Autor Thema: [ST 15] Game of Thrones: House Longthorpe of Longsisters  (Gelesen 901 mal)

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Warnung: Enthält Spoiler! Wer noch nicht weiter als bis zur dritten Staffel gesehen hat, sollte das Diary nicht lesen!


Die Runde fand statt auf dem Tanelorn-Sommertreffen 2015, gespielt wurde mit Lord Verminaards Eigenbausystem "Spiel der Macht", Lord Verminaard war auch SL.

Die Charaktere:
Dead Operator: Lord Rolland Longthorpe, Herr von Longsisters. Noch regiert er auf Longthorpe Hall, doch es ist nur eine Frage der Zeit, bis der Wahnsinn sich seiner vollständig bemächtigt hat.
Ralf: Rowan Longthorpe, Sohn von Lord Rolland und der verstorbenen Lady Neve. Er würde gerne die Piraten aus der Siedlung Sugartown vertreiben und sich gegen seine Lords durchsetzen, doch noch regiert sein Vater, dem dies alles egal zu sein scheint. Außerdem ist er in seine Halbschwester Sunniva verliebt.
Dr Hoo: Sunniva Stone/Lady Sunniva Hawick. Tochter von Lady Neve und eines Piraten, gezeugt bei einem Piratenüberfall. Ihre Herkunft wurde vor ihrem Ehemann Lord Aeron Hawick geheim gehalten, dieser denkt, er habe die leibliche Tochter Lord Longthorpes geheiratet. Die beiden haben zwei Kinder, Jon und Melissa. Jon ist allerdings der Sohn von Rowan Longthorpe.
Blechpirat: Lord Aeron Hawick. Eher unfreiwillig zum Erben von Hawick geworden, nachdem sein älterer Bruder von den Freys vergiftet wurde. Nach dem Fall des Hauses Tully musste er aus Saltpans fliehen, und er hofft, bei seinen vermeintlichen Verwandten im Haus Longthorpe Unterschlupf und Unterstützung zu finde
« Letzte Änderung: 13.09.2015 | 19:36 von Dr Hoo »
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Re: [ST 15] Game of Thrones: House Longthorpe of Longsisters
« Antwort #1 am: 13.09.2015 | 13:39 »
Teil 1:

„'Tis the tale
of Hawick's fall
defeated in the ice-cold Bite
defeated by a Sister's might.“

Dies ist die Geschichte vom Untergang des Hauses Hawick, und vom Niedergang des Hauses Longthorpe, verursacht vom Willen einer einzigen Schwester.


Die Dame auf der Ottomane räkelte sich gelangweilt, dann steckte sie sich noch eine Weintraube in den Mund. Unzählige Gold- und Silberreifen klingelten hell, als sie sich bewegte. Ihr gegenüber stand noch immer der Besucher, ein Mann aus dem Norden, der auf dem Markt bei einem Schmied dessen Waren feilbot. Er hatte nur noch ein Auge und sah auch sonst aus wie ein Kämpfer, doch noch etwas anderes umgab ihn, und so hatte sie ihn zu sich rufen lassen, denn sie fand diese ungewaschenen und ungekämmten Nordmänner unterhaltsam.
„Erzählt mir noch eine Geschichte,“ bat sie. „Eine tragische Geschichte aus eurem hohen Norden, wo es niemals Sommer wird, und die Menschen Schwimmhäute haben.“
Der Mann räusperte sich. „Dann wird euch gewiss die Geschichte vom Fall des Hauses Hawick gefallen, edle Dame.
Alles begann, als das Haus Stark in der Nacht der roten Hochzeit niedergeworfen wurde, und der junge Wolf und seine Mutter den Tod fanden. Die Tullys, Verbündete der Starks, und ihre Bannermänner, waren geschlagen, und Saltpans, die Heimat des Hauses Hawick, wurde von den Freys belagert. Den ältesten Sohn des Hauses hatten sie bereits ermordet, und nun trachteten sie Lord Aeron, dem Erben von Hawick, nach dem Leben.
Dem jungen Lord jedoch gelang die Flucht. Seine Frau, die schöne Lady Sunniva, stammte von der Insel Longsister aus dem Haus Longthorpe – so dachte er. Doch was er nicht wusste, war die Tatsache, dass seine Ehefrau nicht die war, die sie zu sein schien. Vor etwas mehr als 24 Jahren wurde Longthorpe von einer Gruppe lysenischer Piraten heimgesucht. Neun Monate nach diesem Ereignis wurde Lady Neve Longthorpe von einem Mädchen entbunden, und aufgrund seines Aussehens war sehr schnell klar, dass nicht der Lord, sondern der Anführer der lysenischen Piraten der Vater des Kindes war. Niemand wusste, warum Lord Rolland, der als harter Mann galt, das Mädchen aufziehen ließ, doch geliebt wurde Sunniva Stone nicht.
