Autor Thema: Gut-Böse Achse / Konzept  (Gelesen 1732 mal)

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Luxferre

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Gut-Böse Achse / Konzept
« am: 24.03.2016 | 08:33 »
Jaja, das leidige Thema.

Vorab: ich möchte es NICHT ausschließlich D&D-spezifisch diskutieren, okay? Deshalb auch hier und nicht im anderen Board.


Meine Fragen an euch:
wie handhabt ihr in euren Spielen das Gute und das Böse? Wie wirkt es sich regelseitig aus? Wie im direkten Charakterspiel? Spielt es überhaupt eine Rolle? Wie genau sind die Übergänge bei euch (fließend, verwaschen oder klar begrenzt)? Ist das Konzept der Gut-Böse-Achse bei euch elementarer Bestandteil der Spielwelt? Spielt es überhaupt eine Rolle?

Mich interessiert (ganz uneigennützig natürliuch ;) ), wie ihr das Thema umsetzt. Aus Spieler- und Spielleiter-Sicht.




Mein Sermon dazu:

Für mich spielt diese Achse eine wichtige Rolle.
Und D&D mit seinem Gesinnungssystem war mir ein guter Lehrmeister ... wie man es NICHT machen sollte!
Also habe ich mit Freunden und andernforums darüber schwadroniert und mache mir gerade ein konkretes Bild für meine eigene Fantasywelt, in der dieses Konzept eine wichtige Rolle spielen wird.

Viele Leute halten moralisch fragwürdiges Verhalten oder unehrenhaftes Verhalten schon für böse. Somit wäre die halbe realweltliche Menschheit bereits böse. Wenn nicht mehr.
Das sehe ich anders.
Für mich ist das "Böse" ein Konzept, das über das alltägliche Verhaltensmuster der normalen Menschen hinaus geht.
Gift benutzen ist nicht böse.
Jemanden im Kampf von hinten zu töten ist nicht böse.
Ohne abzuwarten mit Bogen oder Armbrust auf einen Nahkampf-Gegner zu schießen ist nicht böse.

Böse ist eine Überzeugung über das weltliche, mundane, profane hinaus. Wie eine religiöse Überzeugung, ein Antrieb/Trieb.
Es ist die Zerstörung der Schöpfung im Kleinen (ich zerstöre und töte in meinem Umfeld) oder im Großen (ich trachte danach die Schöpfung, die Welt zu zerstören).
Also Handlanger und deren Götter, Dämonen und Co.

Diese klare Abgrenzung macht das Spiel oberflächlich gesehen einfacher. Man hat ein klar definiertes Feindbild.
Pustekuchen!
Inhaltlich wird das sicherlich eine Rolle spielen, aber ...
ich finde gerade die Konflikte mit den Personen interessanter, die nicht klar der bösen Seite zuzuordnen sind. Jemand, der nicht aus purer Boshaftigkeit tötet. Jemand, der fiese Mittel im Kampf benutzt. Jemand, der einen Herrscher umbringt.
Denn dahinter stecken immer Motive, die das Spiel tiefer machen und breiter auffächern, Spannung erzeugen und zu weiteren Abenteuern/Handlungssträngen führen.

Soweit mal meine Sicht.

Offline LushWoods

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Re: Gut-Böse Achse / Konzept
« Antwort #1 am: 24.03.2016 | 08:43 »
Wir tendieren dazu das irgendwie ganz automatisch zu thematisieren.
Ich glaub der Mensch an sich neigt zu so einer Handlungsweise. Nicht nur im Rollenspiel.
D&D hat da nur auf etwas ganz Natürlichem aufgesetzt.
Umso interessanter wird es wenn ma nsich bewusst davon löst. Aktuell z.B. spielen wir AMP: Year One.
Das Spiel selber gibt sich schon sehr Mühe die einzelnen Fraktionen überraschend grau darzustellen. Und das versuche ich wiederum auszubauen.
Kommt gut und lässt die Spieler mal eher darüber nachdenken mit wem sie jetzt gemeinsame Sache machen.

