Autor Thema: Fragen zu Aspekten im Konflikt  (Gelesen 1650 mal)

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Offline Sashael

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Fragen zu Aspekten im Konflikt
« am: 31.01.2016 | 13:13 »
Hallo!

Ich habe ein leichtes Verständnisproblem mit Aspekten, die in Konflikten erschaffen werden und nicht zeitgemäß genutzt werden.

Folgendes Beispiel soll helfen zu verstehen, was ich meine:
Zwei Kämpfer stehen sich gegenüber und beharken sich mit ihren Angriffen. Einer der beiden bringt den anderen aus dem Gleichgewicht und legt den Aspekt "Ausser Balance" auf ihn. Aus Gründen kommt er nicht dazu, diesen Aspekt sofort auszunutzen. Der Konflikt wogt weiter und mehrere Runden später, nachdem sich die beiden auch noch durch mehrere Zonen bewegt haben, liegt der Aspekt ja immer noch auf dem Gegner.

Aspekte sind "immer wahr". Aber mir fehlt das Verständnis, wieso das nicht zeitlich begrenzt ist. Wenn der Vorteil nicht sofort genutzt wird, ist in anderen Systemen nach einer Runde Schluss mit lustig. Oder der Gegner opfert eine unbedeutende Ressource (in diesem Fall z.B. Bewegung), um den Zustand wieder loszuwerden.

Wie sollte man das in Fate behandeln? Overcome Action? Was ich auch wieder unintuitiv finde.
Und was ist, wenn der Gegner den Aspekt einfach ignoriert? Ausser vorhanden zu sein, behindert er ihn ja nicht, es sei denn er wird gereizt.

Was mich zur nächsten Frage bringt: Wenn z.B. ein Gegner den Aspekt "Ausser balance" auf sich hat und eine athletische Aktion versucht, wie kann ich den Aspekt dann gegen ihn verwenden? Kann ich den Aspekt nutzen, um ihm -2 auf seinen Wurf zu geben? Oder ihn zwingen, seinen tollen Wurf zu wiederholen? Also das Gegenteil von dem machen, was eine positive Nutzung eines Aspektes bringt? Oder kann ich den Aspekt nur dann reizen, wenn ich aktiv werde, um mir einen Vorteil zu geben? Was wiederum irgendwie unintuitiv wäre. So stelle ich mir den Zustand "Ausser Balance" nicht vor. Und dann widerspricht das Ganze wieder dem Leitmotto "Fiction first".
"Ja natürlich ist das Realitätsflucht. Was soll daran schlecht sein? Haben Sie sich die Realität in letzter Zeit mal angesehen? Sie ist grauenhaft!"


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Offline SeldomFound

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Re: Fragen zu Aspekten im Konflikt
« Antwort #1 am: 31.01.2016 | 13:25 »
"Außer Balance" wäre meiner Meinung nach weniger als Aspekt und viel eher als Schub geeignet, der nach eine Runde verfällt.

Ein besseres Beispiel für vorteilhafte Aspekte im Kampf wären "Liegend", "Auf den Knien" oder "Im Würgegriff".

Offline Chruschtschow

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Re: Fragen zu Aspekten im Konflikt
« Antwort #2 am: 31.01.2016 | 13:34 »
Zur Langlebigkeit von Aspekten schaust du am besten mal hier rein. Im Prinzip bleiben Situationsaspekte so lange, wie sie sinnvoll sind. Ein Gegner wird nach mehreren Runden wahrscheinlich nicht mehr außer Balance sein. Sollte er zum Beispiel zwischendrin mal jemanden angegriffen haben, dann wird er da wohl vorher einen sicheren Stand eingenommen haben. Das kann mit oder ohne Probe geschehen. Gehe ich zum Beispiel eine Zone weiter und bin plötzlich außer Sicht des Scharfschützen, der gerade Im Fadenkreuz mit zwei frei Invokes auf mich gepackt hat, dann sind die einfach weg. "Immer wahr" ist eine Zweibahnstraße bzw. bezieht sich in der Hauptsache auf Charakteraspekte. Ist der Aspekt da, ist das in der Fiktion so. Macht es in der Fiktion keinen Sinn mehr und ist damit nicht mehr wahr, ist aber auch der Aspekt dahin.