Eines Tages jedoch nahm Lord Rolland Sunniva mit zu einer großen Hochzeitsfeier in den Flußlanden, und dort traf sie Aeron Hawick, der sich augenblicklich in die junge Frau verliebte. Er jedoch hielt sie für Lord Rollands leibliche Tochter, und dieser machte keine Anstalten, diesen Irrtum aufzuklären.
So kehrte nun die Bastard-Tochter des Piraten nach Longthorpe zurück, voller Angst und Spannung, ob ihr Geheimnis vor ihrem Mann gewahrt blieb, begleitet von ihren Kindern, Jon, ein Knabe von sechs Jahren, das Ebenbild seiner Mutter, und ihre vierjährige Tochter Melissa. Mehr Kinder waren dem Haus Hawick noch nicht vergönnt, sehr zum Leidwesen von Lady Dayana, Aerons betagter Mutter. Auch sie war aus Saltpans geflohen und nun mit ihrem Sohn, seiner Frau und den Kindern an Bord des Schiffes, das die Familie nach Longsister brachte.
Das Schiff aus den Flusslanden blieb auch auf Burg Longthorpe nicht unbemerkt. Rowan Longthorpe, der einzige Sohn Lord Rollands und der Lady Neve, beobachtete die Ankömmlinge von einem Ausguck auf dem Dach des Bergfriedes. Als er die Farben des Hauses Hawick erkannte, schlug sein Herz schneller, weil die Frau, die er liebte, zurück nach Hause kehrte – seine Schwester. Niemand ahnte, dass Halbbruder und Halbschwester einander zugetan waren wie Mann und Frau, und als Sunniva Aeron Hawick heiratete, glaubte Rowan seine Gefühle besiegt, doch nun, wo er die weißen Möwen auf dem Blau von Hawick am Horizont sah, spürte er, wie die alte Liebe wieder aufflammte. Bisher war Rowan Longthorpe immer noch unverheiratet, doch er wusste, dass er einen Erben brauchte, und so würde er nicht um die Hochzeit mit der Tochter eines der Bannermänner herum kommen, so wie sein Vater es sich gewünscht hatte.
Der Gedanke an seinen Vater schließlich liess ihn sich vom Schiff am Horizont lösen, denn es war an der Zeit, Lord Rolland auf die Ankunft seiner Ziehtochter vorzubereiten.
Lord Rolland hatte sich in seine Gemächer zurückgezogen, nachdem er wie so oft den halben Tag im Keller der Burg verbracht hatte, umgeben von alten Schriften und seltsamen Artefakten. Sein Verstand sei umnebelt, munkelten die Einwohner von Longsister hinter vorgehaltener Hand, schon seit einigen Jahren wandelte Lord Rolland auf den Pfaden jenseits des Bewusstseins. Manche sagten, es sei der Tod seiner Frau gewesen, aber wieder andere glaubten, dass es die Insel selbst war, die vom Geist Lord Rollands Besitz ergriffen hatte, doch nur die, die vermuteten, dass es mit dem Einbruch des Winters zusammenhing, kamen der Wahrheit am nächsten.
Auf Bitten seines Sohnes kleidete Lord Rolland sich an, doch fiel seinem Sohn auf, dass er wieder Hand an sich gelegt hatte, an seinem Arm hatte er eine notdürftig verbundene Schnittwunde. „Schick nach dem Maester,“ empfahl Rowan, aber der alte Lord wiegelte ab. „Es geht mir gut. Nun lass uns Sunniva und ihren Gemahl begrüssen“.
Es war eine merkwürdige Begrüßung dort am Tor: Lord und Lady Hawick, die Flüchtlinge waren auf dieser Insel, Rowan, der sich bemühte, Distanz zu seiner Schwester und Geliebten zu wahren, Lady Dayana, der die Insel mißfiel, seit sie an Land gegangen war, und Lord Rolland, der sich bemühte, so zu tun, als sei er der liebende Vater des Bastards seiner Frau. Aeron Hawick, den Kindern und seinen Männern fiel dies nicht auf, sie waren froh, wieder festen Boden unter den Füßen zu haben und hatten hauptsächlich eine warme Mahlzeit und ein heißes Bad im Blick.
Es wurde ein großartiges Mahl für die Gäste aufgefahren: Steckrübensuppe mit Speck, Ziegenkäse mit Honig und Chili, Heilbutt an Fenchel, Wild und Pilze aus den heimischen Wäldern mit gebratenem Wirsing, Kirschkuchen und Kaffee. Lord Aeron lobte die Küche des Lords, doch Lady Sunniva fiel auf, dass dies nicht die übliche Küche war. Sie nahm sich vor, später mit der Köchin Betsy, ihrer Freundin aus Kindertagen zu sprechen. Doch zuvor musste sie ein anderes Gespräch erledigen.