Offline nobody@home

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Re: Gut-Böse Achse / Konzept
« Antwort #2 am: 24.03.2016 | 08:53 »
Soweit es mich betrifft, sind "gut" und "böse" einfach Begriffe, die die Leute gerne benutzen, um ihre persönlichen Vorlieben für allgemeingültig zu erklären. Damit tendiert auch ihr Informationsgehalt gegen Null, denn um sicher zu sein, was jemand mit "gut" oder "böse" eigentlich genau meint, muß ich erst noch mal nachhaken und mir das erklären lassen...und da könnte der Sprecher eigentlich auch gleich mit der Erklärung herausrücken und sich das verbale Totschlagskürzel komplett sparen.

Das heißt jetzt nicht, daß ich der Meinung bin, daß man Leute, die Dörfer überfallen und plündern, Waisenhäuser niederbrennen, und Hundewelpen als Fußballersatz verwenden, einfach mal machen lassen soll, weil man sie ja bloß nicht dafür verurteilen darf. Das wäre Blödsinn; Dinge zu beurteilen liegt nun mal mit in der menschlichen Natur und ist auch ab und zu eine ganz nützliche Eigenschaft. Nur: jetzt, wo ich diese Truppe mal ein bißchen beschrieben habe, macht es sie irgendwie besser oder schlimmer, wenn ich noch ein "ach ja, und böse sind sie auch!" obendrauf setze? ;)
« Letzte Änderung: 24.03.2016 | 08:56 von nobody@home »

Supersöldner

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Re: Gut-Böse Achse / Konzept
« Antwort #3 am: 24.03.2016 | 10:27 »
Mal ein Beispiel aus Splittermond : Der Wächter Bund kämpft nicht FÜR das Gute sondern GEGEN die Finsternis. Dabei opfern sie zwar ihr Leben für den Schutz der Welt. Aber sie kämpfe ohne Ehre oder Gnade  und lassen wenn es nötig sein sollte auch mal ein oder zwei Dörfer verschwinden um eine magisch Seuche ein zu dämme oder die Finsternis an der Ausbreitung zu hindern. Sie sind Helden aber ....Graue Helden . Was Realistisch ist. ,,Gute,, Helde sind zu verweichlicht und funktionieren nur ihn Comieheften.

Offline LushWoods

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Re: Gut-Böse Achse / Konzept
« Antwort #4 am: 24.03.2016 | 10:34 »
Auch ein  tolles Beispiel für einen etwas anderen Umgang mit Gut/Böse ist ein Charakterkonzept aus dem leider recht unbekannten Weird/Horror-RPG "In dark alleys".
Da gibt es ein spielbares Konzept, das sind im Prinzip reine Helden. Nur is es so das diese "Helden" ihre Kräfte aus 2heldenhaften Taten beziehen", dabei ist es aber egal ob diese Taten jetzt notwendig, gerechtfertigt oder moralisch einwandfrei vertretbar sind.
Sie fühlen ständig den Drang irgendwie heldenhaft zu agieren, ohne Rücksicht auf Verluste oder Kollateralschäden oder ob die Person gegen die sie jetzt vorgehen wirklich an etwas Schuld ist.
Sie werden so zu absoluten Fanatikern, die vielleicht in ihrem persönlichen Kreuzzug auch mal was tatsächlich "Gutes" tun.

Offline Ethelbeorn

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Re: Gut-Böse Achse / Konzept
« Antwort #5 am: 24.03.2016 | 10:36 »
Ich finde den Unterschied zwischen Ordnung und Chaos viel interessanter. Gerade bei politischen Szenarien findet die Auseinandersetzung eher zwischen diesen Polen ab.

Ein gutes Beispiel ist Game of thrones, wo sich die Charaktere immer wieder zwischen Ehre und Eid und individuellen Interessen entscheiden müssen.

Offline Chruschtschow

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Re: Gut-Böse Achse / Konzept
« Antwort #6 am: 24.03.2016 | 11:00 »
Je realistischer, desto ambivalenter. Das Genre macht's...