Ist der Charakter außer Balance kann das allerdings verschiedene Effekte haben. Zum Beispiel können Aspekte passive Opposition darstellen. Versucht er jemanden zu hauen, dann kann diese passive Opposition eventuell die Opposition an Stelle eines Verteidigungswurfs sein. In dem Fall nehme ich da als Schwelle gerne die Shifts aus der Probe, die den Aspekt erzeugt hat. Will er die Zone wechseln, dann ist das eigentlich kein Problem. Weil er außer Balance ist, muss er allerdings doch eine Athletikprobe schaffen.

Außerdem kann der Aspekt auch einige Dinge erschweren. Ich kann Aspekte ja auch einsetzen, um Gegnern das Leben schwerer zu machen. Greift er mich an, so kann ich natürlich ganz regulär freie Invokes und Fatepunkte bringen, um mir einen Bonus von +2 zu geben. Versucht der Gegner aber etwas anderes, bei dem ich nicht aktiv verteidige, kann ich alternativ mit freien Invokes und Fatepunkten die passive Opposition um +2 erhöhen. Netto also dein -2 von oben, nur halt als +2 auf die Schwierigkeit, weil höhere Werte schöner sind, sprich es ist cooler, wenn ich etwas großartig (+4) schaffen muss, weil seine Schwierigkeit hoch gepumpt wurde, als dass ich mit eingeschränkten Fähigkeiten ein ordentliches (+2) Ergebnis erziele. :d

Und Außer Balance ist tatsächlich besser als Schub zu gebrauchen, weil es recht schnell weggeht.

Weiterführende Literatur: Richard’s Guide to Blocks and Obstacles in Fate Core
« Letzte Änderung: 31.01.2016 | 13:54 von Chruschtschow »
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Offline Bad Horse

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Re: Fragen zu Aspekten im Konflikt
« Antwort #3 am: 31.01.2016 | 13:39 »
Warum ist er denn "Ausser Balance"? Weil ihn jemand geschubst hat? Das ist in der Tat besser als Schub. Weil er auf glattem Untergrund oder am Rande eines Abgrunds darum kämpft, nicht zu stürzen? Das kann eine Weile dauernd, da wieder festen Tritt zu bekommen, wenn er sich nicht darauf konzentriert, eben dies zu tun (= eine Overcome-Aktion gegen den Aspekt zu machen). Weil er eins aufs Ohr bekommen hat und das furchtbar klingelt? Das hält eine Weile an.

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Offline Boo

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Re: Fragen zu Aspekten im Konflikt
« Antwort #4 am: 31.01.2016 | 13:53 »
Ohne Anspruch darauf, die "richtige" Antwort zu geben:
Aspekte, die keinen Sinn mehr ergeben, verschwinden bei uns einfach. Wenn ein Charakter jemanden anderen mit vorgehaltener Waffe "In Schach hält", dann aber den Raum verlässt, dann macht der Aspekt keinen Sinn mehr und hört mit all seinen freien Invokes auf zu existieren.

In deinem Beispiel: Solange der Charakter sich im Zweikampf befindet, existiert der Aspekt "außer Balance" weiter, bis er überwunden wurde. Er ist dann eben dauerhaft in einer unvorteilhaften Lage, weil die Angriffe von rechts und links auf ihn einprasseln und er nicht wirklich wieder in den richtigen Rythmus kommt. Wenn seine Gegner sich mehrere Runden nicht für ihn interessieren, dann verschwindet der Aspekt.

