Autor Thema: [Danger Zone] Space Adventures: Episode I - Die Hoffnung von Enor  (Gelesen 788 mal)

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Boni

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Ich möchte das (rollenspielerische) Jahr mit einem Bericht über eine grandiose Spielrunde abschließen. Lange war ich nach dem Spiel nicht mehr so geflasht wie gestern. Umso besser, dass diese Begeisterung zum Jahresende kommt. Hoffentlich reicht sie bis ins neue Jahr, so das ich ebenso motiviert weiter machen kann.

Da ich von Vermi netterweise die aktuelle Version von Danger Zone erhalten habe, habe ich es spontan für einen nachweihnachtlichen One Shot verwendet. Mit dem Titel...



Space Adventures – Einst herrschte die Sternenkaiserin von Enor mit Hilfe der Mondpriesterinnen über das bekannte Universum. Doch als das Kaiserreich zerbrach, begann der Niedergang der verschiedenen Völker.

Dann kamen die T'Kaer. Vor wenigen Jahren unterwarfen diese echsenartigen Krieger den bekannten Raum, den sie seither mit blanker Gewalt beherrschen. Im verborgenen hoffen die wenigen Widerstandskämpfer darauf, dass die sieben Kronregalien der Kaiserin wieder vereint werden und eine Nachfahrin der letzten Sternenkaiserin gefunden werden kann.

Damit Enor wieder aufersteht, und mit ihm die Freiheit!

Der Charakterbau dauert nach Danger Zone nur ein paar Minuten, mit Erklären haben wir etwa 10-15 Minuten benötigt. Die fertigen Charaktere waren:

Sir George of Westbury – Menschlicher Adliger. Dandy, hat seinen Dienst in der Raummarine abgeleistet, seitdem treibt er sich herum und verprasst sein Geld. Bestimmung: Erster Ritter der Sternenkaiserin von Enor zu werden.

Captain Nathan Hawke – Menschlicher Pirat. Vom Typ her Gentleman-Pirat, der sich bereits einen Ruf als berüchtigter Verbrecher erarbeitet hat. Bestimmung: Der Berühmteste Held im ganzen Sektor zu werden.

Cuthbert Collins-Sotoko – Menschlicher Abenteurer/Entdecker. Etwas abgerissen, erkundet das Universum, hat mystische Fähigkeiten. Bestimmung: Die Kronregalien von Enor wieder zu finden.

Zum Start gab ich den Spielern ein paar NSCs vor, aus denen sie alte Bekannte auswählen sollten. Nachdem wir noch einige Vernetzzungen besprochen hatten – unter anderem, dass die Charaktere sich seit ihrer Kindheit kannten - konnte es auch schon losgehen.

An Bord des zivilien Liners Star of Canterby hatten sich die Charaktere zufällig wieder getroffen, während sie zusammen auf dem Weg ins Davenport-System waren. George und Cuthbert hatten Gerüchte gehört, dass die ihnen bekannte Abenteurerin Lady Jenny Solvington eine Expedition ausrüstete, um die Krone der Sternenkaiserin zu suchen. Cuthbert hoffte auf eine lukrative Anstellung, George wollte seiner alten Rivalin ihr Geheimnis abluchsen. Nathan dagegen war von General Donnalson, einem Widerstandskämpfer, für den er Waffen besorgt hatte, gebeten worden, diesen Gerüchten auf den Grund zu gehen.

An Bord des Liners befand sich auch eine merkwürdige Gruppe aus enorischen Dienerinnen, die jeden Tag hochklassiges Essen aus der Messe abholte und in eine Luxussuite brachten. Neugierig folgte die Gruppe ihnen. Vor einer bewachten hielten die Dienerinnen an, während die Wachen das Essen untersuchten. Unter der silbernen Warmhalteglocke kam ein Hamburger mit Pommes zum Vorschein. War hier mächtiger Teenager unterwegs, fragte sich George.

Doch bevor man das ergründen konnte, wurde das Schiff gewaltsam aus dem Hyperraum gerissen. Durch die Glasfront der Nobelquartiere war ein T'Kaer-Kriegsschiff zu sehen, das nun das Feuer eröffnete. Während die Star of Canterby unter dem Beschuss erbebte, flogen Angriffshuttles auf die Hangars zu.

Aus der Suite kam eine Gruppe Enorianer gerannt. Fünf Dienerinnen in priesterartigen Roben, drei Leibwächter und eine Vierzehnjährige im schlabbrigen Jogginganzug. Das Mädchen wurde von einer menschlichen Frau begleitet, die Cuthber erkannte – Es war seine Schwester, Kimari Sotoko, die schon länger als Kindermädchen für reiche Familien arbeitete.

Cuthbert machte sie auf sich aufmerksam. Gemeinsam wollten beide Gruppen versuchen, die Rettungsshuttles zu erreichen,  als schon die ersten T'Kaer-Marines aus den Hangars stürmten. Der Trupp aus zehn Mann war aber kein Hindernis für unsere Helden. Für ein paar markige Sprüche und einen gefallenen Kronleuchter war noch genug Zeit. Sie enterten eines der Angriffshuttles und flohen vom Schiff.