Auf der einen Seite der Achse gibt es Pulp, Superhelden und so richtig epische Epic Fantasy. Nazis sind Orks und Nazideutschland ist Mordor. Doktor X hat seinen Gedankenkontroll- und Todeslaser im Orbit, weil sein Kater dann besonders wohlig schnurrt, wenn Doktor X aus seiner Vulkanfestung aus den Befehl gibt, Furchen durch Großstädte zu ziehen. Alles ist einfach und die Gesinnung an der Farbe des Lichtschwerts oder Cowboyhutes erkennbar.

Dann gibt es semi-grau. Sword and Sorcery tendiert dazu. Hey, wir klauen wie die Raben, saufen wie Löcher, sind bei jeder Schlägerei dabei und insgesamt ziemlich raue Typen. Aber wenn Thurgulurgulak der glatzköpfige Dämonenbeschwörer seine tentakelbewehrten Freunde auf arme Zivilisten loslässt und man schon mal da ist... immerhin gibt's für den Epilog ein neues Love Interest und vielleicht etwas Geld aus Thurgulurgulaks Schatzkiste, das dann in zweifelhaften Investitionen (mehr Bier, Wein und Schnaps) rausgehauen werden kann. Man ist der Geist, der stets Gold will und stets das Gute schafft.

Und dann natürlich "realistisch". Es gibt kein Gut und Böse. Es gibt verschiedenste ethische Ansätze, gesellschaftliche Moralvorstellungen und so weiter, die gerne auch mal miteinander kollidieren. Klar, man befindet sich fortwährend in einer Rechtfertigungshaltung sich, seinen Gefährten und der Welt gegenüber. Man will natürlich das aus der persönlichen Sicht der Dinge "Richtige" tun. Aber wir hätten heute nicht diverse Religionen, politische Parteien, widerstreitende Nationen, Philosophie und so weiter, wenn das "Richtige" klar definierbar wäre... Darf ich den Geist eines sumerischen Kindermörders durch meinen Kollegen kanalisieren, damit der genug Saft hat, um diesen Widergänger zu zerlegen? Der Erfolg gibt mir recht, Kollege und Abteilungsleiter sind aber... not amused... Habe ich moralisch korrekt gehandelt? Rechtfertigt die Gefahr den Einsatz dieses Mittels? Das ist dann halt das andere Ende der Achse.
« Letzte Änderung: 24.03.2016 | 11:08 von Chruschtschow »
Tolles Setting, würde ich aber mit Fate spielen. Und jeder Thread ist ein potentieller Fate-Thread. :d

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Offline Rhylthar

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Re: Gut-Böse Achse / Konzept
« Antwort #7 am: 24.03.2016 | 11:13 »
Zitat
Und D&D mit seinem Gesinnungssystem war mir ein guter Lehrmeister ... wie man es NICHT machen sollte!
Ich mag das Gesinnungssystem, allerdings nur in Verbindung mit der Achse Rechtschaffen-Chaotisch.  :)

Und bei mir können "böse" NSC trotzdem eigentlich ganz nette Leute sein.
“Never allow someone to be your priority while allowing yourself to be their option.” - Mark Twain

"Naja, ich halte eher alle FATE-Befürworter für verkappte Chemtrailer, die aufgrund der Kiesowschen Regierung in den 80er/90er Jahren eine Rollenspielverschwörung an allen Ecken wittern und deswegen versuchen, möglichst viele noch rechtzeitig auf den rechten Weg zu bringen."

Für alle, die Probleme mit meinem Nickname haben, hier eine Kopiervorlage: Rhylthar.

Offline Chiarina

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Re: Gut-Böse Achse / Konzept
« Antwort #8 am: 24.03.2016 | 11:23 »
Ich sehe es ähnlich wie Chruschtschow.

Das extreme Schwarzweißdenken langweilt mich inzwischen unsäglich. So etwas habe ich keine Lust mehr zu spielen. Die beiden anderen Optionen (semi-grau und realistisch) finde ich in Ordnung.

