Thema: Habt ihr eine Runde der ihr hinterhertrauert?

[Deep_Impact]

Heute sind wir kleine System-Diven, das muss sich wieder etwas ändern.

Man kann das Rad aber nicht zurückdrehen. Das ist wogl mit dem Alter und Beziehungen vergleichbar. Wir haben immer mehr "Das will ich nicht"s angesammelt und darum schmeißt man früher die Flinte ins Korn und lässt sich nicht darauf ein, dass es eigentlich nicht darum geht eine Regelmechanik zu finden, sondern eine Geschichte. Verfügbare Zeit und der Mangel an "Fallenlassen" kommt dazu. Natürlich ist das Erlebnis intensiver gewesen, wenn man das ganze Wochenende durchgespielt hat.
Jetzt kotzt es mich schon an, wenn der erste nach zwei Stunden schreit: "Jetzt muss ich aber meinen Zug bekommen." Ich brauche einfach ein Weilchen um reinzukommen. Ein Stunde kann man eigentlich immer abrechnen fürs (OT)-Schnacken, Wiederaufholen und Reinfühlen.

[aingeasil]

Ich trauere meiner Adventure!-Runde hinterher.

Es lief nicht alles optimal, teilweise auch, weil der Spielleiter meinte, einige Entscheidungen treffen zu müssen, die zu dem jeweiligen Zeitpunkt ziemlich suboptimal waren und erst später den coolen Effekt gegeben hätten, den er sich gewünscht hätte - aber die Charaktere haben sich so schön gerieben, ohne aneinander zu zerbrechen, und haben gleichzeitig so gut zusammengepasst, dass es schon fast unheimlich war. Und Spieler haben auch mal ein Auge zugedrückt, weil ihnen ein Spielercharakter so gut gefallen hat, dass logische Konsequenzen auch mal ausgehebelt wurden. Auch bedingt durch das Pulp-Setting war hier vieles so angelegt, dass man mit größtmöglicher Freiheit agieren konnte, ohne dass es verheerend war, denn im Pulp gibt es immer eine Lösung.
Die Runde ist zerbrochen, weil es einfach im Sande verlief - Hauptsächlich weil es zeitliche Probleme bei Leuten gab, und dann mit den raren Terminen andere Systeme bespielt werden sollten. Obwohl sich fast jeder irgendwie positiv über die Runde aussprach, kam trotzdem nichts mehr zustande. Ähnliche Rundengefühle hatte ich immer mal wieder (also dass alles passt), aber ich hatte selten einen Charakter, der mir so leicht von der Hand ging, wie der Adventure!-Charakter.

Ansonsten tut es mir auch ein wenig weh, dass unsere Scionrunden weggebrochen sind - einfach weil ich gerne erlebt hätte, wie es weitergeht. Dafür kamen aber andere, interessante Runden hinzu.

[Achamanian]

Ich trauere meiner wöchentlichen DSA-Runde nach - auf allen Ebene dysfunktional, aber es war ein Grund, mit drei guten FreundInnen zusammenzukommen, und seit es die Runde nicht mehr gibt (unter anderem, weil die Dysfunktionalität auf allen Ebenen einfach zu krass wurde), sehen wir uns kaum noch ... außerdem kamen da durch Konflikte zwischen den Spielern und komischen Regelirrsinn neben wahnsinnig vielen nervigen Momenten auch einige großartige raus.

Noch mehr trauere ich der langjährigen, sehr unregelmäßigen Ashen-Stars-Runde nach, die war für mich einfach in so ziemlich jeder Beziehung toll - gemeinsame Agenda der Spieler, wahnsinnig viel kreativer Input von allen Seiten, ein Regelsystem, das uns nicht im Weg stand und hier und da (vor allem beim Raumkampf) auch für sich richtig Spaß gemacht hat ... immerhin, wir haben es zu einem tollen Staffel-Finale geschafft!

[Brakiri]

Ich trauere einer alten Runde hinterher, wo wir viel Spass hatten.
Wir haben öfters mal was Neues ausprobiert, neues System, anderes Setting und der Spielleiter war immer bereit sich einzuarbeiten unsere Sonderwünsche und Ideen zu unterstützen usw.
Ausserdem war es eine sehr entspannte Gruppe, wo man auch mal einen Fehler machen konnte, ohne gleich verarscht oder runtergemacht zu werden.

Hab mich da immer wohl gefühlt und es war sehr viel Spass dabei.

Sehr schade...

[Kardinal]

Ich trauere höchstens manchmal unserer damaligen Haltung nach.
Wir hatten mit den größten Bullshit-Systemen riesigen Spass. Heute sind wir kleine System-Diven, das muss sich wieder etwas ändern.

 

[Stagger]

Ich weine bis heute meiner ersten Rollenspielrunde hinterher. Das war soooooooooo cool!

Wir haben in den Schulferien eine Woche lang Lanparty gemacht (das war wenigstens der Plan) und am zweiten Tag meinte einer meiner Freunde von damals, dass wir ja auch Rollenspiel machen könnten. Da sah man über unser aller Köpfe hinweg nur ein "???"

