action goes on"-Momente.
Mir ist klar, dass die Zielgruppe eigentlich in Asien sitzt und das joint venture von Marvel und Sony dazu dient, dass Franchise dort zu etablieren, wodurch sich meine hauptsächlichen Kritikpunkte im Grunde erübrigen. Da der Film auch in westlichen Ländern vermarktet wird, muss er sich auch den dortigen Kritiken stellen und schneidet daher in vielerlei Hinsicht nicht gut ab. Man wünscht sich schnell wieder Filme, die auf das heimische Publikum zugeschnitten sind ("Planet Hulk" hat vorgemacht, wie's geht ...) oder zumindest eine Zusammenarbeit, die über Lizensierung und kreative Mitsprache hinausgeht, also Produkte hervorbringt, die sowohl für das avisierte neue als auch für das alte Publikum bekömmlich sind.
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