Beim letzten Mal ein wenig irritiert war ich übrigens in dieser Sache beim Lesen des zweiten Atomic Robo Bandes, in dem verstärkt Nazis auftauchen und Kriegsgeschichten erzählt werden. Dort ist es so, dass ein paarmal die Nazis als Opfer des Systems gezeigt werden: Sie schreiben ihren Ehefrauen nach Hause, zeigen Gefühle, etc. Und eine Szene später kommt regelmäßig Atomic Robo, der strahlende Held, um die Ecke und bläst ihnen das Hirn aus dem Schädel. Klar, man kann sagen: Ist eben ´ne Parodie! Ich musste trotzdem etwas schlucken! Spannende Umsetzung des Gut-Böse-Konzeptes, die noch immer ein wenig in mir gärt.
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Offline LushWoods

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Re: Gut-Böse Achse / Konzept
« Antwort #9 am: 24.03.2016 | 12:56 »
Manchmal braucht's das aber.
The One Ring ohne Schwarzweiß wäre nicht das Gleiche.

Offline Chiarina

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Re: Gut-Böse Achse / Konzept
« Antwort #10 am: 24.03.2016 | 12:58 »
Um ehrlich zu sein: "Herr der Ringe" ist deshalb für mich auch ein relativ unattraktives Setting.
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Offline Yney

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Re: Gut-Böse Achse / Konzept
« Antwort #11 am: 24.03.2016 | 13:04 »
In meiner Welt ist Gut-Böse ein Element, das in unterschiedlicher "Dichte" vor allem in lebenden Wesen steckt. Genauso wie Feuer, Wasser, Erde, Luft, Licht etc., besitzt es feinste Strukturen und tritt fast nie rein auf. In gesunden normalen Lebewesen (Menschen, Elfen …) ist es immer ein Gemenge aus den beiden Seiten und damit könnte man höchstens sagen, in dem einen Menschen hat das Böse ein wenig mehr Übergewicht (oft auch nur zeitweise, wenn er z.B. stinksauer und dabei unnötig aggressiv ist) in einem anderen herrscht eher das Gute vor (vielleicht aber auch nur als "Schale" oder Hülle, die unterschwellige Aggression einschließt). Insofern habe ich eine Gut-Böse-Achse (ich nenne sie ethische Einstellung) in meinem System, die von -7 bis +5 reicht (eine normale Einstellung wollte ich nicht genau einmitten, sondern ich gehe idealistisch von einem eher positiven Durchschnittswert bei denkenden Zweibeinern aus). Das ist aber nicht wie ich es bei D&D erlebt habe ein Korsett, sondern lediglich eine grobe Richtlinie. Die ethische Einstellung kann sich ändern (meist ohne irgendwelche negativen Konsequenzen außer solchen im Spielgeschehen und die auch nur indirekt (der haut mich auf einmal grundlos, den mag ich nicht mehr)).
Die extremen Enden dieser Skala können in einem Wesen aus Fleisch und Blut nicht auftreten, denn sie würden das Element in reiner Form bedeuten. Auf diese Weise gibt es in meiner Welt sowohl all die gesellschaftlichen Interpretationsmöglichkeiten von "Gut" und "Böse" aber auch die extremen Formen, bei denen es buchstäblich elementar wird. In einer Phantasiewelt will ich persönlich Letzteres auch drin haben. Ich mag die Entwicklung von Charaktern und die Tatsache, dass nicht alles Schwarz und Weiß ist sehr, aber bei einem Untotenfürst, einer Ausgeburt des reinen Bösen, der das Land verdorren lässt und alles Lebende mit seinen Heerscharen niedermetztelt (gibt es bei mir nicht, aber zur Illustration) ginge mir eine ethische Grundsatzdiskussion ob er vielleicht einfach eine schlechte Kindheit hatte ein wenig zu weit - aber da bin ich rollenspielerisch vielleicht ein wenig altmodisch. ;)