In einem Gang des Bergfriedes gelang es ihr, ihren Bruder Rowan zu stellen, der sich ihr bisher entzogen hatte. Die Geschwister kannten jede dunkle Ecke und jeden versteckten Winkel des Hauses, wo sie sich ungestört ihren Gefühlen hatten hingeben können, und in einer solchen Ecke wartete Sunniva auf Rowan. Doch es ging ihr nicht allein um ein intimes Wiedersehen, auch die Frage nach dem, was mit Lord Rolland passiert war, trieb sie um. Rowan hingegen hatte nur einen Gedanken: Die Frau, die er liebte, war zurück, gemeinsam mit ihrem Ehemann und ihren Kindern. Er konnte nicht dort weitermachen, wo sie vor sechs Jahren aufgehört hatten, nein, er durfte es nicht. Er musste sich um die Insel kümmern, um seinen Vater, und eines seiner vorrangigen Ziele war es, die Piraten ein für allemal von der Insel zu vertreiben. So im Widerstreit der Gefühle fiel ihm nichts besseres ein, als seine Schwester von sich zu stoßen, und so gingen die ehemaligen Geliebten im Streit auseinander.
Während Sunniva ihre Freundin Betsy aufsuchte, die ihr beichtete, dass sie inzwischen die Geliebte eines Piraten war, der sie mit den edlen Gewürzen und Getränken versorgte, begab Rowan sich zu seinem Vater. Für die nächsten Tage war der traditionelle Ritt über die Insel geplant, es galt, die Bannermänner aufzusuchen und sich ihrer Loyalität zu versichern.Lord Aeron und Lady Sunniva wurden zu dieser Reise eingeladen worden und hatte dankend angenommen, und so mussten Vorkehrungen getroffen werden, damit keiner der Männer sich gegenüber Aeron verplapperte und ihm die wahre Herkunft seiner Frau offenbarte.
Sunniva, von Betsys Rum beseelt und von Rachegedanken gegenüber ihrem Bruder erfüllt, beschloß, ihren Ehemann zu beglücken, was so laut geschah, dass es am Morgen die Runde bei den Mänenrn im Bergfried machte und schließlich auch Rowan erreichte, der sich verbissen eingestehen musste, dass der manierierte Flusslord ihm, dem Krieger, den Schneid abzukaufen drohte.
Doch er liess sich nichts anmerken, weder beim Frühstück noch beim Ritt zu Lord Gaelen Boyd, dem ersten der drei Bannermänner.
« Letzte Änderung: 20.09.2015 | 00:44 von Dr Hoo »
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Re: [ST 15] Game of Thrones: House Longthorpe of Longsisters
« Antwort #2 am: 13.09.2015 | 13:40 »
Teil 2:
Gaelen Boyd war nicht nur ein entfernter Verwandter des Hauses Longthorpe und ein hervorragender Schnapsbrenner, er war auch davon überzeugt, dass seine Tochter Karren – eine eher unansehnliche Maid von 13 Jahren – die perfekte Ehefrau für Rowan Longthorpe war. Doch weder das Mädchen noch Rowan hatten es mit einer Hochzeit wirklich eilig. Trotzdem ließ Lord Boyd nichts unversucht, das Haus Longthorpe zu hofieren und die Eheschliessung voranzutreiben. So wurde am Abend Karren neben Rowan gesetzt, der sich bemühte, die junge Frau nicht vor den Kopf zu stoßen, waren doch seine Gedanken immer noch bei seiner Schwester und seinem Vater, der nicht mehr auf dieser Welt zu weilen schien.
Später am Abend wollte Lord Boyd seinen Besuchern seine Brennerei zeigen, besonders Lord Hawick gedachte er damit zu beeindrucken. Doch dieser war an etwas ganz anderem interessiert. Ihm fiel auf, dass Boyd nie und nimmer Profit machen konnte, wenn er seinen Whisky für so wenig Geld hergab, und er argwöhnte, dass Boyd mit den Piraten Geschäfte machen konnte. Ihm war klar, dass der Bruder seiner Gattin nicht ahnte, was sein Bannermann dort trieb, und so kaufte er Boyd mehrere Fässer ab zu einem Preis, bei dem dieser Verlust machen musste. Doch Rowan bemerkte es nicht, verbittert sah er, wie gut sich der ihm immer verhasster werdende Gemahl seiner Schwester mit Lord Boyd verstand, und er beschloß, es seinem Rivalen am nächsten Tag heimzuzahlen.