Er erklärte uns dann das Prinzip und bot uns an, mal eben so als SL ein Basisregelwerk, einen selbstgeschriebenen Würfelgenerator und ein cooles Setting nach Wunsch zu erstellen. Wir haben uns dann auf dystopische Sci-Fi à la Blade Runner geeinigt. Das frisch programmierte Würfelprogramm funktionierte auch gut.

Ich spielte dann einen kleinkriminellen Dealer, meine beiden Kollegen einen Technikfritzen und einen Schrank mit schlechter Attitüde. Wir wurden ab einem gewissen Punkt in der Anfangsgeschichte verhaftet und mussten zusammen aus dem Komplex flüchten und untertauchen.

Letztlich haben wir auf die LAN gepfiffen und nur noch Rollenspiel für den Rest der Woche gezockt. Das haben wir dann immer in den Ferien für eine ganze Woche wiederholt bis uns alle nach Schulabschluss das Studium oder die Berufsausbildung ereilt hat. Lang ist's her. Geile Zeit damals! 

[Ginster]

Nein.

[Grey]

@Topic: "Eine"?

Insgesamt gab es damals drei MidgarD-Runden, denen ich noch heute hinterhertrauere. Die erste wurde von meinem großen SL-Idol geleitet, die zweite von meinem Bruder und die dritte von mir selbst.

Was hat sie ausgemacht?
Wieso ist es auseinandergegangen?
Glaubst du, dass du was ähnliches noch mal an Runde erleben wirst?

Was sie ausgemacht hat ... nun, es waren alles drei selbst erdachte Welten. Sie boten einen Riesenhaufen Freiheit, als Spieler seine eigenen Ideen einzubringen. Vor allem die Runde von meinem SL-Idol bestach durch ein zentrales Mysterium, das uns immer wieder in seinen Bann zog; der Mann war ein großartiger Geheimniskrämer. Den Reiz bei meinem Bruder machten die komplexen Konflikte aus bis hin zu einem irrsinnigen Gewissenskonflikt, den ich in Realzeit zwei Jahre lang mit mir selbst ausfocht. Und in meiner eigenen Runde riss mich einfach der Elan meiner Spieler mit; was die Runde aus Spielersicht ausmachte, müsste ich eher sie fragen.

Was heute leider schwierig ist, womit wir beim Thema sind, warum sie auseinandergegangen sind. Alle drei Runden fanden zu Uni-Zeiten statt. Als wir dann einer nach dem Anderen unsere Abschlüsse in der Tasche hatten und fortzogen, um in der Fremde unsere ersten Jobs anzutreten, zerfielen auch diese alteingesessenen Runden. Sie ließen sich aber auch nicht wiederbeleben, denn irgendwie hatte zur Stimmung dazugehört, dass wir alle noch Studenten waren -- jung, naiv, sorglos und unverdorben.

Ich habe die Hoffnung noch nicht ganz aufgegeben, etwas Ähnliches noch mal zu erleben, glaube aber eigentlich nicht daran. Schon gar nicht hier im RPG-Notstandsgebiet Stade. Aber auch sonst hat sich einfach zu viel verändert in der Rollenspielszene. Damals war es noch cool, Klischees zu brechen und auf den Kopf zu stellen. Heute gibt es gefühlt kein Klischee mehr, das nicht schon -zigmal gebrochen, in sein Gegenteil verkehrt und von innen nach außen gekrempelt wurde. Über die Populärkultur ist ein Bildersturm hinweggezogen wie eine ganze Hurricane-Saison. Zurückgeblieben ist ein vages Gefühl von Beliebigkeit bei jedem Motiv der Erzählkunst.

Trotzdem hoffe ich natürlich nach wie vor auf eine neue, coole Runde mit einem alles beherrschenden Mysterium ... mit dessen Aufdeckung ich, wie damals, als Spieler ein ganzes Jahrzehnt verbringen kann.

[Bad Horse]

Ich trauere eigentlich am meisten den Runden nach, die wir nicht fertig gespielt haben. Besonders zwei: Der "Heavenly Sentai"-Runde, in der wir halbgöttliche japanische Teenager spielten, und der "Römer vs. Nyx"-Runde, in der wir größtenteils Römer gespielt haben.

Beide sind irgendwann leider eingeschlafen. Ulkigerweise ging es in beiden Runden darum, die Titanen aufzuhalten; und leider habe ich in beiden Runden nicht herausgefunden, wie es denn nun ausgegangen wäre. 

[Orlock]

Oh ja, die gibt es. Eine echt große Truppe (7 Leute), mit denen es ebenso viel Spass ingame wie outgame gab. ...und viel Alkohol...
Irgendwann gab es persönliche Probleme, die dazu führten, das einige Spieler anfingen offen gegeneinander zu spielen.
Ewig hätte die Truppe nie überlebt (Alkohol...), aber sie ist doch früher auseinander gegangen als es nötig gewesen wäre.