Noir

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Re: Gut-Böse Achse / Konzept
« Antwort #12 am: 24.03.2016 | 13:11 »
Ich finde es inzwischen gar nicht so schlecht, wenn es neben den Personen, die grauer nicht sein könnten, auch deutlich gute und deutlich Böse Charaktere vorkommen. Ich liebe zwar meine Alte Welt (Warhammer), aber ab und zu wünscht man sich schon mal wieder ein paar NPCs, bei denen man weiß: "Alles klar, dieser weise alte Herr möchte uns anheuern, damit wir Gutes tun." und nicht "Alles klar, dieser weise alte Herr, möchte uns anheuern, damit wir Gutes tun oder damit wir die Welt ins Unglück stürzen und uns hinterher zu fressen." ;)
« Letzte Änderung: 24.03.2016 | 13:57 von Casey Jones »

Offline Chruschtschow

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Re: Gut-Böse Achse / Konzept
« Antwort #13 am: 24.03.2016 | 13:16 »
@Sagadur:
Du benutzt ja anscheinend ein recht ausgefeiltes System, um Charaktere auf einer Gut-Böse-Skala zu verorten. Wie legst du fest, mit welchen Handlungsweisen diese Werte korrespondieren? Welcher Wertekanon wird dem zugrunde gelegt?
Tolles Setting, würde ich aber mit Fate spielen. Und jeder Thread ist ein potentieller Fate-Thread. :d

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Offline bobibob bobsen

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Re: Gut-Böse Achse / Konzept
« Antwort #14 am: 24.03.2016 | 13:24 »
Ob als Spieler oder als Spielleiter überlasse ich die moralische Bewertung einer Handlung meinen Mitspielern. Besonders thematisieren tun wir das aber nicht. bei mir als spielleiter gab, gibt und wird es nie das Konzept von Böse oder Gut geben. natürlich gibt es Personen die überwiegend für das Gemeinwohl handeln und Welche die dagegen handeln. Das kann man als Gut und Böse bezeichnen ich mag aber lieber die Begriffe Egoistisch und Sozial.

Offline Isegrim

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Re: Gut-Böse Achse / Konzept
« Antwort #15 am: 24.03.2016 | 14:06 »
Auf der einen Seite: Ich mag "das Böse an sich" in Phanatstik und Rollenspiel eigentlich recht gerne. Auch wenn mir so mancher Rollenspielhintergrund etwas zu schrill rüber kommt oder einfach nicht meinen Geschmack trifft (zT Warhammer-Chaos, zT DSA-Dämonologie, Vampire sowieso und in jeder Form): Zu vielen (allen?) Mythen und Fantasy-Welten gehört, dass man einen Pakt mit dem Teufel schließen kann. Schon der Dramatik wegen, Faust, Freischgütz ua andere reale Werke wissen da schon, was sie machen.

Auf der anderen Seite finde ich Personen (menschen, Elfen, Klingonen etc), die einfach nur "gut" oder "böse" sind, weil sie es qua definitionem nun mal sind, zutiefst langweilig. Jack the Ripper, der Leute aufschneidet, weil er es halt kann und er drauf steht, taugt für ein Abenteuer oder auch für ne längere Kampagne, aber es ergibt erst mal und alleine keine interessante Frage. Natürlich ist das krank und widerwärtig ("böse"), aber wer wird da widersprechen? Der fiese Mörder ist ein Angehöriger der Oberschicht, und i-wer deckt seine Taten? Das klingt hingegend spannend.

In "mythischen" Szenarien kann sich für das Leute aufschneiden oder sonstwie böse Handeln eine neue Motivation ergeben: Wenn mit dem Blut der Aufgeschnitteten mächtige Zauber möglich sind, ergibt es pötzlich erheblich mehr Sinn als purer Sadismus. Und weitere Implikationen. Wir wissen ja alle, dass der Weg zur dunklen Seite der Macht der schnellere, einfachere ist. Und hat man dann erst mal den Pakt mit dem Dämon geschlossen ergibt sich der Spannungsbogen als dramaturgische Notwendigkeit.