Sunniva unterdessen entschuldigte sich bei den Männern, auch wenn sie es nicht zugeben wollte, war sie eifersüchtig auf Boyds Tochter. Sie schalt sich, dass es dazu keinen Grund gab – auch nachdem sie zwei Kinder geboren hatte, war sie immer noch die schönste Frau dieser Insel. So versunken in ihre Gedanken stapfte sie mißmutig die Treppen hinauf zu den Zimmern, die Lady Boyd ihr und Lord Hawick hatte richten lassen, als ihr Blick auf einen Raum fiel, in dem Licht brannte. Sie wusste nicht, warum sie auf die Tür zutrat und sie öffnete, ein tiefer innerer Drang trieb sie dazu.
Darin lag eine alte Frau in einem Bett, ihr schmaler Kopf mit den schütteren weißen Haaren versank beinahe in den vielen Kissen, die man ihr zur Stütze gegeben hatte, und ihr schmaler zerbrechlicher Körper war unter den dicken Decken nur zu erahnen. Das Licht im Zimmer war gedämmt, und Sunniva stellte die Lampe, die neben dem Bett der scheinbar schlafenden Alten stand, ein wenig höher. „Du bist zurückgekommen,“ sprach die Alte plötzlich, und ihr blinder Blick schien Sunniva zu durchfahren, während sie weitere Rätselworte von sich gab. Als die junge Lady Hawick fliehen wollte, griff die Alte mit einem Mal nach ihrem Arm. Ihr Griff war fest und stark und strafte ihre dürre ausgemergelte Gestalt Lügen. Sie redete weiter auf Sunniva ein, bis dieser es gelang, sich aus dem Griff der Blinden zu winden und sich zum Fenster zurückzuziehen.
Verstört blickte sie hinaus, doch was sie dort sah, ließ ihr einen erneuten Schauer über den Rücken laufen. Lord Rolland stand im Hof, mit einer Fackel in der Hand, und er sah zum Fenster hinauf, an dem Sunniva stand. Er lächelte wissend, und Sunniva begann zu zittern, denn mit einem Lächeln hatte der Lord sie noch nie bedacht.
Doch Lord Rolland hatte Grund, zu lächeln. Als alle anderen beschäftigt waren, war er hinausgegangen in die Dunkelheit, bis er einen alten Ritualstein erreicht hatte, der noch aus der Zeit vor den Sieben stammte. Dort gab er sich seinen Visionen hin, die ihm sein Studierzimmer in Longthorpe Hall zeigte. Lady Dayana Hawick schritt durch das Zimmer, ihr Ziel war der Stammbaum des Hauses Longthorpe, der verrußt neben dem Kamin hing. Sie ging in die Knie und wischte den Ruß an der Stelle beiseite, an der Sunnivas Name hätte stehen müssen. Doch natürlich fand sie nicht, was sie suchte. Mit grimmigem Gesichtsausdruck ging sie wieder von dannen.
Sunniva, verstört von der alten Frau und Lord Rolland, hatte nur einen Gedanken im Sinn: Flucht! Doch wohin sollte sie noch fliehen? So musste sie gute Mine zum bösen Spiel machen und ihre Reise zu den Bannermännern fortsetzen.

Am nächsten Tag unternahm Aeron Hawick einen weiteren Versuch, sich mit dem Bruder seiner Ehefrau anzufreunden. Er wollte ihm erklären, dass Boyd ihn übers Ohr haute, doch Rowan hörte ihm nicht zu. Zu sehr fühlte er sich in seiner Ehre gekränkt, und er sah nur eine Möglichkeit, seine Ehre wieder herzustellen: Er lud Aeron zu einem Wettrennen ein.
Wie von Sinnen preschten die beiden jungen Männer auf ihren Pferden durch den Wald, bis Rowans Pferd zu Fall gebracht wurde durch eine Unebenheit im Boden, und Rowan stürzte. Schreiend wand das Tier sich auf dem Boden, bis der Erbe von Longthorpe es mit seinem Schwert erlöste. Nun hatte er nicht nur sein Pferd verloren, sondern auch das Rennen gegen den Mann, dem Sunnivas Gunst zu gehören schien und der auch noch besser zu wissen schien, was seine Insel und seine Bannermänner wollten und brauchten. Er beschloß, Aeron dennoch Angst einzujagen und führte ihn ein wenig weiter in den Wald hinein, bis er mit ihm an einer Klippe stand, wo die Felsen senkrecht ins Meer hinabstürzten. Mit Genugtuung nahm Rowan wahr, dass Aeron Hawick kreidebleich wurde ob der Tatsache, dass er vielleicht in seinen sicheren Tod geritten wäre. Um diesen Moment auszukosten, wies er ihn auf Kratzspuren an einem der Bäume hin, in etwa drei Meter Höhe. „Was ist das?“ wollte Aeron wissen, während er die Spuren ängstlich und fasziniert zugleich betrachtete, und Rowan antwortete ihm nur zu gerne. „Dies sind die Wetzspuren einer Schattenkatze. Einer jungen, wie mir scheint, wenn sie in dieser Höhe zu finden sind.“ Mit diesen Worten stapfte der junge Lord aus dem Wald, während Aeron Hawick ihm mit seinem Pferd folgte.

