So. Sorry für die knappe Antwort vorhin, ich hatte nicht mehr Zeit. Also:
Du musst erstmal unterscheiden, ob die Fragen des Arztes lediglich dazu dienen, den Bewusstseinszustand zu diagnostizieren oder ob es darum geht, das Gedächtinis zurück zu bringen. Wenn man es als Arzt mit einem Patienten zu tun hat, der bewusstlos war, stellt man i.d.R. die von mir oben genannten Fragen. Das von YY genannte Beispiel mit Nachfragen unter Angabe falscher Details sind als kritisch anzusehen. Sie zählen schon zu den Suggestivfragen. Es kann sein, dass der Befragte einer Frage/Aussage, in der absichtlich ein Fehler eingebaut ist, zustimmt, obwohl er nicht wirklich deorientiert ist, sondern lediglich unkonzentriert. Dann ist schnell die Fehldiagnose gestellt. Deswegen: so eher nicht. Das heißt nicht, dass es in der Realität nicht manchmal genauso abläuft. Also: Klare Fragen, auf die ebenso klare Antworten kommen müssen, keine Ja/Nein-Fragen.
Es ist dabei erst einmal egal, ob die Person kurzzeitig bewusstlos war oder lange im Koma gelegen hat. Jedoch muss man diesen Umstand natürlich bei der Antwort berücksichtigen. Wenn mir jemand, der gerade für 5 Minuten nicht bei Bewusstsein war, ein Datum von vor 1 Jahr nennt, ist das eindeutig zeitlich desorientiert, wenn mir hingegen der Patient, der nach 4 Wochen Koma auf der Intensivstation wach wird, ein Datum von vor 4 Wochen nennt, ist das durchaus normal. Dann sollte ich ihm am Ende auch das richtige Datum nennen und es am nächsten Tag nochmal überprüfen. Oder erkennt jemand, der gerade im Krankenhaus wach geworden ist, die Umgebung nicht und antwortet, er sei wohl irgendwo auf einer Intensivstation, dann ist er den Umständen entsprechend örtlich orientiert, wähnt er sich jedoch in seinem Wohnzimmer, ist er es eindeutig nicht. Auf Gedächtnislücken reagiert man in diesem Stadium gar nicht mit weiteren Fragen, da man erst einmal nur diagnostiziert und nicht versucht, die Erinnerung wach zu rufen. Viele Bewusstseinsstörungen, gleich welcher Genese (Ursache), sind vorübergehend und klingen ohne psychiatrische Behandlung wieder ab.
Hierzu kommt es erst, wenn dem Patienten geholfen werden soll, sein Gedächtnis wieder zu erlangen. Das passiert erst zu einem viel späteren Zeitpunkt. Dabei hat man es meist auch nicht mit desorientierten Personen im obigen Sinn zu tun, sondern Menschen, die normal "funktionieren" bis auf die Tatsache, dass sie für einen gewissen Zeitraum einen Gedächtnisverlust haben. Das fällt unter Traumabewältigung und läuft normalerweise nur zwischen dem Patienten und einem Therapeuten ab. Welche Strategien hier zum Einsatz kommen, kann ich dir auch nicht genau sagen, jedoch ist es dabei nicht mit fünf Minuten Befragung getan, sondern dieser Prozess dauert Tage, Wochen oder noch länger.
Ich weiß, das ist jetzt alles noch sehr theoretisch. Jetzt stellt sich die Frage, was genau für eine Szene du vorgesehen hast. Welche Informationen möchtest du den Spielern auf diesem Weg zukommen lassen?