Meine These ist aber, dass Facing mehr kann.
- Man kann sich von hinten anschleichen
- Man kann jemanden ablenken, dass er sich wegdreht.
So fein löst D&D ab 3E aufwärts nicht auf. Du brauchst dich nicht "von hinten" anschleichen, du kannst dich einfach so anschleichen. Die Abwesenheit von Facing bedeutet ja nicht, dass man immer 360° Rundumsicht hat. Es bedeutet, dass man sich halt je nach Situation mal hierhin, mal dahin umsieht. Wer sich da anschleichen will, passt eben die Augenblicke ab, in denen die Wache gerade in die andere Richtung schaut. Wie gut das vom Timing her funktioniert, wird eben durch den Stealth-Wurf bestimmt. Je nachdem, wie aufmerksam die Gegenseite ist, entweder gegen die Passive Perception oder gegen den Wurf wenn sie aktiv suchen.
Die Stealth-Regeln in 5E sind sehr grob und rudimentär. Im Wesentlichen bleibt dein Stealth Check so lange gültig, bis du aufhörst dich zu verstecken oder angreifst. Wie gesagt sind die Regeln da sehr wenig detailliert, aber man kann schon zB sagen, wenn man es von der letzten Deckung bis zum Gegner in einer Bewegung schafft, bekommt man den Advantage für den Angriff.
Wenn nun jemand beispielsweise am Lagerfeuer sitzt und ins Feuer starrt, schaut er sich nicht um, und dann kannst du dich "von hinten" an ihn anschleichen. Beispiel für regelmechanische Umsetzung: er ist abgelenkt/unaufmerksam, hat darum -5 auf seine Passive Perception, du würfelst Stealth.
Wie gesagt, in AD&D haben wir mit Facing gespielt, was vor allem für unsere Diebin wichtig war, weil da Backstab (der Vorläufer von Sneak Attack) wirklich nur bei Angriffen _in den Rücken_ zünden konnte. Da war sie dann oft mehrere Runden lang beschäftigt, sich zu positionieren, ehe sie ihren Angriff durchführen konnte -- und das konnte sie überhaupt nur wiederholen, weil sie einen Unsichtbarkeitsring hatte, aber selbst damit kam sie nur bestenfalls alle 2, eher 3 Runden zum Angreifen. Das war schon ziemlich fitzelig. _Manchmal_ hatten wir auch erfolgreiche taktische Manöver damit, z.B. dass mein Char sich um den Gegner herumbewegt hat, damit der sich mitdreht, und seinen Rücken der (unsichtbaren) Diebin darbietet.
Von solchen Sonderfällen abgesehen, ist Facing potentiell sehr einseitig nachteilig für die SCs, da die meist nur wenige sind und man halt oft gegen Überzahlen antritt. Will sagen, sie (Gegner) können dich (SC) jederzeit umzingeln, du sie aber fast nie. Wir haben da schon das unsere zu getan um uns nicht völlig umzingeln zu lassen, aber der SL hat es auch nicht brutal drauf angelegt uns in den Rücken zu fallen, sonst hätte er das viel viel öfter schaffen können.