Der nächste Bannermann, dem die Gruppe ihre Aufwartung machte, war Lord Leeland Merlston, der Herr von Tallcliff. Tallcliff war der einzige weitere Hafen auf der Insel. Dort lagen auch ein Schiff vor Anker, was Lord Hawick wohlwollend zur Kenntnis nahm, denn noch hatte er die Rückeroberung Saltpans aus der Hand der Freys nicht aufgegeben. Leeland indes trat an Rowan und Aeron heran mit seinem Plan, die Piraten aus Sugartown zu vertreiben, die noch sechs weitere Schiffe besassen. Während Rowan sich den Plan seines Lords in allen Einzelheiten erklären ließ – war es doch sein Ziel, die Piraten ein für alle Mal von der Insel zu vertreiben – hatte Aeron anderes im Sinn. Er wollte die Piraten auf seine Seite ziehen, ihnen Gold geben dafür, dass sie ihm halfen, Saltpans zurück zu erobern. Lord Rolland hingegen hielt ebenfalls nicht viel von den Plänen, die Piraten auszuräuchern, doch waren seine Motive andere: Um zu verhindern, dass noch einmal so etwas passierte wie in jener Nacht, als Sunniva gezeugt wurde, hatte er einen Nichtangriffspakt mit dem „König“ von Sugartown geschlossen. Liess er die Piraten in Ruhe, verschonten sie Longthorpe und Longthorpe Hall. Ihm war bewusst, dass sein Sohn sich seine Sporen verdienen wollte, indem er die Piraten von der Insel vertrieb, doch Rolland, dessen Geist immer weiter in die Arme des Wahnsinns hinabzusinken drohte, hatte ganz andere Pläne für seinen Sohn – und die Tochter seiner Frau.
Er war der Langen Schwester verfallen, jenem Naturgeist, dem die Insel ihren Namen verdankte, und sie hatte ihm im Austausch für einen menschlichen Körper – einen weiblichen Körper – versprochen, Rowan zu ihrem Lord zu machen und mit ihm zu herrschen. So plante Rolland hinter dem Rücken von Rowan und Aeron die Opferung Sunnivas, denn schon bei ihrer Geburt war ihm geweissagt worden, dass sie für die Insel reiche Ernte bringen würde.
« Letzte Änderung: 20.09.2015 | 00:46 von Dr Hoo »
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Re: [ST 15] Game of Thrones: House Longthorpe of Longsisters
« Antwort #3 am: 13.09.2015 | 13:40 »
Teil 3:
Sunniva ahnte von all dem nichts. Sie war aufgebracht, weil sie gesehen hatte, wie Rowan und Aeron sich am Nachmittag wie kleine Jungen im Wettrennen hatten messen wollen, und dass Rowan dabei verletzt worden war. Auch wenn er sie weggestossen hatte, sie liebte ihn nach wie vor, und sie musste ihm etwas wichtiges sagen. Außerdem konnte sie ihre Eifersucht auf Karryn Boyd nicht länger im Zaum halten, sie musste wissen, ob Rowan bereits „Ja“ zu dieser Verbindung gesagt hatte.
Sie fand ihn in seiner Kammer, wo er seine Schulterwunde verband. Sie schalt ihn, dass er sich verantwortungslos verhalten hatte, doch bald war seine Wunde nicht mehr wichtig, es ging um Karryn Boyd. Rowan verteidigte sich, auch wenn er das Mädchen nicht liebte, ja, sie noch nicht einmal schätzte, so musste er doch heiraten, denn er brauchte einen Erben. Da konnte sich Sunniva nicht weiter zurückhalten. „Du hast bereits einen Erben,“ platzte es aus ihr heraus, und nun war das Geheimnis um ihren Sohn, den kleinen Jon Hawick, der seiner Mutter so ähnlich sah, doch dessen Augen die des Hauses Longthorpe waren, heraus. Aeron Hawick hatte keinen Erben, das Haus Longthorpe aber sehr wohl. Und würde Rowan einen Pakt mit den Piraten eingehen, könnte er mit einem Streich Longthorpe und Hawick einnehmen. Mit einem Mal schien alle Zuneigung zu Aeron von Sunniva abgefallen zu sein, sie wollte ihren Bruder zum Herrn über beide Lehen machen und die Insel ein für alle Mal mit ihm verlassen. Auch wusste in den Flusslanden niemand etwas von Sunnivas Herkunft, sie könnten dort also wie Mann und Frau leben, sobald Aeron Hawick aus dem Weg war.