Macht korrumpiert, absolute Macht korrumpiert absolut, ob mit oder ohne Ring; immer.
"Klug hat der Mann gehandelt, der die Menschen lehrte, den Worten auch der Anderen Gehör zu schenken."  Euripides

Offline Sethomancer

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Re: Gut-Böse Achse / Konzept
« Antwort #16 am: 24.03.2016 | 15:17 »
Ich hab immer ein Problem mit den Begriffen "Gut" und "Böse" weil die Einschätzung wer jetzt "gut" oder "Böse" ist meistens von der Seite des Betrachters abhängt. Ich meine es wird wohl Niemand (ausser ein paar freakigen Deathmetallern und Gothic´s mit MiWeKo) sich selbst und seine Agenda dem Bösen zuordnen. Ich find das meist recht flach, daher habe ich bei ein paar Runden mal angefangen, die Definition der Gesinnung von dem Hintergrund abhängig zu machen, sprich auf dergut-Böse-Achse wurde definiert nach der eigenen religiösen Überzeugung (was habe ich als Gute kennen gelernt was habe ich als Böse kennen gelernt) und somit wurde deie Drfinition welche Handlungen Gut oder Böse sind abhängig von dem Kodex des eigenen Glaubens. Folgerichtig wurde auzch das als Gut oder Böse erkannt (auch durch Zauber) was so durch den eigenen Kodex definiert wurde. Blödes (aber einfaches) Beispiel, wenn die Göttin Abstinenzia den Genuß von Alkohol als verboten/ sündig definiert hat werden Brauereien von ihren Anhängern als das "Böse" erkannt, also auch durch den Zauber "Böses entdecken" identifiziert.
Klingt kompliziert macht aber mit einer festen Runde dauerhaft mehr Spaß weil hat Grauschattierungen möglich sind und Gleichzeitig Schwarz-Weiß Sicht.
die Rechtschaffen-Chaotisch-Achse haben wir dann ähnlich gehandhabt, allerdings über die Klassen, so wahr es bei uns "Rechtschaffen" wenn ein Dieb etwas gestohlen hat (denn daß machen Diebe so in der Regel) und eher chaotisch wenn der Krieger pazifistische Anwandlungen bekam. Es definierte sich halt eher über die Regeln und Gesetzte die man erlernt hatte als über äussere Faktoren.
Mit One-shot- Runde funktioniert sowas natürlich nicht, weil jeder Spieler bereit sein muss seine eigene Sicht (bzw. die seines Charakters) über die beiden Achsen zu definieren.
Überzeugungen sind gefährlichere Feinde der Wahrheit als Lügen.

Friedrich Nietzsche

Daheon

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Re: Gut-Böse Achse / Konzept
« Antwort #17 am: 24.03.2016 | 15:45 »
Kommt ja auch immer drauf an, was man spielen will.
Normalerweise mag ich auch Charaktere, die komplex sind. Die aus guten Gründen (auch mal) Böses tun und umgekehrt.
Aber manchmal bricht dann auch der Buttkicker durch oder der Bedarf nach Weltflucht wird sehr groß, und dann reicht es ganz einfach, dass die Nazis die Abziehbilder des Bösen sind, damit ich weiß, wer jetzt was auf die Ömme kriegt.  :headbang:


Offline Yney

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Re: Gut-Böse Achse / Konzept
« Antwort #18 am: 25.03.2016 | 11:23 »
Zitat
Du benutzt ja anscheinend ein recht ausgefeiltes System, um Charaktere auf einer Gut-Böse-Skala zu verorten. Wie legst du fest, mit welchen Handlungsweisen diese Werte korrespondieren? Welcher Wertekanon wird dem zugrunde gelegt?