Nathan hatte das angreifende Kriegsschiff erkannt. Es war das Flaggschiff von General Altarch Ssotk, der ihn bereits früher gejagt hatte. Er sandte eine kurze Holonachricht an den General, dass es ihm wieder einmal geglückt war, aus dessen Fängen zu entkommen. Als Antwort schossen Abfängjäger aus den Hangars des T'Kaer-Schiffs, denen Nathan nur mit waghalsigen Manövern entkommen konnte. Cuthbert kalibrierte kurzerhand die Bordkanone um, so das sie nun einen EMP-Impuls abfeuerte. Mittels dieses Impulses schaltete Sir George die Energieabschirmung des Jäger-Hangers auf dem Kriegsschiff aus, so das keine weiteren Jäger mehr starten konnten.

Auf Davenport angekommen verbarg sich die Gruppe in den zerstörten Industriegebieten. Die T'Kaer hatten bei der Eroberung die meiste Industrie zerstört, weswegen das gesamte Gebiet eine zerstörte Geisterstadt war. Mit einer Droschke machte man sich auf den Weg.

(Wir hatten uns einen Turn-of-the-Century-Adel für die Menschen überlegt, deswegen schien Droschke ein guter Weg zu sein. Im gemeinsamen Brainstorming wurde daraus eine von einem stählernen Hoverpferd gezogene, zweirädrige Kutsche...)

In der Zwischenzeit hatte sich das enorische Mädchen sehr abfällig über ihre Retter geäußert und alle beschimpft, die nicht sofort taten, was sie wollte. Schließlich rückte Kimari mit der Sprache heraus: Das Mädchen war Asparia Dirian, die letzte lebende Nachfahrin der letzten Sternenkaiserin. Sie waren mit dem Mädchen ebenfalls auf dem Weg zu Lady Solvington.

Also fuhr man zum Anwesen der Lady. Dises war allerdings schwer von den T'Kaer bewacht, die scheinbar auch von den Gerüchten um Lady Solvingtons Aktivitäten gehört hatten. Sir George und Cuthbert konnten durch ihre Überredungskunst, bzw. telepathischen Kräfte, aufs Anwesen gelangen, Nathan kletterte über die Mauer.

Natürlich wurde er prompt erwischt. Während er die Patrouille bekämpfte, fiel der erste Schicksalswurf des Abends  - quasi ein kritischer Treffer, für den ein sechsseitiger Würfel drei Mal in Folge die 6 zeigen muss. Als Effekt kam den Helden zugute, dass just in diesem Augenblick der Widerstand versuchte, die Lady zu befreien. Durch diese Ablenkung gelang es, unbemerkt in das Schlafzimmer von Lady Jenny vorzudringen.

Nach einem kurzen Gespräch und einigem Misstrauen führte die Lady die Gruppe in einen geheimen Keller, in dem ihre Ausrüstung lagerte, inklusive ihres Gleiters. Auf der Flucht durch den Wald konnte man eine Staffel Jagdflieger sehen, die einen Angriff auf den Widerstand flogen. Einer der Jäger entdeckte das fliehende Fahrzeug und nahm es unter Beschuss. Es gelang, den Flieger abzuschießen – nicht zuletzt, weil Captain Hawke den abgerissenen Spiegel des Gleiters in einen Laserstrahl warf, der daraufhin in die Turbine des Jägers reflektiert wurde!

Mithilfe der Widerstands-Kontakte von Lady Jenny Solvington erreicht die Gruppe Canterby, den Sitz des Königs der Menschheit. Ungewöhnlich starke Militärpräsenz der T'Kaer zeigt, dass hier nicht alles in Ordnung ist. Aber furchtlos versucht man, die Kathedrale zu erreichen, unter der Lady Jenny die Krone vermutet. Allerdings werden die Helden von Überwachungsdrohnen identifiziert. Auf der Flucht vor menschlichen Polizisten und T'Kaer-Sturmtruppen gerät die Gruppe in eine Unterführung, an deren anderem Ende sie bereits weitere  T'Kaer erwarten.

Während Nathan, Cuthbert und Sir George den Kampf aufnehmen, flüchtet die Prinzessin mit den anderen Enorianern und der Lady durch einen Wartungsschacht. Nicht, das das nötig gewesen wäre: Innerhalb kürzester Zeit sind die Angreifer besiegt. Als Wort zur Regelanwendung, es waren 26 Gegner der Klasse Kanonenfutter, die in ca. 5 Kampfrunden und weniger als 10 Minuten als Bühne für heldenhafteste Action dienten.

Sie George greift sich den letzten Soldaten, sagt „Sag Ssotk, dass wir uns an ihm rächen werden!“, und schlägt ihn nieder. Beim Versuch, die eigenen Spuren zu verwischen, würfelt der Spieler von Nathan einen Schicksalswurf – übrigens mindestens den fünften in dieser Szene allein. Ich kenne mich mit Wahrscheinlichkeiten nicht aus, aber das war gefühlt ungewöhnlich. Dadurch entdeckt die Gruppe, dass die Wartungstunnel mit den Katakomben unter der Kathedrale verbunden sind.