Solange der Aspekt existiert, gilt (unter anderem - bestimmt gibt es auch noch weitere Möglichkeiten den Aspekt zu nutzen):
- Der Aspekt kann gegen den Charakter gereizt werden (z.B. wenn er "ausser Balance" über eine Schiffsplanke balancieren will, dann fällt er ins Wasser und erhält einen Fatepunkt)
- Der Aspekt kann passive Opposition bilden (z.B. wenn der Charakter aus dem Gefahrenbereich sprinten möchte, dann muss er gegen X würfeln, damit ihm das gelingt, obwohl er sonst keine Probe ablegen müsste)
- Invokes auf dem Aspekt können verwendet werden, um Schwierigkeiten um +2 zu erhöhen
- Einige Handlungen sind einfach nicht möglich, weil der Aspekt eben "wahr" ist (je nach Setting und Spielstil könnte z.B. ein Angriff mit Shoot nicht möglich sein, solange der Charakter "außer Balance" ist)

Offline Chruschtschow

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Re: Fragen zu Aspekten im Konflikt
« Antwort #5 am: 31.01.2016 | 13:56 »
Ohne Anspruch darauf, die "richtige" Antwort zu geben:
Aspekte, die keinen Sinn mehr ergeben, verschwinden bei uns einfach. Wenn ein Charakter jemanden anderen mit vorgehaltener Waffe "In Schach hält", dann aber den Raum verlässt, dann macht der Aspekt keinen Sinn mehr und hört mit all seinen freien Invokes auf zu existieren.

"Finally, if at any point it simply makes no sense for a situation aspect to be in play, get rid of it." aus Fate Core: Removing Or Changing An Aspect.
Tolles Setting, würde ich aber mit Fate spielen. Und jeder Thread ist ein potentieller Fate-Thread. :d

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Offline LordBorsti

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Re: Fragen zu Aspekten im Konflikt
« Antwort #6 am: 4.02.2016 | 17:03 »
Hallo!

Ich habe ein leichtes Verständnisproblem mit Aspekten, die in Konflikten erschaffen werden und nicht zeitgemäß genutzt werden.

Folgendes Beispiel soll helfen zu verstehen, was ich meine:
Zwei Kämpfer stehen sich gegenüber und beharken sich mit ihren Angriffen. Einer der beiden bringt den anderen aus dem Gleichgewicht und legt den Aspekt "Ausser Balance" auf ihn. Aus Gründen kommt er nicht dazu, diesen Aspekt sofort auszunutzen. Der Konflikt wogt weiter und mehrere Runden später, nachdem sich die beiden auch noch durch mehrere Zonen bewegt haben, liegt der Aspekt ja immer noch auf dem Gegner.

...

Kurze Antwort:
Aspekte müssen immer einem "Plausibilitätscheck" standhalten. Wenn zu irgendeinem Zeitpunkt ein Situationsaspekt keinen Sinn mehr ergibt, wird er gestrichen.


Lange Antwort:
Der Kämpfer ist "Außer Balance" wie beschrieben. Nun will er sich in eine andere Zone bewegen. Die Regel sagt, dass dafür eine Überwinden (Overcome) Aktion nötig ist, falls Hindernisse im Weg sind.

"Außer Balance" ist definitiv ein Hindernis um sich zu bewegen. Ergo legt der SL eine Schwierigkeit fest und berücksichtigt dabei "Außer Balance" und evtl. andere Situationsaspekte, die hier hinderlich sein könnten. Wenn der Kämpfer seine Überwinden Aktion zum bewegen schafft, bewegt er sich in die entsprechende Zone. Außerdem kann man jetzt den "Außer Balance" Situationsaspekt streichen, da sowohl auf narrativer Ebene als auch auf der regeltechnischen Ebende das "Hindernis" (Außer Balance) überwunden wurde.

Gerade in Konflikten ist die Überwinden (Overcome) Aktion eine gute Wahl um taktisch nervige/hinderliche Situationsaspekte zu entfernen.
« Letzte Änderung: 4.02.2016 | 17:05 von LordBorsti »
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Offline Bad Horse

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Re: Fragen zu Aspekten im Konflikt
« Antwort #7 am: 4.02.2016 | 18:07 »
Gerade in Konflikten ist die Überwinden (Overcome) Aktion eine gute Wahl um taktisch nervige/hinderliche Situationsaspekte zu entfernen.

Das wäre auch unter der Prämisse "Fiction First" sinnvoll. Ein Kämpfer, der "Außer Balance" ist, versucht doch plausiblerweise als erstes, seine Balance wiederherzustellen. :)
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