Hallo Chruschtschow,
so ausgefeilt ist das gar nicht. Aber Gut-Böse ist in meiner Welt nicht eine allein philosophische Frage (in menschlichen Bereichen kann man das genauso diskutieren wie in der realen Welt) sondern ein Strukturelement der Welt. Ein Ort kann ein Ort des Bösen sein, weil dort unsagbar grausame Taten Reste dieses Elements hinterlassen haben, das passend empfindungsfähige Wesen wahrnehmen können.

Der Regelteil für Spielerfiguren liest sich z.B. so:

Sadistisch (-5) (das Schlimmste, was in ein Wesen aus Fleisch und Blut "passt")
Ein Wesen, das nicht nur aus Prinzip Böses tut und keine Moral kennt, sondern das auch noch ein perverses Vergnügen bei diesen Taten empfindet, besitzt diese Einstellung.
Ein sadistischer Dieb denkt nicht nur an seine Bereicherung, sondern empfindet tiefste Zufriedenheit, wenn er weiß, dass seine Opfer leiden.

Hinterlistig (-2)
Auch einmal Freunde hintergehen und die eigene Familie im Stich lassen gehört durchaus zu den möglichen Optionen eines Charakters mit dieser ethischen Einstellung. Die Regeln von Moral und Gesetz werden meist als störend empfunden und zum eigenen Vorteil gebrochen. Es wird aber im Allgemeinen nicht offener Krieg gegen sie geführt.
Dies ist der typische Wert bei Dieben und Wegelagerern aber auch bei einem skrupellosen Händler.

Neutral (0)
Neutral bedeutet eine einigermaßen vernünftige Einstellung zu Gesetzen, Moral und Freundschaft. Man wird helfen, wo man kann und für einen guten Freund riskiert man auch etwas mehr, da man darauf vertraut, dass er dasselbe tun würde.

Selbstlos (+2)
Das Wohl Anderer, vor allem das von Vertrauten und Freunden, wiegt mehr als das eigene. Helfen und das Leid in der Welt zu mindern ist ein tiefes Bedürfnis für einen Charakter mit dieser Einstellung. Er versucht, das Gute in seinem Gegenüber zu erkennen und ist oft auch ein Idealist. Nur wenige Personen leben eine solche Einstellung konsequent ein Leben lang.
Ein Heiler, der mitten in einer von der Pest heimgesuchten Stadt ohne Rücksicht auf sein eigenes Leben die Krankheit bekämpft, könnte diese innere Einstellung besitzen.



Das ist schon alles. Die Spieler sollen sich selbst grob auf dieser Skala verorten, so dass es zur Vorstellung ihres Charakters passt. Strafen, wenn sie diesen einfach spielen, wie er sich richtig anfühlt, wird es nie geben. Manche Völker sind bei diesen Werten eingeschränkt und können tatsächlich nicht wirklich böse als Grundhaltung wählen.
Elfen dürfen z.B. nicht unter 0 liegen, man sollte sich also überlegen, ob einem dieses Elfenbild passt, wenn man einen spielen will. Aber das sehe ich ähnlich, wie die Tatsache, dass Gnome in meiner Welt keine etwas durchgedrehte technikbegeisterte Bastler sind.

Offline Rentin

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Re: Gut-Böse Achse / Konzept
« Antwort #19 am: 25.03.2016 | 14:31 »
Gut und Böse kann nur von einem einzelnen Wesen bewertet werden. Und zwar egal welches Wesen.
  • Ein Wesen mag es als gut und richtig empfinden einem anderen Wesen zu helfen.
  • Ein anderes Wesen sieht dies als falsch und vielleicht sogar als eine böse Tat an, weil durch diese Aktion dem Schwachen geholfen wird sich zu vermehren und das bringt schlechte Gene in die Rasse.
  • Während das eine Wesen einen Hinterhalt als bösartig ansieht sieht der im Hinterhalt dies nicht so, sondern eher als Überlegenheit seiner Planung.

Ich für meinen Teil sehe es so, wenn ich helfen kann, dann versuche ich es, weil ich das als richtig (oder gut) empfinde.

Als Beispiel nehmen wir mal ein reales Thema: Den Terrorismus
Die Terroristen werden von den meisten Nicht-Terroristen als böse angesehen.
Sie selbst (also die Terroristen) sehen das aber bestimmt nicht so.