Das passte mir als Spielleiter gut in den Kram. Die Zeit wurde langsam knapp und ich fragte, ob ich das Abenteuer zu einem befriedigenden Ende bringen sollte, oder ob wir wann anders weiter spielen wollten. Kommentar eines Mitspielers: „Ich bin bereits vollkommen befriedigt, so wie wir gerockt haben.“ Trotzdem einigten wir uns darauf, dass ich den Showdown vorziehe.

Auf dem Weg durch die Katakombe lauerten einige fallen, die jedoch dank Cuthberts mystischer Kraft „Erspüren“ entdeckt und umgangen werden konnten. Bis auf den riesigen Höhlenwurm, der Nathan zu schaffen machte, bis er schließlich in die Flucht geschlagen werden konnte. Schließlich erreichten die Helden ein großes Gewölbe, in dessen Mitte auf einem Altar die goldene Mondkrone von Enor lag.

Doch das ganze entpuppte sich als Falle! General Ssotk und eine Kompanie aus 40 T'Kaer-Sturmtruppen hatte die Gruppe verfolgt. Während der General sie noch verhöhnte, gingen die Helden zum Angriff über. Cuthbert konnte die Krone ergattern und warf sie Lady Jenny zu, die daraufhin mit Prinzessin Asparia und ihren Leibwächtern verschwand.

Vor dem Altar hatte eine der enorischen Dienerinnen, Dinai Lani, sich in ein Duell mit Ssotk verwickelt. Scheinbar war sie eine Art Priesterin, und der General versuchte sie mit einiger Entschlossenheit zu töten. Um Dinai zu retten, sprang Captain Nathan Hawke vor sie und beschwor das Zweikampfritual der T'Kaer.

Während alles dem Zweikampf folgte, versuchten Cuthbert und Sir George, das Gewölbe zum Einsturz zu bringen. Cuthbert hatte einen Schlussstein bemerkt, dessen fehlen zu einem Kollaps führen würde. Schließlich gelang es Cuthbert, einen Schuss so geschickt an diversen Metalloberflächen abprallen zu lassen – ich weiß nicht, was mit der Häufigkeit der Schicksalswürfe los war – dass er den Stein zerstörte. Als das Gewölbe zusammenbrach, flohen die Helden wild um sich schießend, während Ssotk ihnen noch wildere Verwünschungen hinterher brüllte.

Die Krone und die junge Prinzessin waren vorerst in Sicherheit. Eine neue Hoffnung für die unterdrückten Völker, dass ihre Knechtschaft bald enden könnte.

Als Fazit waren wir alle sehr begeistert von der Runde. Wir hatten spontan die Idee, eine monatlich laufenden Kampagne mit dem Setting zu bespielen und sind bereits in der Terminfindung begriffen. Episode II lässt also hoffentlich nicht zu lange auf sich warten´.

Danger Zone hat mich einmal mehr vollkommen überzeugt. Für pulpige Action, in der die Charaktere richtig rocken sollen, kenne ich nur wenige Systeme, die so gut funktionieren. Kämpfe zwischen Personen, Raumschiffen und Fahrzeuge greifen nahtlos ineinander, ohne den Spielfluss zu stören.

Wir hatten drei „große“ Kämpfe, die jeweils in überschaubarer Zeit abgehandelt waren. Der Kampf gegen die 10 T'Kaer-Marines auf dem Liner hat etwa 5 Minuten Spielzeit gedauert, obwohl ich nebenbei die Regeln erklärt habe. 26 Gegner in der Fußgängerunterführung wurden in etwas mehr als 10 Minuten abgehandelt, und 40 Mooks plus General Ssotk im „Endkampf“ waren in etwas unter 20 Minuten erledigt. Das sind gute Schnitte. Nebenbei durfte jeder Charakter glänzen, coole Sprüche kloppen und sich seiner Bestimmung nähern.

Ich warte ungeduldig darauf, dass Danger Zone fertig ist und gedruckt vor mir liegt. Sobald es verfügbar ist, kann ich es jedem uneingeschränkt empfehlen, der auf pulpige Action und Larger-Than-Life-Helden steht.

Der Abspann

T'Kaer mit schwerem Grabungsgerät versuchen, Überlebende aus den Gewölben unter der Kathedrale von Canterby zu retten. Nachdem ein schwerer Felsbrocken beiseite geräumt ist, dreht sich einer der Arbeiter um. „Ein Medic, schnell. Der General!“

Großaufnahme auf das Gesicht von General Ssotk, gezeichnet von Staub und Blut. Die Kamera zoomt heran, bis das Bild nur noch die geschlossenen Augen zeigt. Mit einem bedrohlichen Paukendröhnen springen seine Augen auf. Die kalten Echsenaugen funkeln in die Kamera.

Ende.

Space Adventures: Episode II – Im Zeichen der Mondgöttin
Demnächst an diesem Spieltisch!