Das Spiel basiert ja vor allem auf dem Cthulhu-Mythos von Derleth. Und der darin verbratene Hastur-Mythos ist sehr anders als der "Gelbe Mythos" von Chambers. Und Chambers ist sehr anders als Lovecraft, weswegen ich es so schade finde, wenn die beiden zusammengematscht werden und der König in Gelb nur ein weiterer Großer Alter ist.
Lovecraft arbeitet viel mit greifbarem Horror, mit Schrecken, der sich messen, fotografieren und auf Tonträger aufnehmen lässt. Die Bedrohungen sind objektiv gefährlich und die Protagonisten oft zur falschen Zeit am falschen Ort. "Böse" sind vor allem wahnsinnige Kultisten, die Monster sind meistens einfach nur was sie sind, schrecklich, aber ohne Motiv und Ethik oder Moral.
Chambers Geschichten sind dagegen hochgradig subjektiv, mit unzuverlässigen Ich-Erzählern, die oft ihren eigenen Sinnen nicht trauen oder gleich wahnsinnig ist. Die Bedrohungen sind persönlich und dramatisch, aber vielleicht auch nur einfebildet. Und der König in Gelb ist eher ein Motiv oder Symbol als ein Gegner.
Und gerade, weil der König in Gelb ganz wo anders herkommt als der Cthulhumythos und weil er anders funktioniert als die ganze kosmisch schreckliche Tentakelbande finde ich es schade, dass die Abenteuer zu dem Thema meist eher fantasielos und platt sind, weil sie versuchen, alle Elemente der König-in-Gelb-Liste abzuhaken, wobei die Originalgeschichten eher thematisch als inhaltlich zusammenhängen:
In einem motherfucking Amerika 30 Jahre in der Zukunft mit faschistoider Regierung und Selbstmordkammern versucht ein Wahnsinniger, seine ausgedachte(?) Erbfolgegeschichte mithilfe eines verrückten Erpressers durch Morde umzusetzen.
In Paris (anscheinend in derselben Zukunft) erfindet ein Bildhauer eine Chemikalie, die organisches Leben in Marmorstatuen verwandelt und bringt sich um, nachdem seine Geliebte ihr zum Opfer fällt.
Ein Kirchenbesucher gleitet während des Orgelspiels in einen Albtraum ab, in dem er von einem monströsen Organisten verfolgt wird und aus dem er in eine noch schrecklichere Realität erwacht.
Und ein Maler verliebt sich in sein Modell zu dem Zeitpunkt als ihm sein eigener Tod in Form von Visionen und gleichzeitig in Gestalt eines abscheulichen menschlichen Leichenwurms immer näher rückt.
In allen Geschichten kommt das Stück "Der König in Gelb" als Buch vor. In keiner davon geht es um den Inhalt oder die Ausführung des Stücks, sondern nur um die Wirkung auf den Leser.