Doch Rowan konnte oder wollte sich nicht dem Plan seiner Schwester anschließen, denn seine Verantwortung lag hier, auf Longsister. Doch vielleicht war der Keim des Zweifels gesät, jetzt, wo er wusste, dass er einen Sohn hatte.
Am nächsten Morgen ging die Reise weiter zu Lord Ashton Darrynworth, dem Lord von Cedars, der der größte Holzhändler der Insel war. Ähnlich wie Gaelen Boyd verdankte er seinen Reichtum auch seinen Geschäften mit den Piraten, was nicht zur Aufmunterung Rowans beitrug.
Doch schließlich ging die Reise zu den Bannermännern zuende, und man traf wieder in Longthorpe ein. Während die Herren von Longthorpe Hall zurückkehrten in den Bergfried, gemeinsam mit Sunniva, die ihre Kinder sehen wollte, wurde Lord Hawick vom aufgeregten Kapitän seines Schiffes aufgehalten, denn ein wichtiger Besucher hatte sich angekündigt. Der Kapitän berichtete außerdem, dass er den Männern erlaubt hatte, nach Sugartown zu gehen, damit sie sich vergnügten und nicht auf dumme Gedanken kamen. Doch bevor Lord Aeron sich weiter mit dem Treiben seiner Männer beschäftigen konnte, trat der Besucher an ihn heran. Es war Lord Davos Seaworth, die Hand von König Stannis, der Lord Hawick anbot, sich Stannis anzuschließen. Stannis Baratheon würde sich erkenntlich zeigen und bei der Eroberung von Saltpans helfen. Doch eines war für diesen Plan unerlässlich: Die Einbindung der Piraten von Sugartown und des Hauses Longthorpe, auch wenn Aeron wusste, das Rowan sich gegen diesen Plan sträuben würde.
Auf Longthorpe Hall unterdessen kam es zu einer weiteren denkwürdigen Begegnung. Lord Rolland hatte Lady Dayana Hawick zu sich gebeten. Die verbitterte alte Frau wusste, dass Sunniva nicht Rollands leibliche Tochter war, und weil sie schon lange eine Möglichkeit gesucht hatte, ihre ungeliebte Schwiegertochter loszuwerden, wollte sie Rolland zur Rede stellen. Doch Rolland, der wusste, was Dayana auf dem Stammbaum gefunden hatte, nahm das Beweisstück von der Wand und warf es in die Flammen. „Euer Sohn und meiner – sie können gemeinsam die Insel mit Feuer überziehen oder mit ihr untergehen,“ sagte er, und die alte Dame floh entsetzt aus dem Studierzimmer.
« Letzte Änderung: 13.09.2015 | 18:23 von Dr Hoo »
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Re: [ST 15] Game of Thrones: House Longthorpe of Longsisters
« Antwort #4 am: 19.09.2015 | 21:37 »
Letzter Teil:

Am Abend berichtete Aeron Hawick seiner Frau von dem Besucher auf seinem Schiff. Sunniva, die ahnte, dass ihr Gemahl sich Stannis Baratheon anschließen wollte, wusste, dass sie seine Pläne durchkreuzen musste, wenn sie ihren Plan, Rowans Sohn als Erben von Saltpans und Longsister einzusetzen, in die Tat umsetzen wollte. Sie fragte ihren Gemahl, ob sie noch einmal mit Rowan reden sollte. Nur zu gern nutzte sie diesen Vorwand, um ihren Bruder aufzusuchen. Sie beschwor Rowan, sich ihr anzuschließen, und sie beschwor die Liebe, die einst zwischen ihnen gewesen war. Und diesmal stieß Rowan seine Schwester nicht von sich, sondern gab sich seinen Gefühlen hin.
Aeron unterdessen war schlaflos und wandelte durch den Bergfried, bis er auf Lord Rolland traf. Dieser wusste, was sein Sohn und seine Stieftochter in Rowans Gemach taten, und er beschloß, die Dinge auf seine Art voranzutreiben. Er führte Aeron in einen Gang, von dem aus man einen Einblick in Rowans Gemach und die Dinge, die darin vorgingen, hatte. Und wie es Rolland geplant haben mochte, wurde Aeron rasend vor Eifersucht und rannte mit gezogenem Schwert in das Zimmer seines Nebenbuhlers. Er erwischte die Liebenden in flagranti, und sein erster Impuls war es, Rowan mit dem Schwert zu durchbohren, auch wenn er dabei seine eigene Ehefrau töten würde. Doch das war ihm in diesem Moment gleich, das, was er gesehen hatte, machte ihn so wütend, dass er, der doch bisher nur ein Mann der Bücher gewesen war, nun zum Schwert griff. Natürlich war er auch im Vorteil, denn er war bewaffnet und bekleidet, doch es gelang Rowan ebenfalls, Aeron einige Hiebe zu versetzen, als er nach seinem Schwert greifen konnte. Doch dann geriet er ins Taumeln, und fiel, und beinahe hätte Aeron Hawick ihn mit seiner Klinge durchbohrt, wäre nicht Sunniva mit einem schweren Kerzenständer dazwischen gegangen.