Nächstes Beispiel: Attentäter
Vor einigen Jahren wurde ein deutscher,sogenannter Ex-Mafia-Killer im Stern (glaub ich) interviewt.
Dieser Attentäter hat zugesehen wie man Menschen ausgehungerten Schweinen zum Fraß vorwarf und hat sehr viele Auftragsmorde begangen. Er selbst hat zugegeben, das ihm das teilweise zuwider war, aber es war eben sein Job. Hätte er es nicht getan, wäre er wahrscheinlich selbst getötet worden.
Diese Person behauptete seine Taten und die seiner Vorgesetzten waren böse, aber er selbst war kein böser Mensch.

Verrückt, oder? Und dann noch solche Fantasy-Figuren wie der böse Zaubertränkebrauer aus Harry Potter.

Meiner Meinung nach kann gut/böse nicht in ein allgemeines Konzept gebracht werden, es liegt immer in den Augen des Betrachters.

Die Idee des alten Paladin (AD&D) fand ich damals gut. Im Nachhinein gefällt es mir aber eher, wenn sich Charaktere selbst derartige Beschränkungen auferlegen. Die daraus entstehenden Situationen, wenn ein Spieler sich eben nicht einfach wie ein Fähnchen im Wind drehen kann, sind meist interessanter als es andersherum wäre.

Aber auch die rein bösen/guten Personen bringen Farbe ins Leben. Und zwar meistens dann, wenn an ihren Idealen und Grundsätzen gezweifelt wird.

Ein gutes Spiel brauch von allem etwas. Den unsäglichen Fiesling, den strahlenden Ritter, welcher nie einen Fehltritt begeht und alle welche sich dazwischen aufhalten. Am Ende macht es die Umsetzung am Tisch. Ein ständig tadelnder Priester, das man schon wieder ein Gänseblümchen zertreten hat oder der die Gruppe auf Teufel komm raus davon abhalten will ein altes Grabmal zu betreten und dabei wüste Drohungen von sich gibt ist genauso nervig wie ein sadistischer Priester, der alle verwundeten Feinde nach einem Kampf mit dem Folterritual seiner Gottheit die Augen rausschneidet.

Keinen von beiden will ich gerne in meiner Runde dabei haben, sie halten das Spiel meist nur auf und zwingen die anderen Mitspieler dazu eine Lösung zu finden, welche genauso schwarz/weiß ist, wie der auslösende Charakter.
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Offline Erg

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Re: Gut-Böse Achse / Konzept
« Antwort #20 am: 26.03.2016 | 10:55 »
Die Bedeutung von gut und böse hängt sehr stark von System und Setting ab. Bei D&D sind gut und böse absolute Kategorien, da gibt es in der Regel keine relativen Anschauungen, und so spielen wir D&D auch (tatsächlich finde ich das hin und wieder ganz interessant). Bei Midgard gibt es Chaos&Finsternis als absolute Kategorie; für alle,die da nicht dazugehören, ist Grau meist die zutreffende Farbe. In unserer Rolemaster-Kampagne gibt es nix dergleichen, da sind fast alle eher Dunkelgrau. Und all das mag ich von Zeit zu Zeit, das Relative und das Absolute.

Offline Maarzan

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Re: Gut-Böse Achse / Konzept
« Antwort #21 am: 26.03.2016 | 11:24 »
So ein Verhalten ist außer bei Vollblutpsychopathen ja auch nicht allgemein sondern Zielgruppenspezifisch.
Zu der eigenen Gruppe mag jemand selbstlos bis zur Aufopferung sein, alle anderen sind dann vielleicht Feind oder Opfer.
Die Bewertung dürfte dann "zu Hause" und "draußen" erheblich voneinander abweichen.

Und da sind wir noch nicht einmal in "Dilemmagebiet". 
Storytellertraumatisiert und auf der Suche nach einer kuscheligen Selbsthilferunde ...