Ich habe nicht die Empfindung, dass Superheldenfilme von Kritikern gemieden werden oder nur nach Schema F bewertet (oder von Filmakademien ausgezeichnet oder eben nicht ausgezeichnet) werden. Sicher ist ein Gros der Bewertungen nach Schema F in der heutigen Zeit, weil selten die Zeit bleibt, sich im Detail mit einem Film auseinanderzusetzen, aber mit dieser Problematik lebt die gesamte Unterhaltungsindustrie, auch teils gewollt.
Aber diese bedächtigen Kritikerpersonen gibt es, sie gehen häufig nur im allgemeinen Lärm (bzw. der Schwemme durchschnittlicher und unterdurchschnittlicher Filmkritiken) unter. Und diese Leute gibt es auch in der Filmkritik für Superheldenfilme.
Ich erinnere mich daran, dass ich einst einen Artikel gelesen habe (war bei der BBC nach einem Interview mit Nolan), wo man sich ausführlich mit dem Werken M.C. Eschers und der Wirkung auf Nolan und seine Filme beschäftigt hat. Und die Filmkritik sich dementsprechend daran hochgezogen hat, wie Nolans Filme eine Art Arthouse-Eklektizismus im Hollywoodgewand sein. Und wie diese Synthese klappe, oder was das für das moderne Kino bedeutet. Das war allerdings in Bezug auf Interstellar.
Bezüglich Nolan - um nochmal auf den direkten Superheldenfilm einzugehen - erinnere ich auch einige sehr ausführliche und in die Tiefe gehende Kritiken zur Dark Knight-Trilogie, die sich eben sehr mit Nolans Interpretation von Batman beschäftigte und wie diese Filme, in einer Zeit, in der die klassischen Superheldenfilme wieder gefragter wurden, das Genre ein Stück weit konterkarierte. Die eben überaus fasziniert waren davon, dass Batman für sie ein plausibler Antiheld ist und mit jedem Teil zunehmend wurde. Und - nach einer von vielen Lesarten - die ganze Prämisse des Superheldentums in Frage gestellt wurde.
Und noch mehr erinnere ich mich, an kollektive Kritiker-Enttäuschung, als Nolans Mitwirkung an Man of Steel nicht dafür sorgte, aus dem klassischen Superman-Bild und Superman-Film auszubrechen. Diese Kritiken waren aber bei weitem nicht alleine auf die visuelle Schaubarkeit des Films bezogen, sondern bezogen sich auf Rahmen, Wirkung und teils auf die "Soziologie des Superhelden".
Ich für mich persönlich muss allerdings auch feststellen, dass meine Müdigkeit dem Genre gegenüber schon immer sehr ausgeprägt gewesen ist und ich nur ein Bruchteil der neuen Superheldengeneration gesehen habe. Deswegen kann ich im Detail sicher nicht für jeden Film sprechen, denn so fallen die meisten Iron Man, Avengers und Gedöns-Geschichten für mich raus, weil sie für mich persönlich weitestgehend unschaubar waren (I look at you, Thor!).
Und ich konsumiere sicher auch einiges - um in der Metapher zu bleiben - an McDonalds/BurgerKing-Filmen. Allerdings sind die Superheldenfilme für mich eher der Filet-o-Fish, eben ohne echten Fisch*.
Aber gerade deswegen bin ich an ernsthafter Kritik zu diesen Filmen interessiert und muss sagen, dass ich sie zu fast allen mich interessierenden Superheldeneskapaden auch gefunden habe.
* Ich bin mir über den Urban Legend-Charakter dessen bewusst. So ist das sicher auch 'ne Urban Legend, dass Superheldenfilme recht platt sind.