Natürlich war der Kampf nicht unbemerkt geblieben, und so standen kurze Zeit später die Wachleute des Hauses Longthorpe in Rowans Gemach, genauso wie Lord Rolland und Ser Ormallos Hawick, der Waffenmeister des Hauses Hawick. Sunniva, noch immer außer sich vor Wut, behauptete, Aeron sei verrückt geworden und habe ohne ersichtlichen Grund Rowan Longthorpe angegriffen. Sie selbst sei vom Kampflärm erwacht, und habe versucht, ihren Bruder zu retten. Doch Ormallos Hawick war kein Dummkopf. Wohl war ihm bewusst, dass Lady Sunniva keine Schuhe trug, und dass sie unter ihrem dünnen Morgenmantel nackt war. Doch bevor er sprechen konnte, hieß Lord Rolland die Wachen Lord Aeron festhalten. Er ließ nach dem Maester schicken, nach dem Sunniva schon seit dem Eintreffen der Wachen verlangte, und der schließlich aufgeregt und verängstigt eintraf und sich daran machte, Rowan zu versorgen. Aerons Schwert hatte ihn hart getroffen, auf dem einen Auge würde er nie wieder sehen können.
Noch während der Maester und auch Sunniva sich um Rowan kümmerten, und Lord Rolland versuchte, herauszufinden, was passiert war, erschien auch Lady Dayana in der Tür. Als sie sah, was passiert war, wurde sie kreidebleich. „Sie ist schuld!“ entfuhr es ihr, während sie mit dem Finger auf Sunniva zeigte, „sie ist keine Longthorpe. Sie ist eine Stone!“
Für einen Moment war es totenstill im Raum, doch dann kam wieder Bewegung in die Leute. Lord Rolland erklärte, dass er die Mitglieder des Hauses Hawick fürs Erste festnehmen wollte, um am nächsten Morgen zu klären, was genau passiert war – auch wenn er genau wusste, dass er nicht ganz unschuldig war an Aerons Tat. Und Aeron dachte gar nicht daran, sich von Lord Longthorpe befehlen zu lassen, was er zu tun oder zu lassen hatte. Voller unterdrückter Wut reagierte er auf die Enthüllung seiner Mutter, indem er seinen Leuten befahl, dass sie packen sollten. Sunniva wusste, dass sie jetzt handeln musste. „Heute nacht sollte das Haus Hawick untergehen!“ schleuderte sie ihrem Ehemann entgegen, und von ihrer Zuneigung zu Aeron war nichts mehr zu spüren. Aeron hingegen erklärte, dass seine Mutter nach den Kindern sehen sollte, denn er gedachte, die Insel mit seiner Frau und seinen Kindern zu verlassen. Das konnte Sunniva jedoch nicht zulassen. Sie hob Rowans Schwert auf, um sich ihren Weg zu ihren Kindern notfalls mit Gewalt zu bahnen. Doch Aeron wollte sie daran hindern, den Raum zu verlassen, fest sah er ihr in die Augen und wiederholte: „Ich werde die Insel mit dir und meinen Kindern verlassen.“ In ihrer Verzweiflung spielte Sunniva ihre letzte Trumpfkarte: „Du wirst meine Kinder nicht mitnehmen. Du hast keinen Erben, Hawick.“ Aber entweder hatte Aeron ihre Worte nicht gehört, oder er wollte sie nicht hören, er beharrte weiter darauf, dass die Männer von Hawick packten und Burg Longthorpe verliessen.
Jetzt wusste Sunniva sich nicht mehr zu helfen. Sie fürchtete um Rowans Leben, der noch immer bewusstlos und schwerverletzt am Boden lag, während der Maester versuchte, seine Blutungen zu stillen, und um das ihrer Kinder. Ihre einzige Hoffnung war nun der Mann, der sie Zeit ihres Lebens versucht hatte, zu ignorieren, der scheinbar tatenlos zusah, wie sein einziger Sohn und Erbe starb. „Tu einmal das Richtige!“ schrie sie Lord Longthorpe an, und dieser reagierte. Schneller, als man es einem Mann seines Alters zugetraut hatte, lief er auf Aeron Hawick zu, packte ihn um die Hüfte und stürzte sich mit ihm aus dem Fenster zum Hof. Aeron lag bewusstlos, aber lebend im Hof, während Rolland sich aufrappelte und einen großen Pflasterstein aufhob. „Zieht euch zurück,“ rief er Ser Ormallos zu, der oben in der zerstörten Fensterlaibung erschienen war, „oder ich töte Aeron Hawick!“ Doch Ser Ormallos glaubte der Drohung des alten Mannes nicht, und darüber hinaus war Ormallos Hawick nach Sunnivas Enthüllung Aerons Erbe, und er war seinem Vetter niemals wirklich zugetan gewesen. Mit einem verächtlichen Schnauben wollte er sich umdrehen, doch da liess Lord Rolland den Stein fallen und beendete so das Leben von Aeron Hawick, dann wandte er sich an seine Männer. „Tötet sie alle!“ schallte es durch den Hof von Longthorpe Hall.
In diesem Moment stürmte Sunniva mit ihrem Schwert heran, auch wenn sie nicht die nötige Kraft hatte, die schwere Waffe zu heben und zu führen, so gelang es ihr doch, dass Ser Ormallos das Gleichgewicht verlor und ebenfalls aus dem Fenster stürzte. Doch Ormallos konnte sich abfangen, und im Hof hatte er als Gegner nur Lord Rolland Longthorpe, den er nach kurzer Zeit überwältigen konnte. Auch wenn der alte Mann sich mit Händen und Füßen wehrte, gelang es dem Waffenmeister doch, ihn wieder zurück in den Bergfried zu schleppen.
Sunniva unterdessen hatte nur einen Gedanken: Ihre Kinder! Sie musste verhindern, dass Lady Dayana, die sich nach ihrer Enthüllung wie ein geisterhafter Racheengel davongeschlichen hatte, ihrer habhaft wurde. Aus den Augenwinkeln nahm Sunniva wahr, dass Aeron Hawick mit zerschmettertem Haupt im Innenhof lag, doch sie verlor ihr Ziel nicht aus den Augen. Eine Kinderfrau und Lady Dayana waren bei Jon und Melissa, als die ehemalige Lady Hawick das Zimmer betrat, blutverschmiert, barfüssig und nackt unter ihrem Morgenmantel, und in der rechten Hand das Schwert ihres Bruders und Geliebten. „Geh,“ sagte sie zu Lady Dayana, und die alte Frau wusste, dass nun alles vorüber war. Sie verließ ohne ein weiteres Wort das Kinderzimmer, und auch die Kinderfrau ging, während Sunniva bei ihren schlafenden Kindern blieb.
In Longthorpe Hall währenddessen tobte der Kampf zwischen dem Haus Hawick und dem Haus Longthorpe ununterbrochen weiter. Zuerst hatten die Männer des Hauses Longthorpe gezögert, denn sie wollten ihren Lord nicht gefährden, doch Lord Rolland hatte ihnen einen unmissverständlichen Befehl entgegen gebrüllt: „Tötet sie alle!“
So gelang es einigen wenigen des Hauses Hawick zwar, Longthorpe Hall zu verlassen, doch auf dem Weg zum Hafen wurden auch sie im Pfeilhagel niedergestreckt, als letzter fiel Ser Ormallos Hawick und seine Geisel, Lord Rolland.
Doch es heisst, dass Lord Rollands Geist seinen Körper kurz vor seinem Tod verließ und er in eine der Schattenkatzen fuhr, die durch die Wälder streunen. Die Schattenkatze sei zu einer Höhle gelaufen, hieß es, in der die Lange Schwester wohnte, ein Wesen halb aus Stein und halb aus Fleisch und Blut, und dort lebe er in der Katze weiter.
Sunniva und Rowan verließen die Insel, wie Sunniva es sich immer gewünscht hatte, mit Sunnivas Kindern stachen sie in See, Richtung Braavos.
Aeron Hawick wurde mit seinen Männern in einem Massengrab verscharrt, am nächsten Tag erinnerte nichts mehr daran, dass das Haus Hawick jemals vor Longsister Anker geworfen hatte.
Und so endet die Geschichte vom Untergang zweier Häuser und einer Insel, die niemand gehen ließ, auch wenn er sie schon lange verlassen hatte.“
Mit diesen Worten schloss der Einäugige seine Geschichte. „Und woher wisst Ihr dies alles?“ wollte die Kurtisane wissen, während sie sich noch einen Becher Rotwein eingoss. „Heute, Mylady, bin ich nur ein armer Geschichtenerzähler und Händler, der nun zu Frau und Kind zurückkehrt. Aber früher, im Norden auf See, da nannte man mich Rowan Longthorpe.“
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